Nationalsozialismus; Aktion T4
Nationalsozialismus:
Euthanasie: "Aktion T4"
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Euthanasie: allgemeine Definition
• Euthanasie (griech.) - Begleitung in den Tod -
"Aktion T4": allgemeine Definition
• Als Aktion "T4" bezeichneten die Nazis ihr Euthanasie - Programm
• Benannt nach dem Standort Ihrer Zentrale in der Tiergartenstraße 4 in Berlin sollte "T4" und seine verschiedenen Dienststellen für eine rationelle Durchführung der Euthanasie - Aktionen sorgen und die KdF, die im Hintergrund arbeitete, vertuschen.
"T4" war eigentlich nur für Erwachseneneuthanasie zuständig, jedoch in der Praxis galt auch die Kindereuthanasie als ein Teil davon.
Die "Aktion T4" musste selbst vertuscht werden und dazu rief die KdF vier Tarnorganisationen ins Leben.
Aufbau von "T4"
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Nur über diese Scheinorganisationen korrespondierte sie mit Regierungsbehörden, Gesundheitsämtern, Anstalten, Angehörigen der Pflegebedürftigen etc.
Ziele dieser Vernichtungsaktion
• Durch die Beseitigung aller körperlich und geistig behinderten, als minderwertig betrachteten Menschen in Deutschland ab 1940 wollte man die Ausbreitung minderwertigen Erbgutes verhindern und die Schaffung eines rassereinen Volkes fördern.
• Dazu zählten Juden, Sinti, Roma und Behinderte.
Leitung und Planung
• Die Leitung der Massenmorde übernahm die "Kanzlei des Führers der NSDAP".
• Brandt und Bouhler waren ab 1939 Hitlers "Euthanasie" - Beauftragte.
• Brandt wurde im Krieg zum Generalkommissar des Führers für Sanitäts - und Gesundheitswesen ernannt.
• Philip Bouhler war Euthanasie Beauftragter Hitlers und trat nach außen als "Geschäftsführer der Gemeinnützigen Stiftung für Anstaltspflege" auf.
• Der KdF - Funktionär Viktor Brack war mit der Durchführung der Erwachsenen - Euthanasie beauftragt. 1942 verließ Brack die KdF.
• Als neuer Manager übernahm Blankenburg die Leitung von "T4".
Vorgehensweise
• Am 1. September 1939 ermächtigte Hitler deutsche Ärzte, psychisch Kranke und Behinderte Menschen nach bestimmten Kriterien "Aktion T4" ermorden zu lassen.
• Ende Oktober 1939 gab Hitler dem Chef der Führerkanzlei Philip Bouhler und seinem Begleitarzt Dr. Karl Brandt den Auftrag auch nach menschlichem ermessen unheilbar Kranken den "Gnadentod" zu gewähren.
• Per Gesetz wurden ab 1939 Hebammen, Ärzte, Gemeindeschwestern und Anstaltsleiter verpflichtet, alle Neugeborenen mit Mißbildungen den Gesundheitsämtern zu melden.
• Behinderte Kinder und Erwachsene wurden per Meldebogen erfasst.
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Erfasste Kinder wurden dann unter dem Vorwand besonderer ärztlicher Betreuung in "Kinderfachabteilungen" eingewiesen um dort nach kurzer Zeit ums Leben gebracht zu werden.
Erwachsene die als Geisteskrank galten, wurden aus den Familien geholt mit der Begründung sie in speziellen Kliniken therapieren zu wollen. Jedoch kamen sie sogleich in Vernichtungslager um dort nach einer kurzen Untersuchung zu "produktiver" Arbeit herangezogen oder sogleich mit CO getötet und eingeäschert zu werden.
Arbeitsschema der "Aktion T4"
• Sämtliche potentiellen Opfer der Aktion (d. h. sämtliche Patienten von Heil - und Pflegeanstalten) wurden zunächst an ihrem Aufenthaltsort statistisch erfasst und einer Zentrale (nämlich der "T4") zur Kenntnis gebracht.
• In der Zentrale wurde - und zwar auf Grund von Soll - Zahlen - festgelegt, welche erfassten Personen zu töten waren.
• Eine zentral gesteuerte Transportorganisation bestimmte Stärke und Zeitpunkt der einzelnen Transporte vom Aufenthaltsort zu den von der errichteten besonderen Tötungsstätten.
• Unmittelbar nach Ankunft an der Tötungsstätte wurde den ahnungslosen Opfern vorgetäuscht, dass sie gebadet werden sollten. Sie wurden angehalten, sich zu entkleiden und in eine als Baderaum getarnte Gaskammer getrieben, Dort wurden sie durch Gas erstickt.
• Die Leichen der Opfer wurden umgehend beseitigt, nachdem man ihnen die Goldzähne herausgebrochen hatte.
Mögliche Tötungsarten bei Kindern
• Durch Verhungern
• Beimischung von Medikamenten in Ãœberdosis dem Essen oder Getränken
• Sehr selten auch als Injektion
Grund: Ärzte wollten eine "natürliche" Todesursache feststellen. Und das ging nur durch Verabreichung von Barbituraten oder Sedativum, die beide zu medizinischen Komplikationen führten.
Mögliche Tötungsarten bei Erwachsenen
• Durch Vergasung mit CO, später auch aus Kostengründen mit "Zyklon B" - Giftgas.
Offizielle "Euthanasie" - Beendigung vom 24. August 1941
Mit der Predigt des katholischen Kardinals Graf von Galen in Münster am 3. August 1941 in der die "Aktion T4" als Massenmord betitelt wurde, kam es im Reich zu erheblichen Unruhen und um weitere Ausschreitungen zu unterbinden musste Hitler im August 1941 Karl Brand den Befehl geben, die Aktionen in den Mordzentren sofort zu beenden.
Damit endete die erste Phase der Erwachseneneuthanasie, in der 70.273 Personen desinfiziert wurden.
"T4" vergaste zwar niemanden mehr in ihren Anstalten, jedoch ging die Bestandsaufnahme der möglichen Opfer ungehindert weiter um nach einer möglichen Wiederaufnahme sofort wieder beginnen zu können.
Inoffizieller Fortgang der Maßnahmen
Jedoch Hitler sagte, dass die Arbeit des "Reichsausschusses" (Tarnorganisation der Kindertötung) weitergeführt werden könne. Dieser bearbeitete jedoch nur Kinder bis zum vollendeten dritten Lebensjahr. Um jedoch auch ältere mit einzubeziehen, wurde das Alter auf 16 bis 17 Jahre erweitert um einen gewissen Ersatz zu schaffen.
Später wurde fast das ganze Team der "T4 in Triest (Italien) neu eingesetzt um lebensunwertes Leben zu katalogisieren und im Zusammenhang mit der "Endlösung der Judenfrage" diese Menschen dann nach Auschwitz zu überführen.
Fazit
• Insgesamt wurden 28 Tötungsanstalten im In - und Ausland eingerichtet.
• Bis zum offiziellen Ende der Euthanasie - Maßnahmen am 24. August 1941 wurden 70.273 Opfer namentlich erfasst.
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• Die tatsächliche Anzahl der Opfer wird jedoch auf über 150.000 Menschen geschätzt.
• Die "Euthanasie" - Maßnahmen begannen in Hartheim und Bernburg, setzten sich fort in Treblinka, Sobibor und Belzce und endeten in Auschwitz.
Legende:
KdF = Kanzlei des Führers
Desinfektion = Verarbeitung lebender Menschen in weniger als 24 Std. zu Asche.
CO = Kohlenmonoxid
RAG = Reichsarbeitsgemeinschaft Heil - und Pflegeanstalten
GEKRAT = Gemeinnützige Kranken - Transport GmbH
Eglfinger Hungerhäuser = Anstalt, die dazu diente ihre Patienten verhungern zu lassen.
(Die Verköstigung mit Fleisch - und fetthaltigen Produkten war streng untersagt).
Quellennachweis:
"Nazimordaktion T4" - F. K. Kaul - VEB Verlag Volk und Gesundheit Berlin
"Dokumente zur Euthanasie" - Ernst Klee - Fischer Taschenbuch Verlag
"Euthanasie im NS - Staat" - Ernst Klee - Fischer Taschenbuch Verlag
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