Der Besuch der alten Dame

DER BESUCH DER ALTEN DAME

eine tragische Komödie von Friedrich Dürrenmatt (1921 bis 1990), uraufgeführt in Zürich 1956

Andere Werke u.a: Der Richter und sein Henker
Der Verdacht
Die Ehe des Herrn Mississippi
Die Physiker


In der Kleinstadt Güllen hat sich die amerikanische Ölmultimillionärin Claire Zachanassian, geborene Wäscher, zu Besuch angesagt. Die Stadt ist in den letzten Jahren immer mehr verarmt, und so sehen die Einwohner diesem Besuch mit einigen Erwartungen entgegen. Mann erinnert sich zudem an eine alte Liebesgeschichte zwischen der jungen Claire Wäscher und dem Herrn Ill und hofft, dass die Multimillionärin dem Ort schon deshalb freundlich gesinnt ist.


Als nun Frau Zachanassian mit großem Gefolge im Ort eintrifft und sich weder von der Rede des Bürgermeisters noch durch die Erinnerungen des einstigen Liebhabers Ill beeindrucken lässt, begreift man bald, dass sich Claire in eine resolute, eigenwillige, unromantische Dame verwandelt hat, die nur nach Güllen gekommen ist, um ihren Racheplan auszuführen: Einst hatte Herr Ill - mit Hilfe falscher Zeugen - einen Vaterschaftsprozeß gegen sie gewonnen. An den beiden falschen Zeugen, die sie in verschiedenen Erdteilen aufzuspüren wußte, hat sie bereits Rache geübt: geblendet und entmannt begleiten sie die Millionärin, der Richter von einst ist zu ihrem Butler geworden.


Ohne Umschweife fordert sie nun vom Bürgermeister den Tod Ills und ist dafür bereit, der Gemeinde eine größere Geldsumme zu überlassen. Zunächst reagieren die Einwohner von Güllen mit Entsetzen, doch im Laufe der Zeit rechnet jeder schon mit der ihm zufallenden Geldsumme, wenn gleich auch die Harmlosen vielleicht hoffen, die alte Dame noch von ihrem Vorhaben abbringen zu können. Herr Ill sieht sich durch die Kauflust der Leute in seinem Todesurteil bestätigt. So kommt es, dass Ill am Schluß den Tod erleiden muss, an dem eigentlich alle beteiligt sind. Der Arzt schreibt "Herzschlag" auf den Totenschein und die alte Dame reist, mit dem Objekt ihrer Rache im Sarg, den sie bereits mitgebracht hat, ab. Im Ort wird sie wegen ihres Geldregens als Wohltäterin gepriesen.

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