Minnesang


Minnesang

    Entstehung des Minnesangs
ritterlich höfische Liebeslyrik und Liedkunst von 1150 - Anfang 15. Jh
1160 Entstehung erster Minnelieder in Deutschland und Österreich
Unterteilung in 5 Epochen:
1150 - 1170 früher donauländischer Minnesang (erster Minnesänger: Herzog Wilhelm IX. von Aquitanien)
1170 - 1200 Minnesangs Frühling (z.B.: Heinrich der Vogler)
1200 - 1230 Höhepunkt des Minnesangs (z.B.: Wolfram von Eschenbach; bedeutendster Minnesänger: Walther von der Vogelweide)
1230 - 1300 Wende des Minnesangs (von Hoher zu Niederer Minne)
14./15. Jh. Später Minnesang (letzter Minnesänger: Oswald von Wolkenstein)

2. Drei Arten des Minnesangs
Hohe Minne
Niedere Minne
Ebene Minne

Ständische Gebundenheit

Wegfall der sozialen Schranken
Gesellschaftliche Gleichberechtigung der Partner

Verdrängung des Sexuellen

Alleinherrschaft des Sexuellen

Bekenntnis zur Sexualität

Verpflichtung auf einen unpersönlichen normativen Tugendkatalog
Ethische Unverbindlichkeit
Sittlich - personale Bindung der Partner
Unwirkliche Erhabenheit der Frau
Unterschicht, oft Dirnenmilieu
"Aufhebung" der sozialen Grenzen
"Frouwe"
"Wip"
"Wip" als "Frouwe"

3. Musikalischer Aufbau und Ãœberlieferung
Sequenzprinzip; Dichter ist gleichzeitig Komponist der Begleitung; normalerweise jedes Lied eigene Melodie; geschrieben in Kirchentonarten; notiert in Choralnotation; zuerst einstimmig, dann 1380 Polyphonie; Oratorischer Rhythmus; In prunkvollen Sammelhandschriften überliefert; bedeutendste: Große und Kleine Heidelberger Handschriften; Begleitung durch Dichter selbst oder Spielleute auf Fiedel, Laute oder Harfe; keine Überlieferung der Instrumentalbegleitungen, da meistens improvisiert.

4. Walther von der Vogelweide
vermutlich 1170 in Wien geboren, entstammt einem Rittergeschlecht; am Hof der Babenberger Erlernung des Minnesangs Lehrer: Reinmar von Hagenau; Reisen nach Köln, Meißen, Passau; Sängerwettstreit auf der Wartburg

Ein Referat von Christopher Vickers gehalten am 21.12.1999

Quellen: Internet, Brockhaus, Musik Lexikon (H.J. Moser), Tabellen zur Musikgeschichte

Minnesang


1. Entstehung des Minnesangs:
Unter Minnesang versteht man die ritterlich höfische Liebeslyrik und Liedkunst von 1150 - Anfang 15 Jh.. Der Minnesang erwuchs teils der Gregorianik teils als Nachahmung des französisch - provencalischen Troubadourwesens und teils aus volkstümlicher Sangeslust.
Der erste Sänger von dem wir wissen ist Herzog Wilhelm IX. von Aquitanien, der im provenzalischen Sprachraum im Einflußgebiet der Troubadours aktiv war. Um 1160 entstanden dann in D und Ö die ersten Minnelieder.
Im Gegensatz zu den französischen Liebesliedern stehen die ältesten dt. Liebeslieder in der Tradition der heimischen volkssprachlichen Dichtung.
Man teilt den Minnesang in 5 Epochen:
1150 - 1170 früher donauländischer Minnesang (z.B.: Herzog Wilhelm IX. von Aquitanien und Bernart von Ventadorn)
1170 - 1200 Minnesangs Frühling (z.B.: Heinrich der Vogler)
1200 - 1230 Höhepunkt des Minnesangs (Folie Wolfram von Eschenbach, Reinmar von Hagenau, Walther von der Vogelweide bedeutendster Minnesänger)
1230 - 1300 Wende des Minnesangs (Hoher Minne zu Niedere Minne)
14./15. Jh. Später Minnesang (Oswald von Wolkenstein, letzter Minnesänger)
Mit dem Verfall der höfischen Kultur und dem Aufsteig des städtischen Bürgertums wird der Minnesang Ende des 14 Jh. vom Meistergesang abgelöst.

2. Die Formen der Minne: Hohe Minne; Niedere Minne; Ebene Minne

Folie Die Hohe Minne, die als erstes da war, sah so aus, dass ein Ritter die unerreichbare höfische Dame ohne Aussicht auf Erfolg ansingt. Es ist also ein bloßes Rollenspiel. Die hohe Minne wurde ausschließlich vor dem oberen Adel aufgeführt meistens bei Reichstagen oder andren Festlichkeiten. Die Texte waren anspruchsvoll und nicht vulgär eben gehoben. Walther von der Vogelweide erkannte das diese Form des Minnesangs Quatsch war und entwickelte so die Niedere Minne. Bei der Niederen Minne, die oft vom einfachen Volk praktiziert wurde, wurde man dann schon deutlicher und das Sexuelle stand voll im Vordergrund. Die Texte waren niveaulos und fürs Volk sehr amüsant und verständlich. Manchmal konnte es vorkommen das nach dem Vortragen der Niederen Minne oft auf Volksfesten es zu regelrechten Orgien ausartetet.
Als Zwischenstufe zwischen der Niederen und Hohen Minne gibt es die Ebene Minne die durch eine Gesellschaftliche Gleichstellung gekennzeichnet ist.





3. Musikalischer Aufbau

Man übernahm das Sequenzprinzip. Selten waren Formen mit Refrain zu finden. Allerdings gab es Vor -, Zwischen - und Nachspiele. Die Dichter erfanden die Melodien der Lieder selbst. Normalerweise hatte jedes Lied seine eigene Melodie, dennoch war auch die Übernahme fremder Melodien möglich. So wurden viele romanische Melodien wegen ihrer Beliebtheit nachgesungen. Die Lieder sind entweder in Kirchentonarten oder in F - Dur geschrieben und in Choralnotation notiert. Sie waren anfangs einstimmig, die erste Polyphonie (Mehrstimmigkeit) kam 1380 vor. Der Rhythmus ist durch die Choralnotation der meisten Melodien nicht eindeutig auszumachen. Man nimmt an, dass, ohne jedes strengere Taktmaß, die Lieder im "Oratorischen Rhythmus" des gregorianischen Gesangs gesungen wurden. Es besteht auch die Möglichkeit, dass sich der Rhythmus nach dem Versmaß des Textes richtete. Mangels Quellen ist die Entwicklung der Melodien nicht zu belegen. Sie wurden meistens improvisiert.

4. Ãœberlieferung der Minnelieder

Die Minnelieder sind meist in Sammelhandschriften überliefert, deren bedeutendste die Folie Große und Kleine Heidelberger Handschriften aus der 1. Hälfte des 14Jh. sind. Diese sind prunkvoll ausgestaltet und auf Mittelhochdeutsch. Sofern die Dichter sich nicht selbst begleiteten, was die Regel war, wurden sie von Spielleute oder Jongleure, auf Folie Fiedel, Laute oder Harfe begleitet. Aufzeichnung von Instrumentalbegleitungen gibt es nur vereinzelt..

5. Walther von der Vogelweide

Folie Walther von der Vogelweide war der bedeutendste Minnesänger und Spruchdichter des Mittelalters. Stammt aus dem Rittergeschlecht. Man glaubt, dass er 1170 in Wien geboren worden ist. Er begann seine Karriere am Hof der Babenberger in Wien, wo vermutlich Reinmar von Hagenau sein Lehrer war. Nach dem Tod seines Herrn reiste er viel herum unter anderem nach Thüringen, Meißen, Köln, Bayern, Passau und Kärten. Er nahm auch am Sängerwettstreit auf der Folie Wartburg Luther teil. Er bekam dann von Kaiser Friedrich II ein kleines Lehen bei Würzburg. Er starb um 1230. Von ihm sind rd. 500 Strophen überliefert. Seine Lieder und Sprüche handelten oft von Politik und der Frage nach dem richtigen Herrscher. Im Minnesang war er wie schon erwähnt revolutionär da er ja die niedere Minne entwickelt hat. Folie "Unter der Linde"

6. Minnesang heute

Der Bundesverband Minnesang hat nach eigenen Angaben den Zweck, die Werte des Minnesängers zu erforschen, zu erschließen und zu sammeln, zu schützen und zu pflegen, sowie Geselligkeit, Lebensfreude und insbesondere den Minnesang unter jungen und alten Menschen in jeder Form zu fördern und neu zu beleben. Er tut dies dadurch, indem er in regelmäßigen Abständen Bundestage Folie abhält und eine Vereinszeitung herausgibt.

Walther von der Vogelweide
"Unter der Linde"

(Das Gedicht wurde im Zeitraum von 1190 - 1202 geschrieben)



Mittelhochdeutscher Text:

Under der linden an der heide
dâ unser zweier bette was,
dâ muget ir finden schône beide
gebrochen bluomen unde gras.
5 vor dem walde in einem tal,
tandaradei,
schône sanc diu nahtegal.
Ich kam gegangen zuo der ouwe:
do was mîn friedel komen ê.
10 dâ wart ich empfangen, hêre frouwe,
daz ich bin saelic iemer mê.
Kuster mich? wol tûsentstunt:
tandaradei,
seht wie rôt mir ist der munt.
15 Dô het er gemachet alsô rîche
von bluomen eine bettestat.
des wirt noch gelachet inneclîche,
kumt iemen an daz selbe pfat.
bî den rôsen er wol mac,
20 tandaradei,
merken wâ mirz houbet lac.
Daz er bî mir laege, wessez iemen
(nu enwelle got!), sô schamt ich mich.
wes er mit mir pflaege, niemer niemen
25 bevinde daz, wan er unt ich,
und ein kleinez vogellîn:
tandaradei,
28 daz mac wol getriuwe sîn.








Neuhochdeutsche Ãœbersetzung:

Unter der Linde auf der Heide,
wo unser beider Lager war,
da könnt ihr sorgfältig gepflückt
gebrochen finden die Blumen wie auch das Gras.
5 Vor dem Wald in einem Tal,
tandaradei,
herrlich sang die Nachtigall.
Ich kam gegangen zu der Aue,
da war mein Liebster mir schon zuvorgekommen.
10 Da ward ich empfangen, gnädige Jungfrau,
dass ich für immer glücklich bin.
Ob er mich küsste? Wohl tausendmal:
tandaradei,
seht, wie rot mein Mund ist.
15 Da hatte er so herrlich ein Bett aus Blumen bereitet.
Darüber wird sich noch mancher von Herzen freuen,
wenn er des gleichen Weges kommt.
An den Rosen kann er wohl,
tandaradei,
20 sehen, wo mein Kopf gelegen hat.
Dass er bei mir lag, wüsste es jemand
(Gott verhüte es!), ich schämte mich.
Was er mit mir tat, niemals soll jemand
das erfahren, als er und ich
25 und ein kleines Vögelein,
tandaradei,
27 das wird wohl verschwiegen sein.


Der Minnesang
Vergleich der drei Ausgestaltungsformen der Minne

Hohe Minne
Niedere Minne
Ebene Minne
Ständische Gebundenheit
Wegfall der sozialen Schranken
Gesellschaftliche Gleichberechtigung der Partner

Verdrängung des Sexuellen

Alleinherrschaft des Sexuellen

Bekenntnis zur Sexualität

Verpflichtung auf einen unpersönlichen normativen Tugendkatalog
Ethische Unverbindlichkeit
Sittlich - personale Bindung der Partner
Unwirkliche Erhabenheit der Frau
Unterschicht, oft Dirnenmilieu
"Aufhebung" der sozialen Grenzen
"Frouwe"
"Wip"
"Wip" als "Frouwe"



























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