Naturalismus
Definition des Begriffs:
Im Allgemeinen die Bezeichnung für jegliche Art von Literatur, die ohne Stilisierung, Überhöhung oder Beschönigung außersprachliche Wirklichkeit exakt abzubilden sucht. Im Besonderen benennt der Begriff eine europäische Literaturströmung der Moderne zwischen 1870 und 1900, die auf eine naturgetreue Widerspiegelung der empirisch erfassbaren Realität abzielte und eine bis dahin unbekannte Hinwendung zur sozialen Umwelt (vor allem der ärmeren Bevölkerungsschichten) vollzog. Der Naturalismus nahm in Frankreich und Skandinavien seinen Anfang und ging u. a. mit seiner gesellschaftskritischen Tendenz über die Bestrebungen des bürgerlichen bzw. poetischen Realismus weit hinaus.
Zu den wichtigsten philosophischen Richtungen und Theorien der Zeit zählen:
Der Positivismus
Der Positivismus des französischen Philosophen August Comte übte starken Einfluß auf die naturalistischen Autoren aus. Der Positivismus lässt nur die
Naturwissenschaften als Wissenschaften gelten. Sie allein beschäftigen sich mit dem "Positiven", d.h. mit dem Erfahrbaren und Beweisbaren.
Die Evolutionstheorie
Die Evolutionstheorie von Charles Darwin besagt, dass die höher organisierten Lebewesen sich aus einfacher organisierten entwickelt hätten und der Mensch das vorläufig letzte Glied dieser lückenlosen Entwicklung sei. Darwin sah im Kampf ums Dasein und der natürlichen Zuchtwahl den Motor dieser Entwicklung.
Merkmale der Stilrichtung:
- Sekundenstil
- Dialekt
- neue Stoffe, z.B. soziale Fragen
Wichtige Autoren der Epoche und ihre Werke:
- Henrik Ibsen: Ein Volksfeind
- Fjodor Michailowitsch Dostojewskij: Der Idiot
- Gerhart Hauptmann: Bahnwärter Thiel, Die Weber, Die Ratten
- Émile Zola: Der experimentelle Roman, Les Rougon - Macquart
- Arno Holz: Phantasus
- Johannes Schlaf: Frühling
- Guy de Maupassant: La parure
- Karl Bleibtreu: Die Revolution der Literatur
- Helene Böhlau
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