Der Nibelungenmythos im 19. Und 20. Jahrhundert
Bei näherer Betrachtung, stellt sich der Nibelungenmythos immer als eine politisch motivierte und ideologische Aktualisierung des Originals dar.
Da es nicht von der Entstehung, sondern vom Untergang eines Volkes berichtet, mussten die einzelnen Charaktere, allen voran Siegfried, zur Herauslösung einer nationalen Ideologie herhalten.
Im frühen 19.Jahrhundert, in der Zeit der Napoleanische Kriege, wird das Nibelungenlied zum ersten mal zum Nationalepos, da der angesichts der polit. Lage notwendig war.
Um 1810 wird es vom berliner Professor Heinrich von der Hagen aktualisiert. Jetzt wird vom unvertilgbarem "Deutschen Charakter" gesprochen. Die Nationaltugenden, allen voran "Treue bis in den Tod", werden ausgebildet. Siegfried wird nun zum Symbol nationaler Identität, der Deutschland von fremdem Gewürm befreien soll.
Bis zur Reichsgründung 1871 verebbt die Begeisterung, doch dann sind die Neuen Siegfrieds Willhelm I. und Bismark. Die Siegfried Figur benutzt man zur Unterstützung des Militarismus, in dem er das "Heldische" und "Kriegerische" des "Deutschen Nationalcharakters" verkörpern soll.
Am Beginn des Ersten Weltkrieges wird wiederum auf das Nibelungenlied zurückgegriffen:
Einerseits wird das Heer mit dem überlegenen Siegfried gleichgesetzt,
andererseits wurde das selbe Heer zu Beginn des Krieges mit Siegfrieds Mörder Hagen verglichen.
Erst im Nationalsozialismus nach 1933 wurde Siegfried für rassistische Interpretationen des Nibelungenliedes verwendet. Man sprach vom "nordischen Urhelden", dem "arischen Urahn" und der "Verkörperung Rassistischer Grundwerte". So verwendete auch Herman Göring dies in einer seiner Reden, in welcher er die Schlacht und somit der Untergang der 6. Armee bei Stalingrad überschwenglich mit dem unerbitterlichem Kampf und Streben der Leitfiguren des Nibelungenepos verglich, und dieses als historisches Ereignis, das auch noch in tausend Jahren als endgültiger Indikator für den deutschen Endsieg gelten sollte, bezeichnete.
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