Nora oder ein Puppenheim
Schauspiel in drei Akten
Autor: Henrik Ibsen
Uraufführung: Kopenhagen 1879
Ort und Zeit: Salon in Helmers Wohnung, zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Personen: Torwald Helmer, Rechtsanwalt
Nora, seine Frau
Christine Linde, Noras FreundinDr. Rank
KrogstadEin Hausmädchen
Ein Kindermädchen
Helmers drei kleine Kinder
Ein Dienstmann
Nora, die Gattin des Advokaten Torvald Helmer, sitzt in einem goldenen Käfig, in einem Puppenheim. Die Hausarbeit und die Pflege der Kinder werden von Dienstboten erledigt. Torvald ist ein Karrierist, der gerade sein Berufsziel erreicht hat. Im neuen Jahr wird er Direktor einer Bank werden und somit ein gesichertes Einkommen und gesellschaftliches Prestige besitzen. In dem Familiendrama, dass an drei Weihnachtstagen spielt, dreht sich alles um ein Darlehen. Vor acht Jahren setzte Nora die Unterschrift ihres verstorbenen Vaters auf einen Schuldschein, um von dem Rechtsanwalt Krogstad ein Darlehen zu bekommen, das dem todkranken Helmer einen Aufenthalt im Süden ermöglichte. Als Helmer, der von dem Darlehen nichts wußte, eines Tages Krogstad aus der Bank entlässt, erpreßt dieser ihn mit der gefälschten Unterschrift auf dem Schuldschein. Helmer nimmt nicht, entgegen Noras Annahme, die Schuld auf sich, sondern überhäuft Nora mit Vorwürfen, nennt sie eine Betrügerin und spricht ihr das Recht zur Erziehung der Kinder ab. Als schließlich eine günstige Wendung Krogstad veranlasst, die Drohung zurückzuziehen und den Schuldschein zu vernichten, verzeiht Helmer Nora, dafür ihn nun keine Gefahr eines Skandals mehr besteht. Nora aber verlässt ernüchtert und desillusioniert ihren Mann und ihre Kinder. Denn sie hat erkannt, dass sie in ihrer Ehe nichts weiters ist als Helmers "Lerche", als seine Puppe war. Jetzt will sie aber ein eigenes leben führen und versuchen "ein Mensch zu werden".
Eine abgeänderte Schlußfassung - Nora bleibt um der Kinder willen - die Ibsen für eine Freundin 1880 schrieb, ist im Grunde nie von ihm gebilligt worden und wurde bald wieder rückgängig gemacht.
Zitat Ibsen: "Eine Frau kann nicht sie selbst in der Gesellschaft der Gegenwart, einer ausschließlich männlichen Gesellschaft, mit von Männern geschriebenen Gesetzen und Anklägern und Richtern, die über das weibliche Verhalten vom männlichen Standpunkt aus urteilen."
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