Existenzphilosophie - Soren Kierkegaard

Worin liegen die besonderen Merkmale der Existenzphilosophie? Beschreibe diese Grundzüge anhand der Philosophie von Søren Kierkegaard




Sokrates sagte einmal: "Was wir an Wissen haben und anderen mitteilen können ist nicht eigentlich Wahrheit, es ist vielmehr unerheblich und lenkt vom Eigentlichen ab. Deshalb geht es nicht darum, anderen Wissen zu vermitteln, sondern es geht darum, im Gegenüber ein Fragen und Denken zu erzeugen."
Kierkegaard mißtraut allem Allgemeinen, allem Abstrakten, das bisher das Wesen der Philosophie ausgemacht hat.
"Die wirklichen Probleme im Leben sind praktisch Einzelfragen. Nicht soll man dieses oder jenes tun, sondern soll ich, dieser bestimmte Mensch in dieser bestimmten Situation dieses oder jenes tun." Damit stimme ich insofern überein, dass das, was für den einen richtig ist, nicht unbedingt auch für einen anderen Menschen richtig sein muss. "Nicht jedem das Gleiche, sondern jedem das Seine." Dieser Grundsatz ist oft mißbraucht worden, z. B. von den Nationalsozialisten. Aber dadurch, dass man einen Satz mißbraucht, wird er nicht falsch.
Solche Probleme sind existentielle Probleme. Soll Philosophie Sinn haben, muss sie sich mit solchen beschäftigen.
"Während das objektive Denken gegen das Subjekt und dessen Existenz gleichgültig ist, ist der subjektive Denker als existierender an seinem Denken interessiert, er existiert ja darin."
Existenz, wie Kierkegaard diesen Begriff versteht, ist der innerste, unfaßbare, personale Kern des Einzelmenschen.
Das selbst sein des Menschen ist ein Prozess, eine Folge von Momenten, in denen er die Synthese aus Unendlichkeit und Endlichkeit vollzieht.
Der Mensch soll jenseits der Menge wieder zum Einzelnen werden, aber nicht zum Einzelnen für sich, sondern zum Einzelnen vor Gott.
Kierkegaard stört, dass alle Christen sind, obwohl in Wirklichkeit keiner Christ ist. Er greift die Kirchen und das christliche Gehabe seiner Mitmenschen an. Er wagt aber nicht, sich als einen Kämpfer für das Christentum zu bezeichnen, sondern er kämpf für die Redlichkeit.
Kierkegaards Wirkung setzte erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein. Was unter den Begriffen Existenzphilosophie und Fundamentalontologie gedacht und geschrieben wurde, geht auf Kierkegaard zurück. Der Existenzialismus auch in seiner gottlosen Form wie bei Satre ist von ihm beeinflußt, beschäftigt sich mit ähnlichen Gedanken.
Kierkegaards auf das äußerste gesteigerte existentielle Subjektivität zerstört alles Gemeinsame, schließt eigentlich schon vernünftige Verständigung untereinander aus.
Kierkegaard wurde der Unterschied zwischen Ideal und Wirklichkeit des Christentums bewusst und diese Differenz war folgende: Die christliche Ethik stellt an die Menschen hohe Ansprüche, denen fast keiner gerecht werden kann. Aber anstatt einzusehen, dass sich Ideale nun mal nicht verwirklichen lassen, kämpfte er ständig von Boden seines Ideals gegen die Wirklichkeit. Er sah sich selbst aber auch gemessen am Ideal als etwas Minderwertiges an.
Der Vater von Kierkegaard verfluchte in seiner Kindheit Gott, weil er unter schlechten Bedingungen daheim leben musste. Mit seiner gotteslästernden Einstellung machte er später seine ganze Familie verrückt. Die Philosophie Kierkegaards ist ein Produkt dieser Familienverhältnisse. Das soll natürlich nicht heißen, dass seine Gedanken wertlos sind.
"Ein Gott, der es zulässt, dass kleine Kinder unter schlechten Bedingungen leben müssen, wäre ein solch ekelhafter Sadist und Zyniker, dass er gar nichts anderes verdient hätte, als verflucht zu werden. Aber es hat keinen Zweck mit einem Gott zu hadern, der nicht existiert."

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