Ulrich von Liechtenstein
Ulrich von Liechtenstein
Wir stellen uns einen Minnesänger vielleicht so vor wie in der Ballade "Des Sängers Fluch". Blondgelockt, mit der Laute in der Hand, zieht er von Hof zu Hof, von Burg zu Burg und besingt die Schönheit der Damen.
Ulrich von Liechtenstein paßt ganz und gar nicht in dieses Bild
Er wurde im Jahre 1200 in der Murauer Linie seines Geschlechts geboren. Er hat als Truchseß (Landeshauptmann) und Landrichter der Steiermark eine bedeutende Rolle in der Geschichte seines Heimatlandes gespielt.
Wir wissen viel über ihn, weil er in seinem literarischen Hauptwerk, dem Buch "Frauendienst" eine umfangreiche gereimte Selbstdarstellung hinterlassen hat. Wenn man seine phantasievollen Gedichte weglässt und die fehlenden Zeitangaben rekonstruiert, bildet dieses Werk ein wichtiges Zeitdokument.
Ulrich genoß die klassische Ritterausbildung, er diente zuerst jahrelang als Page bei einer edlen Dame, die er sehr verehrte. Ab seinem 15. Lebensjahr bis zum Tode seines Vaters im Jahre 1219 diente er als Knappe bei Markgraf Heinrich von Istrien und wurde im Jahre 1223 von Leopold VI., dem Judenburg sein Stadtrecht verdankt, in Wien zum Ritter geschlagen.
Ulrich besaß 3 Burgen: das Schloß Murau, die Frauenburg bei Unzmarkt und seinen Stammsitz, die Burg Liechtenstein.
Größte Verdienste in Judenburg erwarb er sich durch die Anlage der ältesten Wasserleitung der Stadt. Als einer der Führer der steirischen Adles half er mit, den Anschluß der Steiermark an das habsburgische Reich vorzubereiten.
Da er sein Werk "Frauendienst" im Jahre 1255 beendete, sind die letzten zwei Jahrzehnte seines Lebens wenig dokumentiert.
Man vermutet, dass er im Jahre 1269 mit anderen steirischen Adeligen vom Böhmenkönig Ottokar II. gefangengenommen und bestraft wurde. Lange war umstritten, wo er begraben sei. Einige behaupteten, dass er in der Kirche zu Frauenburg begraben ist, tatsächlich ist er aber in Seckau bestattet. Ulrich von Liechtenstein ist im Verhältnis zur früheren Zeit sehr alt geworden, er war 77 oder 78 Jahre alt, als er verstarb.
In seinem Roman "Frauendienst" zeigt Ulrich von Liechtenstein neben den selbstbiographischen und kulturgeschichtlichen Teilen auch eine unwirkliche, phantastische Ritterwelt. Er beschreibt sich selbst als einen, der im Dienste einer Frau die lächerlichsten Narrheiten verübt. In der Verkleidung der "Frau Venus" unternimmt er einen Turnierzug durch ganz Österreich, um zu ihrer Ehre Speere zu verstechen und goldene Ringe auszuteilen.
Seine Turnierreisen in Verkleidung hatten auch politische Motive; so schlichtete er z.B. beim Friesacher Turnier den Streit zwischen Erzbischof Egbert v.Bamberg und einem Bruder seines ehemaligen Herrn von Istrien.
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"Es kam ein Tag,den ich immer hassen muss,
denn eine geschwinde Somerzeit erschien
in der der hochgeborene Fürst Friedrich von Österreich
jämmerlich erschlagen ward.
Nach ihm erhob sich große Not in Steier,
mancher ward arm, der vorher reich gewesen,
man beraubte die Länder Tag und Nacht,
wovon viele Dörfer wüste lagen.
Die Reichen nahmen den Armen ihr Gut."
Im "Frauendienst" beschäftigt Ulrich sich aber auch mit Problemen und Ängsten seiner Zeit. So gehörte die aus dem Orient eingeschleppte L e p r a zu den schwersten und hoffnungslosesten Krankheiten.
Mit diesen Worten beschrieb er einen Leprakranken:"Die vinger manegem ûz der haut wâren alsô gefûlet abe als einem
der tôt in dem grabe gelegen ist wol hundert tage"
d.h.(Die Finger mancher Kranker waren so verfault wie an einem, der gut hundert Tage tot im Grabe gelegen)
Für ihn als geselligen Menschen hatte das Leben jedoch immer angenehme Seiten an sich. Ulrich hatte als einer der ersten Burgherren eine Badestube einrichten lassen. Als bei einem Festessen die Stützsäule des Festsaales brach und seine fürstlichen Gäste ein unfreiwilliges Bad in der darunterliegenden Badestube nahmen, wurde das Bad von Ulrich regelrecht modernisiert. Er selbst erzählt vom Badezuber, der über und über mit Rosen bestreut im Freien von ihm bestiegen wurde. Auch wenn ein Gast nach mühseliger Reise ankam, ließen ihm die Gastgeber ein Bad richten.
Ulrichs Leben war nie langweilig. Er war Vater einer großen Familie, verantwortlicher Verwalter eines riesigen Gebietes und seiner Bewohner und im späteren Leben wichtiger Politiker. So ist es auch nicht verwunderlich, dass er Feinde hatte. Eine Geschichte erzählt, dass er von zwei falschen Freunden auf seiner eigenen Burg, nämlich der Frauenburg über ein Jahr in Ketten geschmiedet gefangengehalten wurde. Der Preis für seine Freilassung war der Verzicht auf seine drei Burgen :
Er blieb dennoch der wohlhabendste und einflußreichste Mann in der Gegend.
Ulrich war eifriger Schüler Walthers von der Vogelweide und das schönste an seinem Roman "Frauendienst" sind die eingestreuten 58 Minnelieder, die Liebe und Schmerz, ritterliche Ideale, Spiele und Unterhaltung, ebenso zum Thema haben, wie die Liebe zu den steirischen Naturbildern.
Ulrich geht bereits etwas ab von der "hohen Minne", wo nur absolut unerreichbare Damen, schon fast Heilige, besungen werden und der damit verbundene Liebesschmerz der Sänger.
In den verschiedensten Versmaßen, die sein ungewöhnliches Talent zeigen, verstand er es frisch und anschaulich Liebe und Schmerz, Hoffnung und Verzweiflung auszudrücken. Die Heiterkeit seines Wesens und die Zartheit seiner Empfindungen machten offenbar großen Eindruck auf seine Zuhörer und wegen ihrer Leichtigkeit im Singen fanden seine Lieder, wie er selbst sagte, große Verbreitung.
Hören wir nun als Beispiel einige Strophen eines Liedes, in dem Ulrich von Liechtenstein auch an die Erfüllung seiner sehnlichsten Wünsche glaubt:
"Minne Fröiden Spil", ein Reigen, der von einem Salzburger Ensemble für alte Musik interpretiert wird.
Der Name Liechtenstein lebt auch heute noch in Judenburg (Liechtensteinberg, Ruine Liechtenstein, Schloß Liechtenstein, Liechtensteingasse, ESV Liechtenstein und Forstbetrieb Liechtenstein'sche Gutsverwaltung). Zwar wurde die Burg im Jahre 1269 mit den beiden anderen Burgen auf Befehl Ottokar’s geschleift und nur ein winziger Teil der Grundmauern erinnert an die einstige Festung.
Das neue Schloß, das später unter den Seckauern errichtet wurde, ist architektonisch eher bedeutungslos. Es diente der Judenburger Linie der von und zu Liechtenstein als Residenz, bis es vor Jahren vom Besitzer Dipl. Ing. Luitpold v. Lichtenstein zur Beherbergung des Schülerheimes zur Verfügung gestellt wurde.
In der "Steirischen Ehrengalerie", welche 1959 im 2. Burghof der Grazer Burg angelegt wurde, steht eine von Alfred Schlossar geschaffene Marmorbüste Ulrichs von Liechtenstein.
In Gedenken an den großen Minnesänger wurde die Musikanstalt in Judenburg 1986 umbenannt und heißt seither "Ulrich - von - Liechtenstein Musikschule der Stadt Judenburg".
Ich habe mich bemüht, aus den vielen Informationen über Ulrich von Liechtenstein jene an euch weiterzugeben, die am interessantesten sind und ich hoffe, dass es euch gefallen hat.
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