Die vier Jahreszeiten
Die vier Jahreszeiten
Die vier Jahreszeit sind die bekanntesten Konzerte von Antonio Vivaldi. Vivaldi beschäftigt sich zwar mit verschiedenen Gattungen der Musik seines Zeitalters. Doch zu europäischem Ruhm kam er erst durch seine neuartigen Instrumental Konzerte, wobei viele seiner Konzerte lange Zeit verschollen waren oder anderen Musikern anerkannt wurden. Viele von Vivaldi’s Konzerten waren schon vor ihrem Druck verbreitet. Dies trifft aber wahrscheinlich nicht auf die Jahreszeiten zu. Das Buch der "Vier Jahreszeit" auch "Le Quattro Stagioni" genannt, ist zwar undatiert aber man glaubt, dass das Werk längere Zeit vor dem 1725, dem Veröffentlichungsjahr, entstanden ist.
Das Werk ist dem böhmischen Grafen Venzeslav von Morzin gewidmet. Später erfreute es sich bester Beliebtheit am französischen Königshof, was mehrere Arrangements bezeugen. Jahre danach wurde es nachgeahmt und auf verschiedene Instrumente umgeschrieben. Vivaldi fügte jeder Jahreszeit auch ein erläuterndes Gedicht hinzu, diese Sonetten hat er wahrscheinlich auch selbst geschrieben. Das Werk ist in vier Konzerte und 12 Sätze eingeteilt und bezieht eine Sonderstellung in Vivaldis Schaffen und auch im musikalischen Repertoire der damaligen Zeit.
Die Jahreszeiten erzählen keine Handlung, sondern nur aneinander gereihte musikalische Bilder. Eigentlich sind sie vorbildlos, obwohl Vivaldi auch Anregungen von der Musik aus seiner Zeit bekommen haben könnte. Denn oft handeln die Opern seiner Zeit aus Seestürmen, ländlichen Idyllen und Schlummerszenen, doch die Verbindung aller Details war Vivaldis persönliche Idee. Vielleicht eben wegen dieser Neuartigkeit erfreute sich dieses Werk so großer Beliebtheit. Die üblichen Veranstaltungen waren nicht nur zum Hören, sondern auch für die Augen.
Vivaldi versuchte alleine mit der Musik und mit Hilfe der Sonetten die Vorstellungskraft anzuregen und damit das Publikum zu fesseln. Darin lag aber die Schwierigkeit. Diese am wenigsten gegenständliche Kunst "konkret" zu machen.
Viele der dargestellten Begebenheiten können nur mit Beschriftung durch die Sonetten ausgedrückt werden. Die einzelnen Jahreszeiten sind in drei Sätzen eingeteilt, wobei der langsame Mittelsatz dem menschlichen Gefühlszustand gewidmet ist. Der erste und der dritte Satz werden schnell gespielt. Die Ecksätze kehren vollständig oder als Ritornell wieder. Diese sehr alte Variante war schon zur barock Zeit bekannt. Bei Vivaldi wird das Ritornell in der Regel vier Mal wiederholt, zu Anfang und am Ende stets in der Grundtonart.
Einzelanalysen der vier Jahreszeiten
La primavera - der Frühling
1. Satz. Der Frühling steht als einziges Konzert im richtigen Tonarten Verhältnis, wobei sich die Töne sogar im Aufbau ergänzen. Das Anfangsritornell wird nach der ersten Soloepisode verkürzt wiederholt, doch am Ende des Satzes fehlt eine vollständige Wiederholung des Anfangsteil in der Grundtonart. Von den vier Zwischenspielen : Vogelgesang, Quellengemurmel, Windsäusel, Gewitter ist das Gewitter nur harmonisch entwickelt. Der zaghafte Anstieg von der Solovioline nach dem Gewittersturm wird wieder der Ton der Idylle eingeführt. Das Gedicht hierzu heißt:
Der Frühling ist gekommen, und festlich
begrüßt ihn die Vögel mit frohem Gesang.
Und die Quellen zum Säuseln der Zephiretten
fließen schon mit süßem Gemurmel.
Während sich der Himmel mit schwarzem Mantel bedeckt,
kommen einzelne Blitze und Donner, den Frühling anzukündigen.
Doch als sie schweigen beginnen die
Vögel von neuem ihr tonreiches Lied
2. Satz. Es wird der Schlaf durch die Solovioline dargestellt. Das Gedicht:
Und dort auf schön, blühender Wiese
beim lieblichen Säuseln von Blättern und Gräsern
schläft der Hirte, den trauen Hund zur Seite.
L’ Estate - der Sommer
1. Satz. Die Sätze sind bunt und vielfältig angelegt. Die heftigen Winde der Sommersturm am Schluß und der Donner kehren im zweiten Satz wieder.
Es wird Mattigkeit durch Hitze ausgedrückt. Das Gedicht hierzu heißt:
Unter der harten Zeit sengender Sonne
leiden Mensch und Herde, und es glüht die Pinie.
Kuckuck erhebt seine Stimme, und bald singen ihr
Einverständnis Taube und Distelfink.
Der sanfte Zephir weht, doch plötzlich
fängt Boreas Streit an mit seinem Nachbarn.
Und der Hirte klagt, denn er bangt
vor dem wilden Sturm und um sein eigenes Schicksal.
2. Satz. Die Solovioline verkörpert die "Ruhe", die durch Mücken - und Fliegenbrummen gestört wird. Zum zweiten Mal wird ein Sommergewitter angedeutet. Im Gedicht heißt es:
Dem müden Gliedern nimmt ihr Ruhe:
Furcht vor Blitzen und wilden Donner
und der Fliegen und Mücken wildes Schwirren.
3. Satz. Es kam bei der musikalischen Gestaltung von wilden Naturereignissen auf rasche Bewegungen an. So wird das Sommergewitter in barocker Haltung gespielt. Das Gedicht:
Ach, wie wahr sind seine Begründungen ,
es donnert und blitzt der Himmel, und Hagel
bricht das Haupt der Ähren und des hohen Getreides.
Autunno - der Herbst
1. Satz. Im Ritornell werden Erntefreuden dargestellt und das Feier was damit zusammen hängt. Es wird der torkelte Gang dargestellt. Vivaldi sagt aber noch mehr aus: er denkt wohl auch an die Schmerzensäußerungen eines Trinkers. Auch das Einschlafen hängt mit der Trunkenheit zusammen. Das Gedicht:
Der Bauer bezeugt mit Tänzen und Liedern
seine Freude über die glücklich eingebrachte Ernte.
Und von dem Saft der Rebe sind viele beschwingt.
Sie beenden mit Schlaf ihr Freudenfest.
2. Satz. In der anschließenden Darstellung von "schlafenden Betrunkenen" liegt das poetische Stück des ganzen Stückes vor. Das Gedicht:
Jeder verzichtet auf Tanze und Lieder.
Milde Luft umschmeichelt,
und die Jahreszeit lädt ein
zum Genuß eines süßen Schlafes.
3. Satz. Der dritte Satz erzählt von erfolgreichen Jägern. Nach dem Ritornell zwei beginnt die eigentliche Jagt. Das Gedicht:
Jäger in der Morgenfrühe ziehen zur Jagt
mit Hörnern und Flinten und Hunden.
Es flieht das Wild, um sie verflogen die Spuren
Schön verängstigt und matt von großem Lärm
der Flinten und Hunden droht Verwunderung.
Von der Flucht erschöpft, aber auch versiegt verendet es.
L’ Inverno - der Winter
1. Satz. Im Sonett fallen die kurzen Formulierungen auf und das nicht ganz überzeugende Lob des Winters in die Schlußzeile, so wie sich ein Frierender nur auf die notwendigen Mitteilungen beschränkt
Das Orchesterleitung schildert das Zittern vor Kälte. Die gestoßenen Töne unterbrechen in vierstimmigen C - Moll - Akkorden den von der Solovioline dargestellten "schrecklichen Wind". Das Gedicht:
Erstarren zittern bei schimmerndem Schnee.
Zum erbarmungslosen, schrecklichem Wind
ununterbrochen mit den Füßen stampfend laufen
und vor Übermaß an Kälte die Zähne aufeinanderschlagen.
2. Satz. Die Solovioline stellt die Ruhe und Zufriedenheit am wärmenden Kamin dar, während "wogende" Pizzicatoklänge den Regen spielen. Das Gedicht:
Ruhige und zufriedene Tage am Kamin zubringen,
während draußen der Regen viele durchnäßt.
3. Satz. Um das Laufen auf der Eisfläche zu schildern wird ein klarer Klanggrund erzeugt. Den versöhnlich klingenden Schluß des letzten Sonetts: " So ist der Winter! Doch - welche Freude bringt er", hat Vivaldi nicht mehr berücksichtigt.
Quellennachweis:
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