Maria Stuart (1542-1587)
Schiller charakterisiert sie selbst als "königliche Heuchlerin", was in den meisten Szenen sehr gut paßt. Elisabeth klagt des öfteren, dass sie im Gegensatz zu Maria Stuart ihr Leben nicht auskosten konnte und dass sie ganz und gar verzichten muss, ein Weib zu sein.
Auf die Schwierigkeiten ihrer Situation hin, verweist Burleigh (II/3 /1272) und Elisabeth selbst, z. B. in ihrem Monolog (IV/10 /3219). Sie wird des öfteren von der katholischen Front in England und im Ausland bedroht.
Die stärkste Stütze Elisabeths ist die Gunst des Volkes, für das sie zuverlässig unermüdlich gearbeitet hat. Doch Elisabeth weiß, dass die Gunst des Volkes nur ein unzuverlässiger und schwankender Halt ist.
Der Konflikt der Beziehung zwischen Elisabeth und Leicester, den sie als ihren "Geliebten" (V.3234) bezeichnet, taucht öfters auf. Die Frau Elisabeth liebt ihn, doch die Königin Elisabeth benutzt ihn nur.
Negative Heldin:
Als das Volk den Tod der Maria Stuart fordert und Shrewsbury es mit seinen Worten beruhigen kann (IV/11 /3249), möchte Schiller eine negative Darstellung. Das Gefühl des Zuschauers soll gegen Elisabeth gerichtet sein. Schon im 1. Akt, als Burleigh Paulet zum Giftmord an Maria anstiften will und man es Elisabeth auf die Rechnung setzt, beginnt die negative Darstellung. Immer wieder will sie Leute dazu anstiften, Maria zu töten (Paulet, Mortimer).
Verantwortungslosigkeit der Elisabeth:
Elisabeth ist in mehreren Szenen unentschlossen und sucht Rat bei verschiedenen Personen (Shrewsbury; II/2 /1301)).
Sie schiebt immer wieder die Verantwortung weiter, wie sie ebenfalls die Verantwortung der Begegnung mit Maria auf Leicester abschiebt.
Begegnung mit Maria:
Elisabeth will das Treffen, tut aber so, als müsse sie sich von Leicester dazu überreden lassen (II/9). Als sie Maria trifft, bekommt die Elisabeths Überlegenheit zu spüren. Da Elisabeth denkt, dass Mortimer Maria umbringt, will sie vor aller Welt demonstrieren, dass sie sich zur Begnadigung entschlossen hat. Als sie auf Marias anrührende Bitte nur hart und grausam reagiert und als Maria sie auch noch verhöhnt (III/4 /2450), liegt der Sieg eindeutig bei Maria. Und so wird klar, dass Elisabeth Maria nicht aus politischen, sondern aus privater Rache hinrichten lässt.
Die Hinrichtung:
Elisabeth will die Hinrichtung, aber fürchtet die Konsequenzen. Indem sie sich mal wieder aus derVerantwortung zieht und dem jungen Davison das Todesurteil übergibt, ohne ihm zu sagen, ob Maria jetzt getötet wird oder nicht, und mit ihm ein grausames Spiel spielt.
Als nach der Hinrichtung Shrewsbury empfiehlt, die Untersuchungen des Mordes an Marias Mann noch einmal zu beginnen, will Elisabeth Burleigh und Leicester zur Rechenschaft ziehen.
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