Der zerbrochene Krug
HEINRICH VON KLEIST
(1777 - 1811)
Wie sein Zeitgenosse Friedrich Hölderlin war auch Heinrich von Kleist ein Einzelgänger, der sich den beiden literaturtheoretischen Gruppierungen seiner Zeit, der Klassik und der Romantik, nicht zuordnen lässt, der seine eigene Art entwickelte und in seiner Weise auf die Verhältnisse seiner Zeit reagierte.
Biografie:
Heinrich von Kleist wurde am 18. Oktober 1777 in Frankfurt an der Oder als Sohn eines preußischen Hauptmanns geboren.
Er quittierte 1799 den Dienst in der preußischen Armee und begann ein Philosophiestudium, (er interessierte sich vor allem für die Philosophie Immanuel Kants) das er aber nach kurzer Zeit abbrach, um sich ganz dem Schreiben zu widmen.
Bei seinen Zeitgenossen hatte er aber wenig Erfolg. Versuche, sich als Herausgeber zweier von ihm gegründeter Zeitschriften (Phöbus, Berliner Abendblätter) den Lebensunterhalt zu verdienen, scheiterten; auf diesem Weg konnte er aber wenigstens seine eigenen Werke veröffentlichen.
Von 7 vollendeten Stücken werden nur 3 uraufgeführt; erst mit Ende des 19. Jh. steigen die Aufführungszahlen.
Als ihm sein letztes Drama "Prinz Friedrich von Homburg" nicht den gewünschten Erfolg brachte, beging er gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin am Wannsee bei Potsdam/Berlin Selbstmord.
andere Werke:
"Amphitrion" (Lustspiel)
"Penthesilea", (Drama)
"Das Kätchen von Heilbronn" (Drama)
"Michael Kohlhaas", (Novelle)
"Die Marquise von O." (Novelle)
Als Jurist gestaltete Kleist häufig juristische Stoffe: Wie ein Leitmotiv durchzieht sein Werk der Konflikt zwischen geltendem Recht und dem moralischen Anspruch der Handelnden.
Ein anderes häufiges Motiv in Kleists Werk ist das wechselseitige Mißverstehen der Menschen und ihr Verstummen, was von einem Mißverständnis von Kants "Kritik der reinen Vernunft" herrührt.
"DER ZERBROCHNE KRUG"
(Lustspiel in einem Akt mit analytischem Aufbau)
"Der zerbrochne Krug" beginnt mit einer Vorrede, in der Kleist einen französischen Kupferstich beschreibt, der die Anregung zu seinem Stück abgibt.
(s. "Stichwort Literatur, S. 160)
Auf eine altgriechische Tragödie, die für das Verständnis des Lustspiels wichtig ist, "König Ödipus" von SOPHOKLES, wird ebenfalls hingewiesen.
(s. "Stichwort Literatur, S. 160)
Hauptperson ist der DORFRICHTER ADAM, der sich gezwungen sieht, über seine eigene Verfehlung zu Gericht zu sitzen.
Eines Morgens trifft ihn der SCHREIBER LICHT in der Gerichtsstube jämmerlich zugerichtet an, wofür Adam die fadenscheinigsten Erklärungen abgibt. Licht hat erfahren, dass in Kürze der GERICHTSRAT WALTER eintreffen werde. Adam Hat Angst vor Walters Ankunft und dem anbrechenden Gerichtsverfahren.
Er wird beschuldigt, in der vorausgegangenen Nacht im Zimmer von EVE, der jungen Tochter MARTHE RULLS, einen wertvollen Krug zerschlagen zu haben.
Die Vorgeschichte, die erst im Verlauf der Handlung bekannt wird, Handelt davon, dass Adam Eve nachstellt. Mit einem Trick versucht er, sich Eve gefügig zu machen: Er behauptet, Eves Verlobter RUPRECHT würde zum Militärdienst nach Ostindien eingezogen und nur er, Adam k"nne ihr helfen.
In Eves Zimmer wird der Dorfrichter von Ruprecht überrascht, zerbricht bei der überstürzten Flucht den Krug (=Symbol für den Verlust der Unschuld) und verliert dabei noch eine Perücke. Eve verschweigt aber die Wahrheit.
Als der Gerichtsrat Walter endlich erscheint, muss Adam gegen sich verhandeln und versucht mit mehreren Täuschungsmanövern, seine Tat zu vertuschen. Als eine Zeugin mit der verlorenen Perücke erscheint und Eve aus Angst um Ruprecht endlich die Wahrheit sagt, kommt alles ans Licht: Adam wird vom Dienst suspendiert.
Rull, die Mutter von Eve, ist mit dem Ausgang der Verhandlung nicht zufrieden und will bei der nächsthöheren Instanz klagen, damit "auch dem Kruge sein Recht geschieht".
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