Leben im / um´s Leprosenhaus

Leben im / um's Leprosenhaus


W
ir verfügen über keinerlei Auskünfte, wie es den Aussätzigen in ihren Hütten vor der Stadt erging. Nur indirekt und zwischen den Zeilen lässt sich aus den spärlich vorhandenen Urkunden etwas darüber herauslesen.
Aussätzige konnten keine produktive Tätigkeit ausüben, konnten nichts erzeugen, das sie zu ihrem Unterhalt verkaufen könnten, da nichts was sie besitzen von einem gesunden Menschen benutzt werden durfte. Daher war gestattet dem Betteln nachzugehen.
Die Einrichtung eigener Spitäler für die Aussätzigen geht auf den Beschluß des Lat_________
von 1179 zurück, in ihn wird die Trennung von gesunden und Kranken in den Städten und die Anlage von Leprosien, abgesonderten Pflegeeinrichtung mit eigener Kapelle und eigenem Friedhof gefördert.
Als die Städte und Klöster dazu übergingen Siechenhäuser zu schaffen, besserte sich die Lage der Aussätzigen entscheidend. Nun konnten sie in festen Unterkünften, abgegrenzt von der Umwelt, versorgt werden. Damit verbunden war eine Institutionalisierung des Leprosenhauses. Die Leprosen wurden zu rechtsfähigen karitativen Anstalten erhoben, die der Leitung und Aufsicht von Pflegern unterstanden. Sie waren genossenschaftlich in einem vom Rat der Stadt bestellten Siechenpfleger organisiert.

Siechenordnung

Um das Leben der Bewohner der Siechenhäuser zu regeln und die gesunde Bevölkerung vor Ansteckung zu schützen, wurden sogenannte Siechenordnungen erlassen. Sie hatten zum Inhalt wie sich die Aussätzigen zu verhalten hatten, was ihnen erlaubt war, wie sie zu pflegen waren und welche Strafen sie bei Übertretung der Ordnung zu gewärtigen hatten (bei Nichtbeachtung erhielten sie Strafen, wie z.B. Abzug von Pfründe). Diese Ordnung wurde Wort für Wort jedem neu angekommenen Siechen vorgelesen.
Laut Siechenordnung wurden den Aussätzigen eine reichhaltige und kräftige Ernährung zugeteilt (viel Brot und Wein), die sich nicht einmal der größte Teil gesunden Bevölkerung leisten konnte.
Dieser Vorzug war durch die Erträge, die Zinsen und Gilten aus Bar - und Grundvermögen der Leprosenpflege gesichert, entfiel jedoch, wenn schwere Mißernten, Kriege oder sonstige Katastrophen das Land heimsuchten, Im 30 jährigen Krieg traten all diese unheilvollen Ereignisse zusammen. (Leider sind nur wenige Unterlagen, die darüber berichten, erhalten).


Die Kleiderordnung

Zum Schutz der Bevölkerung mussten alle Bewohner des Siechenhauses graue Mäntel und graue Handschuhe tragen, dass man sie gleich als Siechen identifizieren konnte. Außerdem mussten sie ein Holzklappe oder Horn zur Warnung tragen.

Leitung des Leprosenhauses

Die Leitung und Aufsicht im Leprosenhaus lag in den Händen eines Mannes der ursprünglich Knecht, später Hausvater genannt wurde. Das Wort "Knecht", später Hausvater hatte keine herabsetzenden Bedeutung. Dem Knecht stand zur Erfüllung seiner Aufgabe seine Frau zur Seite. Die beiden konnten allein ohne Helfer unmöglich die vielen Aufgaben bewältigen:
Kochen und Wäsche waschen für eine größere Anzahl von Personen, Krankenpflege, Hausputz, Wartung des großen Gartens, um nur die wichtigsten Dinge zu nennen. Man braucht viele helfende Hände, um eine geregelte Haushaltung zu gewährleisten und Haus und Hof in Ordnung zu halten.


Eingewöhnung der Kranken in die Welt des Leprosenhauses

Die Eingewöhnung in die Welt und den Alltag in einem Leprosenhaus wird allen sehr schwer gefallen sein. Herausgerissen aus der Familie und ihrer vertrauten Umgebung wurden sie zwangsweise eingegliedert in eine Gruppe ihnen bisher unbekannter Menschen, die den verschiedenen Schichten und Ständen der Bevölkerung angehörten. Sie wurden von ihrer Familie getrennt und von allen wie "lebende Tote" bezeichnet. Sie waren nun eingefangen in die räumliche Beengtheit ihrer Unterkunft (abgesehen von der Möglichkeit der Bettelgänge) und sahen Tagtäglich die häßlichen Zeichen und Verunstaltungen ihrer Leidensgefährten. Außerdem kam hierzu, dass die Aussätzigen ihrer gewohnten Arbeit nicht mehr nach gehen konnten und Langeweile und Zeit zum grübeln hatten.

Männer und Frauen waren im Leprosenhaus von einander getrennt in ihren Kammern untergebracht, womit jedoch Beziehungen nicht verhindert werden konnten.


Im Freiburger Leprosenhaus

    Im Freiburger Leprosenhaus waren Karten - oder Würfelspiele verboten, da absolute Ruhe herrschen musste. An Heilig Abend hatten alle Leprosen still zu stehen. Keine Pferde Brot und Wein reichhaltig


Das Lindauer Leprosenhaus

Die Ansiedlung der Lindauer Aussätzigen, die dort "Malozen" ( vom Mittelhochdeutsch Malazic: aussätzig) genannt wurden, befanden sich nicht auf der Insel, sondern auf dem Festland bei Aeschach.
Die soziale Stellung wird am besten dadurch beleuchtet, dass nach dem Lindauer Stadtrecht das Wort "Malätz" eine schwere Beleidigung war.

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