Eden
Stanislaw Lem
Eden
Biographie:
Am 12. September 1921 wurde Lem in Lwow (Lemberg) in Polen (heute RuĂland) geboren. Von 1939 bis 1941 studierte er in Krakow Medizin. In der Zeit, als Polen von Deutschland besetzt war, arbeitete er als Automechaniker und gehörte auch der polnischen Widerstandsbewegung an. WĂ€hrend dieser Zeit entstand, noch ohne an eine Veröffentlichung zu denken, sein erster Roman. "Der Marsmensch" erschien 1948 in einem polnischen Romanheft. Nach der Beendigung seines Studiums arbeitete er am "Konserwatorium Naukoznawcze" als Assistent fĂŒr Probleme der angewandten Psychologie. Nebenbei beschĂ€ftigte er sich privat mit Problemen der Mathematik und der Kybernetik und ĂŒbersetzte wissenschaftliche Veröffentlichungen. Von 1947 bis 1950 veröffentlichte er Essays und Gedichte in Zeitungen und wissenschaftlichen Zeitschriften. 1951 erschien nach einem zufĂ€lligen GesprĂ€ch ĂŒber den Mangel an polnischer Science Fiction Literatur mit einem polnischen Verleger sein Roman "Die Astronauten". Zuvor schrieb Lem den zeitgenössischen Roman "Czas nieutracony" der aber erst 1955 erscheinen konnte. 1982 war er Stipendiat in Berlin am Institut for Advanced Studies. In den Jahren 1982 bis 1988 wohnte er in Wien. Seit dem lebt er in Krakow, wo er auch seit 1973 Dozent am Lehrstuhl fĂŒr polnische Literatur an der UniversitĂ€t Krakow ist. AuĂerdem ist er Mitglied der polnischen Gesellschaft fĂŒr Kybernetik und Mitglied im AusschuĂ Polen 2000 fĂŒr polnische Literatur an der UniversitĂ€t Krakow.
Ausgezeichnet mit unzĂ€hligen Literaturpreisen und eine Weltauflage seiner BĂŒcher von ĂŒber 8 Millionen in 30 Sprachen ist er der erfolgreichste polnische Autor der Gegenwart, und einer der erfolgreichsten SF - Autoren weltweit, aber zugleich ist er auch einer der gröĂten Kritiker dieser Literatur.
Auszeichnungen:
1976 GroĂer Preis fĂŒr Literatur der VR Polen
1985 GroĂen Ăsterreichischen Staatspreis fĂŒr europĂ€ische Literatur
1992 österreichischen Kafka Preis
Wichtige Werke:
SF - Werke: "Astronauci" (1951)
"SterntagebĂŒcher" (1957, erweitert 1971)
"Eden" (1959)
"Der Unbesiegbare" (1964)
"Solaris" (1961)
"Kyberiada" (1965)
Abhandlungen zur Kybernetik: "Dialoge" (1957)
"Summa Technologiae" (1964)
Inhaltsangabe:
Ein Raumschiff mit sechs Raumfahrern von der Erde - die nur mit ihrer Berufsbezeichnung (Koordinator, Ingenieur, Doktor, Physiker, Chemiker, Kybernetiker), nicht aber mit eigenem Namen in Erscheinung treten - vollfĂŒhren eine Notlandung auf dem zuvor noch nicht erforschten Planeten Eden. Das Raumschiff ist tief in das Erdreich eingedrungen, und sie mĂŒssen sich von dort aus erst zur OberflĂ€che emporarbeiten. Die Welt, welche die Raumfahrer antreffen ist auĂerordentlich bizarr und unverstĂ€ndlich. Der Planet ist bewohnt, aber die Kosmonauten, die sowohl ihr Raumschiff reparieren als auch den Planeten erkunden wollen, können sich keinen Reim auf das machen was ihnen vor Augen kommt. So treffen die Raumfahrer bei ihren AusfĂ€llen auf eine automatisierte Fabrik, in der die produzierten GĂŒter sofort wieder eingeschmolzen werden, auf MassengrĂ€ber und auf Lebewesen, von denen viele Mutationen zu sein scheinen.
Sicher ist nur, dass das Geschehen zeitweise einem Alptraum gleicht. Die Zivilisation der Planetenbewohner ist hochtechnisiert, zugleich offenbart das soziale Zusammenleben unglaubliche BrutalitÀt und Grausamkeit.
Einige der RĂ€tsel werden erst gelöst, als ein FlĂŒchtling zu ihnen stöĂt. Er informiert die Raumfahrer ĂŒber technische Fragen und bietet im Ansatz eine ErklĂ€rung der sozialpolitischen PhĂ€nomene:
Es gab einst einen Diktator und dessen Plan, die Evolution der Bevölkerung zu beschleunigen und zu steuern, scheiterte. Das Ergebnis dieses Experiments waren psychisch unterentwickelte und physisch miĂgebildete Mutationen. Die Reaktion der Verantwortlichen war das Experiment fĂŒr eine Krankheit zu erklĂ€ren und sich selbst in AnonymitĂ€t zu flĂŒchten. Nun manipulieren sie die Bevölkerung aus dem Hintergrund, und die Behauptung es gĂ€be eine Regierung wird als Hochverrat verfolgt und mit sofortiger Exekution bestraft.
Zwar sieht es als herrschen auf Eden unmenschliche ZustÀnde, doch unternehmen die Raumfahrer letztlich nichts, da sie nicht einmal zweifelsfrei feststellen können wer die TÀter sind.
Interpretation:
Der Roman lĂ€sst einer Reihe von Fragen offen und gewinnt daraus, dass sich die volle ErklĂ€rung den Protagonisten, und somit auch dem Leser, entzieht einen gewissen Reiz. Die Spannung erwĂ€chst vor allem durch die StĂŒckweise, quasi detektivische AufklĂ€rung von Details, die sich allmĂ€hlich zu einem Gesamtbild formen. In Eden behandelt Lem Fragen der Herrschaft sowie des HerrschaftsmiĂbrauchs, der Kommunikation und des Erkenntnisprozesses.
Trotz inhumaner ZustĂ€nde plĂ€diert der Autor fĂŒr ein Nichteinmischen in ein autonomes ethisches System. Diese Haltung wird damit begrĂŒnden, dass ein Eingriff in ein autonomes Gebilde bedeutet, die Weiterentwicklung eines solchen, den Betroffenen aus den HĂ€nden zu nehmen
Lesestelle:
SekundÀrliteratur:
Der Sience Fiction Almanach (Band 1)
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