Gustav Klimt

Gustav Klimt

Das Wien der Belle Epoque - die Stadt Sigmund Freuds und Otto Wagners, Mahlers und Schönbergs - wird in der ganzen Welt bewundert wegen der enormen Schöpferkraft und Vielfalt seines kulturellen und künstlerischen Lebens.

Und Gustav Klimt ist ohne Zweifel sein repräsentativster und faszinierendster Maler. Er war, am 14. Juli 1862 in Baumgarten bei Wien geboren, das zweite von sieben Kindern eines Graveurs und Ziseleurs, eines gewissenhaften aber armen Handwerkers.

Mit kaum 14 Jahren wird Klimt bereits Schüler der Kunstgewerbeschule in Wien. Sieben Jahre lernt er dort mit seinem Bruder Ernst und dessen Freund Franz Matsch bei Professor Laufberger die verschiedensten Techniken, vom Mosaik über Malerei bis zum Fresko (auf frischem Kalkmörtel ausgeführtes Kunstwerk). Als Trio arbeiten die drei so gut zusammen, dass Laufberger ihnen Ausstattungsaufträge vermitteln kann, zB Fertigstellung des Kunstwerks im Treppenhaus des Kunsthistorischen Museums

Im Laufe der Zeit beginnt sich Klimts Stil von dem seiner Freunde zu unterscheiden. Er löst sich mehr und mehr von der starren akademischen Tradition und wendet sich dem Mythos Frau zu.

Sein persönliches Verhältnis zu Frauen bringt Stoff für diverse Spekulationen. Seine Familie fördert den Schein des zurückhaltenden Familienmenschen, doch heute wissen wir, dass dem nicht so war. Klimts große Liebe bis zum Ende seines Lebens ist Emilie Flöge.
Sie betreibt einen Modesalon und er entwirft für sie Stoffe und Modelle, die wie Ausschnitte aus dem Hintergrund seiner Landschaftsbilder wirken.
Klimt hatte aber auch viele Liaisons mit Modellen, aber auch mit Damen der "besseren Gesellschaft" wie Adele Bloch - Bauer, die er zweimal porträtierte. Er bevorzugte rassige, schwarz - oder rothaarige Frauen.

Zitat: "Das Weib ist mein Hauptwerk"



Er nimmt vorerst impressionistische Techniken in Dienst und malt uns damit den Traum einer unschuldigen, erfreuenden Kunst, die einer behaglichen Gesellschaft diente. Dies ist der Klimt, den man in Wien liebt. Ein ungefährlicher Klimt, der auch das konservativste Publikum bezaubert und den das sentimentale Bürgertum anbetet.
Seine Frauenportraits haben immer den gleichen Ausdruck der Entrücktheit - abwesend, melancholisch betrachten sie die Welt - und den Mann - mit demselben heiteren Blick.

Sobald Klimt aber nicht mehr für Auftraggeber arbeitet, entsagt er jeder Zurückhaltung und kann sich frei entfalten. Er setzt einen ganz anderen Typ Frau ins Bild - gefährlich und intuitiv - wie zB in Nuda Veritas. Diese wahrhaftige, zwei Meter große Frau wirkt mit ihrer provozierenden und ausdrucksvollen Nacktheit auf das Wiener Publikum verwirrend und herausfordernd. Allein die Schambehaarung ist eine Kriegserklärung an das klassische Ideal.


Das Leben und sein erotischer Ausdruck konzentrieren sich immer auf einen Kampf zwischen Eros und Thanatos, und Klimt ist davon durchdrungen. Mit der Allegorie MEDIZIN provoziert er wiederum einen Skandal. In ihm sind alle Lebensphasen von der Geburt bis zum Tod vereinigt, der Ekstase oder dem Schmerz unterworfen. Diese Vision muss erniedrigend wirken, da sie die Ohnmacht der Medizin gegenüber den Mächten des Schicksals betont. Selbst Hygieia, die Göttin der Gesundheit, wendet den Menschen den Rücken zu und ist mehr FEMME FATALE und Zauberin als aufgeklärtes Symbol der Wissenschaft.
Dies löst eine tiefe Verwirrung der Betrachter aus - man ist schockiert und bezeichnet den Maler der Pornographie bzw. übertriebener Perversion.

Klimt lässt sich jedoch durch die lautstarke Opposition nicht einschüchtern und in seinem Weg nicht beeinträchtigen. Als einzige Antwort auf die heftigen Kritiken malt er ein Bild, das er zunächst "AN MEINE KRITIKER" nennt und später unter dem Titel GOLDFISCHE ausstellt. Es treibt die allgemeine Wut auf einen Höhepunkt: die schöne, fröhliche Najade im Vordergrund dreht doch tatsächlich dem Betrachter den Hintern zu!

Klimt will ganz frei sein, er will denken und malen, ohne von der öffentlichen Meinung abhängig zu sein und zieht sich deshalb in sein abgelegenes Atelier zurück, in dessen Garten er nicht nur Anregungen für seine Blumenbilder, sondern auch Inspiration und Entspannung fand.

Sicherlich bleibt sein Hauptthema immer der Lauf des Lebens mit Zeugung, Schwangerschaft und Geburt wie auch Krankheiten, Angst vor dem Alter und Tod.
DANAE
HOFFNUNG l
DIE DREI LEBENSALTER
Danae: hier wird die Liebesekstase in dem Moment dargestellt, da sich zwischen die riesigen Schenkel der schönen Schlafenden der mit vergoldeten Samenfäden vermischte Strom von Goldstücken ergießt, die von Zeus gewählte Form, um die Heldin - Symbol der fleischlichen und sinnlichen Schönheit - zu besuchen.

Hoffnung I: Hier wird das ganze erotische Vokabular Klimts aufgeboten, von dem schamlosen Körper über die eine gewisse Perversion ausstrahlende rote Behaarung bis zu den Motiven des Durchdringens, die in einer symbolischen Verbindung zu dem ausladenden Bauch stehen. Aber in der Umgebung dieses Bildes vollendeter Weiblichkeit erscheinen auch Elemente der Nacht und des Todes.

Die drei Lebensalter: Angesichts einer Gesellschaft, in der Tod und Sexualität als Elemente des Chaos angesehen und als unerlaubt ausgeklammert werden, scheint Klimt von nun an mehr denn je auf den dornigen, unruhigen, fieberhaften und angstvollen Weg des Infragestellens der Dinge verwiesen zu sein, die der Mensch über seine Existenz wissen kann.

Seine Mißerfolge haben ihn jedoch unempfindlicher gegen gesellschaftliche Probleme und gleichgültig gegenüber politischen Ereignissen gemacht.
Eros und Thanatos bleiben jedoch immer die Quelle seiner Inspiration, selbst wenn diese sich von nun an vorwiegend unter zwei fundamentalen Themen verbirgt: Blumen und Frauen. Sie bieten ihm die beste Möglichkeit, das einzige festzuhalten, das man im Vorbeigehen ergreifen kann: eine flüchtige Sinnenfreude, die Ekstase des Lebens!!




Klimt malt seine Landschaften mit derselben Sinnlichkeit wie seine Porträts.
- - - - BUCHENWALD u. BIRKENWALD
Allein die Tatsache, dass seine Landschaften immer ohne Anzeichen von menschlichen Wesen sind, macht verständlich, dass Klimt sie wie lebende Personen behandelt. Und da die Frau die Hauptperson in seinem Werk ist, kann man annehmen, dass er seine Landschaften wie Frauen behandelt.
- - - - Bauerngarten mit Sonnenblumen
Wenn er die für van Gogh so wichtige Sonnenblume malt, macht Klimt daraus nicht wie dieser ein Feuer, das brennt und verschlingt, sondern das Schimmern eines Kleiderstoffes, den eine liebende Fee trägt.

DER KUSS
Der Kuß ist sein berühmtestes Werk, es gehört in eine Phase von Klimts Schaffen, die die goldene genannt wird, weil der Künstler in dieser Zeit besonders ausgeprägt von Goldfarben und echtem Gold Gebrauch machte. Etwas von dieser Kostbarkeit und dem glanzvollen Schein, die von dem Gold ausgehen, verbindet sich auf das engste mit dem Inhalt des Bildes.
Auf einer Klippe, einem Stück Blumenwiese sind die beiden ineinander versunkenen Menschen in einer goldene Aura entrückt und zugleich vereinigt und von der Umwelt abgeschieden. Die sonst so dominierende Femme Fatale ordnet sich hier unter. Sie bietet sich dem Mann dar, gibt sich ihm hin und das schimmernde Gewand lässt die unverhüllteste Sexualität durchscheinen. So umgeht das Tabuthema "Kuß" die Zensur und Klimt wird vom Publikum enthusiastisch gefeiert. Die Modelle des Bildes: Klimt selbst, der seine Geliebte Emilie in den Armen hält.

In den letzten Jahren vor seinem Tod erweist sich Klimt wieder als wandlungsfähig. - - - - - Die Tänzerin
Mit diesen neuartigen Werken findet Klimt nun ungebrochene Anerkennung. Die Unterlegung seiner Portraits mit Blumenmotiven spricht das Unterbewußtsein unmittelbar an. Themen dieser Portraits sind immer noch Eros und Kreislauf des Lebens, aber die unangenehmen Aspekte sind verschwunden. Der schritt von der Femme fatale oder dem Sexsymbol hat sich in einer nur charmanten und anscheinend sehr viel unschuldigeren Erscheinungsform vollzogen.

Vielleicht hat diese neue Heiterkeit ihre Wurzeln in der Tatsache, dass Klimt das Alter und die Nähe des eigenen Todes spürt. Bevor er beginnt nur noch die Momente intensiven Genusses oder wunderbarer Schönheit und Jugend festzuhalten, nimmt er noch einmal das Thema von
TOD UND LEBEN auf.
Zitat: "Aus unseren schweren Herzen kamen die leichten Witze, aus unserem Gefühl, dass wir Todgeweihte seien, eine törichte Lust an jeder Bestätigung des Lebens: an Bällen, am Heurigen, an Mädchen, am Essen, an Tollheiten jeder Art, sinnlosen Eskapaden, an selbstmörderischer Ironie..."

Um seine letzten Allegorien wie DIE JUNGFRAU zu malen, verwendete Klimt nur noch unvermischte Farben. Immer erzählt er eine Geschichte: das junge Mädchen wird zur Frau, man erlebt das Erwachen ihrer Sinne, das zur Liebesekstase führen wird.

Durch seinen Tod infolge eines Schlaganfalles im Februar 1918 bleiben Werke wie das berühmte Gemälde DIE BRAUT - - - - Poster unvollendet; durch sie können wir aber noch besser in die Welt Klimts eintreten. Bevor er die Frauen in seinen Bildern in Gewänder hüllte, malte er sie offenbar nackt. So versteht er es, unter dem Schein des Respektablen doch das zu malen, was ihn fast ausschließlich interessiert - die betörende Erotik der Frauen und die Allgegenwärtigkeit des Eros.

Klimt über sich: "....Malen und zeichnen kann ich. Von mir gibt es kein Selbstporträt. Ich interessiere mich nicht für die eigene Person - eher für andere Menschen, weibliche .... Ich male Tag um Tag von morgens bis abends. Aber schon wenn ich einen einfachen Brief schreiben soll, wird mir angst und bang wie vor drohender Seekrankheit.
Wer etwas über mich wissen will, soll meine Bilder aufmerksam betrachten, daraus erkennen zu suchen, was ich bin und will."

Egon Schiele über Gustav Klimt:
"Ein Künstler von unglaublicher Vollendung,
ein Mensch von seltener Tiefe,
sein Werk ein Heiligtum."

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