Die Eroberung Byzanz

29. Mai 1453

Mohammed, der soeben die Macht über die türkische Armee bekommen hatte, da sein Vater gestorben war, stellt sich als taktisch kluger aber auch furchtbar rücksichtslos Herrscher dar. Er will die Taten seines Großvaters Bajazet und seines Vaters Murad, die zum ersten Mal Europa die militärische Überlegenheit bieten konnten, noch weit mehr überbieten. Er will das Zentrum das oströmische Reich angreifen und an sich reißen - Byzanz.

Kaiser Konstantin begreift sofort die Gefahr und sendet einen Boten zum Papst um Hilfe zu bitten und den langjährigen Streit der griechischen und römischen Kirche beizulegen. Der Papst reagiert auf den Versöhnungsvorschlag und schickt ein Schiff mit Soldaten nach Byzanz.

Mohammed spricht von Frieden, schmiedet aber insgeheim einen Plan, Byzanz anzugreifen.
Er schließt mit den Serben und Ungarn eine Neutralitätsvereinbarung für drei Jahre ab, für eben jene drei Jahre, in welcher er ungestört die Stadt in seinen Besitz bringen will. Nachdem er seine Armee gesammelt hat, verkündet er den Angriff auf Byzanz und steht am 5. April 1453 vor den Stadttoren.
Die Hauptstadt des Oströmischen Reiches hat nur einen gewaltigen Vorteil. Mit dreifacher Panzerung einer sieben Kilometer langen Mauer, geschützt durch Wassergräben, bewacht von mächtigen quadratischen Türmen, in doppelter und dreifacher Parallelreihe errichtet, gilt diese Stadt zu seiner Zeit als uneinnehmbar. Mohammed kennt nun diese Mauern besser als jeder Andere und weiß, dass er eine größere und viel stärkere Artillerie brauche um diese Mauern durchdringen zu können. Er beauftragt einen Ungarn, die größte Kanone aller Zeiten zu bauen umso die Stadt erobern zu können. Nach drei Monaten ist diese Kanonen fertig und sie übertrifft alle Kanonen davor. Mohammed gibt sofort Befehl noch mehrere Kanonen dieser Art zu produzieren und macht sich auf dem Weg nach Byzanz mit diesem schwarzen Ungetüm.

Eine ganze Armee schleppt diese langhalsige Kanone Richtung Byzanz. Reiterscharen beschützen diese Kostbarkeit vor Überfällen, tausende von Erdarbeitern beseitigen Erdunebenheiten und fünfzig paar Ochsen schleppen die neue Waffe zwei Monate lang. Innerhalb kürzester Zeit umkreisen zwanzig bis dreißig Kanonen die Stadt von Byzanz und zermalmen und zermahlen ihre Stadtmauern.
Am 20 April kommt endlich die erträumte christliche Flotte mit drei Schiffen. Mohammed reagiert sofort und greift die christliche Flotte mit seinen 150, allerdings viel kleineren Schiffen an. Unbekümmert bahnen sich die drei Schiffe ihren Weg in den sicheren Hafen.
Da geschieht plötzlich etwas Entsetzliches! Der Wind setzt aus und die drei Schiffe stehen völlig still mitten im Meer. Das ist die Chance der Türken! 150 "Zwerge" greifen drei "Riesen" an. Die christliche Flotte wirkt schon längst verloren, als plötzlich der Wind wieder einsetzt und die drei, mittlerweile schon schwer beschädigten Schiffe, in den sicheren Hafen treiben können.

Mohammed, der nichts unversucht lassen will, heckt schon wieder einen neuen Plan aus. Da er nicht in den Hafen von Byzanz segeln kann, wegen einer gespannten Kette, erfindet er einen neuen Plan, um die schwache Seite Byzanz anzugeifen. Er lässt während der Nacht seine Flotte über Berge und Weingärten tragen, um so in den sicheren Hafen Byzanz zu gelangen. Nach einigen Wochen Kampf befiehlt Mahomet den letzten Sturm auf die Stadt.

Die Menschen in Byzanz benötigen keinen Kundschafter, um zu wissen, was ihnen bevorsteht. Die ganze Stadt versammelt sich ein letztes Mal in der Hagia Sophia um eine letzte Messe abzuhalten.
Um ein Uhr morgens gibt der Sultan den Befehl zum Angriff. Nach einigen Stunden Kampf hat sich etwas ganz Unwahrscheinliches ergeben. Einige Türken sind durch die Außenmauer eingedrungen, wagen sich aber noch nicht in die Innenmauer vor. Doch zufällig entdecken sie eine kleine offene Tür des inneren Stadtwalls, die sogenannte Kerkaporta. Diese Tür ist in Friedenszeiten für die Fußgänger bestimmt und wurde im Kriegsgetümmel vergessen zu schließen. Erst wird eine Kriegslist vermutet, die sich aber als falsch herausstellt. Innerhalb kürzester Zeit fällt die Stadt in türkische Hand und ein gräßliches Massaker beginnt.
Kunstwerke, Reliquien, kostbare Bilder, Statuen, alles wird vernichtet. Weisheit von Jahrhunderten, der unsterbliche Reichtum des griechischen Denkens und Dichtens wurde verbrannt oder achtlos weggeworfen.





INTERPRETATION



Wie eine der am stärksten befestigte Stadt der damaligen Zeit so schnell fallen kann, bedarf ein bißchen Hintergrundwissen. Byzanz war damals einer der größten Wirtschaftskonkurrenten zu Venedig. Um diese Wirtschaftsmacht zu schwächen, ließ der damalige Doge von Venedig, die Kreuzritter kostenlos nach Byzanz mit seinen Schiffen transportieren. Seine einzige Forderung war, dass er einen gewissen Anteil der eroberteten Beute bekam. Es kam zu einem ungeheuerlichen Massaker in der Stadt.

Am 2. April 1453 rückte das osmanische Heer mit 80 000 Mann an das nun geschwächte Byzanz heran. Es dauerte drei Tage, bis die gesamte Streitmacht, die von Sultan Mohammed II angeführt wurde, eingetroffen war, und einen weiteren Tag, bis alle Soldaten ihre Stellungen bezogen hatten.
Byzanz, das Zentrum des ehemals byzantinischen Reiches, wurde auch das zweite Rom genannt, weil es nach dem Fall des Weströmischen Reiches das Christentum und die Kultur im Osten bewahrt hatte. Allein dies war Grund genug für die Türken, sich endlich für die Kreuzzüge revanchieren zu können. Die Stadt lag auf einer Halbinsel. Im Westen wurde die Landseite durch einen Graben und eine dreifache Mauer geschützt. Die Südseite grenzte an das Marmarameer, die Nordseite an das Goldene Horn, einen als Ankerplatz benutzten Seitenarm des Bosporus, der für die türkischen Schiffe durch eine gewaltige Kette versperrt war(siehe Bild). Obwohl die Stadt starke Befestigungsanlagen hatte, waren ihre Verteidiger schlecht mit Geschützen ausgerüstet. Die türkische Artillerie hingegen verfügte über 70 schwere Kanonen, darunter ein 19 t schweres Geschütz mit einer Reichweite von 19 Kilometern.
Die Türken begannen mit der Beschießung der Stadt am 6. April. Gleichzeitig versuchten sie, den Graben aufzufüllen, Gänge unter den Mauern auszuheben und die Kettenabsperrung am Hafen zu durchbrechen.
Nachdem es nicht gelungen war, die Hafensperre durch einen direkten Angriff zu durchbrechen, umging sie Sultan Mohammed mit Hilfe einer Kriegslist. Am 22. April zog tatsächlich ein riesiger Trupp aus Ochsen und Soldaten mehr als 70 Schiffe über das Land.
Am 28. Mai konnte dann letztendlich die Mauer durchbrochen werden und die Türken nahmen die Stadt ein. Mohamed ließ sofort die Hagia Sophia in eine Moschee umbauen und die Stadt erwachte in einem ganz neuen Glanz unter islamischer Herrschaft.

Kerkaporta, die vergessene offene Tür, ist nicht nachweisbar und scheint auch in keinen Geschichtsbüchern auf.
 

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