Wiener Kongreß

Wiener Kongreß

Geprägt wurde der Verlauf des Wiener Kongresses von der Person Napoleons I., dessen Niederlage und Verbannung nach Elba eine Neuordnung Europas notwendig gemacht hatte. Seine überraschende Rückkehr (sie führte zur Herrschaft der Hundert Tage) beschleunigte den Abschluß der Verhandlungen und hatte Anteil an der Entstehung der Heiligen Allianz und des Deutschen Bundes.
In Wien tagte 1814/15 neun Monate ein Kongreß, den nicht nur zeitgenössische Historiker als "größtes gesellschaftliches und diplomatisches Ereignis der neueren Geschichte" einschätzten. Neben den Monarchen der Siegermächte waren in Wien Vertreter von zweihundert Staaten, kleineren Herrschaften, Städten und Körperschaften anwesend. Auf dem "tanzenden" Kongreß wurden Feste, Affären und Intrigen diplomatisch funktionalisiert.
Die eigentliche Aufgabe, die Neuordnung der durch Napoleon veränderten politischen Landkarte, erfolgte primär unter dem Aspekt der Rückkehr zu den Verhältnissen vor der Französischen Revolution. Dabei stand das Gleichgewicht der fünf Großmächte (Pentarchie) England, Frankreich, Österreich, Preußen und Rußland im Vordergrund. Es wurde ein Kontrollsystem geschaffen, das für die Stabilität Europas in der Folgezeit bestimmend wurde. Die Schaffung eines geeinten Deutschlands sollte das Gleichgewicht der Kräfte garantieren. Die Gründung des Deutschen Bundes war die Folge dieser Überlegungen.
Der Schock über die Rückkehr Napoleons von Elba begünstigte dann die Entstehung der Heiligen Allianz. Mit ihr wurde Europa in ein konservatives Ordnungssystem gepreßt.
Der Deutsche Bund und die Heilige Allianz entwickelten sich insbesondere durch die Politik des österreichischen Staatskanzlers Metternich zu Instrumenten der Restauration. Meinungsfreiheit und demokratische Tendenzen wurden unterdrückt.
Mit dem Primat der Außen - über die Innenpolitik vertagte man auf dem Kongreß die notwendigen verfassungsrechtlichen Reformen, was schließlich zu den Revolutionen von 1830 und 1848 führte.
Gerade im Zeichen der nach dem Zusammenbruch des Ostblocks notwendigen Suche nach einem neuen politischen Ordnungskonzept für Europa zieht auch der Wiener Kongreß neues Interesse auf sich.

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