Der einsame Weg
Zum Autor:
Arthur Schnitzler wurde am 15.5.1862 als erstes Kind des Laryngologen Universitätsprofessor Dr. Johann Schnitzler und seiner Frau Louise, geborene Markbreiter, in Wien geboren. Er besuchte das Akademische Gymnasium in Wien und begann nach seiner Reifeprüfung ein Medizinstudium. Danach war Schnitzler auch als Arzt tätig. 1886 beginnt Schnitzler mit regelmäßigen Veröffentlichungen von Gedichten und Prosa in Zeitschriften. Am 26.8.1903 heiratete Schnitzler Olga Gussmann, die Mutter des bereits 1902 geborenen Sohnes Heinrich. Am 21.10.1931 starb Arthur Schnitzler in Wien. Er erhielt ein Ehrengrab der Israelitischen Kultusgemeinde.
Zeitlebens verband Schnitzler eine Freundschaft zu anderen Schriftstellern, wie etwa Hugo von Hoffmannsthal und auch zu Sigmund Freud.
Weitere bekannte Werke von Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl, Das weite Land, Liebelei, Der Reigen, Anatol,...
Der einsame Weg war das erste von Schnitzlers großen Gesellschaftsdramen. Es ist ein Schauspiel in fünf Akten, dass am 13.2.1903 in Berlin am Deutschen Theater uraufgeführt wurde.
Inhalt:
Felix Wegrat, ein junger Offizier von 23 Jahren, nimmt sich einige Tage Urlaub und besucht seine Familie in Wien. Johanna, seine Schwester, teilt ihm kurz nach seiner Ankunft mit, dass sie das Gefühl habe, die kranke Mutter würde bald sterben. Johanna hatte schon einmal den nahen Tod einer Bekannten vorausgesagt.
Herr von Sala, ein Schriftsteller, der mit der Familie Wegrat befreundet ist, tritt auf. Johanna erzählt ihm, dass ihr größter Wunsch wäre, die weite Welt zu sehen oder Tänzerin zu werden. Sala, der um ihre Zukunftsträume und Visionen weiß, erzählt ihr von einer gefährlichen Forschungsreise, an der er teilnehmen möchte.
Die kranke Frau Gabriele Wegrat und Doktor Reumann kommen, gefolgt von Herrn Wegrat. Das Gespräch geht zu Irene Herms über, ebenfalls eine Bekannte, und zu Julian Fichtner, der mit Gabriele Wegrat ein Verhältnis hatte, bevor diese Herrn Wegrat heiratete und der eigentliche Vater von Felix ist. Von diesem Verhätnis weiß niemand außer Doktor Reumann.
Wenige Zeit später stirbt Frau Wegrat. Julian Fichtner, ein Künstler, besucht unterdessen Wien und hört von der traurigen Nachricht. In einem Gespräch mit Herrn von Sala gesteht er, dass er, zwar in der Jugend unternehmungslustig und freiheitsliebend, aber jetzt im Alter mit der drohenden Einsamkeit nicht fertig wird und daher die Nähe seines Sohnes Felix suchen will, um seinem Leben einen neuen Sinn zu geben.
Irene Herms, eine frühere Geliebte von Julian Fichtner stattet diesem einen Besuch ab. Sie reden über alte Zeiten. Irene Herms bedauert, dass sie nie Kinder gehabt hat und fragt Julian, ob er jemals Kinder hatte. Julian stockt und gibt Irene dadurch die Wahrheit zu verstehen.
Felix kommt zu Fichtner und verlangt ein Bild seiner Mutter zu sehen, das Julian vor langer Zeit gemalt hat. Gabriele Wegrat hatte am Abend vor ihrem Tod von diesem Bild gesprochen, um Felix auf diese Weise auf seinen wirklichen Vater aufmerksam zu machen. Als Felix die Wahrheit über seinen Vater erfährt, ist er ziemlich verstört.
Herr von Sala ist am folgenden Tag bei Wegrats zu Besuch. Dabei fragt Sala Felix, ob er ihn bei seiner Expedition begleiten will und gibt ihm einen Tag Bedenkzeit. Felix fühlt sich geehrt und ist sehr positiv zur Reise eingestellt. Salas schwere Krankheit und sein bald zu erwartender Tod werden angesprochen.
Fichtner und Wegrat kommen hinzu und reden über ihre Jugendträume. Felix kommt und führt mit Julian Fichtner allein ein Gespräch, indem er mehr über das Verhältnis von Julian und Frau Wegrat erfährt. Fichtner und Gabriele Wegrat hatten geplant zu fliehen. Alles wurde vorbereitet, doch in der Nacht davor, war Fichtner alleine geflohen, um seine Freiheit und seine Abenteuerlust nicht aufgeben zu müssen.
Kurz vor Salas Abreise treffen sich Herr von Sala und Johanna in Salas Garten. Johanna spricht wieder von ihren Träumen. Sie meint, sie wolle nach Salas Abreise ebenfalls weggehen. Als Johanna Herrn von Sala ihre Liebe gesteht, bietet er ihr aus einer Laune heraus ein gemeinsames Leben und eine Teilnahme an seiner Reise an. Er gibt ihr einen Tag Bedenkzeit.
Felix, Julian Fichtner und Irene Herms versammeln sich ebenfalls in Salas Garten. Felix nimmt Herrn von Sala kurz zur Seite und teilt ihm mit, dass er ihn auf seiner Reise begleiten will. Fichtner ist bestürzt, dass sein Sohn an dieser Reise teilnimmt und ihn alleine lässt. Kurze Zeit später brechen Felix und Irene Herms auf und lassen die beiden Herren allein.
Im folgenden Gespräch unterhalten sich die beiden über ihre Lebenseinstellung, die Sala verurteilt. Sie haben sich zwar beide in ihrer
Jugend ausgelebt, fühlen sich aber jetzt mit zunehmendem Alter einsam. Sala stellt unter anderem fest, dass beide wahrscheinlich nie jemanden wirklich geliebt haben.
Johanna, die keinen Ausweg mehr sieht, ertränkt sich in Salas Gartenteich.
Am folgenden Tag kommen Doktor Reumann, Herr Wegrat und Felix zusammen. Sie wissen noch nichts von Johannas Selbstmord. Sie denken, sie sei verschwunden. Felix wirft den anderen mangelndes Verständnis und fehlende Mitmenschlichkeit vor und gibt somit den anderen die Schuld an Johannas Verschwinden. Felix beschuldigt Fichtner der Lüge gegen Herrn Wegrat. Die Einsamkeit aller handelnden Personen wird deutlich spürbar.
Herr von Sala kommt dazu und berichtet vom gestrigen Abend. Felix macht eine Anspielung auf Salas baldigen Tod und gibt ihm ebenfalls die Schuld für Johannas Entscheidung. Denn Johanna wußte um Salas Gesundheitszustand und hat sich höchstwahrscheinlich deswegen das Leben genommen.
Interpretation:
Die Aussage dieses Buches wird bereits im Titel angesprochen. Denn das Leben der handelnden Personen ist stark von innerlicher Einsamkeit geprägt.
Johanna Wegrat sieht, dass ihre Träume von der Zukunft unerfüllbar bleiben werden. Da sie um Herrn von Salas tödliche Krankheit weiß und in ihn verliebt ist, stirbt sie für ihn und vor ihm. Julian Fichtner und Sala hatten beide in ihrer Jugend sehr intensiv gelebt und müssen erkennen, dass sie diesen Lebensstil nicht mehr weiter führen können. Aus diesem Grund sucht Fichtner die Nähe seines Sohnes Felix, um der Einsamkeit des Alters zu entfliehen. Felix entscheidet sich aber für Wegrat, denn er empfindet Fichtner als Betrüger, weil Wegrat nie die Wahrheit erfahren hatte. Gabriele Wegrat beendet ihren Weg in der trostlosen Einsamkeit einer lebenslangen Lüge. Irene Herms leidet darunter, nicht mehr auf der Bühne stehen zu können und nie Kinder gehabt zu haben.
Zwischen den handelnden Personen herrscht eine kühle Atmosphäre, geprägt von Totem und Sterbendem. Johanna trägt das Thema des Todes ins Stück, indem sie den Tod ihrer Mutter und Herrn von Salas vorraussieht.
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