Die verlorene Ehre der Katharina Blum

Hausaufgabe - Literarische Erörterung

Aufgabe:
Diskutieren Sie die von Heinrich Böll formulierte Position in Bezug auf das Werk "Die verlorene Ehre der Katharina Blum"!
"Es ist doch nach gerade unfaßbar, wenn man hierzulande unter Gewalt nur noch die Gewalt von Bomben und Maschinenpistolen versteht. Übt eine BILD - Schlagzeile keine Gewalt aus? Welche? Was wird da angerichtet in den Köpfen, im Bewußtsein, am Aggressionspotential dieser 11 Millionen Süchtigen, die der politisch gefährlichsten aller Süchte, der BILD - Sucht unterworfen sind?" (H. Böll, SPD - Parteitag 1972)


Heinrich Böll, politischer Schriftsteller und Humanist, bezieht sich in seiner Rede auf die politische Situation in der BRD in den siebziger und achtziger Jahren. Zu jener Zeit wurde Westdeutschland von Bombenanschlägen und Entführungen der linksextremen Roten Armee Fraktion (RAF) heimgesucht. Von den Medien und ganz besonders von den Zeitungen des Springer - Verlages (BILD - Zeitung) wurden die Aktivitäten der RAF zu einer linken Bedrohung des Systems der BRD aufgebauscht, die angeblich von Personen aus allen Gesellschaftsschichten unterstützt wird. Bloße Verdächtigung genügte, um unbescholtene Bürger gesellschaftlich zu brandmarken und zu ruinieren.
Bölls Einstellung zu den Medien des genannten Verlages ist auch ob mehrerer "journalistischer Attacken" seitens dieser Medien auf seine Person eindeutig: er betrachtet sie als Gefahr für die freie Meinungsbildung, das BILD - Lesen als Sucht, also als etwas das einen nicht mehr loslässt und das Leben des "Betroffenen" bzw. sein Denken dominiert und somit das freie, selbständige Denken behindert.
Auf dem SPD - Parteitag kritisierte Böll, dass die Menschen angesichts der Terroranschläge vergessen, dass es auch Gewalt gibt, die nicht durch Waffen oder körperlich auf andere ausgeübt wird. Auch die Medien üben laut ihm diese durch die Art und Weise ihrer Berichterstattung aus. Die BILD berichtet in einer Form, die es ihr erlaubt Politik zu machen, indem sie 1/6 des Volkes durch Einseitigkeit, Verleumdung und Unterschlagung von Fakten "die Meinung bildet", inklusive der politischen. Die Gewalt, die die BILD besitzt, kann sie nutzen, um zu erschaffen oder zu zerstören; der Einfluß der Medien kann Menschen berühmt, reich, angesehen machen oder Leben durch Worte zugrunde richten, wie z.B. das der Katharina Blum. Böll berichtet in seinem Werk "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" von einer gleichnamigen jungen Frau, deren Liebe zu einem gesuchten Straftäter eine Hetzkampagne der ZEITUNG (ein im Buch verwendetes Symbol für die BILD) auslöst. K. Blum wird mit übelsten Verleumdungen und Anschuldigungen überzogen und ihre vermeintlichen Freunde wenden sich von ihr ab. Diesem hohen psychischen Druck nicht gewachsen, sieht sie ihren einzigen Ausweg darin, den Verfasser der Artikel über sie zu erschießen.
Damit verdeutlicht er, welche Gefahr von der verbalen, psychischen Macht der Medien ausgehen und wohin sie führen kann: zu physischer Gewalt, entstanden durch falsche, subjektive sowie einseitige Berichterstattung.
Das Fatale an der Macht der BILD ist, dass diese nur hetzt, diffamiert; den "Rest" erledigen die von ihr geBILDeten. Daher ist die Zeitung nur wegen Verleumdung zu belangen, nicht jedoch wegen aller anderen verursachten Folgen. Und Klagen gegen den Springer - Verlag diesen Tatbestand betreffend haben, wie die Praxis zeigt, wenig belehrende Wirkung.

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