Siddhartha - Eine indische Dichtung
Hesse erzählt den Lebensweg Siddharthas, den Sohn eines Brahmanen der sein Vaterhaus verlässt, ein nach Atman, dem Einzigen, dem
Urquell der Seele Suchender wird. Gemeinsam mit seinem Freund Govinda, der ihn über alles liebt, schließt er sich den Samanas
(Asketen) an. Drei Jahre lernen sie fasten und die Kunst der Versenkung, versuchen weg vom Ich zu kommen. Siddhartha ist enttäuscht,
da diese kurze "Betäubung" nur einem flüchtigen Alkoholrausch gleicht.
Sie hören von der Lehre Gotamas, dem erhabenen Buddha und Govinda schlägt vor ihn aufzusuchen. Sie begleiten ihn auf Bettelgängen
und hören seine Lehren. Als Govinda in die Jüngerschaft aufgenommen wird, trennen sich die Wege der beiden, denn Siddhartha hat
erkannt, dass er nicht über die Lehre, sondern nur durch sich selbst Erlösung finden kann.
Er kehrt zu den "Kindermenschen", dem angeblich wirklichen Leben zurück. Bei der Kurtisane Kamala, die Gefallen an dem
enthaltsamen, unerfahren, aber für alles Neue offenen und zu lernen begierigen Jüngling findet, lernt er alles über die Liebe, bei Kaufmann
Kamaswami alles über den Handel. Durch seine Gabe zuzuhören und in die Menschen "eindringen" zu können, ist er bald erfolgreich und
wird reich, aber auch habgierig, bis er eines Tages, durch einen Traum gemahnt, die Sinnlosigkeit seines jetzigen Lebens erkennt und
erneut aufbricht. Nur Kamala versteht sein Verschwinden, denn sie hat immer nur den Samana in ihm gesehen.
Am Fluss erfährt er innere Erleuchtung, der Fährmann Vasudeva lehrt ihn die Geheimnisse des Flusses. Nach Jahren begegnet er Kamala
wieder, die zum Sterbelager des Buddhas ziehen will. Sie hat Siddharta, ihren elfjährigen Sohn, nach seinem Vater benannt, bei sich.
Kamala erliegt einem Schlangenbiß. Vergeblich versucht Siddhartha, den Sohn für sich zu gewinnen. Der, gezogen durch die Sehnsucht
nach seiner alten Welt, flieht zurück in die Stadt. In diesem Schmerz erkennt Siddhartha den Kreislauf des Lebens, auch er hat seinen
Vater verlassen. Er hört auf mit dem Schicksal zu kämpfen. Aus dem Suchenden wird ein Weiser, der jede Lehre und jedes Dogma
ablehnt, zum Erlebnis der Einheit findet, die Liebe obenan stellt und schließlich die gesuchte Vollendung im Nirwana findet...
AUFBAU&ERZÄHLTECHNIK
Die Handlung des Textes verläuft chronologisch, geteilt in zwei Teile ist der erste in vier Kapitel und der zweite in acht gegliedert.
Hermann Hesse erzählt den Roman auktorial. Durch starke Raffungen wird die Erzählte Zeit von einem ganzen Leben auf ca. 3 - 4 Stunden
Erzählzeit gekürzt.
PERSONEN
Siddhartha: Im Roman ein Brahmane (Mitglied der obersten Kaste der Hindus), der nach der Erlösung sucht.
Historisch gesehen vereinigt Siddhartha, das "Der das Ziel trifft" bedeutet, die Romanfiguren Siddhartha und Gotama (Gautama, sein Name
innerhalb der Sippe der Shakya). Er wurde auch Shakyamuni, Asket in der Sippe der Shakya, und schließlich Buddha, der Erwachte
genannt.
Govinda: Im Roman der Freund Siddharthas, der allerdings Jünger Gotamas wird;
Wagenlenker von Arjuna, der den Sinn des Lebens predigt.
Kamala: Sie allein versteht Siddhartha und lässt ihn gehen.
Ihr Name ist wahrscheinlich eine Anspielung auf den indischen Liebesgott Kama.
Vasudeva: Ein Fährmann der Siddhartha aufnimmt und ihm die Geheimnisse des Flusses lehrt.
Es ist einer der Namen Krishnas (eine Erscheinungsform Vishnus).
SPRACHE
Kunstvoll einfach und klar.
ORT&ZEIT
Indien
ca.560 - 480 v. Chr.
THEMEN
Suche nach Erlösung
Verschiedene Wege mit einem Ziel (Siddhartha und Govinda)
Ewiger Kreislauf des Lebens
Erklärung des Verhältnis zum Vater
PERSÖNLICHER EINDRUCK
Ich liebe dieses Buch. Ich habe es nicht einmal, nicht zweimal, noch viel öfter gelesen.
Das in genauerem mitzuteilen und den Eindruck zu zerstückeln, wäre falsch. Lieber möchte ich einige Stellen, die mich besonders
beeindruckt oder beschäftigt haben notieren:
Weich ist stärker als hart, Wasser stärker als Fels, Liebe stärker als Gewalt.
Wenn jemand sucht, dann geschieht es leicht, dass sein Geist nur noch das Ding sieht, das er sucht – dass er nichts zu finden,
nichts in sich einzulassen vermag, weil er immer nur an das Gesuchte denkt, weil er ein Ziel hat, weil er vom Ziel besessen ist. Suchen
heißt: ein Ziel haben. Finden aber heißt: frei sein, offenstehen, kein Ziel haben.
Nichts war, nichts wird sein; alles ist, alles hat Wesen und Gegenwart.
Weisheit ist nicht mitteilbar. Weisheit, welche ein Weiser mitzuteilen versucht, klingt immer wie Narrheit.
"....du hättest bald gelernt, auf dem Wasser zu gehen." "Ich begehre nicht auf dem Wasser zu gehen."
"Du bist gekommen", sagte Siddhartha und lächelte. "Ich bin gekommen", sagte Govinda.
Eine Wahrheit lässt sich immer nur aussprechen und in Worte hüllen, wenn sie einseitig ist. Die Welt aber, das Seiende um uns her und in
uns innen ist nie einseitig.
Es gibt in der tiefen Meditation die Möglichkeit, die Zeit aufzuheben, alles Gewesene, Seiende und sein werdendes Leben als gleichzeitig
zu sehen, und da ist alles gut, alles vollkommen, alles ist Brahman (Kraft, die alle Welten schafft und erhält).
Titel: SIDDHARTHA
Autor: HERMANN HESSE
Verlag: SUHRKAMP TASCHENBUCH
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