Frühlingserwachen
"Frühlings Erwachen"
von Frank Wedekind
Frank Wedekind wurde am 24.07.1864 als Sohn eines vielgereisten Arztes aus Sachsen und einer ehemaligen Schauspielerin des Deutschen Theaters in San Francisco in Hannover geboren und auf den Namen Benjamin Franklin Wedekind getauft. Er wuchs im Kreis seiner Familie auf einem Schloß im schweizerischen Lenzburg auf, besuchte dort zuerst die Bezirksschule und anschließend das kantonale Gymnasium in Aarau, wo er 1883 sein Abitur machte. Das Rechtswissenschaftsstudium brach er nach dem Tod seines Vaters endgültig ab, da er sich somit als finanziell genug abgesichert sah, um als freier Schriftsteller zu leben. Als solcher veröffentlichte er Stücke auch unter Pseudonymen wie Tschingiskhan usw. Im Alter von 26 Jahren stellte er "Frühlings Erwachen" 1891 fertig, das war sechs Jahre nachdem sich sein Lenzburger Mitschüler Moritz Dürr erschossen hatte. Weitere Werke von ihm sind unter anderem "Der Erdgeist" und "Der Kammersänger". Schließlich verstarb er am 09.03. 1918 in dem Haus, in dem er "Frühlings Erwachen" geschrieben hatte.
Das Kinderdrama "Frühlings Erwachen" spielt um 1890 in einem Ort im deutschen Sprachraum auf einer Zeitebene und handelt von den Pubertätsnöten einer in Schule und Elternhaus verständnislos behandelten Jugend. Thema ist der Egoismus als Triebfeder der Nächsten -, Freundes - und der Geschlechtsliebe und der daraus abgeleitete Atheismus.
Das Schicksal des Melchior Garbor, eines außerordentlich guten Schülers, der von seiner Mutter tolerant erzogen wird, verstrickt sich unglücklich mit dem der gleichaltrigen, vierzehnjährigen Wendla Bergmann und dem seines ungleichen Freundes Moritz Stiefel. Realistisch denkend, will Melchior den ängstlichen Moritz von quälenden Grübeleien und sexuellen Zwangsvorstellungen befreien, indem er ihm eine selbstverfaßte Aufklärungsschrift zusteckt. Moritz aber verwirrt diese Lektüre so sehr, dass er sich, ohnehin schon gefährdet in seiner Versetzung, nur mehr schwer auf das Lernen konzentrieren kann und nicht in die nächste Klasse aufsteigen darf. Verzweifelt denkt er an Flucht nach Amerika, um deren Finanzierung er Melchiors Mutter bittet. Doch diese schlägt ihm seinen Wunsch ab, und er nimmt sich schließlich das Leben.
Unterdessen haben sich die Wege Wendlas und Melchiors gekreuzt: Das Mädchen hat den Jungen verwirrt und erregt, weil sie ihn aufforderte, dass er sie schlage, was er auch macht. Bei ihrer nächsten Begegnung verführen die beiden einander, noch völlig unwissend, welche folgen ihr Akt haben wird. Nämlich die, dass Wendla auf Grund eines versuchten Schwangerschaftsabbruches, lange im Glauben, sie leide an der Bleichsucht, stirbt.
Nach dem Selbstmord des Moritz findet dessen Vater die ihm von Melchior zugesteckte Lektüre. Dafür muss er sich vor den durch Namen wie Affenschmalz, Fliegentod, ... karikatierten Professoren verantworten, weil jene glauben, Moritz Stiefel habe sich des 20 Seiten langes "Werkes" Melchiors umgebracht. Melchior wird von der Schule ausgeschlossen und von seinen hilflosen Eltern in eine Korrektionsanstalt gesteckt. Als er dort ausbricht und auf dem Heimweg am Friedhof Wendla Bergmanns Grab vorfindet, gibt er sich die Schuld an ihrem Tod und will sein Leben beenden. Der tote Moritz mit dem Kopf unter dem Arm bestärkt ihn darin, indem er ihm die Erbärmlichkeiten des Lebens ausmalt. Sein Gegenspieler, der vermummte Mann als Symbol des unzerstörbaren Lebens, tritt Moritz’ Verführungen zum Tod heftigst entgegen und zieht Melchior von den Gräbern fort.
Ich glaube, dass Frank Wedekind mit "Frühlings Erwachen" die möglichen Schäden durch schamhafte und bornierte Erziehung und somit die Unterdrückung des Wissesdurstes über das Leben der damaligen pubertierenden Kinder darstellen wollte und durch dieses, von der Zensur verfolgtes Drama ein Tabu brechen wollte - für eine zwanglosere nächste Generation.
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