Die mythologische Gründungsgeschichte Roms
Eine erste Beziehung zur griechischen Mythologie gewinnt Rom durch die Ermordung des auf dem Aventin lebenden, riesenhaften Unholds Cacus durch Herakles, da dieser ihm einige Rinder gestohlen hatte. Zur Erinnerung an diese Befreiungstat soll die Ara Maxima auf dem Rindermarkt in Rom errichtet worden sein.
Ebenfalls aus der griechischen Mythologie stammend, wurden der Trojaner Aeneas und seine Nachkommen von den Römern zu ihren Stammvätern erhoben:
Der trojanische Held Aeneas, Sohn des Trojaners Anchises und der Mutter Aphrodite/Venus und Sproß einer Nebenlinie des trojanischen Herrschergeschlechtes, entkam nach der Eroberung Trojas durch die Griechen auf Rat seiner Mutter, den gelähmten Vater auf den Schultern, mit Sohn und Penaten aus der brennenden Stadt. Göttliche Fügung hatte ihn nämlich dazu auserkoren, das Haupt eines zukünftigen Geschlechtes von Königen zu werden. Dabei verlor er seine Frau Kreusa. Mit seinen Gefährten fuhr er u.a. über Thrakien und Kreta nach Delos. Dort erhielt er das zunächst falsch gedeutete Orakel, das Land seiner Urväter, Italien, zu suchen. Nach einem Aufenthalt bei Helenos in Epirus landete er kurz an der Küste Siziliens, um einen Gefährten des Odysseus aufzunehmen. Dort starb sein Vater Anchises.
Auf der Weiterfahrt verschlug ihn ein von Juno verursachter Sturm nach Karthago. Dessen Königen Dido nahm ihn auf, verliebte sich ihn Aeneas und verzögerte deshalb seinen Aufbruch. Sie tötete sich, als Aeneas, seiner Bestimmung getreu, Karthago verließ. (Hierin sah man in der späteren Zeit die mythologische Wurzel des Konfliktes zwischen Rom und Karthago) Als Aeneas wieder in Sizilien landete, wurde er von Acestes, einem trojanischen Auswanderer, aufgenommen und hielt zu Ehren seines verstorbenen Vaters Leichenspiele ab. Nach der Landung in Italien stieg Aeneas mit der Sibylle von Cumae in die Unterwelt und erhielt dort von Anchises einen Ausblick auf die künftige römische Geschichte und Vorherrschaft bis zu Kaiser Augustus.
Nach der Ankunft in Latium nahm Aeneas Beziehungen zu König Latinus auf und warb um dessen Tochter Lavinia, denn viele Prodigien kündigten den Trojanern an, dass sie am Ziel ihrer Irrfahrt und am endgültigen Platz ihrer neuen Stadtgründung angekommen seien.. Der König stimmt dieser Verbindung aufgrund eines Orakels zu. Ihr Bräutigam Turnus, Fürst der Rutuler, kämpfte jedoch mit zahlreichen Verbündeten gegen Aeneas. Dieser fuhr, um ebenfalls Verbündete zu gewinnen, den Tiber hinauf und landete bei Euander, einem arkadischen Verbannten, der auf dem Palatinhügel ein Dorf errichtet hatte. Zusammen mit Euander, etruskischen Verbündeten und göttlicher Unterstützung blieb Aeneas nach schweren Kämpfen Sieger und tötete Turnus. Dann heiratete er Lavinia, übernahm die Herrschaft über Latiner und Troer und gründete Lavinium. Später gründete Ascanius, der Sohn des Aeneas, Roms Mutterstadt Alba Longa.
Einer der folgenden Könige von Alba Longa, Numitor, wurde von seinem Bruder Amulius vertrieben. Damit Numitors Tochter Rhea Silvia (oder Ilia) keine Nachkommen gebären würde, machte sie Amulius zur Vesta - Priesterin und zwang sie damit zur Ehelosigkeit. Als sie jedoch, von Mars geschwängert, Mutter von Romulus und Remus wurde, ließ Amulius sie einkerkern und die Kinder in den Tiber werfen. Diese fand daraufhin eine Wölfin und ernährte sie, bis sie später vom Hirten Faustulus und seiner Frau Acca Larentia gefunden und aufgezogen wurden. Bei einem zufälligen Treffen mit ihrem Großvater Numitor erkannte dieser seine Enkel. Romulus und Remus töteten daraufhin Amulius und setzten Numitor wieder in die Herrschaft ein. Als sie danach eine Stadt gründen wollten, gerieten sie in eine Streit darüber, wer der Stadt seinen Namen geben sollte. Auch ein Vogelorakel konnte die Brüder nicht einen und Remus wurde von Romulus getötet, entweder wegen des Streites oder weil er die noch niedrige Stadtmauer gegen den Befehl seines Bruders übersprungen hatte. So wurde die Stadt Rom genannt.
Um die Bevölkerung zu mehren, richtete Romulus ein Asyl für Heimatlose und Verfolgte ein. Da jedoch zuwenig Frauen in der Stadt lebten und die Nachbarn zögerten, ihre Frauen in das vermeintliche Verbrechernest einheiraten zu lassen, lud Romulus die Sabiner zusammen mit ihren Frauen und Kindern zu einem Fest ein. Auf dessen Höhepunkt überfielen die Römer ihre waffenlosen Gäste und raubten deren Töchter. Der darauf entfesselte Krieg wurde rasch durch das Eingreifen der entführten Frauen beendet und Romulus herrschte nun zusammen mit dem Sabinerkönig Titus Tatius über seine Stadt.
Die Metamorphose des trojanischen Helden Aineias zum römischen Stammvater Aeneas ist ein Musterbeispiel für bewußte Ausgestaltung eines Sagenkerns mit im Laufe der Zeit immer klarer hervortretender politischer Absicht. Die Gleichstellung des römischen Volkes auf die Stufe der Griechen, für die sie nur Barbaren waren, und die Heraushebung der von den Römern so hoch geschätzen und sich in Aeneas vereinigenden Eigenschaften Frömmigkeit und Pflichtgefühl waren für die Römer ein guter Grund, sich des trojanischen Stammvaters zu bedienen. Später erschuf sich auch die Familie der Iulier einen bedeutenden Stammbaum, der bis hin zur Venus führte. Sie leiteten dafür ihr Geschlecht vom Sohn des Aeneas, Ascanius, ab, der zu Zeiten Trojas Ilus, später Iulus, genannt wurde.
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