Das Feuerschiff
Siegfried Lenz, wurde am 17.3.1926 in Lyck geboren. Er war der Sohn eines Beamten und besuchte das Gymnasium (Notabitur).Kurz vor Kriegsende wurde er zur Marine eingezogen. Ab 1945 lebte er in Hamburg wo er ohne Abschluß Phli., Angelistik und Literaturgeschichte studierte. 1950 wurde er Feuilletonredakteur bei der "Welt". Ab 1951 war er freischaffender Schriftsteller, (zunächst Mitarbeiter des Hörfunks) in Hamburg. Er wurde mit einigen Literaturpreisen wie zum Beispiel 1970 mit dem Literaturpreis der Freimaurer ausgezeichnet.
Das Feuerschiff schrieb er im Jahr 1960. Das Buch zeigt einen unlösbaren Konflikt zwischen sich feindlich gegenüberstehenden Mächten.
Mit jedem Buch lenkte Siegfried Lenz die Aufmerksamkeit auf sich. Er nahm und nimmt Anteil am Leben und am Schicksal des Menschen. Unpersönlich ist für ihn der Alltag, in dem sich das Element Zeit spiegelt, das Vergängliche unseres Erdendaseins. Schon früh dachte er daran, dass das Altwerden, das Alter eine rechte Belastung für den Menschen sein kann, Ein Ausgestoßen - und Verstoßenwerden, dem sich zu widersetzen manchmal kaum oder überhaupt nicht möglich ist.
Was einem bei diesem Autor auffällt, ist, dass, er, was heute wenige vermögen oder wenige tun, tatsächlich erzählen kann, konkret, verständig und verständlich.
Siegfried Lenz kennt den Gegenstand, über den er schreibt, von dem er erzählt, sehr genau. Das spürt man den zwanzig masurischen Geschichten an, den Romanen, und nicht zuletzt auch der Erzählung, die er "Das Feuerschiff" überschrieb.
Man darf sie ohne Übertreibung eine meisterhafte Erzählung heißen, ein Kapitel Prosa, das Bestand haben wird, weil es einer Lebensunmittelbarkeit entwachsen ist, einem festen und kühlen Blick, einer schier souveränen Sachlichkeit. Obwohl es eine spannende, ja aufregende Geschichte ist, eine Abenteuer -, eine Kriminalgeschichte fast, erkennt man doch, dass sie, vom ersten bis zum letzten Satz, geduldig gestaltet und ruhig geschmiedet worden ist.
Was in einer äußerst prekären, äußerst bedrohlichen Situation auf dem Feuerschiff geschieht, was gesprochen, was getan und wie gehandelt wird, ist nicht nur überzeugend, sondern von einer zwingenden Notwendigkeit, einem Ernst, der wohl selbst einem Leser, dem es nur um äußere Spannung geht, immer wieder innehalten und für ein paar Momente nachdenken lässt, nachdenken über die tragisch - menschlichen Auswirkungen dieser Erzählung und damit zugleich über die Situation des Menschen in unserer Zeit.
Auf dem Feuerschiff, das den Ort der Handlung in Siegfried Lenz‘ Erzählung " Das Feuerschiff " bildet, hängt schon seit neun Jahren der schwarze Ball am Signalmast und zeigt dadurch an, dass das Schiff auf Position ist und seinen Dienst versieht. Nun aber solle es, da die Mienenfelder geräumt waren und das Fahrwasser als sicher gelte eingezogen werden. Noch vor Beginn der Winterstürme sollte die letzte Wache beendet sein.
Der Kapitän des Feuerschiffes heißt Freytag. Er ist ein ruhiger und pflichtbewußter Mann. Auf der letzten Wache hat er seinen Sohn Fred mit hinaus genommen, einmal um ihn das Leben an Bord eines Feuerschiffes miterleben zu lassen, dann aber auch, um eine Spannung zu beseitigen, die zwischen ihm und seinem Sohn bestand, seitdem dieser erfahren hat, was einstmals in der Levante, als sein Vater noch die "Lumpenlinie" fuhr,, geschehen war. Eine Aussprache sollte die falsche Vorstellung Freds, der deswegen mit seinem Vater "fertig" war aber noch nie mit ihm darüber gesprochen hatte, klären.
Da tritt zwei Tage nach Beginn der letzten Wache ein unvorhergesehenes Ereignis ein. Fred erspäht durch ein Fernglas ein auf offener See treibendes Boot, auf dem sich drei Männer, anscheinend Schiffbrüchige befinden. Kapitän Freytag lässt sofort ein Boot aussetzen, um die Schiffbrüchigen hereinzuholen. Als sie an Bord des Feuerschiffes sind, entpuppen sich die vermeintlichen Schiffbrüchigen als flüchtige Gangster, die schwer bewaffnet sind und die Besatzung des Feuerschiffes zu terrorisieren beginnen. Sie wollen den Kapitän und seine Mannschaft zwingen, sie nach Schweden überzusetzen. Kapitän Freytag aber ist entschlossen, die Gangster möglichst schnell wieder los zu werden. Er will sie so schnell wie möglich an Land schicken oder spätestens mit dem Versorgungsboot mitgeben.
Doktor Caspary aber, der Führer und Sprecher der Gangsterbande, verlangt, dass das Boot der Bande repariert wird und falls sich dieses als unmöglich herausstelle, der Kapitän ihnen das Schiffseigner Rettungsboot zur Verfügung stellt, damit sie weiterfahren können. In einer scharfen Auseinandersetzung mit Dr. Caspary lehnt Kapitän Freytag diese Forderungen jedoch ab, denn das Schiff ist nicht zu reparieren und die Mannschaft sei selbst auf das Rettungsboot angewiesen.
Dann sieht Dr. Caspary nur noch eine letzte Möglichkeit die folgend aussieht. Freytag solle den Anker einholen lassen die Gangster hinüberbringen und unter der Küste absetzen. Dieses Ansinnen lehnt Kapitän Freytag kategorisch ab, muss er als verantwortungsbewußter Kapitän eines Feuerschiffes ablehnen, da er seine Position nicht verlassen darf, ohne andere Schiffe, deren Besatzung und Passagiere, ohne Menschenleben zu gefährden. Freytag warnt Dr. Caspary, wenn dieses Schiff seine Position verlässt, wird das Folgen haben, die niemand übersehen kann.
Einige Mitglieder der Mannschaft sind entschlossen, die Gangster zu überwältigen und festzunehmen, aber Freytag warnt sie vor deren Bewaffnung. Er fühlt sich für die Mannschaft verantwortlich, will Blutvergießen vermeiden er will dass alle heil an Land kommen, wenn das Schiff eingezogen wird. Die Gangster will er so schnell wie möglich wieder loswerden und trachtet danach eine günstige Gelegenheit zu finden, ohne freilich die Position des Feuerschiffes selbst zu verändern.
Sein eigener Sohn verdächtigt ihn der Feigheit, zumal eine Geschichte aus früherer Zeit, als Kapitän Freytag die Ägäis befuhr gegen ihn zu sprechen scheint. Fred kennt die Geschichte nur vom Hörensagen. So steht Freytag gegen seinen Sohn und gegen einige Mitglieder der Mannschaft, die Gewalt anwenden wollen. Er kann es nicht mehr verhindern dass sich Zusammenstöße zwischen seinen Leuten und den Gangstern ereignen.
Einer der Gangster tötet den Lieblingsvogel, eine zahme Krähe eines Matrosen namens Gomberts. Das Boot der Gangster wird von der Leine abgeschnitten und treibt davon. Gombert schlägt den Chef der Bande, Caspary, nieder und fesselt ihn. Casparys Genossen befreien ihn, wobei ein anderes Mitglied der Besatzung, Zumbe, den Tod findet.
Teils aus Rache, teils in einer Affekthandlung ersticht Trittel, der Koch, Eugen, einen der Gangster und wirft seinen Leichnam in das Meer. Caspary bietet nun Kapitän Freytag dreißigtausend Mark an, wenn er sie mit dem Feuerschiff zur Küste bringt und an einer bestimmten Stelle absetzt. Kapitän Freytag lehnt dieses Angebot ab, sein Schiff wird seine Position nicht verlassen, aber er will versuchen die Gangster von Bord zu bekommen. Caspary lacht ihn aus, warnt ihn vor hochmut und sagt, er solle nicht so sicher sein, dass nicht andere das Angebot annehmen würden. Inzwischen hat einer aus der Besatzung die Direktion an Land über die Vorgänge am Schiff durch einen geheimen Funkspruch benachrichtigt. Man wird ein Polizeiboot schicken.
Die Situation wird für die Gangster unangenehm und drängt zur Entscheidung. Tatsächlich ist es Caspary gelungen, durch Bestechung und Drohungen einige der Besatzungsmitglieder für sich zu gewinnen. Auf seinen Befehl hin soll der Anker gelichtet und das Feuerschiff in fahrt gesetzt werden. Den Anordnungen des Kapitäns leistet die eingeschüchterte Mannschaft keine Folge mehr, der Gehorsam wird ihm verweigert. Die Matrosen haben sich vorne am Ankerspill versammelt, wo sie von Caspary und seinem ihm noch verbliebenen Genossen Eddie mit einer Maschinenpistole in Schach gehalten wird. Einer der Besatzung namens Rethorn, der von Caspary gekauft worden ist, nimmt gegen den Kapitän Stellung. Als niemand seine Anordnungen befolgt, geht Freytag auf Eddie der den Lauf der Maschinenpistole auf ihn richtet zu. Eddie zögerte nicht lange, warnte Freytag noch einmal und als der weiter auf ihn zu geht, streckt er ihn mit einem Schuß nieder. Fred sticht den Mörder seines Vaters nieder. Diese Tat ist das Signal zur Überwältigung Casparys, den Gombert fesselt, indem er ihm die Arme auf den Rücken reißt. Während Caspary und der tote Eddie in die Messe gebracht werden und Kapitän Freytag versorgt wird, trifft das Polizeiboot ein.
Das Feuerschiff hat, wie Kapitän Freytag es wollte, seine Position nicht verlassen, und Fred hat sich mit seinem Vater ausgesöhnt. Er hat erkannt, dass sein Vater nicht feige, sondern tapfer und standhaft ist, auch wenn er vorher mit allen Mitteln versucht hat, Auseinandersetzungen aus dem Wege zu gehen und die Probleme mit Nachgiebigkeit und Gewaltlosigkeit zu lösen.
Feuerschiffe sind von einer kleinen Mannschaft bewohnte, meist rot bemalte, verankerte, fest liegende Schiffe, die in den Trichtermündungen großer Flüsse anzutreffen sind. Sie dienen den aus - und einlaufenden Schiffen als Wegweiser. An ihren Signalmasten werden tagsüber Signalbälle, nachts Laternen gehißt, oder kreisende Scheinwerferkegel geben den vorbeifahrenden Schiffen die "Kennung" und gewährleisten auf diese Weise die Sicherheit und Ordnung auf See.
Solche Feuerschiffe liegen heute noch beispielsweise in der Elbemündung bei Cuxhaven ( Feuerschiff Elbe I) oder in der Wesermündung bei Bremerhaven (Feuerschiff Weser). Sie sind für die einheimischen Seeleute und Passagiere der Überseedampfer neben den Leuchttürmen oft der erste beziehungsweise der letzte Gruß der Heimat
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