Der röm. Imperialismus
Wie kein anderes europäisches Volk hat wohl das römische unsere Vergangenheit derart geprägt. Noch heute finden sich Spuren römischer Kultur, der lateinischen Sprache und der römischen Einflüsse in einem Großteil Europas, im nördlichen Afrika und sogar in Vorderasien. Das römische Reich war die erste Nation, die das Wort "Imperialismus" entscheidend prägte und auch im großen Stil betrieb. So wird auch heute die direkte und indirekte Herrschaft der Römer über die Staaten und Völker im Mittelmeerraum als ,,Imperialismus" (von Imperium = Befehlsgewalt, Reich, Macht) bezeichnet.
Der Kampf um die Vorherrschaft in Italien
Bevor Rom sich der restlichen bekannten Welt zuwenden konnte, musste sich die damalige römische Republik in den ersten zwei Jahrhunderten ihres Bestehens die Vorherrschaft in Italien erkämpfen. Das bedeutete langwierige Kämpfe gegen Etrusker, Italiker, Kelten und Griechen, die erst mit der Unterwerfung der griechischen Stadt Tarent in Süditalien 272 vor Christus endeten.
Aus den eroberten Gebieten entstand nicht ein zentralistisch verwalteter Einheitsstaat, sondern ein kompliziertes Gebilde, in dem die unterworfenen Stämme, Städte und einzelnen Bürger unterschiedliche Rechte erhielten. Historiker der Renaissance haben im 16. Jahrhundert dieses System mit ,,divide et impera" (teile und herrsche) charakterisiert. Wesentliches Kennzeichen war, dass der besiegte Gegner seine Autonomie behielt, aber zur Heerfolge und zum Verzicht auf eigenständige Außenpolitik verpflichtet wurde (Wehrgemeinschaft).
Waren die Kolonien der Griechen Küstenstädte an dünn besiedelten Ufern gewesen, die sich bald zu selbständigen Poleis entwickelten, so hatten die römischen Kolonien als Niederlassungen in besetztem Gebiet eine andere Aufgabe: Sie dienten als Stützpunkte Roms an strategisch wichtigen Stellen und waren auf neu errichteten Straßen von Rom aus rasch erreichbar. Außerdem waren sie Ausgangspunkte für die Verbreitung lateinischer Sprache und Kultur. Gleichzeitig wurden auf diese Art und Weise römische Bürger mit Land versorgt.
In der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts vor Chr. hatte Italien einschließlich der Sklaven bereits ca. 4 Millionen Einwohner. Davon waren jedoch nur 300 000 römische (Voll - )Bürger. Im Kriegsfall konnten etwa 700 000 Fußsoldaten und 70 000 Reiter, dazu einige Flotteneinheiten mobilisiert werden.
Rom wird Großmacht im Mittelmeerraum
Nach dem Ende der Ständekämpfe und der Vereinigung der Völker Italiens zur Wehrgemeinschaft geriet Rom in Konflikt mit der nordafrikanischen Macht Karthago. Die Karthager, kontrollierten als führende See - und Handelsmacht das westliche Mittelmeer und auch Sardinien und Korsika sowie das westliche Sizilien. Diese Interessenkonflikte führten zu den 3 Punischen Kriegen.
Die Punischen Kriege (um 263 - 146 v. Chr.)
Nach dem fehlgeschlagenen Angriff auf die in Sizilien lebenden Griechen im 5. Jahrhundert vor Chr. zogen sich die Karthager zurück und dehnten ihr Reich entlang der Nordküste Afrikas aus. Durch die Vorherrschaft im mittleren und westlichen Mittelmeer mussten sich die Karthager (Punier) mit Rom in den drei großen Punischen Kriegen auseinandersetzen (263 - 241, 218 - 201 und 149 - 146 vor Chr.).
Der 1. Punische Krieg (264 - 241) entwickelte sich zu einem Kampf um Sizilien, das 241 (außer Syrakus, welches unabhängig war) an Rom fiel, wodurch die Vorherrschaft auf See sichergestellt war. 218 vor Chr. brach der 2. Punische Krieg aus. Der punische Feldherr Hannibal führte ein Heer mit 37 furchteinflößenden Elefanten über die östlichen Pyrenäen, durchzog Gallien und überquerte schließlich die Alpen, um bis Rom vorstoßen zu können. Trotz großer Siege konnte er Rom in den folgenden 15 Jahren nicht einnehmen. Da Rom gleichzeitig ein großes Heer in Richtung Afrika in Bewegung setzte, musste er kehrte zurückkehren. Dort unterlag er 202 vor Chr. in der Schlacht bei Zama dem römischen Heer. Zwischen 149 - 146 vor Chr. kam es zum 3. Punischen Krieg. Dauernde Streitigkeiten mit Masinissa, ein numidischer Regionalfürst, der sein Reich auf Kosten Karthagos vergrößerte, trieben Karthago in einen von Rom nicht genehmigten Krieg. Daraufhin erklärte Rom den Krieg, welcher mit der Eroberung und völligen Vernichtung Karthagos 146 vor Chr. endete.
Folgen der Punischen Kriege
Es bildete sich eine Adelspartei unter der Führung berühmter Geschlechter und eine Volkspartei. Nach Ausdehnung der römischen Macht über Italien hinaus, wurden in den unterworfenen Gebieten Provinzen gebildet. Die Verwaltung erfolgt durch Prätoren als Statthalter des römischen Volkes. Ausbeutung der Provinzen fanden durch Verpachtung, Steuern und Zölle an Steuerpächter, die dem Ritterstand entstammten, statt. Als Folge des 2. Punischen Krieges kam es zur Entstehung einer Kriegsindustrie durch Einsatz von Sklaven. Des weiteren verlor der altrömische Agrarstaat an Bedeutung. Der Fernhandel im Mittelmeergebiet spielte eine zunehmende Rolle.
Weitere Expansionen
Unmittelbar nach dem Ende des 2. Punischen Kriegs wandte Rom seine militärische Aufmerksamkeit den hellenistischen Staaten zu, vor allem Makedonien und dem Seleukidenreich. Wirtschaftliche Interessen der führenden Schichten bestimmten immer hemmungsloser die römische Außen - und Kriegspolitik. Das Volk ließ sich durch Versprechen auf reiche Beute leicht dafür gewinnen. So wurden z.B. 167 vor Chr. im nordwestlichen Teil Griechenlands 150000 Menschen versklavt. 146 vor Chr. kam ganz Griechenland unter die Herrschaft der Römer, die Stadt Korinth wurde dem Erdboden gleichgemacht. 133 vor Chr. erhielt Rom durch Erbschaft das Reich von Pergamon, das zur ersten Provinz der Römer auf asiatischem Boden wurde. 64 vor Chr. machte Pompeius Syrien zur römischen Provinz. Dies bedeutete das Ende des Seleukidenreichs. Die Eroberung der Nachfolgestaaten des ehemaligen Alexanderreichs wurde 30 vor Chr. durch die Eingliederung des ptolemaischen Ägyptens ins Römische Reich abgeschlossen
G. Julius Caesar als Beispiel für den röm. Imperialismus und das röm. Kaisertum
Julius Gaius Caesar war ein römischer Feldherr und ein patrizisch - popularer Politiker, der die wesentlichen Voraussetzungen für das römische Kaiserreich schuf. Im Jahre 100 v. Chr. wurde Caesar in Rom geboren, als Mitglied einer der bedeutendsten patrizischen Familie. Nach einer steilen politischen Karriere (69 v. Chr. Quästor, 65 v. Chr. bereits Ädil)
Im Jahre 60 vor Chr. bildete er gemeinsam mit dem Feldherrn Pompeius und mit dem reichen Politiker Crassus einen Drei - Männer - Bund, das sogenannte Triumvirat, um somit jedem der drei Triumviren einen Anteil an der Macht im römischen Staate zu verschaffen. Mit Hilfe des Triumvirats wurde er im Jahre 59 v. Chr. zum Konsul gewählt, und erhielt im Folgejahr durch ein Sondergesetz als Prokonsul für fünf Jahre die Verwaltung über die römische Provinz Gallien, wodurch es ihm möglich war, seinen Machteinfluß gegen den Senat auszubauen. In den folgenden Jahren eroberte Caesar ohne die Erlaubnis des Senats ganz Westeuropa westlich des Rheins, wodurch es ihm gelang, seine Wirksamkeit in Rom zu verstärken und ein ihm ergebenes Heer aufzubauen.
Nach dem Tod des Crassus zerbrach das Triumvirat. Der Senat war erschrocken über die große Macht Caesars und versuchte so durch Pompeius ein Gegengewicht zu schaffen. Schließlich beschloß der Senat die Absetzung als Prokonsul und die Rückkehr Caesars nach Rom, nachdem man ihn vergebens aufgefordert hatte, sein Heer zu entlassen. Daneben stattete der Senat Pompeius mit unbeschränkten Vollmachten aus, um den Kampf gegen Caesar aufzunehmen. Aufgrund dessen schritt Caesar im Jahre 49 v. Chr. gemeinsam mit seinem Heer in Italien ein, und löste somit einen Bügerkrieg aus. Innerhalb von nur drei Monaten wurde er zum Diktator ernannt und erlangte die Kontrolle über ganz Italien und über die römischen Provinzen. Caesar bekleidete diese Diktatur jedoch nur wenige Tage und wurde im Jahre 48 vor Chr. zum Konsul gewählt. Im selben Jahr besiegte er Pompeius in einem Krieg in Italien. Er konnte ihn aber nicht töten, da Pompeius nach Ägypten floh, und dort dann ermordet wurde.
In Ägypten entschied Caesar den Thronstreit zugunsten Kleopatras, die ihm später einen Sohn Caesarion gebar. Im Jahre 47 vor Chr. unterwarf er Kleinasien, und kehrte als alleinherrschender Diktator auf Lebenszeit im Triumphzug nach Rom zurück. Caesars Macht basierte auf seiner Stellung als Diktator. Dieses Amt wurde ihm nun auf Lebenszeit verliehen, obgleich es laut Verfassung der frühen Republik nur auf Ausnahmesituationen und auch dann auf maximal sechs Monate beschränkt wurde. Da er den Titel des Königs ablehnte, wurde er im Jahre 45 vor Chr. auf zehn Jahre zum Konsul gewählt und mit weiteren Vollmachten und Ehrungen ausgestattet: So hatte er die Oberaufsicht über sämtliche Streitkräfte, die Entscheidungsgewalt über sämtliche militärischen, politischen, religiösen und sittlichen Belange.
Caesars Versuche, den römischen Bürgern eine Monarchie auf Lebenszeit unter seiner Herrschaft schmackhaft zu machen, rief besonders in den patrizischen Senatsgruppen Ablehnung hervor. Im Jahre 44 vor Chr. verschwor sich eine Senatorengruppe unter der Führung von Brutus und Longinus zu Caesars Ermordung, die auch ausgeführt wurde. Sein Großneffe, welcher als Erbe eingesetzt war, Okativan trat 31 vor Chr. an die Spitze des Römischen Reiches. 27 vor Chr. nahm er den Ehrentitel Augustus, der Erhabene, an. Somit war der endgültige Niedergang der Republik, die erst im 20. Jh. wiederkehren sollte, besiegelt.
Die Einschätzungen über die Person und die Leistungen Caesars gehen weit auseinander. Während einige ihn als einen skrupellosen Tyrannen mit einem unersättlichen Machtstreben sehen und ihm die Schuld für das Ende der Römischen Republik geben, räumen andere zwar seine Unnachgiebigkeit ein, geben jedoch zu bedenken, dass die Republik damals bereits dem Untergang geweiht war, und Caesar vor der Notwendigkeit gestanden hatte, eine neue Regierungsform zu finden, um der römischen Welt eine gewisse Stabilität zu bringen und sie vor dem Chaos zu bewahren.
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