Die Klosterschule


Die Klosterschule
von Barbara Frischmuth



Eine rechte Jungfrau soll sein und muss sein wie eine Spitalssuppe,
die hat nicht viele Augen, also soll sie auch wenig umgaffen.[1]
Abraham a Sancta Clara


Autor

Barbara Frischmuth wurde am 5/7/1941 in Altausee geboren. Von 1951 bis 1995 besuchte sie das Internat der Klosterschule in Gmunden. SpĂ€ter besuchte sie das Gymnasium und studierte TĂŒrkisch und Ungarisch. Seit 1967 lebt sie als freie Schriftstellerin und Übersetzerin in Altausee und in Wien. Sie erhielt zahlreiche Literaturpreise, wie z.B. den Ingeborg - Bachmann Preis, den österreichischen Staatspreis fĂŒr Kinder - und JugendbĂŒcher, den Literaturpreis der Stadt Wien, etc.


Werk

"Die Klosterschule" war das erste Werk von Barbara Frischmuth. Das Werk ist autobiographisch, da sie selbst 4 Jahre lang die Klosterschule in Gmunden, in der die Handlung auch spielt, besuchte und beinhaltet subjektive Wirklichkeitsdarstellungen der klösterlichen Ordnung. Sie beschreibt die autoritĂ€ren Erziehungsmethoden durch die versucht wird, den SchĂŒlerinnen jegliche Art von IndividualitĂ€t auszutreiben, und ihnen so die Möglichkeit zu nehmen, eigene Erfahrungen zu machen.
Das Buch ist in der Sprache geschrieben, die sich die SchĂŒlerinnen im Kloster, in der Bibel oder in anderen geistl. Werken angeeignet haben. Sie wiederholt teilweise die von den Schwestern immer wieder wiederholten Ordnungsgesetze so geschickt, dass sie wie leere Phrasen wirken. Einige Stellen des Buches sind daher auch etwas schwer zu lesen und erfordern Konzentration.
Die ErzĂ€hlung ist in Ich - Form geschrieben und in 14 Kapiteln unterteilt, wobei sie keine durchgehende Handlung aufweisen. Es bleibt dem Leser selbst ĂŒberlassen, eine Kontex herzustellen.


Inhalt

Als Einleitung wird eine lange AufzĂ€hlung angefĂŒhrt, wie oft, wann und welche Gebete die SchĂŒlerinnen zu beten haben.
Dann folgt der tĂ€gliche Spaziergang, der in einer streng geordneten Zweierreihen durchgefĂŒhrt werden muss und bei dem nur Englisch gesprochen werden darf, um die Zeit nicht sinnlos zu vergeuden.
Im nÀchsten Kapitel betrachtet sich Barbara, die Hauptfigur, lange im Spiegel. Sie beschreibt die vielen verschiedenen Möglichkeiten sich in einem Spiegel zu betrachten und die unterschiedlichen Bilder und Gedanken, die dabei entstehen.
Am 5. Dezember mĂŒssen alle in den Festsaal, um beurteilt zu werden, ob sie auch das ganze Jahr brav gewesen sind und je nach Beurteilung wird man entweder mit der Rute geschlagen, oder es passiert nichts. Auch Barbara muss hinunter gehen, obwohl sie krank ist, und wird dabei fast ohnmĂ€chtig, woraufhin sie vom Teufel wieder ins Bett gebracht wird.
In Kapitel 5 und 6 wird der strenge Schulbetrieb beschrieben und wie man versucht den MÀdchen "Moral" beizubringen, indem man z.B. genauestens beschreibt, wie man sich zu verhalten hat, wenn sich ein Mann nÀhert.
Eben diese ganzen Regeln und Vorschriften wirken sich auch auf die TrÀume aus, was man im folgenden Traum merkt.
Das einzige GlĂŒck das den MĂ€dchen noch bleibt ist das Essen, bei dem aber natĂŒrlich auch strikte Regeln befolgt werden mĂŒssen, ebenso wie im Schlafsaal, da ja das Wesen der Gemeinschaft nur aus strikten Regeln besteht. Sollte sich aber jemand nicht an die Regeln halten, wenn er also z.B. zur falschen Zeit die Schuhe putzt, zu lange schlĂ€ft, zu laut ist, schwĂ€tzt oder seine Sachen nicht in Ordnung hĂ€lt, hat mit empfindlichen Strafen zu rechnen. Meistens wird aber nicht nur der, der widriges Verhalten gezeigt hat, sondern gleich alle bestraft, was natĂŒrlich auch Auswirkungen auf das Gemeinschaftsleben hat.
Die einzige Zeit, in der sich die MĂ€dchen frei bewegen dĂŒrfen, ist am Nachmittag zwischen 4 und 5 oder am Samstag wĂ€hrend der Spielzeit. Barbara, Milla und Christa (beides Freundinnen von Barbara) verstecken sich in der Buchenlaube, um einigermaßen unbeobachtet spielen zu können. Ihr Spiel besteht darin, sich zu kĂŒssen, um zu sehen, wie das ist, schließlich wurden sie ja nie richtig ĂŒber die SexualitĂ€t aufgeklĂ€rt. Zu allem UnglĂŒck, werden sie auch noch von einer Schwester entdeckt, haben aber GlĂŒck im UnglĂŒck und werden nicht von der Schule geschmissen.
Es folgt eine Beschreibung des Religionsunterrichts, der sich auf das strikte Erlernen von Gebetsregeln und auf das Hingewiesenwerden zur Erhaltung der Gebote Gottes beschrÀnkt.
In den Kapiteln "Das Fleisch und das Blut" und "Der Geist und das Fleisch" wird die Thematik der SexualitĂ€t noch einmal angeschnitten. Im Kloster wird ĂŒber die SexualitĂ€t geschwiegen oder sie wird als etwas schlechtes, böses dargestellt, sofern sie nicht zur Fortpflanzung dient ( Wer die Zeugungskraft mißbraucht, handelt unkeusch.[2]). Auch der weibliche Zyklus wird als etwas Unreines bezeichnet. Die Zuneigung ist verboten, kommt jedoch öfters vor.
Das letzte Kapitel ist eine Art Brief an jemanden außerhalb des Klosters, in dem noch einmal die enge Welt hinter den Klostermauern beschrieben wird und durch den sich der Leser direkt angesprochen fĂŒhlt.

[1] Frischmuth, Barbara : "Die Klosterschule" - Reinbeck bei Hamburg, Rowohlt Taschenbuchverlag,1998
[2] Frischmuth, Barbara : "Die Klosterschule" - Reinbeck bei Hamburg, Rowohlt Taschenbuchverlag,1998,Seite 71

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