Sturm und Drang



Der Sturm und Drang



- Ein Projekt von Joachim Haupt und Sven Hermann -









Johann Gottfried von Herder
Die Gliederung

1 Die Einleitung

2 Die Philosophie des Sturm und Drangs

3 Die Geschichte des Sturm und Drangs

4 Die Literatur des Sturm und Drangs

4.1 Epik
4.2 Lyrik
4.3 Dramatik

5 Johann Gottfried von Herder

6 Die Quellenangabe
1 Die Einleitung

Der Sturm und Drang ist die Auflehnung der jungen Generation gegen die verstandesbetonte Aufklärung. Die gesamte Epoche, die sich von zirka 1765 bis 1785 erstreckt und auch gern als Geniezeit bezeichnet wird, hat ihren Namen von einem 1776 erschienenen Drama von Friedrich Maximilian Klinger. Dieser ist ein Jugendfreund Goethes und schreibt in dieser Zeit der Begeisterung für Jean - Jacques Rousseau auch noch das Werk "Die Zwillinge" (1776), das ebenfalls dem Sturm und Drang zuzurechnen ist.

Die Bewegung des Sturm und Drangs begann mit Herders "Fragmenten" (1767) und endete mit Schillers "Räubern" (1781).

2 Die Philosophie des Sturm und Drangs

Um 1770 geht eine große Unruhe durch die europäische Studentenschaft, die sich auch in der Literatur bemerkbar macht und sich gegen die kühle, strikte und verstandesgemäße Aufklärung richtet. Außerdem richten sich literarische wie politische Strömungen gegen jede Art der Bevormundung oder Unterdrückung. Jeder Mensch soll sich frei entfalten können und nicht durch irdische oder geistige Fesseln eingeengt sein. Freiheit bricht wie ein Zauberwort in die Reihen der jungen Menschen, die sich daraufhin selbst als Original - oder Kraftgenie bezeichnen. Das Genie bricht aus jeder Form der Lebensart, des Zwanges, egal ob politisch oder literarisch, aus, um sich selbst ganz zu erleben und um der dem Genie innewohnenden schöpferischen, kreativen Kraft keine Grenzen zu setzen. Die Phantasie ist stark genug, um jede Formvorschrift und Regel zu brechen. Es gibt keine Versform und keinen Dramenaufbau mehr; die Form wird vom Werk erschaffen und darf nicht von außen aufgezwungen werden. "In den 'Fragmenten' kämpft er gegen die Nachahmung fremder Muster und legt das Recht auf Einzelpersönlichkeit wie des Volkes dar, sich zu geben, wie sie sind. Als wichtigsten Satz verficht er die neue Lehre, dass die Poesie nicht das Recht weniger Bevorzugter, Gelehrter sei, sondern das Gemeingut des ganzen Volkes und damit zugleich ein Teil der Geistes - und Seelengeschichte. [...] Er verwirft durchaus die bloße Korrektheit, den stilistischen Regelzwang, und setzt die volkstümliche Sprache in ihr Recht ein, die auch nicht schriftgemäße Ausdrücke und Wendungen getrost verwenden darf, wenn darin Kraft und Eigenart liegen. Dadurch gewann er tiefgehenden Einfluß auf die 'Kraftgenies' und auf die Entwicklung unserer Sprache überhaupt." (Deutsche Literaturgeschichte (2) über Johann Gottfried Herder; Seite 146)
Jean - Jacques Rousseau prägt den Satz "Zurück zur Natur!", eine Aufforderung, der die Stürmer und Dränger gerne nachkommen. Sie entwickeln eine schwärmerische Liebe zur Natürlichkeit. Rousseau geht jedoch weiter. In einer preisgekrönten Schrift über die Wirkung der Wissenschaften und der Künste behauptet er, dass diese den Menschen nicht besser, sondern schlechter gemacht haben. "Alles ist gut, wie es aus den Händen des Schöpfers kommt; alles entartet unter den Händen des Menschen." (Literaturkunde Seite 83). Rousseau macht die Wissenschaft und Künste für die sozialen und politischen Probleme der Zeit verantwortlich, prangert die sogenannte Zivilisation an und fordert zu einem Rückschritt zur Natur auf, in der der Mensch anfänglich glücklich gewesen ist.
Die Natürlichkeit soll sich auch in anderen Bereichen durchsetzen, so strebt der Sturm und Drang eine natürliche Gesellschaftsordnung an, in der der Mensch nicht nach seiner Geburt beurteilt wird. Der Adel wird des Machtmißbrauchs angeklagt und vor Gericht gestellt und verurteilt. Hier werden die Fehler und Unzulänglichkeiten, die Vergehen und Verbrechen aufgezeigt, angeprangert und angeklagt, anders als in früheren Epochen, in denen die bessere Welt skizziert, aber kein Angriff auf die bestehende unternommen wurde. Die Ideen des Sturmes und Dranges können sich politisch jedoch nicht durchsetzen, da die Masse des Volkes zu dieser Zeit kein Mitspracherecht in der Regierung hat, sondern absolutistisch geführt wird (siehe 3 Die Geschichte des Sturm und Drangs).
Der Menschen, der in seiner Vergänglichkeit nur ein Gleichnis, ein Symbol des Göttlichen ist, hat die Aufgabe einen Gedanken der Schöpfung zu verwirklichen, um diese weiterzuführen und seinen Vers dazu beizutragen. "Dies geschieht am besten dadurch, dass er sich an die Aufgaben, die ihm aus dem bestimmten Kreis seines Lebens zuwachsen, hingibt und sie in fortschreitender Entwicklung und Läuterung der persönlichen Begabung zu lösen sucht. So handelt schließlich Faust, so auch Wilhelm Meister" (Deutsche Literaturgeschichte (2) Seite 143). Jeder Mensch hat also die Kraft und Macht, anders ausgedrückt das Genie, die Welt zu verändern, zu formen, zu gestalten und sollte sich nicht durch Gesetze, Sitten oder Gebräuche daran hindern lassen. Das Genie entwickelt sich das ganze Leben lang, es wird geformt, es reift. Es verkümmern zu lassen wäre eine Schande.

3 Die Geschichte des Sturm und Drangs

In fast allen Ländern Europas ist ein absolutistischer Herrscher an der Macht, in Österreich beispielsweise regiert Maria Theresia (von 1740 bis 1780). Nach den österreichischen Erbfolgekriegen, die 1763 enden, erhält Preußen Schlesien und wird zur Großmacht. Deutschland ist in viele kleine Fürstentümer zersplittert, die von Fürsten mit fast uneingeschränkte Macht regiert werden. Der Schriftsteller Christian Friedrich Daniel Schubart wird auf Befehl des Herzogs Karl Eugen von Württemberg ohne Prozeß eingekerkert, und dies nur, weil er einige kritische Bemerkungen in seiner "Deutschen Chronik" veröffentlicht. Während der Haft schreibt er das Gedicht "Die Fürstengruft", welches ihm weitere sieben Jahre Haft einbringt.
In diese Zeit fällt auch der Unabhängigkeitskrieg, der Kampf der amerikanischen Siedler gegen die Kolonialmacht England, der mit der Unabhängigkeitserklärung von 1776 beginnt.

4 Die Literatur des Sturm und Drangs


In den folgenden Kapiteln ein Überblick über die vertretenen Literaturgattungen geben. Es sollen Beliebtheit, Stil und Themen der jeweiligen Art analysiert und diese Behauptungen durch Zitate, beziehungsweise Leseproben untermauert werden. Die gewählten Werke werden für die Epoche charakteristisch, jedoch nicht vorwiegend von den bekanntesten Autoren sein.

4.1 Epik

Der Roman ist im Sturm und Drang nicht so beliebt wie in anderen Epochen. Wenn diese Art der Literatur verwendet wird, so meist in den Formen eines Tagebuches oder Briefes, da sich die Gefühle in solchen persönlichen Aufzeichnungen besonders gut abzeichnen und eine feine Deutung und Nachempfindung des Erzählten möglich ist. Diese Romane sind oft Selbstanalysen, die auf persönlichen Erlebnissen, Empfindungen, Gefühlen des Autors beruhen. Goethes Briefroman "Die Leiden des jungen Werther" hat nicht zuletzt deshalb einen so großen Erfolg, weil er den Vorstellungen und Wünschen der Leser genau entspricht.

4.2 Lyrik


In der Lyrik löst das freie Lied das Gedicht der Aufklärung, welches durch seine strengen Formvorschriften und Normen stark eingeengt ist, ab. Der Stil des einfachen Volkslieds wird wiederentdeckt und aufgearbeitet, als Themen Erlebnisse geschildert. Diese Erlebnislyrik bedient sich gerne der Natur als Mittel zur Darstellung des Gemütszustandes der Hauptperson. Sonnenschein, duftende Wiesen und blühende Blumen sollen das Gefühl der Heiterkeit ausdrücken und auf den Leser einwirken. Wolken, Nebel, Regen und Kälte sollen dem Leser bei ihrer Schilderung real erscheinen und ihn in die, nun schlechte, Stimmung der Hauptperson bringen.
Eine andere Art der Lyrik sind die hymnischen Gedichte. Wie schon am Namen zu erahnen ist, werden Helden, die gerne aus der Antike stammen, beschrieben und besungen. Die Gedichte unterliegen keinerlei Formbeschränkungen, sondern werden in freien Rhythmen geschrieben. Die Zeilen sind unterschiedlich lang, haben nicht die gleiche Anzahl von Hebungen und Senkungen und sind nicht in Reimform. In diese Epoche fallen auch die Homer - Übersetzungen von Johann Heinrich Voss, der 1781 die "Odyssee" und 1793 die "Ilias" in die deutsche Sprache übersetzt.
1771 schreibt Goethe seinen Prometheus und drückt damit das Aufbegehren der Stürmer und Dränger gegen die alte Aufklärung, das Ablehnen der reinen Vernunftebene, den Protest gegen die Unterdrückung und Bevormundung aus.

4.3 Dramatik

Das erste Sturm und Drang - Drama ist "Ugolino", das Wilhelm Heinrich von Gerstenberg auf die Bühne bringt. Es ist eine Hungerturmtragödie, deren Stoff aus Dantes "Göttlicher Komödie" stammt und in der er Shakespeare nachahmen will, den er bewundert. Die Handlung beschränkt sich eigentlich darauf, dass ein Vater mit seinen drei Söhnen in einem Turm verhungert. Diese magere Handlung wird absichtlich gewählt, um die Gefühle, die Leidenschaften und nicht zuletzt das Leiden genauer darstellen zu können.
Shakespeare ist für die meisten Dramatiker des Sturmes und Dranges ein Vorbild, da er in seinen Werken mehrmals den Schauplatz wechselt und Jahre überspringt, damit die Dramatik des Gezeigten voll wirken kann. "Die erste Seite, die ich in ihm las, machte mich zeitlebens ihm eigen [...] Ich zweifelte keinen Augenblick, dem regelmäßigen Theater zu entsagen. Es schien mir die Einheit des Orts so kerkermäßig ängstlich, die Einheiten der Handlung und der Zeit lästige Fesseln unsrer Einbildungskraft. Ich sprang in die freie Luft und fühlte erst, dass ich Hände und Füße hatte." (aus dem Aufsatz "Zum Shakespeare - Tag" vom jungen Goethe (1771), entnommen aus der Literaturkunde Seite 83).
Das Genie des Sturm und Drangs sprengt alle stilistischen und sprachlichen Fesseln, da es keine Einschränkung der künstlerischen Freiheit duldet. Die Dramen sind meist in Prosa verfaßt, grammatikalische Regeln werden mißachtet, halbe Sätze, Ausrufe und einzelne Wörter als Stilmittel verwendet. Diese Art der Schreibweise wird als Explosivstil bekannt.
Friedrich Maximilian Klinger, der, wie schon erwähnt, durch sein Schauspiel "Sturm und Drang" (1776) der ganzen Epoche ihren Namen gibt, ist der "wuchtigste" Dramatiker der Straßburger Gruppe um Goethe (Deutsche Literaturgeschichte (2) Seite 153) und beeindruckt am meisten mit seinem Werk "Die Zwillinge", das auch 1776 veröffentlicht wird. Es geht hier um ein Brüderpaar, von dem sich beide Brüder in das selbe Mädchen verlieben, in Streit geraten und ihren Konflikt nur durch die Tötung des einen Bruders durch den anderen aus der Welt schaffen können.
Als ein von Wahnsinn geplagter Mann und begabter Kritiker schreibt Michael Reinhold Lenz die realistischen Komödien "Hofmeister" (1774) und "Soldaten" (1776). Im "Hofmeister" beschreibt er die Schäden, die eine Privaterziehnung anrichten kann, in "Soldaten" berichtet er über die Folgen der allgemein geforderten Ehelosigkeit der Offiziere.
5 Johann Gottfried von Herder

Herder wird in 1744 in Ostpreußen als Sohn eines armen Lehrers geboren und wächst in kleinen Verhältnissen auf. Als Schreiber des Predigers seines Heimatortes kann er zwar viel lesen und seinen Wissensdrang befriedigen, aber erst als er nach Königsberg kommt, um Theologie zu studieren, kann er sich voll entfalten. Hier kommt es auch zu der Begegnung mit Hamann, der ihn in die Werke von Shakespeare und die Ideen von Rousseau einführt. Seine eigene schriftstellerische Tätigkeit beginnt erst in Riga, wo er 1764 Prediger ist, und von wo er 1769 eine Reise mit dem Schiff ins Unbekannte unternimmt, die ein einschneidendes Erlebnis werden soll. "Den 3. Juni (Anmerkung: 1769) reiste ich aus Riga ab, und den 5. 6. ging ich in See, um, ich weiß nicht wohin? zu gehen. Ein großer Teil unserer Lebensgegebenheiten hängt wirklich vom Wurf von Zufällen ab. So kam ich nach Riga, so in mein geistliches Amt, und so ward ich desselben los; so ging ich auf Reisen. Ich gefiel mir nicht als Gesellschafter, weder in dem Kreise, da ich war; noch in der Ausschließung, die ich mir gegeben hatte. Ich gefiel mir nicht als Schullehrer, die Sphäre war für mich zu enge, zu fremde, zu unpassend, und ich für meine Sphäre zu weit, zu fremde, zu beschäftigt. Ich gefiel mir nicht als Bürger, da meine häusliche Lebensart Einschränkungen, wenig wesentliche Nutzbarkeiten und eine faule, oft ekle Ruhe hatte. Am wenigsten endlich als Autor, [...] Alles also war mir zuwider [...] Ich musste also reisen: und da ich an der Möglichkeit hiezu verzweifelte, so schleunig, übertäubend und fast abenteuerlich reisen, als ich konnte." (aus dem "Reisejournal"; entnommen aus dem Buch Deutsche Literaturgeschichte Seite 145).
Er landet an der französischen Küste und trifft sich in Paris mit vielen Schriftstellern der Aufklärung, die ihm allerlei Anregungen geben. Auf seiner Rückreise trifft er Gotthold Ephraim Lessing. Im Sommer 1770 macht er seine zweite Reise, diesmal nach Italien. Noch auf der Reise, in Darmstadt, lernt er Karoline Flachsland kennen, die einmal seine Frau werden soll, und schon in Straßburg gibt er die Reise auf und trifft auf den jungen Goethe. Sie pflegen einen regen Gedankenaustausch, in dem Goethe zu sich selbst findet.
Goethe ist es auch, der ihn später eine Anstellung als Generalsuperintendent in Weimar verschafft, die Herder anfangs gerne annimmt, ihn über die Jahre hinweg aber immer mißmutiger werden lässt. So gibt er die Stellung, aber auch sein Verhältnis zu Goethe auf, reist umher, unruhig, getrieben von Unzufriedenheit mit der Literatur, die er ja selbst mitgeschaffen hat. Er stirbt 1803 nach Jahren der Vereinsamung und ist, nach Goethes Worten "verzweifelt in die Grube gefahren".
Seine bedeutendsten Werke sind "Fragmente über die neuere deutsche Literatur" (1767/68), in dem er gegen die Nachahmung fremder Muster, für das Recht auf Einzelpersönlichkeit und Kultur für jedermann kämpft, und "Kritische Wälder" (1769), wo er die Korrektheit anprangert und die Freiheit der Kunst und Sprache feiert.
"Die Kunst kommt und löscht die Natur aus." (angeblicher Ausspruch Herders; entnommen aus dem Buch Deutsche Literaturgeschichte (2) Seite 146). Herder ist von der sogenannten Naturpoesie begeistert, die eine starke Aussage hat, aber keinen Wert auf stilistische Korrektheit legt. Seiner Meinung nach wird alles in ein unnatürliches Regelwerk gepreßt, welches die eigentlichen Gefühle unterdrückt und dann so perfektioniert werden muss, damit dies nicht mehr auffällt. Mehr oder minder reine Naturpoesie sei noch bei Homer, in der Bibel (Altes Testament), aber auch bei Shakespeare und in Volksliedern zu finden. 1772 veröffentlicht er seine Schrift "Vom Ursprung der Sprache", die 1772 von der Berliner Akademie ausgezeichnet wird und auf die ein halbes Jahrhundert später die vergleichende Sprachwissenschaft aufbaut.










6 Die Quellenangabe

    "Herder, Johann Gottfried von", Microsoft®Encarta®98 Enzyklopädie. © 1993 - 1997 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten. Deutsche Literaturgeschichte von Prof. Dr. E. Brenner, erschienen 1934 im Verlag Leitner & Co Deutsche Literaturgeschichte von Dr. Leo Krell und Dr. Leonhard Fiedler, erschienen 1960 im C. C. Buchners Verlag Literaturkunde, Gestalten und Verstehen, erschienen 1992 im Verlag Hölder - Pichler - Tempsky Das moderne Lexikon (in zwanzig Bänden) vom Lexikon - Institut Bertelsmann, erschienen 1974 im Bertelsmann Lexikon - Verlag Folgende Webseiten wurden in Yahoo Deutschland (http://www.yahoo.de) gefunden und verwendet: http://www.queensu.ca/ http://www.ni.schule.de/~pohl/ewald/index.htm http://www.xlibris.de/ http://www.mgtt.fn.bw.schule.de/

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