Unterm Rad
Unterm Rad
Eine Erzählung von Hermann HesseInhaltsangabe
Herr Joseph Giebenrath, ist ein Zwischenhändler und Agent, welcher sich nicht vom Großteil seiner Mitbürger abhebt. Ganz im Gegenteil dazu wird jedoch sein Sohn Hans Giebenrath in dem kleinen Dorf im Schwarzwald von allen als sehr begabter Schüler geschätzt. So entsenden seine Lehrer ihn zum Landexamen, doch diese tun dies nicht nur aus wohlwollen, nein sie wollen auch etwas von der Anerkennung ernten die ihnen zukommt wenn Hans das Landexamen besteht. So lernt Hans täglich fleißig bis in die Nacht hinein.
Am Abend vor seiner Abreise zum Landexamen zerschlägt er im Garten seinen alten Kaninchenstall an welchem ihm früher viel gelegen war. In Stuttgart wo das Landexamen stattfindet nächtigen Hans und sein Vater bei einer Tante. Diese erzählt ihm, dass einhhundertachzehn Kandidaten für das Landexamen gemeldet seien aber nur sechsunddreißig bestehen könnten. Dies lässt Hans das Herz in die Hose rutschen, denn er will niemanden enttäuschen. Am nächsten Morgen denken alle seine Lehrer in dessen Dorf an ihn und wünschen ihm viel Glück, und trotz der Entfernung spürt Hans, dass viele in der Heimat an ihn glauben. Die Prüfungsarbeit des ersten Tages ist nicht schwierig und Hans ist als einer der ersten damit fertig. Am Nachmittag trifft er bei einem Verwandten einen Jungen der ebenfalls am Landexamen teilnimmt welcher Hans aber durch seine Erzählungen beunruhigt. Am nächsten Tag sind ein deutscher Aufsatz und griechisch in Wort und Schrift die Themen, aber Hans hat ein schlechtes Gefühl bei Beiden und denkt, dass er das Landexamen wohl nicht bestehen wird. Am nächsten Tag muss er noch in Religion und Mathematik antreten und empfindet es als Ironie dass, ihm nach dem gestrigen Tag die Dinge heute so leicht fallen. So fährt er allein nach Hause während sein Vater noch einen Tag bleibt. Als sein Vater gut gelaunt nach Hause kommt will er Hans einen Wunsch erfüllen wenn er das Landexamen besteht. Hans entscheidet sich für seine große Leidenschaft das Fischen. Am Montag geht er in die Schule wo ihm vom Direktor vor versammelter Klasse mitgeteilt wird, dass er das Landexamen als Zweiter bestanden hat. Nun findet Hans wieder Freude am Leben denn er hat nun einen festen Platz an dem er studieren kann ohne über andere Dinge nachdenken zu müssen. So beginnt er das Leben zu genießen und geht seiner liebsten Beschäftigung nach, dem Angeln. Aber seine Freude währt nicht lange, denn schon bald überreden ihn seine Lehrer wieder dazu sich auf die Schule vorzubereiten.
So gehen die Ferien vorüber und Hans fährt mit seinem Vater zum Seminar welches im Kloster Maulbronn beheimatet ist. Hans ist in einer Stube mit neun weiteren Knaben untergebracht von welchen ihm Hermann Heilner besonders gefällt. Dieser ist ein Dichter und Schwärmer der sich wenig um die Schule kümmert was genau im Gegenteil zu seiner Mentalität steht. Dieser Heilner beginnt nun einmal einen schweren Streit mit einem Mitschüler worauf er vom Ephorus dem Leiter des Seminars mit schwerem Karzer bestraft wird, was ihn noch mehr zum Außenseiter macht, ihm selbst aber sogar gefällt. Doch er wird auch von Hans gemieden was ihn enttäuscht. Der 24. Dezember naht und die Knaben fahren über Weihnachten zu den Eltern. Nach den Weihnachtsferien versöhnt sich Hans an Hermanns Krankenbett wieder mit ihm. Diese Freundschaft mißfällt den Lehrern welche finden, dass Hermann nicht der richtige Freund für den braven Hans ist, denn seine schulischen Leistungen verschlechtern sich. Er fällt beim Ephorus dessen einstiger Lieblingsschüler er war in Ungnade und je mehr er gemieden wird um so mehr fühlt er sich zu Hermann hingezogen.
Eines Tages bemerkt man das Fehlen Heilners. Sofort beginnt man in den umliegenden Wäldern nach ihm zu suchen. Man telegraphiert an seine Eltern als er am Abend noch immer nicht zurückgekehrt ist. Erst nach drei Tagen bekommt man von einem Rathaus eine Nachricht, dass er aufgegriffen worden ist. Seine Vater holt ihn von dort ab. Im Seminar wird er von den Lehrern nach einer Rüge hinausgeworfen was ihn nicht daran hindert stolz auf seine Tat zu sein. Von Hans verabschiedet er sich nur durch einen Händedruck. Dieses Ereignis raubt Hans das letzte Wohlwollen der Lehrer denn alle glauben, dass er etwas von Heilners Verschwinden gewusst haben muss. Hans hält sich mit seinem Wissen noch einige Zeit über Wasser doch dann attestiert ihm der Oberamtsarzt ein Nervenleiden und sendet ihn nach Hause.
Der Ephorus verabschiedet ihn mit dem Wissen, dass Hans nicht mehr in das Seminar zurückkommen wird.
Der Vater empfängt ihn am heimatlichen Bahnhof mit geteilten Gefühlen. Denn die Nachricht über das Nervenleiden hat ihm die Wut über das Ausscheiden aus dem Seminar genommen. Von nun an lebt Hans in den Tag hinein. Hans beginnt über Selbstmord nachzudenken und hat bereits einen Ast im Wald ausgesucht, doch er beginnt wieder Freude am Leben zu finden. Im Herbst ist man überall im Dorf fleißig am Mosten. Dies ist für Hans die schönste Zeit im Jahr, denn alle sind fröhlich und auf den Beinen. Mitten in diesem buntem Treiben hat der Schuhmacher Flaig seine Presse aufgestellt. Dort ist Emma eine Nichte aus der Stadt beschäftigt in welche sich Hans verliebt, er spürt zum Ersten mal die warmen Gefühle der Zuneigung zum weiblichen Geschlecht. Er trifft sich zweimal mit Emma doch sie reist bald ab ohne sich von ihm zu verabschieden.
Nun will sein Vater, dass Hans einen Beruf erlernt, er entschließt sich für den des Mechanikers, da ihm diesen ein ehemaliger Schulfreund schmackhaft gemacht hat. Der Tag an dem er zu arbeiten beginnen soll rückt immer näher und Hans erwartet ihn mit gemischten Gefühlen.
Zeitig am Morgen legt er das Arbeitsgewand an und bewegt sich zu seinem neuen Arbeitsplatz. Der Meister ist freundlich zu ihm und auch mit den neuen Kollegen versteht er sich gut, vor allem mit August den er aus der Schule kennt. Doch im Dorf wird er von einigen ausgelacht was ihn jedoch nicht wirklich betrübt, denn er ist stolz darauf nun Mechaniker zu sein. Am Sonntag geht er mit August der seinen ersten Lohn ausbezahlt bekommen hat und einigen weiteren Mechanikern nach Bielach um dort zu feiern. Sie wandern voller Freude über die Felder und erzählen sich Geschichten über ihre Gesellenzeit als sie auf Wanderschaft waren. Sie kehren in den "Anker" ein und Hans genießt es einen so fidelen Tag zu verleben. Er leert drei Gläser Bier und als sie sich auf den Weg zum nächsten Gasthaus machen spürt er sie schon ordentlich. Dort leert er ebenfalls noch zwei Flaschen Bier was ihm nicht gut bekommt. Aber die Gesellen überreden ihn auch noch einen Schnaps zu trinken. Dieser brennt in seiner Kehle wie Feuer. In diesem Zustand macht er sich auf den Weg nach Hause.
Zur selben Zeit tobt Herr Giebenrath bereits denn Hans ist zur abgemachten Zeit nicht zu Hause erschienen. Doch es ist zu spät, denn der so bedrohte Hans treibt bereits im Fluss abwärts.
Sein Begräbnis ist feierlich und alle seine ehemaligen Lehrer erscheinen im feinsten Gewand. Wieder ist Hans Giebenrath eine Berühmtheit im Dorf. Der Schuhmacher Flaig bleibt mit Herrn Giebenrath am Grab zurück und sagt zu ihm:" Dort im Gehrock gehen einige Herren die ihren Hans so weit gebracht haben."
Interpretation
Die Figur des Hans Giebenrath vor dem Zusammentreffen mit Hermann Heilner
Die Figur des Hans Giebenrath ist vor allem durch den Vater geprägt dem alles gleichgültig ist oft sogar sein Sohn, jedoch nur beim schulischen Erfolg ist er um dessen Wohl besorgt. Der Vater kann die Mutterrolle die ihm aufgezwungen ist nicht ausfüllen und so fehlt dem jungen Hans eine Bezugsperson. Weitere wichtige Personen in seinem Leben sind seine Lehrer in der Lateinschule die ihm sehr entgegenkommen, ebenso der Pfarrer. Der Schuhmacher Flaig steht den Intellektuellen im Dorf kritisch gegenüber vor allem dem jungen Pfarrer der für seinen Geschmack die Bibel falsch auslegt. Dieser Schuhmacher ist ebenfalls eine wichtige Person in seinem Leben, denn er hilft ihm ein wenig Ruhe zu finden. Denn er sagt, dass es kein Weltuntergang ist wenn er das Landexamen nicht besteht, was ganz im Gegenteil zur Vorstellung seiner ehrgeizigen Lehrer und seinem Vater steht. Diese wollen zwar nur sein Bestes, aber sie denken nicht über seine Gefühle nach und so nehmen sie ihm seine geliebten Kaninchen weg und verbieten ihm seine liebste Beschäftigung, das Angeln. Nur damit er sich Tag und Nacht auf die Schule konzentrieren kann. Welche seelischen Schäden sie dem Jungen Hans damit zufügen ist ihnen egal. Dies allerdings bewegt ihn nicht so sehr denn er kennt es nicht besser denn sein junger Charakter ist noch nicht so gefestigt, als das er sich den Wünschen der Erwachsenen entgegensetzen könnte. Doch dies heißt nicht, dass er keinen Ehrgeiz besitzt und nur von Anderen gelenkt wird. Nein ganz im Gegenteil, er lernt um seinen Klassenkollegen zu beweisen, dass er gescheiter ist als sie, er will ihnen zeigen, dass er über ihnen steht. Doch durch diesen übertriebenen Ehrgeiz ist es für ihn fast unmöglich Freundschaften zu schließen denn er grenzt sich selbst aus was ihm jedoch nichts auszumachen scheint, zumindest bis er Hermann Heilner kennenlernt.
Die Figur des Hans Giebenrath nach dem Zusammentreffen mit Hermann Heilner
Für Hans ist die Freundschaft zu Heilner eine wunderbare Erfahrung die ihn allerdings auch viel Negatives erfahren lässt. Denn durch den Freigeist Heilner erkennt er wie in sich gekehrt er früher gelebt hat und welche schönen Erlebnisse er dadurch versäumt hat. Nun versucht er all das Versäumte nach zu holen. Dies bringt ihm viele negative Erfahrungen ein. Doch ist ihm die Freundschaft zu Hermann so wichtig, dass er nur um ihn nicht zu verlieren sich ihm voll unterstellt. Doch darunter leiden seine schulischen Leistungen und vor allem die Lehrer sehen die Beziehung zwischen den Beiden nicht gerne. Denn sie halten Hermann für einen Aufrührer den los zu werden gilt. Doch die Liebe zu Hermann ist so stark, dass Hans sich von niemandem bekehren lässt. Ganz im Gegenteil, je stärker das Umfeld versucht die Beiden zu trennen um so enger wird ihre Beziehung., denn der Freund gibt ihm halt. Doch wieso findet Hermann gerade Hans so interessant? Denn er scheint ihm geistig überlegen zu sein, denn für ihn ist die Freundschaft ein Luxus und eine Laune was heißt, dass er nur jemanden benötigt um sich bestätigt zu fühlen. Er braucht einen Untertanen über den er bestimmen kann und um den es nicht schade ist wenn er dabei zugrunde geht. Da kommt ihm Hans sehr gelegen, denn er hat keine wirklichen Freunde.
Nach der Flucht Heilners wird Hans von allen noch mehr gemieden als zuvor, denn auch die Lehrer verlieren ihr Vertrauen in den ehemaligen Musterschüler. Auch an die Mitschüler kann und will er sich nicht wenden denn sie können ihn aufgrund seiner Beziehung zu Heilner während der er sich von ihnen völlig abgegrenzt hat ebenfalls nicht mehr ausstehen. Hermann ist dies alles natürlich gleichgültig, denn ihm war klar, dass seine Flucht den Rausschmiss zur Folge hat. Hans verfällt nun in einen Zustand in dem er Traum und Wirklichkeit kaum noch unterscheiden kann. Er kann sein Leben in diesem Zustand nicht mehr kontrollieren. Als er wieder bei seinem Vater ist sieht er als letzten Ausweg den Selbstmord, doch er will seinem Leben nicht wirklich ein Ende setzen, vielmehr gefällt es ihm mit dem Gedanken zu spielen sich umzubringen. Doch je länger er dem Schulstress fern ist, desto mehr gefällt ihm das Leben. Er freut sich sogar daran, dass er wenn es ihm Spaß macht, griechisch oder hebräisch Sprechen kann. Er hat es einfach da ihn der Oberamtsarzt ja für Nervenkrank erklärt hat.
Wieso scheitert Hans Giebenrath so an seinem Leben
Die Figur war vom Beginn an zum Scheitern verurteilt. Dies lässt sich schon aus dem Titel des Buches erkennen. Denn unter die Räder kommen bedeutet nichts anderes als zugrunde gehen.
Hans wird von allen Menschen die ihn umgeben zugrunde gerichtet. Dies führt bis zu seinem Tod.
Er ist ein naiver Junge der zwar sehr intelligent zu seinen scheint, jedoch ist seine Persönlichkeit nicht stark entwickelt. So betrachten ihn die Menschen die um ihn sind als Versuchskaninchen. So zum Beispiel Emma die seine Gefühle zum Kochen bringt um ihn Kurz danach in das kalte Wasser zu stürzen. Oder Hermann Heilner der ihn nur dazu benützt um sich selbst zu bestätigen. Auch für das Leben eines Mechanikers ist er nicht geeignet, denn er liebt es seinen Kopf zu benützen.
Hans ist für diese rauhe Welt in der nur Leistung Vermögen und Macht eine Rolle spielen nicht geschaffen. Es gibt nur kurze Phasen in denen er sich wirklich wohl fühlt. Diese drücken sich dadurch aus, dass er nicht an Kopfschmerzen leidet. Hans verkraftet die Gleichgültig seiner Mitmenschen nicht, denn er ist zu sensibel für diese Welt.
Die Figur des Joseph Giebenrath
Der Vater von Hans ist ein normaler Durchschnittsbürger der nicht aus der Masse hervorsticht. Doch sein Sohn soll besser werden als er selbst und so drängt er ihn nur zu dessen besten dazu möglichst viel zu lernen damit er später mehr vom Leben hat als er selbst. Er ist keine Bezugsperson für Hans und so scheitert er in seiner Erziehung was zur Folge hat, dass Hans später kläglich in seinem Leben scheitern wird. Herr Giebenrath kann Hans die Mutter nicht ersetzen und so scheitert er auch in der Rolle des Vaters. Vielleicht ist er selbst auch nicht dafür geschaffen ein guter Vater zu sein.
Die Lehrer des Hans Giebenrath
Die Lehrer verlangen von Hans, dass er die Stadt vertritt, sie wollen auch zeigen, dass aus so einem kleinem Nest intelligente Menschen kommen. Doch für diesen geringen Ruhm ruinieren sie das Leben des Hans Giebenrath. Auch in den Ferien die Hans sich wirklich verdient hat lassen sie ihn nicht seinen Hobbys nachgehen, weil sie ihn gut auf das Seminar vorbereiten wollen.
Die Figur des Schuhmachers Flaig
Der Schuhmacher Flaig erkennt als einziger, dass die Lehrer Hans in die falsche Richtung lenken. Er ist für Hans ein zweiter Vater der ihm mit gutem Rat zur Seite steht. Er ist gottesfürchtig und traut vor allem dem Pfarrer nicht über den Weg, denn dieser interpretiert für ihn Bibel falsch. Auch nach dem Tod von Hans zeigt er auf welche Menschen wirklich große Schuld an seinem Tod gehabt haben. Auch ist er indirekt an dem Zusammentreffen zwischen seiner Nichte Emma und Hans beteiligt.
Die Figur der Emma und ihr Einfluss auf Hans
Emma ist die erste Liebe von Hans, mit ihr hat er auch erste körperliche Kontakte. In der kurzen Zeit die er mit ihr verbringt stellt sie sein Leben völlig auf den Kopf, allein durch ihre Anwesenheit. Doch sie gibt sich ihm wahrscheinlich nur deshalb so hin weil sie weiß, dass sie bald abreisen muss. Doch es scheint ihr egal zu sein welchen Schmerz sie Hans damit zufügt. Man merkt ihr an, dass sie es liebt mit ihren Reizen zu spielen, denn sie ist überall beliebt.
Durch die Liebe zu ihr streift er endgültig die Kindheit ab und tritt in die Welt der Erwachsenen ein. Doch vielleicht ist es für ihn noch zu früh für diese Erfahrungen gewesen, denn der unerwartete Abschied bereitet ihm schlimme Depressionen.
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