Genetische Klimaklassifikation
Genetische Klimaklassifikation
I. Einleitung
"Jede klimatologische Teilbetrachtung muss für den Geographen einer räumlichen Betrachtung der klimatischen Gesamterscheinung dienen. Zwar ist jedes Klima irgendeiner Erdstelle genau wie jeder Landesteil als Ganzes ein Individuum, das sich nicht wiederholt, jedoch weisen jeweils bestimmte Gruppen von ihnen vergleichbare Ähnlichkeiten sowohl in der Entstehung als auch der Ausprägung sowie der Auswirkung auf, die eine von den Individualitäten abstrahierende Typisierung ermöglichen" (Blüthgen; Weischet S.649 zusammengefaßt und gekürzt).
Die Klassifikation der Klimate lässt sich, abgesehen von der rein beschreibenden Darstellung, in zwei Gruppen unterteilen: 1. genetische Klimaklassifikation
2. effektive Klimaklassifikation.
Die in diesem Referat behandelte genetische Klimaklassifikation lässt sich definieren als
" auf dem Zustandekommen der Klimate basierend, also die dynamischen Vorgänge der allgemeinen Zirkulation der Atmosphäre mit ihren Teilgliedern zugrunde legend" (Blüthgen; Weischet S.649).
II. Das Klimasystem von Hermann Flohn
H. Flohn geht in seiner, vorerst nur auf dem Idealkontinent schematisch dargestellten Gliederung, von vier Zirkulationsgürteln ( jeder Halbkugel) aus, deren Begrenzung unter dem Einfluß des Sonnenstandes sich jahreszeitlich verlagern.
Abb. 1 Die schematische Klimagliederung auf dem Idealkontinent und den Weltmeeren. (Nach H. Flohn, 1950)
( aus Blüthgen; Weischet S.663).
Die vier Zirkulationsgürtel:
1. ( 1.) äqatoriale Westwindzone mit der bzw. den innetropischen Konvergenzen
2. ( 3.) suptropische Trocken - und Passatzone
3. ( 5.) außertropische Westwindzone
4. ( 7.) hochpolare Ostwindzone
Wo diese Windsysteme ganzjährig vorherrschen, spricht Flohn von stetigen Klimaten, wo je zwei benachbarte einander im halbjährigen Wechsel ablösen von alternierenden.
So liegt zwischen 1. und 2. das alternierende Klima der äußeren Tropen mit Zenitalregen in der Zeit des höchsten Sonnenstands und passatische Trockenheit in den Monaten tiefstehender Sonne ( 2.), zwischen 2. und 3. die subtropische Winterregenzone (Mittelmeerklima) mit antizyklonalem windschwachem Wetter im Sommer und zyklonaler Westwindzirkulation vor allem im Herbst und Winter ( 4.) und zwischen 3. und 4. die Subpolarzone mit vorherrschenden polaren Ostwinden im Sommer und Westwindzirkulation im Winter ( 6.).
Auf der kontinentalen Nordhalbkugel ist die boreale Zone (6a.) noch als Untertyp vertreten. Sie liegt im Winter unter Einfluß des festländischen Kältehochs.
In seiner Darstellung fehlt das Monsunklima als eigener genetischer Klimatyp völlig. Die klassischen Monsunklimagebiete sind auf verschiedenen Gürtel aufgeteilt: Vorder - und Hinterindien gehören zu 1. ( 1.), China und Japan zu 3. ( 5.).
Flohn hat jedoch diese Gebiete nicht geleugnet, sondern er bezeichnet sie als Sekundäreffekte, die sich dem herrschenden planetarischen Prinzip, wie es in den steuernden Höhenwinden erkenntlich wird, unterordnen.
Interessant ist, dass, obwohl nur auf einem Idealkontinent dargestellt, die charakteristische Asymmetrie zwischen den West - und Ostküsten der Kontinente deutlich wird, wie sie in Wirklichkeit, z.B. in Amerika, vorhanden ist.
Die vollständige Abfolge aller 7 Klimagürtel des planetarischen Systems findet sich nur nahe der Westküsten der Kontinente, während die Gürtel ( 3.) subtropische Trocken - und Passatzone und
( 4.) subtropische Winterregenzone (Mittelmeerklima) an den Ostküsten zusammengedrückt sind.
III. Die Weltklimakarte von E. Kupfer
Die Weltklimakarte von E. Kupfer baut auf dem Schema von H. Flohn auf.
Die genetischen Primärursachen des Klimas, mit deren Hilfe sie erstellt wurde, sind: Anordnung des Zirkulationsgürtels, Frequenz und Zugbahnen der Zyklonen und Antizyklonen, Frontenhäufigkeit, Reibungseinfluß, Luv - und Leewirkungen, Höhenlagen, breiten - und bewölkungsabhängiger Strahlungseinfluß, Albedo und die Verdunstung.
Sie hat allerdings einige Probleme mit der Darstellung jahreszeitlicher Verschiebung, vgl. den Monsun in Indien. Wie alle genetischen Klimaklassifikationen und - einteilungen hat sie die Schwierigkeit, dass die Klimaeinteilungen quantitativ schwer faßbar sind. Sie können nicht durch Grenz -, Schwellen - oder Mittelwerte gekennzeichnet werden. Ihre Areale sind außerdem sehr weiträumig und undifferenziert (vgl. Flohn).
Nichtsdestotrotz zeigt sie einen guten Versuch, eine genetische Klimaklassifikation auf der Karte darzustellen.
Abb.2 Genetische Klimagliederung der Erde nach E. Kupfer 1957
(aus Blüthgen; Weischet S.665).
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Literatur:
Blüthgen u. U. Weischet (1980) : Allgemeine Klimageographie. de Gruyter Berlin,
New York 3 Auflage,1980
Scherhag; Blüthgen; Lauer (1982): Klimatologie, Das Geographische Seminar
W.Weischet (1995) : Einführung in die allgemeine Klimatologie. Teubner Verlag
Stuttgard, 6. überarbeitete Auflage
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