Unterm Rad


Interpretation:

Es gingen in das Werk nicht nur eigene Erlebnisse ein, sondern auch die katastrophalen Schulerfahrungen seines Bruder Hans, der wie der gleichnamige Protagonist des Romans später Selbstmord begibt.
Hesse bschreibt aus persönlicher Anschauung heraus das Maulbronner Schülerleben, die Lehrlingszeit, das herbstliche Mosten und das träg - idyllische Leben einer schwäbischen Kleinstadt.Die spätromantische Grundstimmung Hesses früherer Werke, erhält jedoch seine ersten Brüche in diesem Werk mit seiner Anklage gegen das Schulsystem dieser Zeit, das schöpferischer Individualität keinen Raum lässt und autoritätshörige Untertanen heranzüchtet. "Ein Schulmeister hat lieber zehn notorische Esel, als ein Genie in der Klasse ... denn seine Aufgabe ist es nicht, extravagante Geister heranzubilden, sondern gute Lateiner, Rechner und Biedermänner". Unübersehbar ist allerdings das Bestreben Hesses, die Leiden seines Bruders und seine persönlichen Erfahrungen zum Modellfall für das Schicksal der Jugend seiner Zeit zu stilisieren, wie insgesamt in diesem humanistisch - individualistisch motivierten Aufbegehren gegen die Nivellierungstendenzen der staatlichen Institutionen und die Zwänge der modernen Gesellschaft bereits ein Grundzug von Hesses Gesamtwerk deutlich wird.
Das Werk führte bei seinem Erscheinen zu heftigen Protesten der württembergischen Lehrer, der Abdruck des Textes wurde im konservativem "Merkur" trotz begrüßender Kritiken nach wenigen Folgen eingestellt. "Unterm Rad" ist ein heute wie damals, wie morgen und übermorgen gültiger Roman und zeigt dadurch die stumpfsinnigen Nazimitläuferlehrer in Giebenraths Peinigern auf.

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