Der Trojanische Krieg findet nicht statt

Jean Giraudoux / Der Trojanische Krieg findet nicht statt

Ein Stück in zwei Akten
Uraufführung: Paris 1935

Autor:

Geboren am: 29.Oktober 1882 in Bellac
Gestorben am: 1.Februar 1944 in Paris

Er war ein französischer Diplomatendichter, studierte an der Sorbonne und in Deutschland. Unternahm viele Reisen durch Europa uns Amerika.
Während des zweiten Weltkrieges fungierte J. Giraudoux als Chef des Pariser Informationsamtes, aber auch als langjährigen literarischen Mitarbeiter der Zeitung "Martin".
Er ist der am meisten aufgeführten Bühnenschriftsteller im deutschsprachigen Raum, was beweist, dass er zu den wichtigsten Vertretern des "Esprit francais" gehört. Natürlich ist er - wie alle anderen großen Schriftsteller unseres Jahrhunderts - ein sehr ausgeprägter Zeit - und Gegenwartskritiker. Er tut dies aber nicht aus reinem Nihilismus heraus, sondern belächelt die unerträgliche Ironie des Lebens. Was besonders in diesem Stück herausgearbeitet wurde. Das Schicksal richtet sich genau gegen die, die gerade dem entfliehen wollen.
Giraudoux war ein Ironiker uns Skeptiker was den besonderen Charme seiner Werke ausmacht.

Inhalt:

Kassandra sagt den Untergang Trojas vor, doch niemand kann ihr glauben. Hektor ist gerade siegreich aus einem Krieg zurückgekehrt und ist von diesem so sehr körperlich wie auch seelisch mitgenommen, dass er auf keinen Fall einen Krieg provozieren will.
Jedoch hat Paris die schöne Helena von Sparta geraubt was in weiterer Folge Krieg bedeutet. Hektor bittet Helena inständig nach Sparta zurückzukehren. Er appelliert sogar an ihre Vergnügungssucht und an ihre Liebe zur Abwechslung. Hektor hat aber die lüsternen, alten Männer - Priamos und der chauvinistische Literat Demokos - als mächtige Gegenspieler. Sie machen ihm durch geschicktes Gegenspiel jeden Plan zunichte. Sie sind hingerissen von Helenas Charme und Gedankenlosigkeit, wie auch von deren Maßlosigkeit.
Die Griechen sind schon im Anzug, kurze Zeit später randaliert Ajax, ein Grieche, in Troja. Ein Krieg, ausgelöst durch die Verletzung des Völkerrechtes, steht unmittelbar bevor. Aber Hektor schafft es, die trojanische Kriegspartei den Frieden zu erhalten. Seine große symbolische Geste, nämlich die "Pforten des Krieges" zu schließen, die er trotz großer Proteste durchsetzte, sollte sein Vorhaben untermauern. Die Rede, die er eigentlich an die Gefallenen der vielen Kriege richtet, appelliert an das Gewissen der Überlebenden. Hektor muss eine Ohrfeige von Ajax, die eine eindeutig Provokation bedeutet, hinnehmen. Damit natürlich den Hohn der Trojaner. Sogar zum Lügen lässt er sich hinreißen, als Odysseus, ein schlitzohriger Diplomat, fordert Helena in der gleichen Verfassung zurückzubringen, wie sie Menelaos verlassen hatte und sofort klar war, das dies völlig unmöglich sei. Es gelingt ihm sogar, Paris und Helena zu falschen Aussagen anzustiften.
Nun arrangiert Zeus - der Göttervater - Friedensverhandlungen, wo Odysseus die räuberische Absicht gegenüber dem reichen Ilion zugibt und erreicht damit, die beiden Völker gegeneinander aufzuwiegeln und so dem angenommenen, wie auch vorhergesagten Schicksal entgegenzuwachsen. Odysseus besinnt sich, setzt seine ganze Diplomatie ein, um Helena von ihrer Tugend zu überzeugen und wäre nach kurzer Zeit bereit, mit ihr nach Hause zu segeln. Natürlich handelt Odysseus nicht nur aus reiner Selbstlosigkeit, sondern ist von den trojanischen Frauen so sehr angetan, dass er Troja retten will.
Die Griechen ziehen ab und Hektor verkündet: "Der trojanische Krieg findet nicht statt".
Der Vorhang fällt.
Doch plötzlich stürzt der fanatische Literat Demokos gefolgt von einer kriegssüchtigen Meute auf die Bühne und schreit "Verrat, Verrat!". Hektor taucht auf, schlägt Demokos nieder, welcher kurz darauf stirbt. Zuvor bezichtigt Demokos Ajax des Mordes, liefert so den Grund für einen Krieg. Die "Pforten werden geöffnet", der Krieg beginnt. Der letzte Blick fällt auf den eigentlichen Kriegsanlass: Helena, die sich auch schon in die Arme des jüngsten trojanischen Prinzen schmiegt.

So sind alle Bemühungen Hektors die Katastrophe, durch eine männliche Leidenschaft heraufbeschworen, abzuwenden durch eine andere Leidenschaft, Krieg zu führen, im Sand verlaufen.


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