Der Realismus
1. Begriffsdefinition
Während der Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts stand Realismus für die Wegbereitung von der abstrakten hin zur darstellenden Kunst. Die kunstgeschichtliche
Definition von Realismus wurzelt in einer Bewegung die vorwiegend in Frankreich dominiert wurde. Als bei der Pariser Weltausstellung 1855 Gustave Courbets
Werke abgelehnt wurden, organisierte er eine eigene Ausstellung unter dem Titel "Le Realisme". Damit prägte er den Namen der neuen Richtung.
In dieser Zeit der Unruhen und des Umsturzes stellen sich die Realisten gegen die Romantische Kunstrichtung und die idealistischen Tendenzen des Klassizismus,
um die Welt wissenschaftlich und durch Erfahrung zu erforschen und das Leben so wahrzunehmen, wie es um sie herum existierte. Die Aufgabe der Kunst im
Realismus wird darin gesehen, die wahre Wirklichkeit zu erfassen und optisch zu realisieren. Er lenkt den Blick bewußt auf den gegenwärtigen Alltag und trägt
sozialkritische Züge. Häufige Motive waren Personen, die in ihrer natürlichen Umgebung gezeigt wurden. Es wurde eine emotionslose, detaillierte Untersuchung
des zeitgenössischen Lebens, als einzige gültige Auseinandersetzung mit der Kunst, angestrebt.
2. Malerei in Frankreich
Gustave Courbet (1819 - 1877)
Er war sozusagen der Begründer dieser Kunstrichtung, der seine Umgebung ohne Schönheitsregeln darstellte. Er war politisch engagiert und bezog seine
sozial - revolutionären Ideen auch in seine Bilder ein. Zitat: "Ich bin (...) Anhänger der gesamten Revolution und vor allem Realist... denn Realist zu sein heißt, ein
ehrlicher Freund der vollen Wahrheit zu sein"
Courbet war der Meinung, dass der Schönheitsbegriff von der Zeit in der man lebt und den Menschen, die es begreifen abhängig ist, das heißt er wandelt sich mit
ihnen. Der Künstler soll das Schöne direkt so wiedergeben, wie er es wahrnimmt, denn das Schöne der Natur ist immer höher zu bewerten, als das was ein
Künstler daraus macht.
Courbet machte den einfachen Menschen darstellungswürdig und brachte so seine politische Meinung mit ein. Wegen dieser wurde er später auch inhaftiert und
ging danach ins Exil, wo er 1877 starb.
Honore Daumier (1808 - 1879)
Er war Karikaturist und vertrat somit einen anderen Realismus als Courbet, denn er stellte die Menschen überspitzt dar und stellte herausstechende Merkmale
in den Vordergrund. Seine Bilder waren vor allem politisch motiviert.
3. Malerei in Deutschland
Franz Krüger (1797 - 1857)
War ein preußischer Hofmaler, der besonders Pferde und Portraits hervorragend malen konnte.
Adolph von Menzel (1815 - 1905)
Er war körperlich mißgestaltet und rang immer um Anerkennung. Trotz seiner zahlreichen Ehrungen, blieb er doch immer mißtrauisch und verschlossen.
Er schuf das "Eisenwalzwerk" mit dem er als erster in Deutschland den modernen Fabrikarbeiter sachlich darstellt.
Für das Bild "Ballsouper" (s.125) hat er zahlreiche Skizzen auf Bällen angefertigt. Erzeigt die Gäste in einer Tanzpause bei dem Sturm auf das Buffet und dabei
wird nichts verschönert, das Gewühl erweckt eher einen ländlichen Anschein und keineswegs den einer gebildeten Gesellschaft.
Wilhelm Leibl (1844 - 1900)
Der in München einer der führenden Künstler war, nahm sich Courbets Kunstauffassung zum Vorbild. Sein einziges Thema war allerdings der Mensch, den er mit
höchster Wirklichkeitstreue wiedergab. Er bemühte sich um möglichst fotografische Darstellung.
Er gründete später den "Leibl - Kreis" mit Hans Thoma, Carl Schuch und Wilhelm Trübner
4. Malerei in England
In England entwickelte sich der "ethnische Realismus" in dem man mit Bildern eine Botschaft vermitteln wollte. Vertreter dieser Richtung ist die präraphaelische
Bruderschaft, zu der u.a. William Holmam Hunt, John Everett Millais und Dante Gabriel Rossetti gehörten.
5. Plastik
Bedeutende Plastiker waren Jean - Baptiste Carpeaux und Honore Daumier, der Karikaturist. Dieser hatte keine Ausbildung zum Plastiker und auch keine
Auftraggeber, er konnte also völlig unbefangen arbeiten. Seine Plastiken dienten ihm als Vorlage zu seinen Karikaturen. Sein berühmtestes Werk ist "Ratapoil",
(S70) was haarige Ratte bedeutet und Abscheu ausdrückt.
6.Realistische Ingenieurkonstruktion
Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich neben der Stilarchitektur der reine Ingenieurbau aus Eisen und Glas. In dieser Zeit wurde die Verarbeitung von
Metallen verfeinert und es war erstmals möglich Eisen und Stahl in großen Mengen herzustellen, was natürlich ganz neue Möglichkeiten schuf. Am 1.Mai 1851
wurde in England die erste Weltausstellung eröffnet. ZU diesem Zweck entwarf Sirr Josef Paxton (1801 - 1865) die Ausstellungshalle, in der Werke von Industrie
und Technik aus allen Ländern der Erde gezeigt werden sollten. Diese Halle, der Kristallpalast (S.43), wurde ausschließlich aus vorgefertigten, standardisierten
Bauteilen aus Eisen, Glas und Holz aufgebaut. Deshalb war es möglich ein Gebäude von 564,18 Meter mal 137,16 Meter, mit 3300 gußeisernen Säulen, 2224
Trägern, 1128 Konsolen für die Seitengalerien2400 Rohren, für 34 Meter Abflußleitung, 900000 Quadratfuß Glas in einzelnen Scheiben und 205000 Rahmenhölzern
in nur vier Monaten zu errichten.
Nach der Weltausstellung wurde das Gebäude demontiert, in einem Vorort Londons wieder aufgebaut und zu einem Vergnügungszentrum "Volkspalast"
umfunktioniert.
Gliederung
1. Begriffsdefinition
2. Malerei in Frankreich
1.Malerei in Deutschland
4. Malerei in England
5. Plastik
6. Realistische Ingenieurkonstruktion
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