Johann Ludwig Tieck

1773 - 1853
Begründer der Jenaer Frühromantik

Werke :
    Die Geschichte des Herrn William Lovell, 3 Bände. (1795 - 96). Karl von Bernicke (1797) Eine Tragoedie in 5 Akten Der blonde Eckbert (1797) Franz Sternbalds Wanderung (1798) Volksmärchen (1797) unter dem Decknamen Peter Leberecht Ubersetzungen, wie Shakespeares The Tempest.


Geb Berlin, Handwerkerviertel in Berlin Roßstraße. 31. Mai 1773
als erstes Kind eines Seilermeisters, Versuch des Nahebringens der Literatur der Aufklärung & Sturm+Drang
Besuch des Berliner Gymnasiums
2 Lehrer erkannten sein Talent -> er schrieb für sie triviale Romane
Daneben schrieb er auch eigene, jedoch unveröffentlichte Werke.
- Von 1792 bis 1794 hat er Jura an der Universität Erlangen studiert. Hier hat er eine Freundschaft mit W.H. Wackenroder geschlossen, und die zwei haben zusammen Shakespeare, Tudor Dramen,
Mittlehochdeutsche Literatur, und mittelalterliche Architektur studiert. Zu dieser Zeit hat er seine schriftstellerischen Interessen entwickelt.
Dann: Theologie - und Sprachenstudium in Halle, Göttingen
Hauptsächlich hörte er Vorlesungen über Literatur, Altertumswissenschaften und Philosophie in Halle, Göttingen und Erlangen.
1794 brach er das Studium ab à freier Schriftsteller (damals mehr als ungewöhnlich)
Im Herbst kehrte er nach Berlin zurück, wo er wichtige Leute der Berliner Gesellschaft kennenlernte.
Besonders die Begegnung mit dem Aufklärer Friedrich Nicolai war folgenreich, denn dieser bot ihm eine realistische Möglichkeit zum literarischen Broterwerb, doch Tieck kam vom Stil der Aufklärung ab und bald trennten sich die beiden. In einer Reihe von aufklärerischen Werken, allerdings trivialster Natur, mit dem Titel "Straußfedern" schrieb Tieck drei Jahre lang Erzählungen. Insgesamt gehörte diese Zeit in Berlin zu den fruchtbarsten Abschnitten im Leben des Autors.
1797 traf Tieck Friedrich Schlegel. Diese Begegnung sollte zwei Jahre später Folgen haben. Denn Tieck hielt nach dem Tod Wackenroders 1798 und dem Zerwürfnis mit Friedrich Nicolai nichts mehr in Berlin, wo eine Vielzahl von Dramen, Erzählungen, Romanen und Kunstmärchen von ihm geschrieben wurden..So zog er mit seiner Frau Amalie Alberti und seiner gerade geborenen Tochter Dorothea im Oktober 1799 nach Jena, wo er Novalis, Schelling, Fichte und Brentano kennenlernt und sich mit Goethe und Schiller befreundet.
große Zeit, wenn auch nur für wenige Jahre, bekanntester, vielseitigster Dichter(Dramatik,Prosa,Lyrik). Kritiker und Theoretiker der deutschen Romantik, Einfluß sogar bis nach Amerika.
Trotz der kurzen Zeit in Berlin war der Aufenthalt im Kreis um die Schlegels die Geburtsstunde der Frühromantik (Begriff "Romantik": Tieck nannte eine Märchensammlung "Romantische Dramensammlung"
"Wanderjahre"
1805/6 ital.Reise -> Studium mittelhochdt.Schriften in Bibliothek d.Vatikans
1808 Wien+München
1817/19 Frankreich, anschließend Shakespearestudien in England
1819 Umzug nach Dresden (mit Frau+Tochter)

23 Jahre, glücklichste Zeit. Eine Stellung als Dramaturg am Hoftheater (1825) bescherte ihm nach langen Jahren ohne feste Einkünfte Sicherheit In seiner Wohnung in Dresden scharten sich Spitzen der Gesellschaft zu seinen Vorleseabenden, die weit über Dresden hinaus berühmt waren. Doch in die letzten Jahre dort fallen mit einer Reihe von Todesfällen auch schwere Schatten: Schwester, Frau und Tochter starben, seine eigene Gesundheit erlitt durch einen Unfall schweren Schaden.
- 1825 - 1842 wurde er Berater und Kritiker für das Dresdner Theater. Nach Goethe warTieck die größte lebendige Autorität über die Literatur geworden.

Umzug 1842 nach Berlin: Dramaturg am Hofe FW IV
Auf der Reise erlitt Tieck einen Schlaganfall, der ihn bis an sein Lebensende behindern sollte.
Bruder Friedrich starb 1851, als letzter in einer Reihe von Todesfällen, die Ludwig Tieck immer
einsamer werden ließen Nach langer Krankheit starb er am 28. April 1853. Wenige Monate nach seinem Tod scheiterte eine Sammlung für ein Denkmal. Auch sein Ruhm als Autor, schon zu Lebzeiten im Schwinden, verblasste rasch.
Von der deutschen Literaturgeschichte wurde Tieck lange als Trivialautor betrachtet und ignoriert.
Wilhelm Scherer etwa sprach von "Unklarheiten, leere(m) Reimgeklingel und Gedankenarmuth".
Erst spät, zunächst in den USA, seit den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts auch in Deutschland, begann eine adäquate Auseinandersetzung mit dem Werk Ludwig Tiecks, eines der ersten und fruchtbarsten Berufsautoren


Der blonde Eckbert


Der Ritter Eckbert lebt mit seiner Frau Bertha zurückgezogen in einem kleinen Schloss im Harz. Es geht ihnen gut, aber sie sind unglücklich über ihre Kinderlosigkeit. Philipp Walther ist über Jahre ein häufiger Gast und der einzige und beste Freund Eckberts. Er verbringt seine Zeit mit Umherwandern und dem Sammeln von Kräutern und Steinen und liebt die Natur.
Eines nachts, als Walther zu Besuch ist, erzählt Bertha auf Wunsch ihres Mannes von ihrer Kindheit:
Sie ist in einem kleinen Dorf als Kind armer Hirten aufgewachsen. Sie stellte sich im Haushalt sehr ungeschickt an und wurde deshalb von ihrem Vater gepeinigt und gehasst. In ihrer Kindheit sehnte sie sich deswegen oft nach dem Tod.
Mit acht Jahren lief sie daheim weg und irrte durch die ihr fremde "Einsamkeit des Gebirges". Kurz vor dem Hungertod wurde sie von einer alten Frau gefunden und aufgenommen. Diese hat in ihrer Hütte einen singenden Vogel und einen kleinen Hund (lesen:Lied S.9). Vier Jahre lebte Bertha bei der Alten und arbeitete an deren Spinnrad. Sie war glücklich. Doch als ihr die alte Frau eröffnete, dass der Vogel täglich ein Ei mit Edelsteinen oder Perlen legt, erwachte in ihr der alte Traum vom Reichtum und der Möglichkeit, ihren "Hirten" - Eltern damit zu helfen. Die Alte warnte sie noch davor, von der "rechten Bahn" abzuweichen, da man dafür bestraft wird. Doch als die Alte wieder mal auf Wanderschaft war, band Bertha den Hund fest und ging mit dem Vogel und einigen Juwelen in ihr Dorf zu ihren Hirteneltern zurück.
Leider waren ihre Eltern schon tot und damit ihr Kindheitstraum, sie mit Reichtum zu erfreuen, unmöglich. Sie mietete sich ein Haus in einer Stadt. Etwas später fing der Vogel an, sein Lied (in veränderter Form) von seiner Sehnsucht nach Waldeinsamkeit zu singen (lesen:Lied S.12). Bertha wurde dadurch an ihren Diebstahl erinnert. Erschrocken erwürgte sie den Vogel. Dann heiratete sie den Ritter Eckbert.

Nach dieser Lebenserzählung erwähnt Walther so nebenbei, dass der Hund der Alten "Strohmian" hiess (obwohl er das eigentlich nicht wissen konnte). Bertha hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht an diesen Namen erinnern können. Sie ist beunruhigt darüber, dass Walther das weiss. An dieser sie quälenden Beunruhigung erkrankt sie schließlich. Dann verlässt Walther Eckbert und Berta.
Weil Walther jetzt in diese Geschichte eingeweiht ist, misstraute Eckbert seinem Freund immer mehr. Bertha wird immer kränker und erzählt Eckbert, dass Walther den Hund "Strohmian" kannte. Da packt Eckbert seine Armbrust, geht Jagen und erschiesst den Kräuter sammelnden Walther. Zuhause war Bertha inzwischen gestorben. Ihre letzten Worte handelten von Walther und der Alten.

Eckbert lebt lange einsam, dann freundet er sich mit dem jungen Ritter Hugo an, dem er nachdem er ihm seine Lebensgeschichte erzählt hat, immer mehr mißtraut.

à Start des "phantastischen" Teils
Nun erkennt er in Hugo seinen toten Freund Walther. Er flüchtet und sieht Walther auch in einem Bauern, dem er auf seiner Flucht begegnet. Nach langer Wanderung hört er das Lied eines Vogels. Es handelt von der wiedergewonnen "Waldeinsamkeit" (lesen:Lied S.23)
Dann erscheint ihm die " Alte" und fordert ihren Vogel, Hund und Perlen zurück. Sie offenbart Eckbert, dass sie Walther und Hugo war. Sie erzählt ihm auch, dass Bertha, Eckberts Frau, in Wirklichkeit seine Halbschwester war (lesen: "Die Alte sagt"+ S.24). Sie war ein uneheliches Kind von Eckberts Vater, der sie an eine Hirtenfamilie gab. Eckbert wird schließlich wahnsinnig und stirbt (lesen: S.24 letzte 4Zeilen).


- erstes romantisches Kunstmärchen ( ->Erfindung): "eine phantastische, den Naturgesetzen entgegengesetzte, in
Raum und Zeit nicht festgelegte Weltsicht" = raffinierte psychologische Novelle
- Sprache: gute Sprache, aber wenig "Gekünsteltes", einfach zu lesen
- Durchdringung des Alltäglichen mit dem Wunderbaren, des Realistischen mit dem Phantastischen

- romantische Motive

Deutungsansätze: Paralellen zu Tiecks Leben: Darstellung des Einsamkeit, Trauer, Todessehnsucht, und der Schönheit der Natur: (Sonnenaufgang).



Tafelanschrift:

Ludwig Tieck, Der blonde Eckbert (1797)
Textart: romantisches Kunstmärchen

Personen: anfangs vorgestellt als später stellt sich heraus:

Ritter Eckbert Hauptperson - - -
Bertha Frau Eckberts Halbschwester Eckberts
Walther Freund Eckberts )
"Die Alte" Retterin Berthas ) "die Alte" (Vermischung von Realität und Fantasie)
Ritter Hugo Freund Eckberts )

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