Friedrich Hölderlin
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Biographie
1770 - 1788: Kindheit und Jugend
Am 20. März 1770 wird Johann Christian Friedrich Hölderlin in Lauffen am Neckar geboren. Schon zwei Jahre nach seiner Geburt stirbt sein leiblicher Vater Heinrich F. Hölderlin und seine Schwester Maria wird geboren. Die Mutter, Johanna Christina, heiratet daraufhin zwei Jahre später ein zweites Mal und die Familie zieht nach Nürtingen, wo ihr zweiter Mann, Christoph Gok, Bürgermeister ist. 1776 kommt Hölderlins Halbbruder Karl Gok zur Welt und drei Jahre darauf stirbt auch der zweite Mann seiner Mutter. Im Alter von 14 tritt er in die niedere Klosterschule in Denkendorf ein die den ersten Schritt auf der von der Mutter gewünschten Karriere zum Pfarrer darstellen soll. Anschließend besucht er von 1786 - 88 die höhere Klosterschule in Maulbronn.
1788 - 1793: Studienjahre in Tübingen
Hölderlin tritt 1788 in das Evangelische Stift in Tübingen ein, wo er mit seinem Kommilitonen Hegel eine Freundschaft fürs Leben schließt. Zusammen mit seinen Mitstudenten Neuffer und Magenau gründet er gar einen Dichterbund in dem sie heftig über ihre Werke debattieren und ihre Gedanken austauschen. Ausserdem fallen die ersten Bekanntschaften mit den nationalistischen Freidenkern und patriotischen Dichtern Schubart und Gotthold Friedrich Stäudlin in diese Zeit. 1790 beginnt er an seinen Magisterarbeiten zu arbeiten. Ein Jahr später werden erste Gedichte Hölderlins in Stäudlins Muselalmanach fürs Jahr 1792 veröffentlicht. Im Jahr 1793 schließt Hölderlin schließlich sein Studium zum Pfarrer mit einem recht beachtlichen Abschlußexamen ab und lernt im gleichen Jahr seinen späteren Weggefährten, den Juristen Sinclair kennen.
1794 - 1795: Waltershausen und Jena
Im Dezember 1793 tritt Hölderlin eine Stelle als Hofmeister bei Charlotte von Kalb in Waltershausen an. Im November des folgenden Jahres hält er sich mit seinem Zögling Fritz längere Zeit in Jena auf, wo er die Vorlesungen Fichtes besucht und es zu den ersten Treffen mit Goethe und Schiller kommt. Das Fragment von Hyperion erscheint in der "Thalia". Im Dezember zieht er mit Charlotte und Fritz von Kalb nach Weimar um, wo es zu einem Treffen mit Herder kommt. Ein Jahr darauf beendet er schließlich seine Tätigkeit im Hause von Kalb und kehrt nach Jena zurück. Dort nimmt er an Vorlesungen Fichtes teil, hält sich oft bei Schiller auf und vertieft seine Freundschaft zu Sinclair. Ende Mai reist er dann plötzlich aus Jena ab und kehrt in seine Heimat zurück.
1796 - 1800: Frankfurt und Homburg
Nach kurzen besuchen bei Schelling tritt Hölderlin im Jahre 1796 eine Hofmeisterstelle bei Familie Gontard in Frankfurt an. Es entwickelt sich eine Liebe zur Hausherrin Susette, der Hölderlin als Diotima mehrere Gedichte widmet. Kurzzeitig muss Hölderlin aufgrund der Belagerung Frankfurts mit der Familie fliehen, die erst nach mehreren Monaten wieder zurückkehren kann. 1797 pflegt Hölderlin intensive Kontakte zu seinem Freund Hegel, der in Frankfurt eine Hofmeisterstelle angenommen hatte und sein Roman Hyperion erscheint. Im September 1798 gibt er nach einer Auseinandersetzung mit dem Hausherren die Stelle bei den Gontards auf und verlässt Frankfurt Richtung Homburg. Dort kommt es erneut zu intensiven Debatten mit seinen Freunden Hegel und Sinclair und er arbeitet am Empedokles und an philosophischen Aufsätzen. Auf Einladung Sinclairs nimmt er am Rastatter Kongress teil, wo er durch revolutionäre Republikaner wie Baz oder Muhrbeck stark beeinflusst wird. 1799 vertieft er sich immer mehr in seine Arbeit am Empedokles, beschäftigt sich mit der Planung einer Zeitschrift und gibt den zweiten Band des Hyperion heraus.
1800 - 1806: Stuttgart, Hauptwil, Bordeaux, Nürtingen, Homburg
Im Juni beendet er seinen ersten Homburger Aufenthalt und zieht nach kurzer Zeit in Nürtingen weiter nach Stuttgart wo ihn sein Freund, der Kaufmann Landauer aufnimmt. Im Frühjahr des Jahres 1801 ist er für mehrere Monate im schweizerischen Hauptwil angestellt, bevor er über Nürtingen nach Frankreich aufbricht. Im Januar 1802 trifft er schließlich in Bordeaux ein, wo er Hauslehrer bei der Familie des Konsuls Meyer arbeitet. Im Juni kehrt er geplagt von Erschöpfungs - und Erregungszuständen nach Deutschland zurück, wo sich seine Beschwerden allmählich verbessern. Er hällt sich fortan in seiner Heimat Nürtigen auf; nur Unterbrochen durch eine Reise mit Sinclair nach Regensburg und gelegentlichen Treffen mit Schelling. 1804 erscheint sein Sophokles - Übertragungen in einem Frankfurter Verlag und er siedelt nach Homburg um, wo er dank Sinclair eine Stelle als Hofbibliothekar erhält. 1805 wird Sinclair des Hochverrats angeklagt und verhafted, Ein medizinisches Gutachten das Hölderlin den Wahnsinn attestiert verhindert seine Auslieferung. Auch Sinclair kommt wenig später frei.
1806 - 1843: Die Jahre im Tübinger Turm
Im September 1806 wird der laut Berichten Sinclairs Geisteskranke gegen seinen Widerstand ins Autenriethsche Klinikum eingeliefert, wo er erfolglos therapiert wird. 1807 wird er als unheilbar krank entlassen und dem Tischlermeister Zimmer zur Pflege übergeben. Im umgebauten Stadturm verbringt Hölderlin die zweite Hälfte seines Lebens. 1822 erscheint eine weitere Ausgabe des Hyperion. Vier Jahre später erscheint eine erste Gedichtsammlung Hölderlins. Gustav Schwab und Ludwig Uhland geben 69 Gedichte Hölderlins und Teile des Empedokles heraus. Am 7. Juni 1843 verstirbt Hölderlin in Tübingen.
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Werke
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Erste Band des Hyperion erscheint. Projekt des Empedokles Trauerspiels, das er 1800 abbricht. An die Parzen entsteht. Ãœbersetzung der Trauerspiele des Sophokles erscheint.
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Erste Ausgabe der gesammelten Gedichte erscheint.
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Hälfte des Lebens (1803)
Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.
- Aufbau des Gedichts: zwei antithetische, siebenversige Strophen
1.Strophe: Entwurf der idealen poetischen Situation: Einvernehmen mit dem göttlich - schönen
Leben, indem alles Entgegengesetzte liebevoll verbunden ist.
Ruhige, harmonische Form durch mit "und" verbundene Aussagesätze, weibliche Kadenzen
und Auftakt.
- - - Sommerstrophe als Hochbild eines erfüllten Lebens.
2.Strophe: Entwurf eines kalt - dissonanten Lebensgefühls: keine Kommunikation/Harmonie zwischen
Himmel/Erde und Ich/Welt
Disharmonische, gestörte Form durch zerhackt wirkende Strophen, männliche Kadenzen und
scharfe Zäsur (V 12,13)
- - - Winterstrophe als Annäherung an Tod.
- Interpretationsansätze:
Biographisch: Hölderlin könnte selbst das Lyrische darstellen. Er steht in der Mitte seines
Lebens und das Schwanenpärchen könnte für ihn und Susette in glücklichen Zeiten stehen und
die zweite kalte Strophe für die nun kommende Zeit ohne die kürzlich verstorbene Geliebte.
Die vielen Gegensätze spiegeln seine Konflikte an diesem Scheidepunkt seines Lebens wieder.
Zum Beispiel auch seine zunehmende "Erkaltung" nach außen hin, mit der der normalerweise
offenherzige Hölderlin sich vor menschlichen Enttäuschungen schützen wollte.
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