Jugend ohne Gott
Darstellung: Als kurze Kapitel reihen sich einzelne, relativ selbstständige Szenen, meist in Form knapper Dialoge aneinander, selbst die inneren Monologe des Erzählers sind dialogisch aufgelockert. Die sprunghafte Folge verkürzter Sätze steigert die den Redewechsel und Situationen untergründige Spannung und stellt eine Atmosphäre ungreifbarer Bedrohung dar.
Das faschistische Verhalten einer Schulklasse soll den in Deutschland am Vorabend der nat.soz. Machtergreifung herrschenden Geist enthüllen. Ganz im Gegensatz zu seiner Schulklasse steht der junge, an humanistische Ideale orientierte Lehrer. Doch die simplifizierende Verurteilung ist doch nur die Verurteilung Unmündiger die notwendigerweise den Idealen der Erwachsenen verfallen sind.Der Lehrer der im Verlauf der Nachforschungen das Kästchen des Schülers beschädigt, verschweigt aus Feigheit seine Tat, macht sich am Tode eines Schülers mitschuldig. Weiters bricht er damit mit seinen inneren Idealen. Unversehens findet er sich verstrickt in ein "Leben des Elends und Widersprüche", das ihm als ein ewiges Meer der Schuld erscheint, aus dem "einzig und alleine die göttliche Gnade und der Glaube an die Offenbarung retten kann". In dieser Entwicklung überschneidet sich die zeitkritische Perspektive mit religiösen Gedanken. Von Gott angerufen gesteht der Lehrer die Wahrheit, rüttelt das Gewissen anderer Zeugen wach, und entlarvt den Mörder. Die künstliche Idealisierung des Lehrers, und der Jungen die sch für die Wahrheit engangieren wollen, entspricht andererseits die Verteufelung des Schülers T. Sowenig die Schulklasse anfangs zur Illustration des faschistischen Geistes langte, sowenig lässt sich die Gestalt eines beliebigen, am herrschenden Ungeist schuldlosen Schülers in eine Allegorie der Unmenschlichkeit verwandeln. Die Ohnmacht seines unpolitischen Ethos veranlasst den Lehrer am Ende, diese "Division der Charakterlosen unter dem Kommando von Idioten" zu verlassen und nach Afrika zu emigrieren.
305 Worte in "deutsch" als "hilfreich" bewertet