Der widerspenstigen Zähmung
Der junge Lucentio, Sohn des reichen Vincentio aus Pisa, ist mit seinem Diener Tranio nach Padua gekommen, um hier seine Studien aufzunehmen. Lucentio verliebt sich auf dem ersten Blick in Bianca, die Tochter des alten, sehr auf einen vermögenden Schwiegersohn bedachten Baptista.
Bianca wird außerdem von zwei Edelleuten aus Padua umworben, dem schon etwas angegrauten Gremio und dem jungen Hortensio. Baptista hat sich obendrein in den Kopf gesetzt, Bianca nicht eher zu verheiraten, bis Katharina, die ältere Tochter, unter die Haube gebracht ist. Vor ihr fliehen aber alle Männer, da sie ebenso kratzbürstig wie energisch ist. Auch tyrannisiert sie die jüngere, weichere Schwester, wo immer sie nur kann.
Lucentio und Hortensio verschaffen sich nun Zutritt in Baptistas Haus, indem sie sich als Gelehrte und Musiklehrer bei ihm einführen lassen. Und für Katharina zeigt Petruchio, ein Edelmann aus Verona, Interesse, dem es geradezu eine Aufgabe ist, "das wilde Kätzchen zu einen milden Käthchen zu zähmen".
Indem er ihr grundsätzlich noch derber kommt, als sie sich gibt, und alles, was sie sagt und tut, sofort mit doppelter Münze zurückzahlt, erzwingt er in stürmischer Werbung binnen kürzester Frist Heirat mit ihr.
Zu dieser erscheint er nicht nur verspätet, sondern im ruppigen Aufzuge, reißt seine Braut ohne viel Federlesens mit sich auf sein Landhaus fort, wo er sie zunächst hungern und nicht einmal zum Schlafen kommen lässt. Auch am Kleiderputz nimmt er ihr jegliche Freude, indem er alles schön findet, was sie häßlich findet, und umgekehrt. Auf diese Weise erreicht er es, dass sie langsam weich wird, ja dass sie sogar bereit ist, es ihm zu überlassen, zu bestimmen, ob der Mond oder die Sonne am Himmel stehen, ob der alte Vincentio, der ihnen den Weg nach Padua begegnet ist, ein alter Mann oder ein junges Mädchen ist.
Inzwischen hat im Hause Baptistas unter den Freiern um Biancas Hand der junge Lucentio den Sieg davongetragen. Doch dem Verlöbnis steht noch die Bedingung des alten Baptistas entgegen, der es urkundlich verbrieft haben will, dass das Vermögen Lucentios selbst im Falle, dass er vor seinem Vater
sterben sollte, an die Tochter fällt. Der schlaue Diener Lucentios, Tranio, der schon die ganze Zeit über geschickt seinen Herrn vertritt, weiß auch hier Rat. Er schafft einen Magister herbei, der die Rolle von Lucentios Vater spielen soll. Im entscheidenden Augenblick trifft aber der alte Lucentio selbst in Padua ein. Doch klärt sich alles zugunsten Lucentios auf, und Sohn und listige Diener erhalten Verzeihung.
Zum Schluß findet sich alles zum Bankett zusammen, bei dem nun Bianca und eine Witwe, die Hortensio zum Ersatz für die verlorene Bianca dient, sich als die "störrischen" Frauen erweisen, während Katharina, die noch eben als die "widerspenstige" von allen galt, ihren Geschlechtsgenossinnen mit beredeten Worten zu erklären weiß, dass der Ehemann "Herr, Erhalter, Licht, Haupt und Fürst" der Frauen ist, dem sie sich im schuldigen Respekt in allem zu fügen haben.
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