Der Name der Rose
Die Zeitspanne der Handlung dieses Buches beschränkt sich auf sieben Tage im November 1327. Die Geschichte spielt in einem Bergkloster in Italien. Da sich Umberto Eco dieses ganze Kloster mit all den Leuten bis ins kleinste Detail vorgestellt hat, und sich eine fiktive Welt erschaffen hat, muss ich zum Verständnis des Romans noch auf die Architektur der Abtei eingehen. Von der Kirche zum Aedificium führt ein Geheimgang. Das Aedificium ist das Hauptgebäude. Es beinhaltet eine Küche, einen Schreibsaal und die Bibliothek. Es wird an allen Ecken mit einem Turm abgeschlossen. Die Schlafsäle der Mönche befinden sich gleich neben der Kirche. Weiters wichtig sind auch noch der Schweinestall, das Hospital, und das Badehaus. Zu der Bibliothek ist zu sagen, dass sie wie ein Labyrinth aufgebaut ist. Ein Raum, das Finis Africae ist nur durch einen Geheimgang zu erreichen.
Der Roman wird in der Ichform aus der Sicht des jungen Adson von Melk, eines Novizens, vorgetragen.
Adson wandert mit seinem englischen Meister William zu einem in den Bergen Italiens gelegenen Kloster. Sein Lehrer hat den Ruf sehr schlau zu sein. Im Kloster angekommen werden die zwei vom Abt Abbo begrüßt und in ihr Zimmer begleitet. William gibt dem Abt zuvor noch einen Brief des Kaisers. Nach dem Essen führt der Abt mit William ein vertrauliches Gespräch, dass Adson unabsichtlich mithört.
Leseprobe Seite 47 ff [Inhalt: Abbo bittet ihn die sonderbaren Umstände am Mord des Mönches Adalus aufzuklären. Dieser ist vor kurzem in der Früh unter dem Ostturm des Aedificiums tot aufgefunden worden. Da kein Fenster offen war, kann er keinen Selbstmord begangen haben. Seltsam ist auch, dass dieses Gebäude, in dem sich die Küche, ein Schreibsaal und die Bibliothek befindet, nachts verschlossen ist.]
William, der früher Inquisitor gewesen war, nimmt sich des Falles sofort an. Der Abt erlaubt den zwei Reisenden, sich frei in der Abtei zu bewegen, nur die Bibliothek dürfen sie nicht betreten. Das darf nur der Bibliothekar und dessen Gehilfe, weil es dort auch heidnische und ketzerische Bücher gibt. Nach dem Essen bemerkt William in der Kirche, dass der Bibliothekar Malachias plötzlich erscheint, ohne aus dem Hauptgebäude, dem Aedificium, gegangen zu sein. Der schlaue Mönch schließt sofort daraus, dass es einen Geheimgang vom Aedificium zur Kirche geben muss.
Am Morgen des zweiten Tages wird der Mönch Venantius kopfüber in einem Bottich mit Schweineblut tot aufgefunden. Venantius ist nicht ertrunken, sondern wurde vorher schon getötet. Spuren im Schnee deuten darauf hin, dass der Tote vom Aedificium hierher getragen worden ist. William versucht, mit allen Klosterbewohnern ins Gespräch zu kommen, um die Todesfälle zu klären. William zieht danach seinen ersten wichtigen Schluß: Adelmus hatte eine Missetat begangen, die er dann einem Mitbewohner gebeicht hatte. Nach dieser Beichte ist er in Richtung Ostturm gegangen. Dort hatte er sich von der hohen Mauer in den Tod gestürzt. In der Nacht ist dann seine Leiche über den Hang abgerutscht, so dass es aussieht, als wäre er von dem Aedificium aus in den Tod gestürzt worden. Bei der Untersuchung des 2. Todesfalles sehen Adson und William im Schreibesaal, dass der tote Venantius an einem heidnischen Buch gearbeitet hatte. Dies wollen sie genauer untersuchen, doch der Mönch Benno lenkt sie ab, und fordert sie auf, mit ihm zum abgelegenen Badehaus zu gehen. Dort möchte er ihnen eine Geschichte erzählen. William und Adson erfahren eine Ungeheuerlichkeit: Berengar und Adelmus hatten Unzucht getrieben. Der Bibliothekarsgehilfe Berengar hatte ihm ein Geheimnis anvertraut. Adelmus hatte sein Wissen mißbraucht, ist weggelaufen, und hatte das alles Venantius erzählt. Dieses Wissen hatte Venantius in den Tod geführt. Nun wissen William und Adson über die Todesfälle, doch das Geheimnis ist noch lange nicht gelöst. Einige Zeit später erfährt William vom ältesten Mönch des Klosters, dass die Bibliothek wie ein Labyrinth aufgebaut ist. Auch gibt es einen Geheimgang von der Kirche in das Hauptgebäude. Nach der Messe untersuchen William und Adson diesen Gang, und kommen dabei in den Schreibesaal. Nun wollen sie das Buch, dass William zuvor bei Venantius Tisch gesehen hatte, untersuchen, doch es ist verschwunden. Ein Dieb muss es entwendet haben. Er hat aber ein Blatt des Buches vergessen. Adson hält es zur öllampe. Dabei entzündet er es fast. Auf dem rußgeschwärztem Blatt wird so eine Geheimschrift sichtbar. Ohne Brille kann William diese Geheimschrift aber nicht entziffern. Darauf hin besuchen sie die Bibliothek, verirren sich, können aber durch einen Zufall wieder ins Freie gelangen. Draußen erwartet sie schon der aufgeregte Abt, und teilt ihnen mit, dass der Bibliothekarsgehilfe Berengar nicht zu finden sei. Auch am Morgen des nächsten Tages taucht er nicht auf. In der Zwischenzeit hat William die Geheimschrift teilweise entschlüsselt, doch es ergibt alles noch keinen Sinn. In der Nacht geht Adson alleine ins Hauptgebäude. In der Küche sieht er ein Mädchen und einen Mann, der flüchten kann. In dieser Nacht kann Adson nicht widerstehen, und schläft mit dem Mädchen. Nach dieser Sündtat schläft er in der Küche ein. In der Zwischenzeit wird er von William schon gesucht. Dieser findet Adson in der Küche liegend, und weckt ihn auf. Beide wollen zurück zu ihrer Unterkunft. Der Weg führt vom Aedificium zur Kirche, und weiter zu ihren Schlafsälen. Sie werden aber zuvor vom Klosterältesten in der Kirche aufgehalten. Der Alte glaubt, dass die Morde alle etwas mit der Offenbarung Johannes zu tun haben. Nach dieser Annahme müsste der vermißte Berengar an einem Ort, der irgend etwas mit Wasser zu tun hat, sein. Und tatsächlich, William und Adson finden die Leiche gleich darauf im Badehaus.
Am nächsten Morgen wird entdeckt, dass die Fingerspitzen und die Zunge des Toten Berengars schwarz sind. Der Botaniker hat kein Gift, das solche Wirkungen hätte. Aber vor vielen Jahren ist ihm ein Mittel, das er noch nicht untersuchen konnte, das aber angeblich sehr gefährlich ist, entwendet worden. Vielleicht hätte dieses Gift so eine Wirkung haben können, niemand weiß es bis jetzt. Im Laufe des Vormittages trifft William auf den Mönch Salvatore. Auch dieser weiß eine Geschichte, die er ihm anvertraut. Er hatte das Mädchen für den Kellermeister eingeschleust. Er gibt auch zu, dass er und der Kellermeister früher bei einer Sekte gewesen sind, die streng verboten war, und noch immer ist. Daraufhin konfrontiert William den Kellermeister mit dieser Aussage. Er bestätigt das, und ergänzt, dass er gestern Venantius tot in der Küche gesehen hatte, es aber nicht melden konnte, da man sonst sein nächtliches Treiben bemerk hätte. Als er in der Früh wieder in die Küche gekommen ist, war die Leiche schon weggebracht worden. An diesem Tag gelingt es William auch, die Geheimschrift zu entschlüsseln. Dabei stellt sich heraus, dass das gestohlene Buch vom Geheimort Finis Africae kommt. Dieser befindet sich im Labyrinth der Bibliothek. In den letzten Tagen hatte William schon viel von den geheimnisvollen Morden im Kloster erfahren können, doch ist der Fall noch lange nicht geklärt. Seine eigentliche Aufgabe das Kloster zu besuchen ist nämlich eine ganz andere: Er soll Verhandlungen zwischen den Legationenen des Kaisers und des Papstes führen. Ihre Aufgabe ist es, einen Vertrag für ein Treffen von Kaiser und Papst zu erstellen. Für die Sicherheit der Legationen ist der unbarmherzige Inquisitor Bernard Gui verpflichtet worden. An diesem 4. Tag im Kloster kommen nun diese Legationen an. In der Nacht beginnen die Bogenschützen des Inquisitors ihre Arbeit. Sie schnappen Salvatore und das Mädchen. Zur gleichen Zeit durchsuchen William und Adson das Labyrinth der Bibliothek, das sie endlich durchschauen, und sich so nicht mehr verirren. Sie finden dabei den Raum Finis Africae, nur der Eingang dorthin bleibt ihnen noch verborgen. Am 5. Tag beginnen die Legationen der verschiedenen Parteien über ein mögliches Treffen zu verhandeln. Im laufe des Tages wird der Gärtner Tod aufgefunden. Er ist erschlagen worden. Da der Kellermeister am Tatort gefunden wird, wird er verhaftet, und Gui beginnt die Verhandlung gegen ihn.
Am nächsten Morgen ist der Bibliothekar Malachias am Beginn der Mette nicht da. Er kommt jedoch bald, kollabiert aber, und stirbt. Auch seine Finger und seine Zunge sind schwarz, auch er ist vergiftet worden. Benno, der inzwischen zum Bibliothekarsgehilfen ernannt worden ist, erzählt, dass man vom alleinigen berühren des Buches nicht stirbt. Er hatte es schon in der Hand gehabt! Am Abend erkennt William erst durch eine unbeabsichtigte Wortspielerei von Adson, wie man ins "Finis Africae" vordringen kann. So gehen sie in die Bibliothek, und hören in der Wendeltreppe zum obersten Geschoß, dass neben ihnen jemand eingesperrt sein muss. Im "Finis Africae" erwartet sie schon Jorge. Er sagt, dass der Eingesperrte der Abt sei, er sei lebendig begraben, man könne ihm nicht mehr helfen. Der Abt hatte gewollt, dass sich Jorge das Leben nimmt, um die Ehre der Abtei zu retten. Darum muss Abbo sterben. Der Blind erklärt den beiden, wie er die restlichen Morde begangen hatte. Er hatte es geschafft, den Bibliothekaren zu überzeugen, dass er das Buch um jeden Preis zurück holt. William sieht sich das Buch, das eine Abschrift der Coena Cypriani ist, an. Alle anderen, die sich den Teil, den Jorge schützen wollte, ansahen, mussten sich die Finger befeuchten, um das verklebte Papier auseinander zu bekommen, und so schluckten sie das tödliche Gift, dass Jorge vor vielen Jahren gestohlen und auf die Seiten aufgetragen hatte. So hatte er Venantius, Berengar und Malachias vergiftet. Der Grund, warum Jorge das Buch so verteidigt, ist ganz einfach:
auf den vergifteten Seiten ist eine Abschrift von Aristoteles Coena Cypriana. Dieses Werk ist für Jorge immer ein Feind der Weisheit des Christentums gewesen. Dass die Toten nicht umsonst gestorben sind, beginnt Jorge, dass vergiftete Buch selber zu essen. Dabei löscht er das Licht aus, und so müssen William und Adson ihn im Labyrinth suchen. Als die zwei ihn endlich finden, springen sie auf ihn, lassen dabei die öllampe fallen, und zünden die ganze Bibliothek an. Adson läutet Sturm, alle Mönche kommen zum Löschen, doch bald greift der Brand sogar auf die Kirche über. Bald brennt die ganze Abtei.
Nach diesem schrecklichen Unfall ziehen William und Adson weiter. Einige Jahre später kommt Adson wieder in diese Gegend Italiens zurück und sieht das Land, trostlos, alles verlassen. Das Buch endet mit den Worten "Die Rose von einst steht nur noch als Name, uns bleiben nur nackte Namen." Da dieses Werk einen schlechten Ausgang hat, in dem ein ganzes Kloster und die dort gelegenen Städte zerstört werden und der Detektiv den Fall erst zu spät löst, kann man eigentlich nicht von einem Kriminalroman sprechen. Eco hat es mit diesem Werk geschafft, ein Bild vom Mittelalter zu schaffen, dass alle wichtigen historischen Merkmale enthält, aber auch etwas vom Leben der Mönche berichtet. Mit dem Erzähler Adson gelingt es ihm, ein Medium zu entwickeln, mit dem er auch die geschichtlichen Hintergründe genau beleuchten kann. Ein besonderes Augenmerk gilt aber der Erzählweise selber, so berichtet zum Beispiel der Icherzähler eigentlich aus zwei Stadien seines Lebens. Er spring immer von der Figur des 80jährigen Adsons, der die Geschichte niederschreibt, in die Person des 18jährigen Adson, der selber gerade vor Ort ist.
Umberto Eco behauptet noch immer, dass er das Buch nur geschrieben hat, da er den Drang fühlte, einen Mönch zu vergiften. Erst so hat er mit den langwierigen Recherchen begonnen.
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