Andorra
Andris Mutter, eine "Schwarze", kommt nun in das Dorf Andris. Da Gerüchte umgehen, es solle Krieg geben zwischen den "Schwarzen", un den "Weißen", spielt sich der Soldat auf - die hübsche Frau soll eine Spionin sein. Der Wirt will nichts mit dem Soldaten zu tun haben. In diesem Augenblickt tritt Andri auf, will sich an dem Soldaten wegen seiner Beleidigungen rächen. Doch dieser kann ihn mit Hilfe mehrerer Freunde zusammenschlagen. Die Mutter nimmt sich seiner an, ohne zu wissen wer er ist. Erst als sie ihn zu seinem Vater führt, erkennt sie seinen Vater, und verlangt von ihm Rechenschaft, warum er dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat. Nun kommt die Feigheit des Vaters zum Vorschein, die Mutter versucht nun Andri verzweifelt zu erklären, dass Bablin seine Halbschwester ist. Sie schenkt ihm ihren Ring, damit er eine Existenz hätte. Auf dem Rückweg, wird sie mit einem Stein erschlagen. Wer der Mörder ist, bleibt unklar - Aufgrund der Ängste des Wirtes ist es aber wahrscheinlich das er es war. Unklar bleibt auch ob die Mutter deswegen getötet wurde, weil sie nun eine Schwarze ist, oder, weil die Dorfbewohner eine Gelegenheit suchten Andri endültig fertigzumachen. Die "Schwarzen" sind weiters schon einmarschiert. Die Soldaten die vorher so groß und national getan haben, laufen als erste über. Die "Schwarzen" versuchen ntürlich den Mord an der Frau zu klären - dass ein Jude in dem Dorf ist, ist natürlich sehr angenehm. Der Vater versucht nun verzweifelt den Menschen klarzumachen, dass Andri sein leibhaftiger Sohn ist. Doch es ist bereits zu spät - selbst wenn sie ihm glauben - sie benötigen einen Schuldigen, und sie wollen lieber den unbeliebten Andri, als den tatsächlichen Mörder preisgeben. Die "Schwarzen" verabstalten nun eine "Judenschau": Ein eigener "Judenschauer" soll den Schuldigen erkennen. Andri, der nun die Rolle in der er hineingedrängt wurde, angenommen hat, wird "erkannt" und erschossen. Sein Vater, sich seiner Schuld bewußt, erhängt sich. Seine Schwester, übrigens die Einzige die wenn auch schwach, Widerstand leistete, kann den psychischen Druck nicht verarbeiten und wird geisteskrank. Mit irrer Gebärde weißelt sie die Stadt, als Mahnmal erinnert sie so an die Grausamkeit, Feigheit und Verlogenheit der Dorfbewohner.
Max Frisch 1911 - 1991
Das Werk zeigt den Prozeß einer Bewußtseinsveränderung. Der junge Andri wird von der Umgebung so lange zum Andersdenken gezwungen, bis er sein Schicksal annimmt. Frisch hat ein Drama eines unheilbaren Vorurteils geschrieben. Er beschreibt dabei nicht warum die Andorraner antisemitisch reagieren, sondern wie. Er zeigt nicht was sich in den Menschen abspielt, sondern auf welche Weise sie es tun. Weiters durchbricht er das Illusionstheater, indem er die Schuldigen zwischen den einzelnen Bildern in den Zeugenstand ruft, diese streiten aber alle, bis auf den Pater, ihre Schuld ab.
Frisch zeigt auf, dass Antisemitismus lediglich eine Form von sozialem, gesellschaftlichen Vorurteil ist, das auch auf andere Menschen, die keine Juden sind übertragbar ist. Judenproblem und Identitätsproblem werden auf eine verwirrende Weise miteinander vermengt. Der Autor, ist wie sein Tagebuch berichtet, auf die Idee zu Andorra durch das Bibelwort "Du sollst dir kein Bildnis machen" gekommen. Das Werk mit seinem politischen Rahmen, sowie dem aktuellen Zeitbezug, verdrängt die Frage nach der Suche des Menschen nach seiner Identität, sowie die Frage der Abhängigkeit des Einzelnen von seiner Umgebung.
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