Die Geschichte der deutschen Rechtschreibung
Die Geschichte der deutschen Rechtschreibung
Die Rechtschreibung im 19. Jahrhundert
"Ein Wort schreibe ich mit dreierlei Orthographie, und was die Unarten alle sein mögen, deren ich mir recht wohl bewusst bin und gegen die ich auch nur im äußersten
Notfall zu kämpfen mich überwinde"
So unbekümmert äußerte sich Johann Wolfgang von Goethe über seinen freien Umgang mit der deutschen Rechtschreibung. Schriftsteller im 19. Jhdt kümmerten sich
in der Regel nicht um Ihre Schreibung, vor allem Goethe störte sich nicht daran, regen Gebrauch von den verschiedenen Schreibweisen zu machen.
Die deutsche Rechtschreibung in der 1. Hälfte des 19. Jhdt. gründete sich vor allem auf dem überlieferten Schreibgebrauch. Sie folgte dem Grundsatz: "Schreibe, wie
du sprichtst!"
Nur dort, wo die Abstammung noch unmittelbar erkennbar sei, solle man sich an die Schreibung des Stammwortes halten (Adelung).
Jacob Grimm ("Deutsches Wörterbuch", 1854) verneinte die Eigenständigkeit der neuhochdeutschen Schriftsprache gegenüber dem Mittelhochdeutschen und wollte
die Wiedereinführung der Kleinschreibung. Dadurch kam dieser Grundsatz in Gefahr.
Im April 1849 schrieb er:
"In der grammatik habe ich dargestellt, wie unrichtig, barbarisch und schimpflich die heutige schreibung ist, es wäre fast allen übelständen abgeholfen, wenn sich, in
der hauptsache, zu dem mittelhochdeutschen brauch zurückkehren ließe, wodurch auch die scheidewand zwischen gegenwart und vorzeit weggerissen und das
lebendige studium unseres alterthums unsäglich gefördert würde..."
Rudolf von Raumer hingegen betonte das Recht der neuhochdeutschen Schriftsprache auf Eigenständigkeit gegenüber früheren Sprachzuständen. Für ihn hieß das,
dass die festen rechtschreiblichen Formen zu respektieren seien.
"Wir haben gesehen, dass die bloße Konstruktion, wie sich die Sprache hätte entwickeln sollen, kein Recht hat gegen die Wirklichkeit, wie sie sich thatsächlich
entwickelt hat."
Wer allgemein anerkannte Formen angreife, sage sich von der Schriftsprache der letzten hundert Jahre los. Man solle die bisherigen Ãœbereinstimmungen in der
deutschen Rechtscheibung nicht wieder zerreißen.
"Auch eine minder gute Orthographie, wofern nur ganz Deutschland darin übereinstimmt, ist einer vollkommeneren vorzuziehen, wenn diese vollkommenere auf einen
Theil Deutschlands beschränkt bleibt und dadurch eine neue und keineswegs gleichgültige Spaltung hervorruft."
Allerdings gab es in dieser Zeit noch viele unterschiedliche Schreibweisen, die auch Raumer als belastend empfand. (Hilfe - Hülfe, drei - drey, ergetzen - ergötzen,
Schwerdt - Schwert, tod - todt - tot, marschiren - marschieren, Erlaubniß - Erlaubnis etc.)
Raumer wollte eine Rechtschreibung schaffen, die nur diese Schwankungsfälle neu regelt.
Die Notwendigkeit einer Reform wird an einem preußischen Schulerlass von 1862 deutlich, in dem gefordert wurde, dass wenigstens an derselben Schule die gleiche
Rechtschreibung gelehrt werden sollte.
Duden: " Nicht zwei Lehrer derselben Schule und nicht zwei Korrektoren derselben Offizin waren in allen Stücken über die Rechtschreibung einig: und eine Autorität,
die man hätte anrufen können, gab es nicht."
Das erste Land, das Rechtschreibregeln für Schulen aufstellte, war das Königreich Hannover 1855.
Jedoch wirkten diese, wie die Regeln Württembergs, Leipzigs und Berlins nicht über die Landesgrenzen hinaus.
Erst durch die Reichsgründung 1871 kamen die Bemühungen um eine einheitliche Rechtschreibung wieder ins Gespräch.
Auf einer 1872 einberufenen Schulkonferenz wurde der preußische Kultusminister Falk beauftragt, Schritte zur Vereinheitlichung zu unternehmen und einen Entwurf
vorzulegen. Der von ihm beauftragte Raumer legte 1875 einen Regelentwurf vor, der auf der Rechtschreibkonferenz 1876 als Verhandlungsgrundlage diente.
Die Konferenz wollte die Inkonsequenzen im System der überlieferten Rechtschreibung beseitigen. So wurde beschlossen, die Dehnungszeichen bis auf wenige Fälle
zu beseitigen.
Allerdings waren die Landesregierungen, vor allem aufgrund des Protests der Schriftsteller nicht bereit, die weitreichenden Beschlüsse der Konferenz zu
verwirklichen.
Wieder wurden Landesspezifische Regelbücher geschaffen.
(Österreich, Bayern 1879)
Der preußische Kultusminister entschloß sich daher, ein eigenes Regelbuch in Auftrag zu geben, dass sich möglichst nah an dem von Bayern halten sollte.
Konrad Duden, der schon an den Rechtschreibkonferenzen beteiligt war, begann damit, diese Regeln auf den Wortschatz anzuwenden. Er schrieb 1880 das
"Orthographisches Wörterbuch". Ihm war vor allem wichtig, in Deutschland eine Einheitsschreibung zu schaffen. Er beschränkte sich daher darauf, die vielen
Zweifelsfälle zu ordnen und in Übereinstimmung mit Bayern th im Auslaut in t zu verwandeln.
Bismarck jedoch sprach sich öffentlich im Parlament gegen die preußische Schulorthographie aus und verbot die Anwendung bei den Behörden.
Jedoch stellten sich vor allem Verleger und Drucker hinter Duden und die preußische Orthographie, sodass ihr Sieg im außerbehördlichen Bereich nicht anzuzweifeln
war. Sogar die deutschsprachige Schweiz verfügte 1892, dass die von Duden festgesetzte Orthographie in ihrem Sprachraum gelten sollte.
Nach der Entlassung Bismarcks wurde auf der Orthographischen Konferenz 1901 beschlossen, dass die preußische Schulorthographie nun auch in den Behörden
angewendet werden sollte.
Das wichtigste Ergebnis war jedoch, dass die preußischen Regeln nach einem Beschluß von 1902 für alle Bundesländer bindend wurden und sich auch Österreich und
die Schweiz an das "Orthographische Wörterbuch" Dudens hielten. Obwohl keine systematische oder einfache Rechtschreibung entstand, so wie Duden sie wollte,
so ist doch zumindest eine einheitliche Orthographie für den deutschsprachigen Raum entstanden.
Anm. d. Verfassers: Ist nicht besonders, aber ich hoffe, ich kann jemandem damit helfen. Ich habe nämllich leider nichts zu diesem Thema gefunden und musste
somit alles selbst schreiben.
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