Effi Briest

Else von Ardenne
Die Frau hinter Effi Briest


Effi Briest basiert wie fast alle Fontane Romane auf einem tatsächlichen Vorfall, der sich 1886 in Preußen ereignete. Öffentlich bekanntgeworden war diese Geschichte durch ihr Ende: ein Duell das größte öffentliche Beachtung fand (Zeitung und Reichstag). Beteiligt waren Rittmeister Armand von Ardenne, seine Frau Elisabeth und er Amtsrichter Emil Hartwich. Fontane veränderte den Stoff allerdings ein wenig. Er tat dies zum einen aus künstlerischen Gründen, zum anderen um die Ardennes nicht bloßzustellen; ob sie selbst den Roman lasen ist unbekannt, Zeitgenossen aber erkannten die "Story".

Die Lebensgeschichte

Die 1853 auf einem märkischen Landgut geborene Elisabeth Freiin von Plotho verlobt sich im Jahre 1871 mit einem 22 jährigen Leutnant namens Armand von Leon von Ardenne, der bei den Zieten - Husaren in Rathenow in der Nähe des Landguts von Plotho dient. Die Familie bekommt eine Tochter, Elisabeth. Diese wird allerdings von ihrer Mutter Else gerufen. Dieses bildschöne Mädchen versuchte stets die Inbesitznahme durch einen Mann abzuwehren und war so bereits zweimal verlobt. Die Verlobung mit Ardennne kommt nach mehreren vergeblichen Abweisungen durch Else unter Vermittlung der Mutter zustande. 1873 heiraten die Verlobten und ziehen nach Berlin. 1881 kehrt Ardenne als Rittmeister nach Düsseldorf zurück, Else folgt.

Seit 1880 ist die Familie Ardenne dem Amtsrichter Emil Hartwich, er ist 10 Jahre älter als Else, freundschaftlich verbunden. Aus dieser Verbundenheit wird mehr.
Mit 31 Jahren geht Else mit Hartwich eine Beziehung ein, die auch noch weiter fortdauert, als ihr Mann 1884 an das Kriegsministerium nach Berlin abkommandiert wird. Die Beziehung Elses zu dem ebenfalls verheirateten Hartwich geht schließlich soweit, dass beide sich mit Scheidungsgedanken tragen und eine gemeinsame Ehe erwägen. Der inzwischen mißtrauisch gewordene Ehemann von Else entdeckt in einer verschlossenen Kassette die Pläne der beiden, reicht seinerseits die Scheidungsunterlagen ein und fordert Emil Hartwich zum Duell, das am 27. November 1886 mit schwerer Verwundung Hartwichs endet. Am 1. Dezember stirbt Hartwich an den Folgen der Verwundung. Im Frühjahr 1887 wird die Ehe Ardenne geschieden, die Kinder werden dem Vater zugesprochen. Von Ardenne wird nach kurzfristiger Festungshaft wegen Duellvergehens vom Kaiser begnadigt, bleibt im Kriegsministerium und ist zur Entstehungszeit von Fontanes RomanMajor im Landwehr - Dragonerregiment. 1896 wird er Oberst und erwirbt weitere militärische Ränge. Die geschiedene Else von Ardennen widmet sich dem Dienst an hilfsbedürftigen und kranken Menschen u.a. in der Schweiz, Schlesien sowie in Berlin.
Nachdem Else 1904 mit der inzwischen verheirateten Tochter Margot und fünf Jahre später mit dem ebenfalls verheirateten Sohn Egmont Verbindung aufgenommen hatte - beide Male gegen den erbitterten Widerstand Ardennes -, stellte sich besonders zu den Enkeln ein herzliches Verhältnis her. Sie äußert sich 90 - jährig folgendermaßen über Hartwich: "Hartwich hat mit seiner lebenswarmen, begeisternden, hinreißenden Manneskraft unendliches Leid, aber auch unendliches Glück in meinem Leben gebracht..."
Am 4. Februar 1952 starb Else von Ardenne fast 99jährig in Lindau am Bodensee.

Vergleich zwischen Roman und Realität

- Elisabeth wie Effi besitzen Liebe zum Unkonventionellen, zur Natürlichkeit und Lebendigkeit und werden dafür von der "guten Gesellschaft" kritisch beäugt.

- Die Eheleute Ardennen sind sich ähnlicher als Effi und Instetten; beide genossen als Kunstliebhaber das Leben in einem Künstlerkreis. Effi und Elisabeth waren freilich bildungsmäßig ihren Männern unterlegen. Dass Elisabeth unter Langeweile oder Gefühlskälte ihres Mannes gelitten hätte, ist nicht überliefert. Allerdings war auch sie phasenweise Leidtragende der Dienstpflichten ihres dann recht zerstreuten, karrieregierigen Mannes.

- Hartwich, kein Damenmann war bei beiden Eheleuten gern gesehen, war wie - Crampas unglücklich verheiratet.

- Sozialer Rahmen ist - mehr als bei Effi Briest - das Militär; Ardenne zweifelte nicht am Sinn von Duellen.

- Als das Verhältnis bekannt wurde, bestand es noch, während das von Effi und Crampas Jahre zurücklag; Elisabeth und Hartwich wollten zudem heiraten. Effi aber ist froh über das Ende ihres Abenteuers und auch Crampas bewertete es nur als Affäre. Diese Veränderung waren zur Realisierung der Botschaft Fontanes besonders wichtig.

- Ardenne und Instetten wurde nach nur kurzer Festungshaft vom Kaiser begnadigt und setzen ihre Karriere fort.

- Else von Ardennen resignierte im Gegensatz zu Effi Briest nicht, sondern baute sich eine eigene, neue Zukunft auf.

- Effi und Elisabeth dürfen nach der Scheidung ihre Kinder nicht mehr sehen und leiden darunter sehr und beide leben fortan im sozialen Abseits; Effi stirbt freilich schon früh, Elisabeth aber erst 1952 im Alter von 99 Jahre.


Fontane verarbeitete in "Effi Briest" noch weitere persönliche Einflüsse z.B. eine Scheidungsaffäre in England, bei der die Frau Effi hieß. Sowie seine eigene erste Liebe Minna, die sich von ihm abwandte, um einen Adeligen in sicherer Stellung zu heiraten.


Quellen: Klett Lektürehilfen: Effi Briest, Mentor:Effi Briest, SZ Ausschnitt.

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