Der Islam in der modernen Welt
Der Islam in der modernen Welt
Neue Dimensionen des Islams:
Der Islam entstand vor 14 Jahrhunderten. Seither prägt er einen großen Teil der Menschheit.
Er rückt nun mit der 2. Hälfte des 20. Jahrhundert in den Vordergrund. Der Islam beherrschte die politische und kulturelle Weltszene für mehrere Jahrhundert. Es ist vor allem ihre Toleranz und Offenheit die den Anhängern ermöglichten einen großen Beitrag zur Weltkultur zu leisten. Aber mit dem Beginn des Industriezeitalters und der Zersplitterung des islamischen Universalreiches machte sich in den islamisch fundierten Ländern eine dekadente Stimmung breit. Sie wurden wirtschaftlich zermalmt und so wurden sie schließlich zu den Unterentwickelten Ländern gezählt. Dieser Abstieg war kennzeichnend für den arabisch islamischen Raum.
Seit jeher wurde die Ausübung der Religion des Moslems von Aberglaube, formellen Auslegungen und abweichenden Riten überwuchert. Vergleichbar mit dem Zustand der ersten Christen.
Scheikh Gamal Eldin Al Afghani beschrieb den Vorgang folgendermaßen:" Um dem Islam den Europäern verständlich zu machen müssen wir ihnen erst einmal erklären dass wir keine guten Moslems sind (Zitat Seite 20, erster Absatz). Reformbemühungen wurden mit mehr oder wenigerem Erfolg gekrönt, es ist aber in allen Teilen der islamischen Welt eine Re - Islamisierungsbewegung eingetreten. Sie streben ein homogenes Ziel an, das politische, wirtschaftliche und religiöse Komponenten einschließt. Es sind auch Züge gegen ein liberales westliches Modell oder sozialistisches Modell zu erkennen. Man kann nicht allein von einer islamischen Reformbewegung sprechen. Es gibt zum Beispiel die iranische Reform. Sie ist sehr stark durch die Motivationen und Anschauungen Ayatollah Khomeinis geprägt. Seine Praktiken und Anschauungen decken sich auf keinen Fall mit der der restlichen islamischen Welt. Jedoch ist eine Rückkehr zum Islam, trotz dieser Anschauungen zu verzeichnen.
Darauf müssen natürlich auch die Großmächte reagieren. Mit beträchtlichem Interesse wie sie gleich feststellen werden.
Präsident Carter: (In Bezug auf den Afghanistan)
" Die sowjetischen Streitkräfte führen einen Krieg gegen ein Volk, dass an seinem Glauben festhält. Das amerikanische Volk hat größte Hochachtung vor der islamischen Welt."
(Zitat S.21 Mitte)
Andrej Gromyko:
Die Sowjetunion ist der beste Freund der islamischen Völker."
Zitat S. 21 Mitte
Jedoch die Menschen in Europa sehen in der Re - Islamisierung eine undefinierbare Gefahr.
Man muss die Dinge daher ernster betrachten. Es gibt viele Gründe:
Rückkehr zum mittelalterlichen religiösen Fanatismus
Fanatisierung der Massen durch Khomeini
Reaktion auf wirtschaftliche Mißstände trotz aller Petro Dollars.
Hier sind nur ein paar Gründe aufgelistet, es gibt jedoch vielmehr.
Vielleicht sollte man abschließend zu diesem Kapitel sagen:
Die restliche christlich orientierte Welt sollte es sich nicht mit dem Islam verscherzen, hat er doch alle Trümpfe in der Hand. Die islamische Welt liegt zentral, an den wichtigsten Wasserstraßen, dem Bosporus, Suezkanal um nur einige zu nennen. Das erklärt den Eifer mit dem sich heute die westliche Welt um Arabien und um ein besseres Verständnis zwischen dem Islam und der westlichen Welt bemüht.
Zwischen Kalifat und Reform:
Um 1924 erreichte die islamische Welt ihren Tiefpunkt. Ihr Symbol : Der kranke Mann am Bosporus. Es berührten sich das modernisierende Europa und der traditionelle Islam.
Es kam zu heftigen Reaktionen um die Unzufriedenheit der islamischen Völker zu zeigen. Reformen waren nötig geworden. Drehen wir jedoch jetzt die Zeit ein Stück zurück.
Die erste direkte Berührung zwischen dem Islam und Europa kam in osmanischer Zeit durch die Expedition Napoleons nach Ägypten im Jahre 1798 zustande. Westliche Einflüsse wirkten sich auch auf die osmanische Welt aus. Es war Zeit für die erste gemeinsame Reformbewegung begründet von Gamal Eldin Al Afghani und Mohammed Abdou. Die beiden sahen keinen wirklich sichtbaren Gegensatz zwischen dem Islam und dem Westen.
Beide plädierten für ein besseres Verständnis und eine bessere Zusammenarbeit mit dem Westen. Sie meinten man könne gleichzeitig in Europa expandieren und zu den Wurzeln zurückkehren.
Der säkulare Staat
Das osmanische Reich zerfiel. Kemal Atatürk übernahm nun die Herrschaft in der Türkei. er war fasziniert von Europa. Er versuchte nun die Religion, die Wirtschaft, nach europäischem Muster zu gestalten wobei er aber darauf achtete, dass Religion und Staat scharf getrennt wurden. Er schaffte den arabischen Gebetsruf ab, verbot den Fez, arabische Kleidung und ersetzte sie durch Hut und Mütze. Islamische Besitztümer wurden konfisziert. Atatürk trug einen Stresemann Anzug trank öffentlich Alkohol und tanzte gerne nach europäischer Musik.
Er zeigte offen seine Verachtung für islamische Tradition und Würdentum.
Der nationale Staat:
Der nationale Staat darf wohl als Abwehr gegen den wachsenden türkischen Nationalismus verstanden werden. Unter dem Druck der Kolonialepoche entwickelte sich eine stark militante Bewegung die das säkulare System verabscheute
Der sozialistische Staat:
Unter dem Druck wirtschaftlicher Mißstände unternahmen einige islamische Staaten soziale Reformen und strebten ein sozialistisches System an. Eine Begleiterscheinung war die vorher verabscheute Annäherung an den russischen Sozialismus. Man versuchte daher diese Reformen mit der Religion in Einklang zu bringen. Man betonte bewußt die sozialen Aspekte im Islam sprich Gerechtigkeit, Bekämpfen der Extravaganz usw. Der "eigene Weg zum Sozialismus" sollte eine bewußte islamische Dimension bekommen. Sie scheiterten jedoch bei den Bemühungen Fuß zu fassen. Sie stießen auf Ablehnung bei den Gläubigen.
Re - Islamisierung
Nach der ersten islamischen Gipfelkonferenz 1969 zeichnete sich innerhalb der islamischen Welt eine wachsende Solidarisierung zwischen den islamischen Staaten ab. Sie wurde unterstützt durch Verbreitung von Glaubensgut und durch die Organisation islamischer Konferenzen. Die Niederlage im Nahostkonflikt von 1967 löste eine religiöse Lawine aus. Die islamischen Massenbewegungen nahmen politischen Charakter an. Das musste zwangsläufig einen Druck auf die Regierungen ausüben.
So begann im wesentlichen der Re - Islamisierungsprozeß. Auf der Ebene des Volkes begann der Re - Islamisierungsprozeß in spektakulärer Weise. Mustergültiges Beispiel ist die "Islamische Revolution". Sie machte dem Schah Regime in der Nahost Region den Garaus. In Ägypten fiel der Religionsminister Al Zahaby einer fanatischen Sekte zum Opfer.
Einige gute Auswirkungen hatte der Re Islamisierungsprozeß: Er verstärkte den Zusammenhalt der islamischen Staaten.
In der Türkei ist eine große Re - Islamisierungsbewegung zu erkennen. Das religiöse Bewußtsein ist in der Türkei wieder hergestellt. Vom großen Europa, fast nichts mehr zu erkennen.
Ursprung und Motivation
Die islamischen Massen verlangen nach einem eigenen islamischen Modell. Warum schauen sie sich nichts vom Westen ab? Die Ursachen sind nicht in der Konfrontation mit der modernen Technik zu sehen. Der Ursprung für eine Ablehnung der Modelle in Ost und West liegt darin, dass für die gläubigen Menschen die kulturgeschichtliche Wurzel des Islams ein wesentlicher Bestandteil ihres Lebens darstellt. Der indische Moslemdenker Waheeduddin Khan spricht über die westliche Zivilisation." Diese neue Zivilisation, die ihren Völkern zur Überlegenheit. verholfen hat, bis zu dem Grad der Kolonialisierung der Islamischen Welt, und die bei dem Zusammenstoß mit dem Christentum zum Atheismus führte, bildet in dieser Hinsicht eine Provokation für den Islam und die Moslems." (Zitat S. 32, markiert). Man kann somit 3 Richtungen herauskristallisieren.
Die erste Möglichkeit im harmonischen Zusammenleben des modernen Lebens mit den Lehren des Islam.
Die zweite Möglichkeit will Erfahrungen aus der Kolonialzeit ziehen und strebt ein islamisches Modell an, verbunden mit einer Absage an das östliche und westliche Modell.
Und schließlich die dritte Alternative ist der sozialistische Weg mit dem man die wirtschaftlichen Mißstände zu überbrücken versucht.
Diese drei Richtungen haben eine einzige Aussage: Man soll das religiöse und kulturgeschichtliche Elemente des Islams keinesfalls außer Acht lassen.
Sonderfall Libyen
Ghaddafis "Dritte Theorie", die einen islamischen Ursprung hat ist eigentlich kaum der Rede wert. Sie hat am wenigsten zur Re - Islamisierung beigetragen. Sie hatte auch kaum eine Chance in der heutigen Islamischen Welt Einfluß zu gewinnen. Die dritte Theorie sieht als Ziel die Abkapselung nach Innen vor, und ist somit für die arabisch - islamische Welt ein Überbleibsel früherer Sektengemeinschaften und daher weiters für die heutige islamische Welt ohne Bedeutung.
Wohin führt der Weg
In der heutigen Welt gibt es eine steigende Tendenz zu Re - Islamisierung. Solche Bewegungen sind immer mit heftigen Reaktionen verbunden. Die Ursachen für diese Rückwendungen zum Glauben liegen auf der Hand. es ist die Bedrohung der Identität, der politische Druck und die wirtschaftlichen Mißerfolge die zu den Wurzeln des Islams zurückführen. Für ein zukünftiges Verständnis müssen wir uns nach dem Islam richten. Es wären hier ein paar Punkte zu beachten.
- Der Abbau von Nachwirkungserscheinungen aus der Kolonialzeit auf der Basis
eines neuen Vertrauensverhältnisses.
- Ein ausgewogener Austausch von Rohstoffen und Technologie.
- Effektive Hilfeleistungen bei der Bewältigung politischer und wirtschaftlicher
Probleme in der Region.
- Aufbau auf einem gemeinsamen kulturellen Erbe und gegenseitiges Verständnis für
moralische und religiöse Eigenheiten
Zitat (S44 - 45)
Man wird auch in Zukunft mit der islamischen Welt zusammenarbeiten müssen, und daher finde ich ist ein gute religiöse Wissensbasis beider Religionen vonnöten. Es zeichnet sich schon jetzt eine Bereitschaft zur Kooperation ab. Auch wenn sie noch durch Skepsis und Mißtrauen, noch aus der Kolonialzeit stammend, getrübt wird. Bei der Entwicklung der Zusammenarbeit der beiden Religionen wird Ägypten eine zentrale Rolle spielen.
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