Maturavorbereitung - Deutsch
Verfahrensweisen
Textanlayse
a) Methoden zur Erschließung von Texten:
-
Was? - Was wird im zu bearbeiteten Text gesagt? Inhalt? Wie? - Wie wird die Aussage zum Ausdruck gebracht? Stilistik? Wie? - Wie steht der Bearbeiter des Textes zu Problemen und Aussagen? ⇒ Eigene Auseinandersetzung.
b) Ausarbeitungsschritte:
-
Textgliederung erfassen! - Wie wurde der Text aufgebaut? Absätze? Bausteine des gedanklichen Aufbaus erkennen! - These - Argument - Beispiel Erkennen von Textzusammenhängen! - z.B. zwischen Sätzen, Partikeln, räumlich zeitliche Beziehungen
c) Analysekriterien:
-
Wer ist der Autor? - biographische, politische, soziale Hintergründe Welche Art von Text benutzt er? -
fiktional, nicht fiktional
informativ, appellativ, expressiv
sachlich objektiv, emotional subjektiv
beschreibend neutral, positive/negative Stellungnahme zum Problem
(Gattung: Epik, Lyrik, Dramatik)
Genre: Bericht, Reportage, Sachtext, Essay Welche Sprachebene gebraucht er? - Hochsprache, Fachsprache, Dialekt, Soziolekt Wie ist seine Wortwahl? (dominierende Wortarten: Nominal -, Verbalstil; abstrakt, konkret, Anteil von Stilfiguren) Wie ist sein Satzbau? (Parataxe, Hypotaxe) Welche zentralen Stilfiguren verwendet er? Mit welchen Intensionen schrieb er den Text? Wen spricht er an?
Argumentation
a) Argumentationsbegriffe:
-
These Argument Postulat
b) Argumente:
-
Faktenargument - Tatsachenaussage, die im Einzelfall nicht sehr beweiskräftig ist (induktiv) Nominatives Argument - allgemein akzeptierte Wertmaßstäbe (deduktiv) Analogisierendes Argument - Übertragung eines Beispiels aus einem anderen Lebensbereich Indirektes Argument - Gegenposition wird entkräftet Autoritätsargument - Berufung auf eine Autorität; z.B. Wissenschaft Argumente der traditionellen Logik - Gefühle erregen, um emotional zu urteilen
c) Argumentationsstrukturen:
-
dialektische Argumentationsstruktur - z.B. These, Gegenargument, unterstützendes Argument, Gewichtung der Argument, Schlußfolgerung Argumentationskette - z.B. These, Autoritätsargument, Beispiel, Autoritätsargument
Stilfiguren
Stilfigur |
Erläuterung |
Beispiel |
Akkumulation |
Wortanhäufung, Aufzählung von Unterbegriffen anstelle des zusammenfassenden Oberbegriffs |
"Nun ruhen alle Wälder, Vieh, Menschen, Städte und Felder..." |
Alliteration |
gleichlautende Anfangsbuchstaben mehrerer betonter Wörter |
"der Toten Tatenruhm" |
Anapher |
Wiederholung des Anfangs in aufeinanderfolgenden Sätzen |
"O Mutter! Was ist Seligkeit? O Mutter! Was ist Hölle?" |
Antithese |
Entgegenstellung, ausgeprägter Kontrast |
"Alle reden vom Wetter! Wir nicht." "Gut und Böse" |
Chiasmus |
symmetrische Überkreuzstellung von Satzgliedern, die sich syntaktisch oder bedeutungsmäßig entsprechen |
"Die Kunst ist lang, und kurz ist unser Leben." |
Ellipse |
Auslassung eines syntaktisch notwendigen, aus dem Sinn leicht zu erkennenden Wortes oder Satzteils |
"Was (machen wir) nun?" |
Hyperbel |
Ãœbertreibung |
"blitzschnell" |
Klimax |
Steigerung zum Höhepunkt |
"Er kam, sah und siegte." |
Litotes |
uneigentliches Sprechen, Untertreibung |
"nicht übel" für "sehr gut" |
Metapher |
Verwendung eines Wortes im übertragenen Sinn |
"ein Meer von Plagen" |
Metonymie |
"Umbenennung"; ein Wort wird im übertragenen Sinn für einen verwandten Sinn gebraucht |
"Er kann seinen ganzen Goethe auswendig" (statt Goethes Werke) |
Oxymoron |
Kombination von sich ausschließenden Begriffen |
"bittere Süße" |
Parallelismus |
Wiederkehr der selben Wortreihenfolge in aufeinanderfolgenden Sätzen, Satzgliedern oder Versen |
"Heiß ist die Liebe, kalt in der Schnee" |
Periphrase |
Umschreibung eines Begriffs |
"Auge des Gesetzes" |
Personifikation |
besondere Art der Metapher; Vermenschlichung abstrakter Begriffe |
"blinder Zufall"; "Mutter Natur"; "Der glaube besiegt die Furcht" |
Rhetorische Frage |
keine wirkliche Frage, die Antwort ist schon impliziert |
"Sind wir nicht fähig, uns zu behaupten?" |
Wiederholung |
"Wir Jüngeren, die wir diese Zeit nicht miterlebt haben, nicht bewußt miterlebt haben,..." |
Interpretation lyrischer Texte
textimanente Interpretation
a) Inhalt / Probleme:
-
Sprecher des Gedichts (lyrisches Subjekt: gestaltlos, Rollenfigur, lyrisches Ich) feststellen Redesituation (innere/äußere) (Haltung des Mitteilens, Aussprechen von Gedanken und Gefühlen, Ansprechen des Rezipienten) Beziehung zwischen Überschrift und Text herstellen
b) Aufbau, Struktur und Klanggebilde:
-
Strophen untersuchen (Form oder Anzahl):
Sonett |
zwei Quartetten mit abba, baab zwei Terzette mit cdc/dcd oder dce/dce oder ccd/eed |
Ode |
reimlose, strophisch gegliederte lange Gedichtsform |
Hymne |
Ode verwandter Preis - und Lobgesang, Ausdruck hoher Begeisterung |
Ballade |
strophisch regelmäßig gegliedert, lange Gedichtsform mit Reim und Tendenz, erzählender Charakter |
Lied |
strophisch gebaute Gedichtsform, Reim und Metrum nicht streng durchgehalten, Kehrreim |
-
Rhythmus und Metrum:
Rhythmus |
wiegend, wogend, hüpfend, tänzelnd, schreitend, drängend, gestaut, zerhackt |
|
Metrum |
Jambus (steigend) |
Gedicht |
Trochäus (fallend) |
Dichter |
|
Anapäst |
Anapäst |
|
Daktylus |
Daktylus |
-
Reim:
Endreim |
Paarreim (aa) |
Kreuzreim (abab) |
|
umarmender Reim (abba) |
|
dreifache Reimreihe (aabccb) |
|
Haufenreim (aaa) |
|
Assonanz |
Unreiner Reim; Nur Vokale reimen sich; z.B.: sagen - Rabe |
Binnenreim |
Zwei oder mehrere Wörter in ein und demselben Vers reimen sich |
Schlagreim |
zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Wörter reimen sich |
c) Stil, Bildlichkeit:
-
Syntax, Satzbau:
Zeilenstil |
Satzende und Versende stimmen überein; der Vers schließt mit einer Pause |
Enjabement |
Zeilensprung; das heißt, der Satz überspringt das Versende und setzt sich im folgenden Vers fort |
Hakenstil |
Folge von Enjabements |
-
Lexik, Wortwahl stilistische Mittel / Stilfiguren + Wirkung und Funktion
d) Gattung, Genre bestimmen
e) Beschäftigung mit Absichten des Autors
textexterne Interpretation
a) Stoff, Quelle des Themas, Motivs
b) Einbeziehung von biographischen Daten
c) Wirkung auf den Leser
d) Zeit und Epoche der Entstehung
Erörterung
textgebundene Erörterung
a) Einleitung:
-
Ziel: Wecken von Interesse, Hinführung zum Thema Einleitungsgedanke (Aufhänger: Feststellung, Problemstellung, aktueller konkreter Anlass, persönliche Erfahrung, Anekdote) Themenformulierung, Autor, Titel Definition sinntragender Begriffe (Begriffserklärung)
b) Hauptteil:
-
Ziel: Bildung einer Meinung, Information "fairer Gerichtshof" lineare (Sachfrage) / dialektische (Problemfrage) Argumentationsstruktur Darstellung von Pro und Kontra getrennt oder in laufender Antithetik
c) Schlußteil:
-
Ziel: Abrundung des Themas, Anregung zum Weiterdenken subjektive Haltung Pro und Kontra abwägen Gesamtbewertung klare Position beziehen Verbesserungsvorschlag, Wunsch, Aufforderung, Ausblick auf die Zukunft
freie Erörterung
a) Themenanalyse:
-
W - Fragen (Was?, Wo?,...) Leitfragen (→ Trennung des Wesentlichen vom Unwesentlichen)
b) Stoffsammlung:
-
Mehrperspektivität eigene Beispiele → Anschaulichkeit
c) Darstellung:
-
Einleitung Hauptteil Schluß Bewertung / Entscheidung
Epochen der Literatur
Klassik (1785 - 1830)
Dramenaufbau
-
Exposition (bis zum sogenannten erregenden Moment) steigende Handlung Höhepunkt Peripetie (Umkehrung der Handlung) fallende Handlung Katastrophe
Werke und Autoren
Johann Wolfgang Goethe |
"Iphigenie" (1787) |
(Pantheist) |
"Die Bürgschaft" (1797) |
"Faust I+II" (1808 - 1832) |
|
Schiller |
"Wallenstein - Trilogie" |
"Wilhelm Tell" |
|
Shakespeare |
"Hamlet" |
Sophokles |
"Antigone" |
Euripides |
"Iphigenie" |
Formmerkmale
Streben nach dem Ideal Harmonie |
|
Erreichen der Humanität |
|
Bildung und Natur |
|
Orientierung an der Antike |
|
Ästhetische Erziehung |
|
Verurteilung der Französischen Revolution |
|
Realismus
Merkmale eines offenen Dramas
-
keine Exposition Versetzbarkeit und Selbständigkeit der Einzelszenen nur bedingte Handlungskontinuität keine formal bedingte Handlungseinteilung Ort wird häufig gewechselt Zeit ist unbestimmt oft unterbrochen und punktuell Drama zentriert sich um eine Person (Protagonist) Vielfalt von Handlung, Ort und Zeit; Vielfalt der Personen
Junges Deutschland (1820 - 1830)
-
bekämpft Aristokratie legen Aufgabe der Literatur fest, sich am Freiheitskampf der Gesellschaft zu beteiligen Trennung von Kunst und Leben wird aufgehoben Literatur wird in ihren Arrangement für gesellschaftliche Ziele gerechtfertigt und daran gemessen, welche Position sie einnimmt Verwendung von verstärkt publizistischen Formen (Reiseliteratur, Romane, Flugschriften)
Vormärz (1815 - 1848)
-
stark an Junges Deutschland angelehnt treten revolutionärer und progressiver auf bereiten Revolution von 1848 geistig vor schrieben meist aus der Ferne Vertreter: Heinrich Heine ("Die Harzreise"), Georg Büchner ("Woyzeck" - soziales Drama)
Biedermeier (1830 - 1848)
-
Literatur des Kleinbürgertums Rückzug in die Häuslichkeit als Inhalt zum Teil Rückkehr zu aufklärerischen Themen Ordnung und Vernunft soll zum Ausdruck gebracht werden Dinggedicht das Wesentliche befreit von Zufälligkeiten soll zum Ausdruck gebracht werden Vertreter: Annette von Droste - Hülshoff, Eduard Mörike
poetischer Realismus (1860 - 1880/90)
-
keine rein mechanische Widerspiegelung der Wirklichkeit, sondern durch eine künstlerische Erfassung und Deutung Streben nach Objektivität Harmonisierung der Wirklichkeit ⇒ keine Aufhebung der Widersprüche, aber eine Entschärfung Aufnahme von neuen Themen (Industrialisierung, soziale Frage) Vertreter: Theodor Fontane ("Effi Briest" - Gesellschaftsroman), Theodor Storm ("Schimmelreiter" - Novelle), Gottfried Keller ("Kleider machen Leute" - Bildungsroman)
Expressionismus (1910 - 1925)
Expressionismus ist der Protest gegen herrschende Normen, Konventionen und Leitvorstellungen in Form einer literarischen Revolution.
Themen und Motive
-
- Großstadt Bordelle der Ich - Zerfall Wahnsinn und Selbstmord Schreckliches und Häßliches Krankenhaus und Leichenhalle Verfall und Untergang Weltende Krieg Natur, Landschaft, Tages - und Jahreszeiten Liebe, Eros, Sexus Vater und Sohn Gott Revolution als Aufbruch der Jugend
Formen, Sprache, Stil
-
Satzfetzen unverbundene Reihungen ohne erkennbaren logischen Zusammenhang (Reihenstil) Montagen aus verschiedenen Sprachbereichen Verwendung von vielen Metaphern Zeilenstil → groteske Verfremdung und Verzerrung, ironische Distanz Vorliebe für traditionellen Vers -, Strophen - und Reimaufbau Entpoetisierung des Reims "Tuberkulose - Fensterrose" Verfremdung ins Negative "goldener Kriegsschrei" Verwendung vieler französischer und lateinischer Wörter Verwendung von biblischen Motiven und solchen der griechischen Mythologie
Vertreter und Werke
Lyrik |
Else Lasker Schüler Georg Haim |
|
Dramatik |
Georg Kaiser |
|
Epik |
Alfred Döblin Franz Kafka |
"Berlin Alexanderplatz" "Das Urteil" |
-
Dichter haßt und verachtet die Welt (Kapital und Imperialismus) stammen aus Bürgertum sind antibürgerlich philosophisches Vorbild: Friedrich Nietzsche (Nihilismus)
Literatur nach 1945
Werke und Autoren
Exilliteratur |
Berthold Brecht (1945) |
"Leben des Galilei" |
Trümmerliteratur |
W. Bochert (1947) |
"Draußen vor der Tür" |
Literatur der BRD |
Gottfried Benn (1951) |
"Probleme der Lyrik" |
Erich Fried |
"und Vietnam und" |
|
Franz Joseph Degenhardt |
"Spiel nicht mit Schmuddelkindern" |
|
Lothar Günther Buchheim |
"Das Boot" |
|
Literatur der DDR |
Erwin Strittmatter |
"Ole Bienenkopf" |
Christa Wolf |
"Der geteilte Himmel" |
|
Ulrich Plensdorf |
"Die neuen Leiden des jungen W." |
Literatur nach 1970
-
in der DDR Phase der Postrevolutionären Zweifler in der BRD neue "Subjektivität und Innerlichkeit" zuvor hermetische Lyrik; Gesellschaftskritik
1499 Worte in "deutsch" als "hilfreich" bewertet