Jugend im Nationalsozialismus
Inhalt
Seite 3 - Erziehung im Nationalsozialismus
- Das Jugendprogramm der HJ
Seite 4 - Schulungen in der HJ
Seite 5 - Das Nationalsozialistische Gedankengut in den
Schulbüchern
Seite 8 - Literaturhinweise
1. Erziehung im Nationalsozialismus
"Meine Pädagogik ist hart. Das Schwache muss weggehämmert werden. In meinen Ordensburgen wird eine Jugend heranwachsen, vor der sich die Welt erschrecken wird. Eine gewalttätige, herrische, unerschrockene, grausame Jugend will ich. Jugend muss das alles sein. Schmerzen muss sie ertragen. Es darf nichts Schwaches und Zärtliches an ihr sein. Das freie, herrliche Raubtier muss erst wieder aus ihren Augen blitzen. Stark und schön will ich meine Jugend. Ich werde sie in allen Leibeserziehungen ausbilden lassen. Ich will eine athletische Jugend. Das ist des Erste und Wichtigste. (...) Ich will keine intellektuelle Erziehung. Mit Wissen verderbe ich mir die Jugend. Am liebsten ließe ich sie nur das lernen, was sie ihrem natürlichem Spieltriebe folgend sich freiwillig aneignen. Aber Beherrschung müssen sie lernen. Sie sollen mir in den schwierigsten Problemen die Todesfurcht besiegen lernen. Das ist die Stufe der heroischen Jugend. Aus ihr wächst die Stufe des Freien, des Menschen, der Maß und Mitte der Welt ist, des schaffenden Menschen, des Gottmenschen. In meinen Ordensburgen wird der schöne, sich selbst gebietende Gottmensch als kultisches Bild stehen und die Jugend auf die kommende Stufe der männlichen Reife vorbereiten."
Anhand dieses Beispiels sieht man, dass Hitler eine Jugend nach folgenden Idealen haben wollte. Sie sollte gewaltätig, grausam, schmerzunempfindlich, herrisch, unerschrocken, athletisch, beherrscht und nicht intellektuell gebildet sein. Heutzutage weis man, dass Hitler damit nur ein Ziel verfolgte. Er wollte Soldaten, die für seine Überzeugung kämpften. Daher sollten sie nicht intellektuell sein, damit sie Hitlers Ideologie nicht hinterfragen konnten. Sie sollten lediglich sportlich sein, damit sie ihrem Gegner körperlich Überlegen waren.
Um dies zu erreichen, musste Hitler seine Ideologie der Jugend näherbringen. Dies erreichte er durch eine Jugendorganisation, die parallel zur Schule lief, die "Hitler Jugend" (HJ). Dieses von Hitlers Partei, der NSDAP geführte Programm fand am Anfang wenig Beachtung, wurde aber innerhalb kürzester Zeit Populär. Schließlich löste sie die kirchlichen und gewerkschaftlichen Jugendbewegungen aus der Weimarer Republik ab, bzw. verdrängte sie.
2. Das Jugendprogramm der HJ
Die HJ bot ihr Programm streng getrennt nach Mädchen/Jungen an. Jungen wurden zu Soldaten herangebildet, Mädchen zu Hausfrauen, indem sie Fächer wie Körperpflege, Gymnastik, Geschmacksbildung und Kultur hatten. Bis zum sechsten Lebensjahr lebten die Kinder im Elternhaus. Ab dem sechsten Lebensjahr gingen die Kinder in die Volksschule. Ab dem zehnten Lebensjahr griff das Naziprogramm ein. Es lies die Mädchen in die Gruppe der Jungmädel eintreten und die Jungen in das Jungvolk. Dort blieben sie dann vier Jahre, bis sie dann mit vierzehn in eine höhere Stufe aufstiegen. Die Mädchen kamen zum Bund Deutscher Mädel und die Jungs zur Hitlerjugend. In der Zwischenzeit also vom zehnten bis zum achtzehnten Lebensjahr konnte in schulischer Sicht die Volksschule abgeschlossen und eine Ausbildung beendet werden. Auch konnte die höhere Schule (Gymnasium) ab der fünften Klasse besucht werden. Für die Frauen war vom achtzehnten bis zum einundzwanzigsten Lebensjahr dann der Arbeitsdienst Pflicht. Für die Männer Wehrdienst, bzw. alternativ dazu Arbeitsdienst. In dieser Zeit war es den Gymnasiasten möglich, ihr Abitur zu erwerben. Ab dem einundzwanzigsten Lebensjahr begann dann das eigentliche Berufsleben. Die Frau hatte "ihre Aufgaben als Frau" zu erfüllen, also nach Hitlers Sinne als Mutter und Hausfrau. Sie wird in ihrer Rolle als die "Erhalterin des Volkes" betitelt. Der Mann wurde in verschiedenen Bereichen des Militärs als Reserve behalten.
3. Schulungen in der HJ
Jeder Aspekt von "Jugendarbeit" diente Hitlers Endziel. Rassenbewusstsein, Gehorsam, Loyalität zum Führer und Vaterland und bereitwillige Opferbereitschaft (Das Motto damals:
Die Fahne ist mehr als der Tod). Um dies zu erreichen, wurde eine bestimmte Ideologie in den Schulungen der verschieden Gruppen durchgeführt.
In den Gruppen von zehn bis vierzehn Jahren (Jungmädel/Jungvolk) folgendermaßen:
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Jahr: Germanische Götter und Helden Jahr: Große Deutsche (u.a Friedrich der Große, Bismarck, Andreas Hofer) Jahr: "zwanzig Jahre Kampf um Deutschland" Die Schlacht von Tannenberg, der deutsche U - Boot Krieg, die ersten deutschen Flugzeuge (Kampfflieger) und die ersten
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Jahr: Adolf Hitler und seine Mitkämpfer (u.a Göring, Schirach, Wessel)
Folgende ideologische Taktik wird damit verfolgt:
Erst wurde auf antike Helden eingegangen. Der Status der Helden wurde dann auf konkrete deutsche Helden übertragen. Persönlichkeiten, die leben, oder erst vor wenigen Jahren gestorben waren. Dann kam der erste Weltkrieg. Er wurde in verherrlichter Form dargestellt. Schlachten wurden in ihrem technischen Fortschritt gepriesen. Dann wurde auf den aktuellen Deutschen Helden eingegangen: Adolf Hitler; seine Mitstreiter und die von ihm vertretene Ideologie (Motto: an dem deutsche Wesen, soll die Welt genesen).
In dem Bund Deutscher Mädel/Hitler Jugend wurden folgende Themenbereiche behandelt:
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Jahr: Der Kampf ums Reich (Bauernkriege, Deutsches Volkstum und deren Leistungen in aller Welt, Bismarks Reich, Vom ersten Weltkrieg bis zum dritten Reich) Jahr: Das Volk und sein Blutserbe (Vererbungslehre, Das Volk als Blutsgemeinschaft, seine Reinhaltung, Reinhaltung und Vermehrung)
3/4 Jahr: Zeitpolitische Fragen: (Aufbauwerk des Führers, werden der Bewegung,
Deutschland und die Welt).
Ideologisch steckt folgende Taktik dahinter:
Im ersten Jahr wurde wieder der 1. Weltkrieg gerechtfertigt. Im zweiten Jahr wurde verstärkt auf Hitlers Ideologie, Rassenlehre, Gesetzmäßigkeiten in der Vererbung eingegangen. Es kam die Frage auf, "Was ist ein Arier?" In Verbindung mit den Leistungen der Deutschen in aller Welt aus dem ersten Jahr ergab sich Hitlers Ideologie: "Nur die Deutschen können so etwas leisten. Die Deutschen dürfen ihr Blut nicht mit anderen Rassen vermischen, da sie sonst diese Fähigkeiten verlieren könnten."
Im vierten Jahr wurde nun auf die Schüler persönlich eingegangen, indem festgestellt wurde, bei wem die Ideologie nicht gegriffen hatte. Solche Schülern wurde dann mit Druck, den unter Anderen die Klasse auf ihn ausgeübt hatte "zurechtgewiesen".
Trotz des großen Einflusses, den die HJ hatte, war sie doch nur ein Zusatzprogramm, ergänzend zum regulären Unterricht. Als Hitler 1936 an die Macht kam, wurde auch der bis dahin gültige Lehrplan umgeschrieben:
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Die autonome Bildung und Lehrfreiheit wurde "abgeschafft" Gleichschaltung der Lehrer Ausrichten der Lehrpläne auf rassen -, volks - und staatspolitisch relevate Fächer (Biologie, Geschichte, Geographie und Sport).
Besonders wichtig war beim Sport Turnen, Laufen gegen die Uhr und das Mannschaftsspiel.
Wer unsportlich war, galt als "kein richtiger deutscher Junge".
4. Das Nationalsozialistische Gedankengut in den Schulbüchern
Hierzu zuerst zwei Zitate.
Das erste ist von Ernst Kriech, dem Chefideologen der nationalsozialistischen Erziehung. "Das deutsche Volk solle im Sinne der nationalsozialistischen Revolution seine Aufgabe endlich an sich selbst und an seiner Zukunft durch die Zucht erfüllen oder vor dieser Aufgabe versagen."
Ein Reformblatt schrieb zu dieser Zeit:
"Über dem Werke der Schule soll nicht mehr Humanität leuchten, sondern völkische Menschlichkeit."
Humanistisches Bildungsideal war also unerwünscht, da es sehr tolerant ist. Durch die vielschichtige Bildung wurden Themen von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet. Dieses Gedankengut musste den Interessen der Völkergemeinschaften weichen. Dadurch konnten die Nazis ihre Propaganda verbreiten. Das sieht man deutlich an den nun folgenden Beispielen aus nationalsozialistischen Schulbüchern. Sie behandeln die Themenbereiche Geschichte, Erdkunde, Biologie/Rassenkunde und Deutsch.
"Plump und schwerfällig, etwas vornübergebeugt ist der Gang dieser Menschen, ihre Stirn ist flach und niedrig, die Augen liegen tief unter vorgewölbten Knochenwülsten, über einem vorspringenden, kinnlosen Unterkiefer blitzt ein mächtiges Gebiß. Arm an Lauten und Worten ist seine Sprache. Wir nennen ihre Rasse nach dem ersten Fundort (Neandertal bei Düsseldorf) die N e a n d e r t a l e r; von Deutschland bis Westfrankreich und Spanien und nach Osten bis Kroatien haben sich ihre Spuren gefunden. Selbst die niedrigste heute lebende Rasse macht nicht einen derart tierähnlichen Eindruck. ... Die Zeiten des Neandertalers waren jetzt vorüber. Eine neue Menschenrasse, die R e n n t i e r j ä g e r, machte ihm das Leben immer schwerer. ... Aus einer Höhle nach der anderen verdrängten sie ihn, schließlich verschwand er ganz aus Europa. Die plumpen, schwerfälligen Neandertaler waren im Kampfe mit der edleren und gewandteren Rasse unterlegen. Leicht und behend war der Gang der Renntierjäger..."
(Kumsteller, B. ; Haacke, U. ; Schneider, B., Geschichtsbuch für die deutsche Jugend - Klasse 2, Leipzig, Verlag von Quelle & Meyer, 1943)
"Überall sehen wir kleine, hübsche Häuser, in bunten Farben gestrichen. Fast jede Familie hat für sich ein Haus. Es ist alles nur einfach und bescheiden, aber so überaus sauber und anziehend. Und freundliche Menschen begegnen uns, oft mit Holzschuhen an den Füßen, die Frauen tragen vielfach schneeweiße Hauben. Wir Deutsche lieben dieses fleißige und geschickte, uns verwandte Volk."
(Dr. Hansen, J. ; Bartel, K. Vom Vaterland vom deutschen Volk und von der weiten Welt Erdkunde für deutsche Schüler 19382, Langensalza - Berlin - Leipzig Verlag von Julius Beltz)
"Vor allem ist die seelische und geistige Wesensart der Rassen auch durch die Lebensräume bedingt, auf die sie gezüchtet sind. Die Rassen, die auf einen kargen nördlichen Lebensraum angewiesen waren, mussten als Jäger, Viehzüchter und schließlich als Bauern einen anderen Mut, eine andere Zähigkeit, eine andere Tüchtigkeit und höhere geistige Fähigkeiten entwickeln als etwa Negerrassen in tropischen Lebensräumen. Ist doch diesen viel leichter die Nahrung abzugewinnen."
"Zahlreiche Neger leben auch in den Vereinigten Staaten von Nordamerika und in den tropischen englischen Kolonien Amerikas, wohin sie durch den Sklavenhandel gebracht worden sind. Reste einer schwarzhäutigen, negerähnlichen Urbevölkerung finden sich in Südasien. Die Australier, meist nicht ganz richtig ‘Australneger’ genannt, zählen auch zur negriden Rassengruppe. Sie besitzen neben den negerischen Zügen (Hautfarbe, vorspringende Kiefer, geringe Hirnentwicklung und geringere geistige Fähigkeiten) auch gewisse Merkmale ..., die sich in der europiden Rassengruppe finden. ... Der charakteristische Typ des Negers (der ‘Niggerboy’) ist der Bantuneger ... Die kulturellen Leistungen der Neger, vor allem der Bantuneger, sind gering und muten uns oft kindlich an. Weder auf künstlerischem noch auf technischem Gebiete haben sie der Menschheit überragende Schöpfungen geschenkt. So ist es verständlich, dass der Neger auch politisch bedeutungslos ist." (S.28)
(Dr. Meyer, E. ; Dr. Zimmermann, K. Lebenskunde - Band 3 Erfurt, Verlag Kurt Stenger, 1942)
"Sie sitzen alle um den Tisch. Die Mutter bringt die dampfende Suppe. ‘Aha, Weißkohl mit Hammelfleisch!’ sagt der Vater. Die Mutter teilt aus. ‘Gib nur den Kindern auch ein bißchen von dem Fleisch ab!’ sagt der Vater. ‘Ich will nicht alles allein aufessen!’ - ‘Du musst schwer arbeiten, Vater, iß nur!’ Dem Vater schmeckt es gut. ‘Na, Gertrud, du guckst ja ein Loch in die Luft! Iß doch!’ sagt die Mutter. Als Gertrud ihren Teller leer gegessen hat, kommt sie heraus mit der Sprache: ‘Wißt ihr, was ich dachte, als ich noch klein war?’ ‘Du bist ja jetzt auch noch klein!’ ‘Aber früher, da gab’s doch kein Eintopfgericht. Da hat der Vater aus der Zeitung vorgelesen: ‘Das ganze deutsche Volk ißt das Eintopfgericht!’ Wißt ihr was ich da dachte?’ ‘‘Na?’ sagen alle gespannt. ‘Ich dachte, da steht vor dem Rathaus ein großer Topf, und da kommen alle Leute hin und essen aus dem großen Eintopf.’ Kurt fängt an zu lachen: ‘So einen großen Topf gibt’s ja gar nicht! Da muss man ja Leitern anstellen! Und wer soll denn das alles kochen?’ Der Vater aber streicht Gertrud über das Köpfchen und sagt ganz ernst: ‘Lacht mir meine Gertrud nicht aus. Die hat’s gut verstanden, was der Führer meint!’ Ein Volk in Not! Ein Volk von Brüdern!"
(Hirt, Ferdinand Berliner Fibel, Schreiblesefibel Breslau, Verlag Hirt, 1935)
" ... Aber auch in den vornehmen Sitten des Essens und Trinkens, der Kleidung und Haartracht, ja selbst in das trauliche Leben der Familie schoben sich die häßlichen Fremdlinge ein, so dass die echt deutschen Verwandtschaftsbezeichnungen Oheim und Muhme verdrängt wurden durch "Onkel" und "Tante", Vetter und Base durch "Cousin" und "Cousine", Ahn durch Großvater (nach franz. grand - père), ganz zu schweigen von "Papá" und "Mamá" - wahrhaftig ein trauriges Zeichen völkischer Unsicherheit! ... Insbesondere der Sport gefiel sich eine Zeitlang in der Nachäffung englischer Bezeichnungen. ... Wenn unsere herrliche Muttersprache nicht ganz verwelschen soll, so ist es Pflicht eines jeden guten Deutschen, mit aller Selbstzucht sich von dem oberflächlichen, dünkelhaften Gebrauch der meist in ihrem Sinn verschwommenen und ungenauen Fremdwörter frei zu halten und sich an der Ausmerzung der häßlichen Fremdlinge zu beteiligen, wie dies ... gerade unsere besten Geister erstrebt haben, z.B. Lessing und Goethe. Den Mittelpunkt dieser Bestrebungen bildet heutzutage der 1885 gegründete "Allgemeine deutsche Sprachverein", unter dessen Einfluß auch fast alle Behörden und öffentlichen Stellen den Kampf gegen die Fremdwörter aufgenommen und vielerorts treffliche Verdeutschungen eingeführt haben."
(Küffner, K.; Dorner, F.; Krell, L. Deutscher Sprachunterricht in Lehre und Beispiel Bamberg, C. C. Buchners Verlag, 1935)
Am 2 Dezember 1938 legte Hitler offen seine Absichten dar:
"Diese Jugend die lernt ja nichts anderes als Deutsch denken, deutsch handeln. Sie komme vom Jungvolk in die Hitler - Jugend und dort behalten wir sie wieder vier Jahre, und dann geben wir sie erst recht nicht zurück in die Hände unserer alten Klassen - und Standeserzeuger, sondern dann nehmen wir sie sofort in die Partei oder in die Arbeiterfront, in die SA oder die SS, in das NSKK und so weiter. Und wenn sie dort... noch nicht ganz Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort wieder schs oder sieben Monate geschliffen, alle mit einem Symbol, dem deutschen Spaten. Und was dann nach sechs oder sieben Monaten noch an Klassenbewusstsein oder Standesdünkel da oder danoch vorhanden sein sollte, das übernimmt die Wehrmacht. Dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden sofort wieder in SA, SS und so weiter. Und sie werden nicht mehr frei, ihr ganzes Leben."
(Renzo - Vespignani Faschismus, Elefantenpress, Hamburg)
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Literaturhinweise:
- Das Abseits als sicherer Ort - Peter Brückner
- Erziehung im Nationalsozialismus - Institut für Soziologie,Uni Magdeburg, 2000
- Faschismus - Renzo - Vespignani
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