Sechste Großmacht China

6. Großmacht China

Nach dem Sturz des Herrscherhauses in Peking entstand 1911 aus dem Kaiserreich China eine Republik. Dann folgten Jahre des Bürgerkrieges, der Fremdherrschaft und des Chaos, woraus vor allem zwei Gruppen entstanden: eine mehr nationale Partei, die Kuomtntang unter General Tschiang Kai - schek und eine kommunistische Partei (KPCh) unter Führung Mao Tse - tungs. Mao glaubte, dass in China die Revolution nicht vom zahlenmäßig unbedeutenden Industrieproletariat ausgehen müsse, sondern von den Millionen zählenden armen und landlosen Bauern.

Der lange Marsch

1931 errichtete Mao in der Provinz Kiangsi eine chinesische Sowjetrepublik. Als
Tschiang Kai - schek das Gebiet durch ein Befestigungssystem umzingeln ließ, befahl Mao
seiner ,,Roten Armee" den Ausbruch. Von Oktober 1934 bis Oktober 1935 legte Maos
Armee im .,langen Marsch" rund 13 000 km zurück - mehr als ein Viertel des gesamten
Erdumfanges.

Während Tschiang Kai - scheks Soldaten oft brutal behandelt und die Bauern von ihnen rücksichtslos ausgebeutet und misshandelt wurden, behandelte Mao seine Soldaten gut und fair

Während des langen Marsches erhielt Maos Rote Armee Verstärkung durch Bauern und Deserteure aus Tschiang Kai - scheks Truppen. Am Ende des langen Marsches erreichten von 100000 Mann trotzdem nur etwa 10000 das Gebiet von Yenan in Nordchina.

Als Japan China angriff, entbrannte ab 1937 der chinesisch - japanische Krieg. Mao und Tschiang Kai - schek schlossen sich nun gegen den äußeren Feind zusammen, die Kommunisten aber errangen mit ihrer Guerillataktik große Erfolge gegen die Japaner. Die Rote Armee wuchs durch freiwillige Beitritte von 80 000 auf fast 1 Million. Große Sympathien verschafften sich die Kommunisten bei der Bevölkerung auch durch Landesreformen zugunsten der Bauern.

Im Bürgerkrieg nach 1945 konnte Mao Tschiang Kai - schek endgültig nach Taiwan vertreiben und 1946 die Chinesische Volksrepublik ausrufen. Tschiang Kai - schek flüchtete mit seiner Nationalarmee und über 3 Millionen Zivilisten im Gefolge nach Taiwan. Am 4. Oktober 1949 wurde dort die Republik China ausgerufen.

Die 20 Millionen Taiwanesen leben in einer Präsidialrepublik und gestalteten ihr Land zu einer Wirtschaftsgroßmacht, die sich auf die Produktion von High - Tech - Produkten spezialisiert hat.
Mao und seine Anhänger begannen nun, mit großen revolutionären Kampagnen ihre Macht in dem Riesenreich durchzusetzen und auszubauen. Zunächst kam es zur Liquidierung der Großgrundbesitzer.

Mao nahm nun die längst überfällige Reform der Landwirtschaft in Angriff; das Land wurde kollektiviert. 1955 fasste man etwa je 200 Familien zu ,,sozialistischen Produktionsgenossenschaften" zusammen, die Ernte wurde unter allen aufgeteilt. Nach sowjetischem Muster gab man zunächst dem Aufbau der Schwerindustrie den Vorrang, was aber eine massive Landflucht und drohende Hungersnöte zur Folge hatte. Überstürzt legte man ab 1958 127 Millionen Bauernhaushalte zu 26 000 Volkskommunen zusammen. Jeder musste sein Privateigentum, sein Haus, seinen Garten der Allgemeinheit übergeben. Die alten Großfamilien löste man auf, die Frauen wurden in die Produktion völlig einbezogen. Die Volkskommune stellte die ,,neue Grundeinheit der sozialistischen Gesellschaftsstruktur" dar, sie diente nicht nur der landwirtschaftlichen Produktion, sondern war auch die neue Verwaltungseinheit mit eigenen Werkstätten, Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern und Altersheimen.

Der "Grosse Sprung" war ein Misserfolg. Die Industrieproduktion ging stark zurück. Missernten zwangen China zu Getreideeinkäufen in den USA. Die KPCh tat einen Schritt zurück. Die Bauern durften wieder im Familienkreis essen und erhielten wieder 5 - 10% des Bodens als Privateigentum.



Die große Kulturrevolution

1966 - 1969 erschütterte die "Große Proletarische Kulturrevolution" China. Mao wollte die Umwandlung in einen sozialistischen Staat rascher vorantreiben. Er forderte 1965 die Jugendlichen auf, durch revolutionäre Akte die Bildung einer neuen Klasse von Bürokraten und Technokraten zu verhindern.

Ausführende der Kulturrevolution waren die ,,Rote Garde", jugendliche Maoisten. In Kampagnen, Massenaufmärschen und auf Wandzeitungen wurden die "Verfehlungen" der Parteifunktionäre, Künstler und Intellektuellen aufgelistet. Dann durchzogen Rote Garden Städte und Dörfer, vertrieben, beschimpften und töteten vielfach alle, die den Anschein von Vorgesetzten erweckten. Schulen und Universitäten blieben geschlossen.

Die Roten Garden gingen auch gegen alte Gewohnheiten und gegen die bisherige Kultur vor, so zerstörten sie auch unzählige einzigartige Schriften und kostbare Kunstgegenstände.
Als das Land im Chaos zu versinken schien, bereitete die Armee 1969 dem Treiben ein Ende. Die Roten Garden schickte man zur Landarbeit, viele Funktionäre wurden wieder eingesetzt.

Zwischen Öffnung und Beharren

Chinas Außenpolitik war jahrzehntelang geprägt von starken Spannungen zur Sowjetunion. Zwar bestand seit 1950 ein Freundschaftsvertrag, als China jedoch immer mehr den eigenen Weg zum Sozialismus beschritt und eine Führungsrolle im internationalen Kommunismus beanspruchte, zog die UdSSR alle sowjetischen Techniker und Ingenieure aus China ab. 1968 gab es im chinesisch - sowjetischen Grenzgebiet am Ussuri bewaffnete Zusammenstöße. Seit Ende der 50er Jahre wurde der Streit über den wahren Weg zum Kommunismus und die Methoden der Weltrevolution offen ausgetragen. Verschärfend auf die Gegnerschaft zur UdSSR wirkte sich aus, dass China 1964 seine erste Atombombe, 1967 seine erste H - Bombe und 1970 seinen ersten Erdsatelliten entwickelte.
Seit 1951 hält die Volksrepublik China Tibet besetzt und unterdrückt blutig jede Opposition.

Seinen Anspruch auf Großmacht dokumentierte China dadurch, dass es den Ländern der "Dritten Welt" den ,,wahren Kommunismus" - nicht den ,,Sowjetimperialismus" - bringen wollte. China leistete dann auch praktische Entwicklungshilfe in Ländern wie Guinea, Sambia, Tansania und Sri Lanka.

Einige Wochen nach Maos Tod 1976 ließ die neue politische Führung die Witwe Maos und drei weitere Mitglieder der kulturrevolutionären Gruppe der Kommunistischen Partei verhaften und zu Haftstrafen verurteilen. Diese ,,Viererbande" wurde für alle Missstande der chinesischen Politik verantwortlich gemacht. Die neue Führung wollte Grundsätze wie Leistung, Gewinn, Wettbewerb und Konsum mehr zur Geltung bringen. 1981 übernahm Teng Hasiao - ping die Regierung. Nicht mehr Revolution, sondern Produktion standen an erster Stelle. Die Volkskommunen wurden aufgelöst, die Betriebe bekamen mehr Selbstständigkeit, die Bauern Pachtland zur eigenen Bewirtschaftung. China sollte bis zum Jahr 2000 ein moderner Industriestaat werden. Am kommunistischen System allerdings sollte trotz Reformen nicht gerüttelt werden.

Inzwischen war in China eine Demokratiebewegung entstanden, die hauptsächlich von Studenten getragen wurde. Ab April 1989 protestierten Hunderttausende trotz Verbots" sieben Wochen lang für Demokratie. In der Nacht zum 4. Juni stürmten regierungstreue Truppen den Platz des Himmlischen Friedens in Peking. Panzer walzten Tausende Demonstranten einfach nieder, Soldaten erschossen Fliehende.
Das Blutbad forderte rund 3600 Tote und über 60000 Verletzte. Tausende Demonstranten wurden später verhaftet, gefoltert und eingesperrt.
Großmacht China

Vorgeschichte


Sturz des Kaiserreichs China ⇒ 1911 entsteht Republik ⇒ dann Bürgerkrieg ⇒ zwei Gruppen entstehen ⇒ eine nationale Partei, die Kuomintang (Tschiang Kai - schek) und eine kommunistische Partei (Mao Tse - tungs). Mao meint in China muss Revolution nicht von Industrieproletariat sondern von Bauern ausgehen.

Der lange Marsch

1931 errichtet Mao in Provinz Kiangsi chinesische Sowjetrepublik ⇒ Tschiang Kai - schek lässt Gebiet umzingeln ⇒ Mao befiehlt Roter Armee auszubrechen ⇒ Von Oktober 1934 bis Oktober 1935 legt Maos Armee "Langen Marsch" zurück (13 000 km). Von 100000 Mann erreichen etwa 10000 Yenan (Nordchina). Rote Armee wächst durch freiwillige Beitritte von 80 000 auf 1 Million.
Bürgerkrieg nach 1945 ⇒ Mao vertreibt Tschiang Kai - schek (+ Armee + 3 Millionen Zivilisten) nach Taiwan
⇒ In China: 1946 Chinesische Volksrepublik ausgerufen
⇒ In Taiwan: 1949 Republik China ausgerufen.

VR China

Mao führt Agrarreform durch; 1955 fasst man je 200 Familien zu "sozialistischen Produktionsgenossenschaften" zusammen ⇒ Ernte wird unter allen aufgeteilt ⇒ zunächst Aufbau der Schwerindustrie ⇒ Folge: massive Landflucht + Hungersnöte. Ab 1958 127 Millionen Bauernhaushalte zu 26 000 Volkskommunen zusammengelegt ⇒ Privateigentum muss der Allgemeinheit übergeben werden. Großfamilien löst man auf ⇒ Volkskommune ist "neue Grundeinheit der sozialistischen Gesellschaftsstruktur" ⇒ Verwaltungseinheit mit eigenen Kindergärten, Schulen + Krankenhäusern

Ãœberstürzter Kommunismus war Misserfolg ⇒ Wirtschaft geht stark zurück + Missernten zwingen China zu Getreideeinkäufen in den USA. Die Kommunisten müssen Schritt zurück tun ⇒ Bauern dürfen wieder in Familienkreis essen + erhalten 5 - 10% des Bodens als Privateigentum zurück.

Die große Kulturrevolution 1966 - 1969

Mao will Umwandlung in sozialistischen Staat vorantreiben ⇒ fordert 1965 Jugendliche auf die Bildung einer neuen Klasse von Bürokraten zu verhindern.
Träger der Kulturrevolution ⇒ Rote Garde (jugendliche Maoisten = Anhänger Maos) ⇒ Rote Garde vertreibt und tötet Vorgesetzte (z.B. Lehrer) ⇒ Schulen + Universitäten bleiben geschlossen ⇒ Land droht im Chaos zu versinken ⇒ 1969 beendet Maos Armee die Revolution

China nach 1970

Wenige Wochen nach Maos Tod (1976) lässt neue politische Führung Maos Witwe + 3 weitere Kommunisten verhaften ⇒ ,,Viererbande" ⇒ wird für Missstände verantwortlich gemacht. Neue Führung will westliche Grundsätze zur Geltung bringen (Leistung, Gewinn, Wettbewerb,...) ⇒ Produktion statt Revolution an erster Stelle, kommunistisches System bleibt aber.

Dann in China Demokratiebewegung (von Studenten) ⇒ 1989 protestieren Tausende für Demokratie ⇒ Panzer walzen Demonstranten nieder + Soldaten erschießen Fliehende (3600 Tote + 60000 Verletzte); viele Demonstranten dann gefoltert ⇒ Kommunismus bleibt

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