Theorien und Grundlagen der Wirtschaft
1.Grundlegende Theorien zur Lösung der Probleme
1.1 Modernisierungstheorie
Diese Theorie verlangt einen Wandel von der Tradition zur Moderne. Die Tradition ist der Ausgangspunkt und beschreibt alles, was sich nicht dem Fortschritt angleicht. Die westlichen Industriestaaten sind das Leitbild für die Modernität. Es muss also ein Indikator geben der den Entwicklungsprozess, in den Entwicklungsländern, auslöst und somit einen Bruch mit der Tradition provoziert. Dieser Indikator ist die in der NWWO angesprochene Chancengleichheit, welche die Industriestaaten durch humanitäre und wirtschaftliche Unterstützung der Entwicklungsländer zukommen lassen will. Dadurch kommt es zu einer Veränderung der Denk- und Verhaltensweisen und der gesellschaftlichen Strukturen. Der Entwicklungsprozess in den Industrieländern wird hierdurch ermöglicht. Die gesellschaftliche Entwicklung verläuft von einer agrarisch geprägten, staatlich und religiös beeinflussten Ordnung zu einer industriell bestimmten, dynamischen und weitgehend verweltlichten Gesellschaftsordnung.
"Im einzelnen lassen sich folgende modernisierungstheoretische Ansätze unterscheiden:
1.1.1. Sozialpsychologische Ansätze: Studien zur Leistungsmotivation, mobilen Persönlichkeit und dynamischen Gesellschaft, angewandt vor allem auf gesellschaftliche Eliten zur Erforschung ihrer Fähigkeit, Neuerungen einzuleiten.
1.1.2. Kommunikationstheoretische Ansätze: Studien zum Kommunikationswandel in traditionalen und modernen Gesellschaften, zum Wandel von personaler, direkter Kommunikation zu über Medien vermittelter, indirekter Kommunikation.
1.1.3. Nation-building-Ansätze: Studien zum Prozeß der Nationsbildung (der jungen Staaten in Afrika und Asien), zur als notwendig erachteten Übertragung lokal gebundener Loyalitäten auf das politische Gemeinwesen, das heißt die Schaffung eines nationalen Bewusstseins.
1.1.4. Political-culture-Änsätze: Studien zur strukturellen Anpassung politischer Systeme an moderne Erfordernisse hinsichtlich verschiedener Fähigkeiten bzw. Leistungskriterien: Handlungskapazität, Beteiligungskapazität, Wohlfahrts- und Umverteilungskapazität."1)
1.2 Dependenztheorien
Die Dependenztheorie beschäftigt sich überwiegend mit der Abhängigkeit der Entwicklungsländer von den Industrienationen und bildet den Gegensatz zur Modernisierungstheorie. Die Hauptaussage dieser Theorie ist, dass die Unterentwicklung exogen, also von außen, verursacht wird. Als Ursache hierfür stellt sie die weltweite Expansion des Kapitalismus dar. Des öfteren wird auch das Konzept der Terms of Trade als Ursache genannt. Eine weitere Ursache stellt die sogenannte strukturelle Heterogenität dar. Sie beinhaltet eine geringe soziale Gerechtigkeit und auch eine schwache politisch Einflussnahme der Bevölkerung auf das gesellschaftliche Geschehen.
1.2.1 Ausbeutung:
Die indirekte Ausbeutung wird entweder als Realeinkommenstransfer (Verfall der Terms of Trade) oder als Werttransfer verstanden: Aufgrund ständig fallender Preise für Exportgüter ist eine ständige Erhöhung der Produktion von Exportgütern in der Peripherie zwecks Aufrechterhaltung der Exporteinnahmen erforderlich. Die direkte Ausbeutung wird an den oft überdurchschnittlich hohen Gewinnen der transnationalen Konzerne festgemacht. Der ständige Abfluss von Kapital behindert die für ein eigenständiges Wachstum notwendige Ansammlung von Eigenkapital in den Entwicklungsländern.
1.2.2 Strukturelle Heterogenität:
Das Konzept der strukturellen Heterogenität weist auf die grundlegenden Unterschiede in wirtschaftlicher, sozialer, politischer, technologischer und kultureller Hinsicht hin, die zwischen den Industrieländern und den Entwicklungsländern bestehen. Es diente zunächst dazu, rein beschreibend die wirklichen sozioökonomischen Verhältnisse in der Dritten Welt den modelltheoretischen Annahmen der klassischen Volkswirtschaftslehre gegenüberzustellen. Strukturelle Heterogenität wurde an der Produktionsstruktur, am Produktionsniveau, an der Produktivität, an der Einkommensverteilung, am Konsum, am Lebensstandard, an der Machtverteilung untersucht. Mit dem Konzept rückten die internen Entwicklungsunterschiede zwischen einem entwickelten, modernen Sektor und einem sogenannten traditional rückständigen Sektor in eine neue Problembetrachtung.
1.3 Vergleich der beiden Theorien
"· Metatheoretische Verortung der Theorien
Die Modernisierungstheorien stehen dem erfahrungswissenschaftlichen Erklärungsansatz nahe. Die Dependenztheoretiker sind vorwiegend gesellschaftskritisch orientiert, doch sind sie Metatheoretisch weniger auf eine Position festzulegen.
· Forschungsorientierung
Die Modernisierungstheorien konzentrieren sich auf Aussagen über beobachtbares Verhalten in gesellschaftlichen Teilbereichen (mikrosoziologisch - behavi Oralistisch), während die Dependenztheorien die Ganzheit gesellschaftlicher Prozesse zu erfassen suchen (makrosoziologisch - strukturalistisch).
· Theoretische Verortung des Problems
Trotz dieser Forschungsorientierung vertreten auch die Modernisierungstheorien ein umfassendes Konzept gesellschaftlicher Entwicklung. Für sie ist Unterentwicklung ein frühes Stadium gesellschaftlicher Entwicklung. Unterentwickelte Gesellschaften entsprechen Übergangsgesellschaften auf dem Wege von der Tradition zur Moderne.
Für die Dependenztheorien sind Unterentwicklung und Entwicklung voneinander abhängige Teilphänomene eines einzigen globalen Systems. Sie sind historisch gleichzeitig. Unterentwickelte Gesellschaften bilden keine Übergangsgesellschaften.
· Entwicklung des Problems
Fragen der Entwicklung bzw. Verursachung von Unterentwicklung werden im Rahmen der Modernisierungsperspektive kaum angesprochen. Sie geht vom Tatbestand ,,Unterentwicklung" aus und fragt nach den Faktoren, die sozialen Wandel hindern. Dabei werden die internen Dimensionen des Problems betont. Externe Einflüsse erhalten im wesentlichen positive Funktionen (als Vorbild, Inputs, dynamische Elemente); sie werden jedoch weder für die Entstehung von Unterentwicklung noch für Verzögerungen im Entwicklungsprozess als wichtig betrachtet. Für die Dependenztheorien entsteht Unterentwicklung aus den asymmetrischen Beziehungen zwischen den Teileinheiten des einen weltweiten Systems.
· Definition des Beziehungsmusters zwischen entwickelten und unterentwickelten Ländern
Für die Modernisierungstheorien bilden die Industrieländer Vorbild und Ziel des Entwicklungsprozesses als Nachahmung. Einheimische Eliten übernehmen die leitende, dynamisierende innovative Funktion durch Anpassung an moderne Standards aus den Industrieländern.
In Dependenztheorien nehmen entwickelte und unterentwickelte Länder im weltweiten System eine unterschiedliche Rolle ein: die einen sind beherrschend (metropolitan), die anderen abhängig (peripher) (je nach Theorievarianten).
· Konzeptualisierung der internen Strukturprobleme unterentwickelter Gesellschaften
In Modernisierungsthronen werden die internen Strukturen der Entwicklungsländer für dualistisch gehalten. Es gibt moderne und traditionelle Sektoren (Räume, Branchen usw.) und Verhaltensweisen. Sie stehen verhältnismäßig beziehungslos nebeneinander.
In Dependenztheorien sind unterentwickelte Gesellschaften strukturell heterogen. Es bestehen große und wachsende Unterschiede (Produktionsniveau, Kapitalintensität, Technologieverwendung. Einkommensentwicklung), wobei entwickelte und unterentwickelt verharrende Bereiche der Gesellschaft in engem Wechselverhältnis stehen.
· Konzeptualisierung der Entwicklungsprozesse/Überwindungsstrategie von Unterentwicklung
Modernisierungstheorien: Die unterentwickelten Länder vollziehen die Entwicklung der heute entwickelten Länder in vergleichbaren Schritten nach. Der Prozess selbst ist anhand von sozioökonomischen und politischen Indikatoren messbar. Durch Ausdehnung der städtischen Kultur und des modernen Sektors auf die traditionellen Bereiche und Räume (Durchkapitalisierung der Volkswirtschaft) wird der interne Dualismus und damit die Unterentwicklung überwunden.
Dependenzthronen: Überwindung der Unterentwicklung durch Verringerung der strukturellen Heterogenität durch Abbau der Abhängigkeit; Aufbau einer einheitlichen Ökonomie auf der Grundlage von self-reliance; Neufestsetzung der Austauschbeziehungen mit den Industrieländern oder Abkoppelung vom Weltmarkt."2)
2. Politische und wirtschaftliche Grundgedanken der Industrie- und Entwicklungsländer
1.4 Grundbedürfnisstrategie
Die Grundbedürfnisstrategie versucht die Grundbedürfnisse eines Menschen in die Entwicklungspolitik zu integrieren. Der Grundgedanke von Entwicklung, welcher dieser Strategie zu Grunde liegt, lautet, den Menschen und nicht die Dinge zu entwickeln, also eine Verbesserung der Lebensbedingungen zu schaffen. Von dem bis dahin existierenden Grundgedanken, "erst Wachstum - Gerechtigkeit bei der Verteilung des Nutzens später" versucht man sich nun zu distanzieren. So sollen grundlegende Probleme wie Ernährung, soziale Gerechtigkeit, Arbeit, Gesundheit und Wohnen gelöst werden. Diese überwiegend von Dudley Seers vertretenen Ziele können alleine allerdings nicht zur Weiterentwicklung der 3. Weltländer führen. Daher wurde diese Strategie von Dieter Nohlen und Franz Nuscheler zum magischen Fünfeck der Entwicklungspolitik ergänzt.
Aus Handbuch der 3. Welt:
Hier dient die Grundbedürfnisstrategie als Grundlage. Allerdings wird auch wirtschaftliches Wachstum integriert. Eine Entwicklung, welche nicht auch zu einer Verbesserung der Grundbedürfnisse führt, oder diese sogar hemmt, wurde als störend angesehen. Bei dem Fünfeck muss man jedoch beachten, dass es auch als Kreislauf gesehen werden kann. Alle fünf Faktoren befinden sich in einer Abhängigkeit zueinander. Daher kann man auch sagen, dass Entwicklung mehr als eines Indikators bedarf. Also besitzen diese fünf Faktoren gleiche Bedeutung. Allerdings werden die Grundbedürfnisse politisch mehr in den Vordergrund gestellt, da sie sich besser verkaufen lassen. Aus diesen Gründen stieß diese Theorie gerade bei den Entwicklungsländern auf großen Widerstand. Außerdem befürchteten sie, dass so von ihrer Forderung nach einer Reform im Wirtschaftssystems abgelenkt werden sollte.
1.5 Neue Weltwirtschaftsordnung (NWWO)
Auf Grund der von der OPEC ausgehenden Macht, begann ein Prozess des Umdenkens des industrialisierten Nordens. Die dritte Welt macht erstmals das veralterte System der internationalen Arbeitsteilung für die schlechte wirtschaftliche Entwicklung verantwortlich. So wird eine NEUE Weltwirtschaftsordnung gefordert, welche die katastrophale ökonomische Lage bekämpft und somit eine Angleichung an das Wirtschaftsniveau der Industrieländer ermöglicht.
Es existieren 3 Konzepte über die Ordnung der Weltwirtschaft mit unterschiedlichen
Ansatzpunkten:
- "Das Konzept der NWWO, wobei eine faire Einbindung der dritten Welt in das Wirtschaftsgefüge erhofft wird und es somit zu einer Lösung des sozialen Problems kommt.
- Das Konzept der Internationalen Sozialen Marktwirtschaft, welches für die Integration der Entwicklungsländer in die Weltwirtschaft ist, jedoch vor einer ,,Chaosmacht" und ,,Dirigismus" (durch zuviel Macht) warnt.
- Das Konzept der Dissoziation (Abkopplung). Ein beschränktes Ausschlissen vom internationalem System, um die Vorraussetzungen für eine eigenständige Entwicklung zu schaffen. (Autarkie)"
Auf Grund des Drucks der dritten Welt wurde die NWWO in mehreren Dokumenten niedergeschrieben. Das Ziel geht eindeutig über die Eingliederung hinaus, was auch aus der "Erklärung" hervorgeht: "Wir, die Mitglieder der Vereinten Nationen, verkünden feierlich unsere gemeinsame Entschlossenheit, nachdrücklich auf die Errichtung einer neuen Weltwirtschaftsordnung hinzuwirken, die auf Gerechtigkeit, souveräner Gleichheit, gegenseitiger Abhängigkeit, gemeinsamem Interesse und der Zusammenarbeit aller Staaten ungedacht ihres Wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Systems beruht, die Ungleichheiten behebt und bestehende Ungerechtigkeiten beseitigt, die Aufhebung der sich vertiefenden Kluft zwischen den entwickelten Ländern und den Entwicklungsländern ermöglicht und eine sich ständig beschleunigende wirtschaftliche und soziale Entwicklung in Frieden und Gerechtigkeit für heutige und künftige Generationen sicherstellt.
Die primäre Aufgabe der NWWO wurde somit, den benachteiligten Staaten der Welt Chancengleichheit zu gewährleisten. In den siebziger Jahren wurde also, der durch den Imperialismus angerichtete Schaden durch Eingliederung in das sozialökonomische Gefüge, der Grundsatz der westlichen Welt.
1.6 Rohstoffverhandlungen
Die Entwicklungsländer haben mit dem Integrierten Rohstoffprogramm (IRP) versucht, eine umfassende Regelung für den Rohstoffbereich in Zusammenarbeit mit den Industrieländern zu erreichen. Insbesondere gerechte und weniger schwankende Preise, verbesserte reale Erlöse, sowie eine größere Vielfalt der Exportprodukte und vermehrte Verarbeitung der Rohstoffe in der 3. Welt wurden angestrebt.
1.7 Autozentrierte Entwicklung
Abkoppelung der Entwicklungsländer vom Weltmarkt als Voraussetzung für eine "autozentrierte" (eigenständige) Entwicklung sei zwar mit Lehmkosten( Verzicht auf den Kauf billiger Weltmarktprodukte zugunsten teurerer Eigenentwicklungen) verbunden, welche aber eine Notwendigkeit für den Aufbau einer nicht verkuppelten, integrierten Wirtschaft sind. Das Ziel der Abkopplung muss als zeitlich begrenzt, nicht als autark bezeichnet werden, da die Entwicklungsländer, sobald sie gefestigte Entwicklung vorzuweisen haben, in den Austausch von Waren mit den Industrieländern als gleichberechtigt zurückkehren. So wird eine verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Entwicklungsländern als Element "kollektiver Eigenständigkeit" (coliective self-reliance) für sinnvoll gehalten, da es sich um Länder ähnlicher Entwicklungsstufe handelt.
3. Brandt Bericht
Wie schon am Ende der 1. Und auch gegen Ende der 2. Entwicklungsdekade 1977 wurde eine " Unabhängige Kommission für internationale Entwicklungsfragen " ins Leben gerufen, für die der ehemalige deutsche Bundeskanzler Willy Brandt als Vorsitzender gewonnen wurde.
Von der Brandt - Kommission wurde nicht nur eine erneute Bestandsaufnahme der Entwicklungspolitik und daraus resultierende Empfehlungen für die 3. Entwicklungsdekanate erwartet. Verbunden mit ihr war auch die Hoffnung, den festgefahrene Nord - Süd - Dialog von außen wieder zu beleben. Bei der Brandt - Kommission wurde die Unabhängigkeit der Weltbank stark betont.
Willy Brandt versuchte das Misstrauen der 3. Welt gegenüber der Kommission abzubauen, indem er die Mehrheit der Mitglieder ( 10 von 18 ) aus der 3. Welt berief.
Eine Beteiligung der kommunistischen Staaten Osteuropas und Chinas an der Kommission gelang wiederum nicht. Aber die Regierungen dieser Länder wurden in die Konsultationen einbezogen.
Der Grundsatz der Kommission wird schon im Titel ihres 1980 vorgelegten Berichtes deutlich: "Das Leben sichern. Gemeinsame Interessen der Industrie- und Entwicklungsländer! Die Kommission war überzeugt, dass gemeinsame Interessen bestünden und dass ein gemeinsames Vorgehen Vorteile für die Industrie- und Entwicklungsländer verspreche. Voraussetzungen hierfür wären eine größere Bereitschaft der Industrieländer, Veränderungen des internationalen Systems in Richtung größerer Gleichberechtigung und Partnerschaft mit der 3. Welt zu akzeptieren. Konsequent betont wird die Notwendigkeit weiteren Wachstums und verstärkter Integration. Das Konzept der Abkoppelung wird dementsprechend zurückgewiesen.
Ein weiterer Schwerpunkt des Berichtes ist die Beziehung zwischen den beiden dringendsten Problemen der Menschheit : Abrüstung und Entwicklung. Die Vorschläge der Kommission machen die Bandbreite der entwicklungspolitischen Themen deutlich. Die einzelnen Vorschläge, die sich beziehen auf Hunger und Ernährung, Mobilität, Energie, Industrialisierung usw. sind nicht neu, berücksichtigen aber in hohem Maße die Forderungen der 3. Welt.
Der Bericht erreichte eine ungewöhnlich große Publizität, aber die Verwirklichung der Vorschläge blieb äußerst dürftig.
Mit einem Verfahrensvorschlag sollte die Kommission allerdings mehr Erfolg haben. Sie hatte gelegentliche Nord - Süd - Gipfeltreffen mit überschaubaren Teilnehmerzahlen vorgeschlagen, um Verhandlungsdurchbrüche auf der obersten Entscheidungsebene zu suchen.
4. Zeitströmungen der 70er Jahre
Als eine der entschiedensten Zeitströmungen der 70er kann wohl die Einführung der neuen Weltwirtschaftsordnung (NWWO) angesehen werden. Sie wurde 1974 gegen die Stimmen großer Industrieländer (USA, BRD, Dänemark, GB und Luxemburg) in einer Charta der UN bestätigt.
Ein weiterer weltpolitischer Aspekt war die Erhöhung der Ölpreise und die daraus resultierende Ölkrise. Den Staaten der OPEC gelang es 1973 die Ölpreise zu vervierfachen und 1979 wiederholten sie dieses. Somit sind die Ölpreise in den 70er Jahren um das Achtfache gestiegen. Hierdurch erkannte die dritte Welt, dass auch sie wirtschaftlichen Druck ausüben können. Die Ölpreise wurden zu Verhandlungsgrundlagen. Allerdings trafen die daraus resultierenden wirtschaftlichen Folgen die Entwicklungsländer, außerhalb der OPEC, wesentlich härter als die Industrienationen. Positiv zu vermerken bleibt jedoch, dass sich die OPEC - Nationen solidarisch zu den anderen Verhalten haben und nicht in Einzelverhandlungen mit den Industrieländern getreten sind.
Der Konflikt zwischen der ersten und zweiten Welt hat auch in den 70er Jahren die Entwicklungspolitik beeinflusst. Allerdings war dieses ein Problem, welches über die gesamte Zeit der Existenz des Ostblocks andauerte. Denn die sozialistisch orientierten Staaten versuchten selbstverständlich, die ihnen zugehörigen Entwicklungsländer zu unterstützen, ebenso wie die westliche Welt die demokratisch orientierten Staaten ehr unterstützte.
Gleichzeitig wurden die Entwicklungsländer, die sich nicht eindeutig einer politischen Richtung anschlossen, zum Stimmenfang missbraucht. Da die Entwicklungsländer auch Stimmen in der UN hatten, versuchten die beiden Parteien durch Zugeständnisse in entwicklungspolitischen Entscheidungen oder aber auch durch zinsgünstige Kredite bzw. Schuldenerlass Stimmen für die wichtigen Entscheidungen bei den Vereinten Nationen zu sammeln.
Interessant ist auch, dass die sogenannte erste Welt oftmals gegen Forderungen der Entwicklungsländer war, hingegen aber die 2. Welt sich fast immer hinter diese stellte. Hierbei bleibt festzustellen, dass meist die Auswirkungen dieser Forderungen die Industrieländer sehr stark belastet hätten, hingegen die Ostblockstaaten nur geringfügig trafen und diese auch nicht bereit waren sich an einer Finanzierung dieser Lösungen zu beteiligen.
4. Einordnung in den gesellschaftlichen und historischen Kontext
1970 12.08. Unterzeichnung des deutsch - sowjetischen
Gewaltverzichts - Vertrag
07.12. Unterzeichnung des deutsch - polnischen Vertrages
1971 03.09. Unterzeichnung des Vier - Mächte - Abkommen über Berlin
1972 olympische Sommerspiele in München
27.04. Scheitern des Misstrauensvotums gegen Brandt
1973 08.09. DDR und BRD werden in die Vereinten Nationen aufgenommen.
Beginn der Ölkrise
1974 im April wird in Portugal die Demokratie eingerichtet
06.05. Brandt tritt zurück
15.05. Scheel wird Bundespräsident
16.05. Schmidt wird Bundeskanzler
im Juli folgt Griechenland dem Beispiel Portugals
1975 erstes G-7 treffen
ECOWAS wird gegründet. (ein Zusammenschluss von 16 südafrikanischen Ländern)
1976 Die sozialliberale Koalition behält eine knappe Mehrheit im Bundestag
1977 07.04. Ermordung von Generalbundesanwalt Buback
30.07. Ermordung des Bankiers Ponto
05.09. - 19.10 Entführung und Ermordung von Arbeitgeberpräsident Schleyer, Entführung einer Lufthansa Maschine, Befreiung der Geiseln in Mogadischu, Selbstmord der Terroristen Bader, Ensslin und Raspe
1978 16. /17.07. Weltwirtschaftsgipfel in Bonn
Afghanistan Krieg
Johannes Paul wird Papst
Gründung der PKK
1979 23.05. Carstens wird Bundespräsident
07. -10.06. Erste Direktwahl des Europäischen Parlamentes
Besetzung der US - Botschaft in Teheran
1)Aus Funkkolleg Politik Studienbrief 4 S.27
2)Aus Funkkolleg Politik Studienbrief 4 S.30/31
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