Zeugen Jehovas

Historische Daten:

16.2.1852: Charles Taze Russell, der Spätere Gründer der Zeugen Jehovas, wird in Old Allegheny (heute ein Stadtteil von Pittsburgh) im Bundesstaat Pennsylvania, USA geboren (V 1917).

Um 1870: Um C. T. Russell, der aus der aus der presbyteranischen Tradition stammt, schart sich in Pennsylvania (USA) eine Gruppe zur gemeinsamen "Erforschung" der Bibel. Davon leitet sich auch der später erste Name der Bewegung ab: "(ernste) Bibelforscher".

1881: Die "Watch Tower Bible and Tract Society" wird mit C. T. Russel als Präsidenten gegründet und 1884 gesetzlich eingetragen.

1916: Kurz vor seinem Tod räumt Russell ein, dass die für 1914 prophezeiten Ereignisse fehlerhaft seien.

1917: Der Richter Joseph Franklin Rutherford (geb. 1869 V 1924) wird Russells Nachfolger weil dieser verstirbt. Er übt sein Präsidentenamt als Alleinherrscher mit eiserner Hand aus. Die von seinem Vorgänger aufgestellten Vorkehrungen hat er verändert, die die Zeugen Jehovas bis heute beibehalten haben: wie die Ablehnung von Feiertagen wie Weihnachten, Ostern oder Geburtstagen und die Verweigerung des Wehrdienstes.

1927: Rutherford erlässt das Verbot von Blutgenuss, aus dem 1945 das Verbot von Bluttransfusionen wird.

1931: Durch Kongressbeschluss wird der Name "Jehovas Zeugen" zur offiziellen Bezeichnung der Bewegung. Davor hießen sie "(Ernste) Bibelforscher" (Engl.: "Bible Students").

1942: Nathan Homer Knorr (geb. 1905 V1977) wird dritter Präsident. Unter seiner Amtszeit wächst die Zahl der Zeugen von etwa 100.000 auf über 2 Millionen an.

1977: Vierter Präsident wird Frederik Wiliam Franz (geb. 1905 V1977). Er baut die Organisation zu einem gigantische Multi-Media-Unternehmen aus.

1992: Nach dem Tod von F. Wiliam wird Milten G. Henschel (geb. 1920) fünfter Präsident.

1996: Zeugen Jehovas können erstmals zivilen Ersatzdienst leisten.

Präsidenten mit ihren Amtszeiten
Charles Taze Russell (1881-1916)
Joseph Franklin Rutherford (1917-1942)
Nathan Homer Knorr (1942-1977)
Frederik Wiliam Franz (1977-1992)
Milten G. Henschel (ab 1992)

Charakteristik:
Der Name "Jehovas Zeugen"
Die Bezeichnung "Jehovas" als Gottesname findet sich bereits im spätmittelalterlichen Christentum. Sie ist vermutlich aus einem Irrtum über die hebräische Schreibweise entstanden. In der hebräischen Schrift existieren ursprünglich nur Konsonanten und keine Vokale. Der heiligen Gottesname im Alten Testament "Jahwe" würde vom hebräischen in unser Alphabet übertragen etwa "JHWH" heißen. In der jüdischen Tradition wird für "JHWH" aber immer "Adonaj" gelesen. Aus diesem Grund wurden in der späteren Vokalisierung des hebräischen Textes die zu "Adonaj" passenden Vokale zu den ursprünglichen "JHWH" geschrieben, um zu unterstreichen, dass hier "Adonaj" zu lesen sei. Aus Unkenntnis dieses im jüdischen wichtigen Zusammenhangs entstand im christlichen Bereich der falsche Name "Jehova". Die Zeugen Jehovas halten bis heute an diesem Namen fest, ihrer Ansicht nach war der Name "Jehova" in vorchristlicher Zeit im jüdischen Sprachgebrauch benutzt worden.

Das Ende der Zeiten
Die Zeugen Jehovas erwarten die Aufrichtung einer Theokratie. Das Ende der gegenwärtigen, alten Welt habe 1914 begonnen, in der Schlacht von Harmageddon (das biblische Armageddon) werden alle Feinde der Theokratie vernichtet, auf der zum Paradies umgestalteten Erde hätten die Zeugen Jehovas dann ewiges Leben.

Die prophezeiten Weltenden
1799: Der Beginn der letzten Tage
1874: Der Beginn der zweiten Gegenwart Christi (Parusie)
1799: Der Beginn der Ausübung der vollen Herrschergewalt Christi
1914: Bis heute verbindliches Datum für Beginn der unsichtbaren Gegenwart und himmlischen Thronbesteigung Christi
1918: Grosse Bedrängnis für "Namenchristen"
1925: Jubeljahr der Auferweckung von alttestmentlichen Gestalten (Abraham, Isaak, David).
1975: Anbruch des siebten Jahrtausends der Menschheitsgeschichte als Sabbat-Jahrtausend; letztes offizielles Datum

...und wenn das Ende ausbleibt?
Bei all den fehlgeschlagenen Prophezeiungen und Irrtümern schaffen sie es doch ihre Anhänger nicht zu verlieren. Dies geschieht mit Hilfe verschiedener Strategien: "Der Herr gibt Daten, um sein Volk zu ermutigen". Oder: "Die Leute haben in ihrem Übereifer zu viel in die nur vermuteten Daten hineingelesen." Oder auch durch die Unsichtbarerklärung: "Im Jahr 1914 hat Christus tatsächlich wie prophezeit seine Herrschaft angetreten - aber eben unsichtbar!" Eine weitere Erklärung ist die Lehre vom "hellerem Licht", wonach Jehova seinem "treuen und verständigen Sklaven" nicht die ganze Offenbarung auf einmal, sondern in immer wieder helleren und klareren Umrissen zeigt. Wenn ein Ereignis nicht wie vorhergesehen stattgefunden hat, war das Licht nicht hell genug.

Eine Zwei-Klassen-Geselltschaft
Die Verkündung eines nahe bevorstehenden Endes dieser Welt machte einen großen Teil des Erfolgs der Zeugen Jehovas aus. Sie lehnen zwar offiziell die Lehre von einer Hölle ab, gehen aber doch von einer zweiteiligen Errettung durch Christus aus. So baut man auf eine "himmlische Hoffnung für die kleine Herde" von exakt 144.000 Menschen, die als "Gesalbte" oder als "Brautklasse" bezeichnet werden. Diese Zahl 144.000 wurde dem neutestamentlichem Buch Offenbarung (Kap. 7) entnommen.

Neue Anhänger
Als Medien der Verkündung stehen der Organisation in erster Linie ihre Anhänger zur Verfügung, die in genau registrierten wöchentlichen Zeiteinsätzen ihrer Missionstätigkeit auf der Straße und von Haustür zu Haustür nachkommen. Über die geleistete Zeugenarbeit wird genau Buch geführt. Die Vereinigung führt Statistiken über die weltweite Stundenanzahl der geleisteten Zeugendienste. Für diesen Dienst werden die Zeugen geschult. Unter anderem durch ein Handbuch, das in ausgeklügelter Art und Weise mögliche Einwände gegen ein Gespräch mit den Zeugen Jehovas aufführt und so für fast jede denkbare Situation neue Anknüpfungspunkte mit dem Gespächsunwilligen vorschlägt. So sollen beispielsweise Zeugen, die auf jüdisch Gläubige treffen, die Fragen nach dem Leiden in der Welt, insbesondere des Holocausts in Zweiten Weltkrieg aufwerfen, um damit ein Ende des Gesprächs bei ihrem Gegenüber zu verhindern.
Die Zeugen werden bei ihrem Missionsdienst selten ohne ihre Zeitschrift "Der Wachtturm" angetroffen, sie gilt als weltweites, in über 120 Sprachen übersetztes Sprachrohr der Organisation.

Die eigene Weltordnung
Nach dem Glauben der Zeugen steht die gegenwärtige Weltordnung unter der Herrschaft Satans. Deswegen gehen sie allem was mit Politik zu tun hat aus dem Weg. Mitgliedschaft in politischen Ämtern, Parteien, Gewerkschaften und ähnlichem ist tabu. Auch die Teilnahme an Politischen Wahlen und Abstimmungen kommt nicht in Frage. Jeder Militärdienst wird strickt abgelehnt. Erst seit 1996 können sich die Zeugen Jehovas einen zivilen Ersatzdienst vorstellen.


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