Christentum

Christentum ['kris...], die Gesamtheit der Anhänger des in Lehre, Ethik und Weltdeutung auf Jesus Christus zurückgehenden christl. Glaubens sowie Bez. für diesen Glauben (Religion) selbst.

Allgemeines

Die Anhänger des C. sind in zahlr. und unterschiedl. Gemeinschaften und Organisationen zusammengeschlossen. Die größten organisierten christl. Gemeinschaften sind die katholische Kirche, die aus der Reformation hervorgegangenen prot. Kirchen und die orth. Kirchen (orientalische Kirchen). Die Zahl der Anhänger des C. wird auf etwa 1,55 Mrd. geschätzt. Fast 60)% sind kath., beinahe 20)% gehören den ev. Kirchen an, die restl. sind den anglikan., den orth. oder "unabhängigen" Kirchen zuzurechnen.

Glaubensinhalte

Das C. ist seinem Wesen nach Offenbarungs- und Erlösungsreligion. Kennzeichnend für den christl. Glauben ist die Lehre von der Trinität, der Dreieinigkeit Gottes in den Erscheinungsweisen Vater, Sohn und Hl. Geist; zentraler Inhalt ist zunächst Jesus Christus selbst, der "Sohn Gottes" und der verheißene Messias (Christus), der sich durch seinen Tod am Kreuz den Menschen gleichgestellt hat und durch seine Auferstehung von den Toten die Menschen von ihrer Sünde erlöst hat, zum anderen die im Evangelium des NT verkündete "Frohe Botschaft" Jesu vom "Reich Gottes", das, im AT bereits verhießen, in seiner Person begonnen hat und das Heil für alle Menschen, den Zugang zum wahren "ewigen" Leben bedeutet. Da der Mensch auch in seinem positiven Streben als Sünder gilt, kann die "Rechtfertigung" des Sünders und das Reich Gottes nur von Gott her kommen. Auch der vom Menschen gewollte Glaube vermag die Distanz zw. Gott und den Menschen nicht zu überwinden. Die Grundaussagen des christl. Glaubens sind im Apostolischen Glaubensbekenntnis formuliert. Dennoch werden sie unterschiedlich interpretiert, so dass es keine einheitl. Organisationsform gibt, in der sich alle Christen zusammengeschlossen hätten. Allen Christen gemeinsam aber ist die Auffassung, dass die Christen insgesamt eine Einheit bilden. Sichtbares Zeichen für die Zugehörigkeit zur Gemeinschaft der Christen ist die Taufe.

Geschichte

Entstehung: Das aus dem Judentum hervorgegangene C. steht geistesgeschichtlich in Verbindung mit der Christuslehre jüd.-eschatolog. Herkunft, (meist) oriental. Mysterien- und Erlösungskulten (Gnosis), von denen es sich abgrenzte, sowie der spätgriech. Philosophie und Kultur, der es ein neues Menschenbild entgegensetzte. Es entstand zunächst in Jerusalem (Judenchristen) und breitete sich nach teilweiser Vertreibung aus Jerusalem durch Mission (bes. Paulus) über Palästina bis nach Kleinasien auf hellenist. Boden aus, wo es auch Heiden (Heidenchristen) aufnahm.

Die Zeit des Röm. Reiches: Die christl. Gemeinde galt im Röm. Reich zunächst als eine jüd. Sekte, der jedoch bald wegen der Weigerung, den Kaiserkult zu vollziehen, die religiösen und rechtl. Privilegien entzogen wurden; es kam zu den Christenverfolgungen. Unter Kaiser Konstantin d.)Gr. wurde das C. schließlich zur alleinberechtigten Religion im Reich (Toleranzedikt von 313), wodurch eine vom Reich abhängige Reichskirche entstand. Diese Entwicklung wurde endgültig besiegelt, als der oström. Kaiser Theodosius)I. 380 die christl. Kirche zur Staatskirche erklärte.

Mittelalter: Nach dem Übergang des christl. Glaubens auf die german., roman. und slaw. Völker entwickelten sich die Auffassungen in West und Ost v.)a. hinsichtlich der Oberhoheit des röm. Bischofs (des Papstes als Oberhaupt des C.) so unterschiedlich, dass es 1054 zur bis heute bestehenden Spaltung der Kirche kam (Morgenländ. Schisma). Seit dem MA prägte das C. die europ. Kultur entscheidend; Welt, Mensch und Gesellschaft wurden zunächst sakral gedeutet. Die mittelalterl. Gesellschaft bildete - unter dem Einfluß german. Denkens - ein rigides Feudalsystem aus, das mit dem Zusammenwachsen zu einer universalen abendländ. Kultur in einem universalen Kaiser- und Papsttum gipfelte, deren Machtbereiche nach dem Investiturstreit geschieden wurden. Hiermit war der Grund gelegt für den Zerfall der universalen christl. Kultur im späten MA: Nationalstaaten begannen eigene Interessen zu verfolgen, die Wissenschaften lösten sich vom Primat der Theologie, Reformbewegungen des christl. Lebens trat die Kirche mit Zulassung (etwa der Bettelorden) oder Verfolgung durch die Inquisition entgegen.

Neuzeit: Durch die Kritik der Reformatoren (v.)a. Luther, Zwingli, Calvin) kam es im Verlauf der Reformation zur grundlegenden Umbildung der gesamten westl. Kirche, die prot. bzw. ev. Kirchen entstanden. In England kam es nach der Verwerfung der obersten Leitungsgewalt des Papstes zur Entstehung der anglikan. Kirche. Die Reformation löste die Gegenreformation und die kath. Erneuerung aus, in deren Mittelpunkt das Konzil von Trient (1545-63; Tridentinum) stand. Im Anschluß und im Zusammenhang mit der polit. Expansion der europ. Mächte (Kolonialismus und Imperialismus) kam es sowohl zur religiösen Legitimation des Kolonialismus wie auch zum erhebl. Widerstand der Missionen gegen kolonialist. Unterdrückung und Ausbeutung. Die in diesem Zusammenhang notwendige Auseinandersetzung mit fremden Religionen und jeweils anderen christl. Konfessionen führte zur Besinnung auf das Gemeinsame unter den christl. Konfessionen und schließlich (Ende des 19./Anfang des 20.Jh.) zur ökumenischen Bewegung.

Christentum

auf dem Boden des Spätjudentums u. in der Umwelt des Hellenismus entstandene Glaubensbewegung, die sich auf Jesus von Nazareth, den Christus, als ihren Stifter beruft. Das C. hat seinen Ursprung in der judenchristl. Gemeinde zu Jerusalem. Vor allem durch die Missionstätigkeit u. die Theologie des Apostels Paulus wurde das Bekenntnis zu Christus rasch in der hellenistischen Welt heimisch u. breitete sich trotz mehrerer Christenverfolgungen im Gebiet des Röm. Reichs aus. In der Auseinandersetzung mit dem Staat u. der Umwelt bildeten sich die Glaubensbekenntnisse als Zusammenfassung der biblischen Verkündigung u. das Bischofsamt als Ausleger des Kanons der Bibel Alten u. Neuen Testaments heraus. Die Duldung des C.s durch Konstantin (Mailänder Edikt) bedeutete eine Vorstufe zur späteren Anerkennung als Staatsreligion (380). In langen dogmatischen Kämpfen formierte sich auf den ökumen. Synoden die christl. Lehre, wobei jedoch der Gegensatz zwischen westl. u. östl. Denken immer stärker zutage trat, bis die längst eingetretene Entfremdung 1054 zum endgültigen Bruch zwischen Rom u. Byzanz führte. Der Übertritt der german. Stämme zum C. u. die Vorherrschaft der Franken sowie die Verbindung des dt. Königtums mit der Idee des röm. Kaisertums vermittelten dem C. starke national-german. Einflüsse. Die durch den vordringenden Islam im Mittelmeerraum erlittenen Verluste konnte das C. durch erfolgreiche Missionstätigkeit unter Kelten, Nordgermanen, Slawen u. Ungarn wettmachen. Dem Höhepunkt der polit. Macht des abendländ. christl. Kaiserreichs folgte eine Blüte der christl. Wissenschaft (Scholastik) u. Kunst (Romanik, Gotik). Verfallserscheinungen der spätmittelalterl. Kirche führten zu innerkirchl. Reformversuchen. Die tiefgreifenden Wandlungen der Neuzeit prägten auch die weitere Entwicklung des C.s in Europa. Die mittelalterl. Einheit des abendländischen C.s löste sich in der von Luther ausgehenden Reformation auf, die zur Entstehung eines evangelischen C.s verschiedener kirchl. Formen führte. Lehre u. Praxis beider Konfessionen entfalteten sich seither in der Auseinandersetzung mit dem fortschreitenden Säkularisierungsprozeß der Moderne. Seit der Entdeckung neuer Weltteile im 16. Jh. lebte die Missionstätigkeit der Kirche wieder auf. In der Gegenwart gehen von den selbständig werdenden "Jungen Kirchen" in den Entwicklungsländern neue Impulse aus. Eine Annäherung der verschiedenen christl. Bekenntnisse wollen die ökumenische Bewegung u. das 2. Vatikan. Konzil fördern. Für das C. der Neuzeit in der westl. Welt ist kennzeichnend, dass C. u. Kirche nicht mehr in jedem Fall identisch sind, so dass weithin ein Nebeneinander der mehr oder weniger christl. bestimmten Haltung des einzelnen u. des Lebens der verfaßten Kirchen besteht. Dies wird an der gewandelten Wortbedeutung sichtbar: Noch im 18. Jh. bezeichnet C. die Praxis des Glaubens, während C. ab 1850 zum Ausdruck christl. Gesinnung wird, die Kirche nicht mehr unbedingt braucht.

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