Neuropsychologie

Um Reize aufnehmen und verarbeiten zu können, gibt es in unserem Körper ein System chemischer Weiterleitung der Erregungen, in denen elektrische Prozesse ablaufen. Solche Systeme gibt es auch schon bei Einzellern und ursprünglichen Tieren, doch erst bei höheren Organismen hat sich ein Kopf mit einem Zentralnervensystem (Gehirn) entwickelt. Wann in der Evolution zum ersten Mal psychische Prozesse auftraten, kann man nicht mit Bestimmtheit sagen, aber sie sind auf jeden Fall an ein funktionierendes, hochkomplexes Nervensystem gebunden.

3 Hauptaufgaben unseres Nervensystems:

Es fasst all unsere Organe und Körperfunktionen zusammen Es erleichtert schnelle Reaktionen auf Wahrnehmungen Es ermöglicht erst das bewusste Erleben und steuert komplexe Verhaltensweisen

Verarbeitung von Informationen

Das ZNS dient zur Aufnahme und Verarbeitung von Reizen, die ihm von den Sinnesorganen zugeführt werden, bzw. die bereits in unserem Gehirn gespeichert sind. Das verläuft immer nach dem selben Schema:

Reizaufnahme

(Wahrnehmung) unbewusste Reaktion

Reflexion im Verarbeitung im Gehirn

Gehirn (,Prozessor')

bewusste Reaktion

Wichtig für das Funktionieren des NS sind vor allem die Synapsen, knopfartige Verdickungen an den Enden der Nervenfasern. Durch sie werden elektrische Impulse von Nervenzelle zu Nervenzelle weitergeleitet. Außer den Nervenzellen selbst spielen vor allem Neurotransmitter und Hormone eine große Rolle bei der Reizübermittlung in unserem Körper. Übermäßiges Vorhandensein bzw. Mangel derselben kann der Grund für psychische Störungen wie z.B. Autismus auslösen .

Das Elektronenenzephalogramm (EEG)

Unsere Körperfunktionen werden gesteuert von Erregungen, die von Neuron zu Neuron weitergeleitet werden. Diese sind nichts anderes als elektrochemische Vorgänge, deren Spannungen mit Hilfe eines EEGs gemessen werden können. Dabei werden über Kopfhautelektronen oder direkt von der Gehirnoberfläche Spannungen aufgenommen und über einen Verstärker mit einem Schreibstift auf einem Papierstreifen aufgezeichnet. Nach der Wellenlänge kann man erkennen, was gerade im Gehirn der getesteten Person vorgeht.

Um das Ergebnis eines EEGs interpretieren zu können, braucht man eine spezielle Ausbildung. Man kann damit einige Details wie z.B. Schlaf- oder Wachzustand, den Traumbeginn, Denk- und Vorstellungsprozesse, Hirnkrankheiten und vieles mehr ablesen. Nach dem Ergebnis von EEG-Untersuchungen gibt es auch eine eigene Typenlehre, die mit der Häufigkeit des Auftretens bestimmter Wellenlängen zusammenhängt. Oft wird diese Untersuchung auch zur Todesfeststellung herangezogen.

Anfangs war man sehr enttäuscht darüber, über das EEG keine Gedanken lesen zu können, dann entdeckte man, dass im EEG-noise, einem Rauschen, Informationen über das Erleben verborgen sind. Da sie aber ca. 20 mal schwächer als das EEG sind, konnten sie bis jetzt noch nicht festgestellt werden. Um Erregungen ablesen zu können, lässt man mehrere unmittelbar aufeinander folgende Kurven übereinander legen und nimmt ihren Mittelwert.

Nachdem ein Reiz in unserem Gehirn eintrifft, folgt sofort eine Reaktion, die auch Synchroaktivität genannt wird. Das aus dem EEG-noise filterbare Potenzial (SEP) ist das letzte fassbare hirnelektrische Korrelat des Erlebens.

Ein bestimmter Reiz löst in uns automatisch eine Reaktion aus, auch bei vorgestellten Reizen ist das so: Die Vorstellung der Farbe Rot löst in unserem Gehirn z.B. dieselbe Reaktion aus wie das Betrachten einer roten Fläche. Durch ein SEP sind aber nicht nur Wahrnehmungen, sondern auch Vorstellungen, Motivationen oder Gefühle sichtbar zu machen.

Gehirn und Erleben

Alles Erleben ist an ein funktionstüchtiges Gehirn gebunden. Erleben ist die Information, die uns von den Erregungsprozessen im Gehirn ausgegeben wird. Wichtig für unser Erleben ist ganzheitliches Denken, das heißt Denken mit beiden Gehirnhälften. Die Neuronen unserer linken und rechten Gehirnhälften verarbeiten Informationen auf verschiedene Art und Weise, was man bei der operativen Behandlung von Epileptikern entdeckte: Die Anfälle konnten ,geheilt' werden, wenn man den Verbindungsstrang zwischen den beiden Gehirnhälften durchtrennte. Der Preis dafür war allerdings überraschend: Sah der Behandelte einen Gegenstand nur mit dem rechten Auge an (das Informationen an die linke Gehirnhälfte sendet), konnte er ihn benennen, hatte aber keine Ahnung, was man damit tun könnte. Sah er ihn nur mit dem linken, wusste er das Ding zu benützen, konnte es abernicht benennen. Bei solchen so genannten Split-Brain-Patienten bestehen praktisch zwei getrennte Bewusstseinssphären. Die Qualität unseres Bewusstseins ist aber nicht auf bloße Erregungsweiterleitung zurückzuführen. Ein bekanntes Zitat lautet: ,Wenn unser Gehirn so gebaut wäre, dass wir es verstehen könnten, könnten wir es nicht verstehen.' So wird unser Bewusstsein für uns möglicherweise für immer ein Rätsel bleiben.

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