Radioaktivität
Als Henri Becquerel 1896 unabsichtlich einen uranhaltigen Stein auf eine eingepackte Fotoplatte legte, und diese am nächsten Morgen geschwärzt vorfand, war er vermutlich erst einmal erstaunt. Er konnte sich nicht erklären, warum das seltsame Licht die Hülle der Platte durchdringen konnte. Erst nach und nach fand er heraus, dass er die Beta-Strahlung entdeckt, unabsichtlich eine neue Ära eingeläutet hatte. Allerdings kam er nicht mehr dazu, die ganze Tragweite seiner Entdeckung zu entdecken, da er schon 1908 verstarb. Erst die aus Polen stammende Physikerin Marie Curie entdeckte eine erste sinnvolle Anwendung der Radioaktivität. Sie baute einen der ersten Röntgenapparate, den sie im ersten Weltkrieg an der Deutsch- Französischen Front einsetzte um Granatsplitter zu lokalisieren. Die Strahlendosis, die Patient und Personal abbekamen war bei diesem Gerät noch sehr hoch, was dazu führte, dass Curie selbst und die meisten Krankenschwestern an den Folgen der Strahlenkrankheit oder an Krebs starben. Noch bis in die sechziger Jahre starben die meisten Röntgenärzte an den selben Krankheiten, doch heute gilt ein Röntgen als weniger ungesund als ein Transatlantikflug.
Schon sehr bald kam man auf die Idee, die Radioaktivität auch zur Erzeugung von Energie zu nutzen. 1942 wurde in den USA der erste Kernreaktor, gebaut vom italienischen Kernphysiker Fermi, in Betrieb genommen. Damit begann das Atomzeitalter und das Interesse der breiten Öffentlichkeit an der Radioaktivität. In den 50er und 60er Jahren trat die Kernenergie einen Siegeszug über die ganze Erde an, der erst durch die Katastrophe von Tschernobyl 1986 gebremst wurde. Die Vorteile der Kernenergie liegen auf der Hand. Erstens ist Uran ein relativ billiger Rohstoff der bei den derzeitigen Fördermengen noch hunderte Jahre zur Verfügung steht. Dagegen werden um das Jahr 2040 herum laut Club of Rome Erdöl und Erdgas im Preis stark ansteigen.
Der zweite Vorteil der Kernenergie ist, dass man eine große Menge Energie aus einer relativ kleinen Menge Uran erzeugen kann. An schwer zugänglichen Orten der Erde, wie den Polarregionen oder auch im Weltall werden Radioisotope zur Erzeugung von Energie genutzt. Riesige Atom- Eisbrecher und Erzfrachter befahren das ganze Jahr den Seeweg nach Ostsibirien, und das ohne nur ein einziges Mal auftanken zu müssen.
Wie bei fast allen technischen Neuerungen hatte auch bei der Entdeckung und Erforschung der Kernenergie die Rüstungsindustrie die Hände mit im Spiel. Die ungeheuren Energiemengen, die bei einer Kernspaltung frei werden, veranlassten Physiker auf der ganzen Welt zur Entwicklung von Kernwaffen. Der zweite Weltkrieg und die zu gewinnende Weltherrschaft war sowohl für Amerikaner, als auch für Deutsche und Japaner der Antrieb zu intensivierter Forschung in diese Richtung. Die Amerikaner, die bekanntlich die erste Atombombe zündeten, gewannen dann auch den Krieg und stiegen zur militärischen Supermacht auf. Ein russischer Agent brachte in den 50er Jahren die Pläne dieser Bombe nach Moskau, und damit begann das atomare Wettrüsten das erst mit Ende des kalten Krieges 1990 endete. Heute besitzen neben den USA und Rußland noch England, Frankreich, und China offiziell Atomwaffen. Indien, Pakistan, Israel, der Iran sowie Brasilien und Südafrika betreiben oder betrieben geheime Forschungsprogramme, doch ist bis heute nicht bekannt ob und wie viele Atomwaffen diese Länder besitzen.
In letzer Zeit heftig diskutiert ist auch das sterilisieren oder genetische Verändern von Lebensmitteln durch radioaktive Strahlung. Obwohl Fachleute versichern, dass keine Reststrahlung, und damit keine negative Wirkung auf den menschlichen Organismus nachgewiesen werden konnte.
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