Gestaltungskonzeption eines Künstlers, einer Kunstepoche, einer Stilrichtung
Inhaltsverzeichnis:
1. Synchron-optische Tabelle zum historisch-biographischen Umfeld Picassos sowie eine Aufzählung einiger seiner Werke
2. Bildteil
2.1. Einige Schwarzweißkopien von ausgesuchten Werken Picassos
2.2. Einige Schwarzweißkopien von Werken paralleler Künstler
2.3. Farbkopie des Analysewerkes "Guernica"
3. Werkanalyse und Interpretation von Picassos Werk "Guernica"
4. Gestaltungskonzeption Picassos
5. Kompositionsskizze zu "Guernica"
6. Quellenangabe und Versicherung
1. Synchron-optische Tabelle zum historisch-biographischen Umfeld:
Jahr Künstler Zeitgeschichte Werke Wirtschaft /
Wissenschaft Parallele Kunst
1881
1891
1893/94
1896
1897
1898
1900
1901
1904
1905
1906
1907
1909
1910
1911
1912
1913
1914
1917
1918/19
1920
1921
1923
1924
1925
1927
1928
1929
1930
1931
1933
1934
1935
1936
1937
1939
1941
1944
1945
1946
1947
1949
1953
1956
1959
1961
1962
1963
1964
1967
1968
1971
1972
1973
am 25.10. wird Pablo Ruiz Picasso als Sohn des Malers und Kunst-
Lehrers José r. Blasco u. Maria Picasso Lopez in Malaga geboren
Vater wird Pro-fessor der Kunst-hochschule in La Coruna
erste künstlerische Arbeiten Picassos
Aufnahme Picassos in die Zeichenklasse der Akademie "La Lonja"
kurzer Aufenthalt an der königliche Akademie
Teilnahme an der Weltausstellung in Paris
Selbstmord eines Freundes
>Beginn der "Blauen Periode"
Läßt sich in Paris nieder
Ende d. "Blauen Periode"
Verliebt sich in Fernande Olivier
->Beginn d. "Rosa Periode"
Ende d. "Rosa Periode", Ãœbergang zum skulpturalen Stil
Beginn des Kubismus mit
Ãœberleitung zum analytischen Kubismus
Blüte des Kubismus
In seinen Bildern zerbrechen Oberflächen und Körperliches zu Facetten
Malt mehrere Stilleben und findet in Eva Gouel (stirbt 1915) eine neue Geliebte,
Erste Kollagen
Beginn des synthetischen Kubismus
Steht als Ausländer zwischen seiner französischen Wahl-heimat und seinen deutschen Förderern
Eine Romreise beeinflußt ihn im Sinne klassischer Kunst
Heiratet Olga Koklowa
Behandelt klassische Themen in seinen Bildern
Geburt seines Sohnes Paolo
>viele Mutter-Sohn Gemälde,
arbeitet in mehreren Stilen
Beginnt eine Reihe großer Stilleben
Neben Klassischen Werken die ersten Werke dionysischer Ekstase
Lernt seine neue Geliebte Marie-Therese Walter kennen
Beginn einer neuen skulpturalen Phase
Bei einem längeren Aufenthalt in Spanien widmet er sich dem Thema Stierkampf
Trennung von
Olga Koklowa, bekommt Tochter von M.-T. Walter,
schreibt Gedichte
Malt im Auftrag der Regierung Spaniens das riesige Wand-gemälde "Guernica"
Picassos Mutter stirbt
Beginnt die Reihe "Frauen im Lehnstuhl"
Tritt einer kommunistischen Partei bei
Nimmt wieder die Lithographie auf
Francoise Gilot wird neue Geliebte
>Bilderreihe über das Thema "Lebensfreude"
Geburt des Sohnes Claude, widmet sich keramischen Arbeiten
Geburt der Tochter Paloma,
Picassos Taube wird ein weltbekanntes Friedenssymbol
Retrospektiven in Lyon, Rom, Mai-land,
Trennung von F. Gilot
Serie der Atelier-bilder
Heirat mit Jacqueline Roque
Zyklus über das Thema "Raub der Sabinerinnen"
Zyklus über das Thema "Der Maler und sein Model"
Zyklus über das Thema "Maler an der Staffelei"
Wiederkehr mythologischer Themen
347 Radierungen mit vorwiegend erotischen Themen
Er ist der 1. lebende Künstler, der mit einer Gedächtnis-ausstellung in der "Grande Galerie du Louvre" geehrt wird
Drucke und Zeichnungen überwiegend in Schwarzweiß
Picasso stirbt am 8. April in seiner Villa in Mougin
Spanisch-Nordamerikanischer Krieg
Spanischer Krieg gegen Marokko
Beginn des 1.Welt-krieges
Revolution in Rußland
Ende des 1. Welt- krieges,
Versailler Vertrag
Gründung der "Kommunistischen Partei Spaniens"
Anfang der
Militärdiktatur Riveras in Spanien
Ende Riveras Militärdiktatur
Gründung der 2. Span. Republik
Beginn d. national-sozialistischen Regierung in Deutschland,
Gründung der faschistischen Falange-Partei
Beginn des spa-nischen Bürgerkriegs
(Sieg Francos 1939)
Bildung der span-ischen Volksfront
Luftangriff auf Guernica
Ausbruch des 2. Weltkrieges,
Faschistische Diktatur in Spanien (bis 1975)
Befreiung von Paris
Ende des 2. Welt-krieges,
Atombombe auf Hiroshima
Spanien wird erneut zum Königreich proklamiert
Gründung der NATO
Gründung der ETA
"Die Erst-kommunion"
"Wissenschaft und Nächstenliebe"
"Costumbres de Aragón"
"Le Moulin de la Galette"
"Casagemas' Tod"
(Armut, Alter, Einsamkeit als Themen)
"Frau mit Krähe"
(Artisten- u. Gauklermotive)
"Die Gaukler-familie"
"Selbstbildnis mit Palette" (von iber-ischen skulpturen Beeinflußt)
"Demoiselles d'Avignon" (Reduzierung der Wirklichkeit auf Kubus, Kegel und Kugel)
"Frau mit Birnen"
(Zentralperspektive wird aufgehoben)
"Der Gitarren-spieler"
"Stilleben mit Rumflasche" (Verwendung von Druckbuchstaben)
"Stilleben mit Rohr-stuhlgeflecht" (Erste Collage)
"L'Alcools" (Gedichtband)
"Gitarre" (große, flächige, zeichen-hafte Formen)
"Das Absinthglas" (Skulptur)
"Vive la France"
"Bildnis Olga im Sessel" (realistisch)
"Badende Frauen" (Bade- und Strand-motive)
"Landschaft bei juan-les-Pins" (farbenfroh)
"Frau und Kind am Strand",
"Mutterschaft"
Sitzender Harlekin" (neoklassizistisch)
"Mandoline und Gitarre"
"Der Tanz"
"Metamorphosen"
"Minotaurus"
"Frau im Garten" (Skulptur)
"Sitzende Badende" (surrealistisch)
"Kopf einer Frau" (Skulptur)
"Stierkampf: Tod des Stierkämpfers"
"Sterbender Stier"
"Interieur mit zeich-nendem Mädchen"
(auch: "Die Muse")
Radierungen zu der "Histoire naturelle" des Naturforschers Buffon
"Traum und Lüge Francos", "Guernica"
(-->Gegnerschaft zu Franco)
"Vogelfangende Katze"
"Le Désir attrapé par la Queue" (surrealistisches Theaterstück)
"Mann mit Schaf" (Skulptur)
"Krug, Kerze und Kasserolle"
"Lebensfreude"
"Braunblaues Gesicht" (recht-eckige, weiße Tonschale)
"La Paloma" (Die Taube, Lithographie)
"Der Schatten auf der Frau"
"Sitzender weiblicher Akt"
"El Bobo"
"Frau mit aus-gebreiteten Armen"
"Raub der Sabinerinnen"
"Der Maler und sein Modell"
"Der Maler"
"Das Morgen-ständchen"
"Suite 347"
"Der Kartenspieler"
"Der junge Maler"
Freud entwickelt Theorien über Traumdeutung
Einsteins Relativitätstheorie
Wirtschaftswachs-tum durch Rüstungs-aufträge
Sinkende Industrie-produktion
Beginn der "Goldenen zwanziger Jahre"
(bis 1928)
Beginn der Weltwirtschaftskrise
Musik: Offenbach "Hoffmann's Erzählungen"
Literatur: O.Wilde "Bildnis des Dorian Gray"
Musik: Verdi "Falstaff"
Musik: Puccini "La Bohéme"
Literatur: Tschech-ow "Onkel Wanja"
Literatur: Schnitzler "Reigen"
Literatur: T.Mann "Buddenbrooks"
Musik: Dvorák "Rusalka"
Musik: Puccini "Madame Butterfly"
Musik: Strauss "Salome"
Musik: Wolf-Ferrari "Die vier Grobiane"
Musik: Strauss "Elektra"
Musik: Strauss "Der Rosenkavalier"
Musik: Strauss "Ariadne auf Naxos"
Literatur: Hamsun "Segen der Erde"
Musik: Strauss "Frau ohne Schatten"
Musik: Korngold "Die tote Stadt"
Musik: Prokofjew "Die Liebe zu den drei Orangen"
Literatur: Zuckermayer "Der fröhliche Weinberg"
Musik: B. Brecht "Dreigroschenoper"
Literatur: Hemingway "In einem anderen Land"
Film: "Sous les toits de Paris"
Literatur: Faulkner "Die Freistatt"
Musik: Strauss "Arabella"
Musik: Gershwin "Porgy und Bess"
Literatur: F.G.Lorca "Bernarda Alba's Haus" (Tragödie)
Lit.: Jean-Paul Sartre "Die Fliegen" (Schauspiel)
Musik: Britten "Peter Grimes"
Musik: Berlin "Annie Get Your Gun"
Musik: Britten "Albert Herring"
Literatur: Böll "Und sagte kein einziges Wort"
Musik: Lerner/ Loewe "My Fair Lady"
Literatur: Grass "Die Blechtrommel"
Musik: Aufstieg der "Beatles"
Musik: Ebb/Cander "Cabaret"
Musik: Jacobs/Casey "Grease"
3. Werkanalyse/ Interpretation
Picassos "Guernica" von 1937 besitzt eine Höhe von 349,3cm, sowie eine Länge von 776,6cm. Das riesige Tafelwerk, das im Prado (Spanien) in einem eigenen Raum hängt, wird von einer ebenso großen Panzerglasscheibe geschützt. Das Gemälde stellt eine konkrete geschichtliche Situation dar, ist also ein Historiengemälde (traditionelle Bildgattung). Die klar gegliederte Komposition ist horizontal und langgestreckt. Er malte es mit Öl auf Leinwand. Picassos politisches Engagement wird mit diesem Bild deutlich.
Das Werk vereint sieben Figuren oder Figurengruppen. Die Seitenflächen links und rechts nehmen zwei Darstellungen ein, dazwischen bilden die Figuren ein flaches Dreieck. Im Zentrum steht ein verwundetes Pferd mit weit aufgerissenem Maul und nach links gewendetem Hals. Picasso sagte, dass das Pferd für das Volk stünde. Die Qual des Tieres wird durch die dolchartige Zunge angedeutet. Von rechts ragt ein menschlicher Kopf und ein Arm ins Bild. Der Arm hält eine Öllampe über die Szene. Links über der Lampe erscheint ein seltsames Motiv: Das Auge Gottes, umgeben von Zacken und mit einer Glühbirne als Pupille, ist genauso eine strahlende Sonne oder elektrisches Licht. Selbst dieses Licht scheint vor entsetzen zu schreien, was die Zacken verdeutlichen. Rechts neben dem Pferd ist eine Frau mit zerrissener Kleidung, deren Figur an denen im Bild vorhandenen Diagonalen ausgerichtet ist. Sie schließt sich damit gut an die mittlere Figurengruppe im Bild an. Sie starrt voller Entsetzen auf das verletzte Pferd. Links unter dem Pferd befindet sich eine zerstörte Kriegerstatue mit einem zerbrochenen Schwert in der Hand. Neben dem Schwert wächst eine Blume, die eine symbolische Bedeutung hat. Denn obwohl Picasso mit "Guernica" keiner festen Symbolik folgte, ist es schwierig in der einzelnen Blume nicht das Symbol der Hoffnung zu erkennen, das neues Leben nachkommen wird. Die seltsame Zartheit dieser Blume, hebt sich von der sonstigen Grausamkeit der Szene stark ab. Über dem zerstörten Krieger befindet sich eine weitere Gruppe. Vor einem Stier kniet eine Frau mit zerrissenen Kleidern, die schreiend ein totes Kind im Arm hält. Der Schrei der Frau, höchstwahrscheinlich die Mutter des Kindes, wird durch ihre Zunge ausgedrückt, die die Form eines Dolches hat, bzw. an einen solchen erinnert. Der Mutter entspricht eine schreiende Frau am rechten Bildrand. Auch sie hat ihren Kopf zurückgeworfen und ihren Mund zum Schrei geöffnet. Allerdings hält diese Frau ihre Arme hoch gehoben. Unregelmäßige Zacken im Bild, sowie dunkle und helle Flächen lassen sie als brennende, kniende Frau in einem in Flammen stehenden Haus erscheinen. Mit ihren hoch erhobenen Armen scheint sie Hilfe herbeirufen zu wollen, vielleicht Hilfe von Gott. Oder sie möchte damit die sie bedrohenden Bomben abwehren oder sich vor ihnen schützen. Das brennende Haus, in dem sie sich befindet, ist der einzige Ort, der auf einen bewohnten Platz hindeutet, aber es steht auch ganz allgemein als Sinnbild für Behausung und deren gewaltsamer Zerstörung. Ein Stier wie jener im Bild links oben, taucht in vielen Gemälden Picassos auf, denn der Stier ist das Symbol des spanischen Nationalsports. Picasso stellt den Stier hier nicht als Mordbestie dar, sondern vielmehr gehetzt und sich ausruhend. Im Gedächtnis des Betrachters heben sich die Figuren Pferd und Stier stärker heraus als die menschlichen Gestalten. Stier und Pferd veranschaulichen durch ihre Beziehung zum Stierkampf Spanien: Das Pferd ist das leidende, der Stier das triumphierende Volk, beide sind Betroffene von Aggressionen und zerstörerischer Gewalt. Alle Figuren von "Guernica" sind Opfer. Die sinnlose Vernichtung menschlicher Kultur durch den Krieg ist der bewußt allgemein gehaltene Sinn der Botschaft.
Es gibt mehrere Linien, die in die Tiefe führen, sowie einige perspektivische Verkürzungen. Diese, und Überschneidungen in großer Zahl (besonders im mittleren Bildteil), lassen die Szene sehr räumlich wirken. Das Zusammenspiel der Linien gibt jedoch keine Klarheit über die räumliche Situation. Sie spielt sich nicht in einem Raum, aber auch nicht im Freien oder an einem bestimmten Ort ab. Die Szene ist überall und kann sich auch überall abspielen (es ist auch auf andere geschichtliche Zusammenhänge übertragbar, z.B. Hiroshima). Die Komposition ist dreiteilig angelegt, wobei jede Partie eine Szene für sich darstellt. Die mittlere Partie hebt sich durch ihre hellere Gestaltung jedoch von den äußeren Partien ab. Diese Hervorhebung gestaltet sich auch durch das flache Dreieck, welches sich zwischen den Figuren bildet.
Die kurzen Parallelstriche, die das Fell des Pferdes skizzieren, dynamisieren das Zentrum des Bildes, durch eine im Detail unruhige Zone.
Helle und dunkle Partien sind im Bild stark verteilt, deshalb kann man auch keine klare Lichtquelle erkennen. Es gibt konsequente Hell-Dunkel-Kontraste zwischen großen schwarzen, grauenbraunen, grauen und weißen Flächen, wobei hauptsächlich die Mitte des Bildes und die wichtigsten Merkmale der einzelnen Figurengruppen heller dargestellt sind und damit mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Einfarbigkeit drückt das Thema angemessen aus, als trauriges und tragisches Kapitel in der spanischen Geschichte. Die Einfarbigkeit ist jedoch auch ein im Kubismus häufig angewendetes Stilmittel. Nichts ist malerisch inszeniert, alles ist in rein zeichnerischer Darstellung.
Picasso koppelt lineare und flächige Abbildungen sowie unterschiedliche Frontal- und Profilansichten der Gesichter. Die Figuren sind einfach, elementar und raffiniert, in ihrer Gestaltung jedoch differenziert zueinander. In mancher Hinsicht wirkt das Bild sogar wie die Malerei eines Kindes, besonders im Betracht auf die Profilansichten.
Mit dem wandgroßem Gemälde "Guernica" schuf Picasso das wohl bekannteste Kunstwerk des 20. Jahrhunderts. Es bezieht sich auf eine konkrete politische Situation und ist Ausdruck von Picassos politischem Engagement. Deshalb gehören Kunst und Politik, kreative Eigenarten und historische Ereignisse hier untrennbar zusammen.
Picasso stellte sich seit Beginn des spanischen Bürgerkrieges auf die Seite der rechtmäßigen republikanischen Regierung und wurde von dieser im Juli 1936 zum Direktor des bedeutendsten spanischen Kunstmuseums ernannt, des Prado in Madrid. Im Januar 1937 erteilte ihm die Volksfrontregierung den Auftrag zu einem Wandgemälde, das den spanischen Pavillon auf der im Juli in Paris beginnenden Weltausstellung schmücken sollte. Zuerst dachte Picasso daran, seinen Auftrag mit einer Darstellung der Freiheit der Kunst zu erfüllen, gefaßt in eine Atelierszene mit Maler und Modell.
Als ihn die Nachricht der Bombardierung der heiligen baskischen Stadt Guernica erreichte, änderte er jedoch seine Absicht.
Falangistische Luftstreitkräfte zerstörten am 26.April 1937 die Stadt total. Die Zerstörung war ein reiner Terrorakt. Dadurch wurde Guernica bald zum Symbol des modernen Massenvernichtungskrieges und zu dessen Mahnmal. Alle Figuren vom Historiengemälde "Guernica" sind Opfer. Die sinnlose Vernichtung menschlicher Kultur durch den Krieg ist der bewußt allgemein gehaltene Sinn des Bildes. Trotzdem ergreift Picasso nur mit rein symbolischen Mitteln Partei. Ein Hinweis auf eine kriegerische Handlung fehlt ebenso wie eine Betonung der politischen Gegebenheiten.
"Guernica" folgten noch weitere Werke, die Picassos Gegnerschaft zu Franco ausdrücken ("Traum und Lüge Francos").
Für mich drückt dieses Werk in beeindruckender Weise die gesamten Qualen und die vernichtende Kraft des Krieges aus. Im Gegensatz zu anderen Bildern werden hier auch die Leiden von Tieren aufgegriffen und nicht nur die der Menschen, was für mich sehr besonders und einfühlsam ist. Erst die nähere Auseinandersetzung mit dem Bild wurde mir klar mit welcher Geschicklichkeit Picasso sein Werk gestaltete, denn er bringt mehrere Aspekte der kriegerischen Zerstörung in Form von den verschiedenen Figurengruppen und der Dreiteilung des Bildes in das Werk ein. Und auch erst nach einer näheren Auseinandersetzung mit dem Bild kann man deren Bedeutung erst einmal erfassen.
Für den heutigen Betrachter ist dieses Gemälde sowohl ein Mahnmal, als auch die bildliche Darstellung eines geschichtlichen Ereignisses.
4. Gestaltungskonzeption Picassos
Picasso, in jungen Jahren noch unentschlossen, entwickelte schon bald zusammen mit Braque den Kubismus, deshalb sehen sich ihre Bilder manchmal bis zur Ununterscheidbarkeit ähnlich. Picasso behielt diese Stilrichtung sein ganzes Leben lang bei (abgesehen von einigen Experimenten), auch wenn sich der Kubismus im Laufe der Zeit veränderte.
Picasso näherte Gegenstände den stereometrischen Grundformen (Würfel, Pyramide, Kugel, Zylinder) an. Dadurch sind die die Gegenstände verfremdet, aber der gegenständliche Zusammenhang bleibt erhalten. Das änderte sich im analytischen Kubismus, bei dem Picasso die Gegenstände zerlegt. Manchmal werden Vorder- und Seitenansicht oder Ansicht und Aufsicht kombiniert. Im Frühkubismus blieb der Gegenstand als solcher noch leicht erkennbar, dass ist im analytischen Kubismus nicht mehr der Fall. In ihm macht sich die Form weitgehend unabhängig vom Gegenstand. 1912 trat der Kubismus in eine dritte Phase des synthetischen Kubismus, der mit der "Collage" konkrete Materialien verwendete. Picasso sah im Kubismus ein Mittel, das auszudrücken, was wir mit dem Auge und dem Geist wahrnehmen. Picasso wandte sich gegen den Formenkanon der realistischen Darstellung, wie er seit der Renaissance galt, und war deshalb ein Vorläufer der abstrakten und gegenstandslosen Kunst. Er wandte sich auch gegen die Betonung von Licht und Farbe und gegen den Mangel an Form, beides typische Charakteristika des Impressionismus. Seine Farben beschränken sich oft auf hellere und dunklere Grau- und Brauntöne (dadurch wird die Aussagekraft nicht durch grellere Farben gestört).
2397 Worte in "deutsch" als "hilfreich" bewertet