Pablo Picasso
Biographie von Pablo Picasso
1881 - 1973
1880
8. Dezember: Don José Ruiz Blasco (1838-1913) und Dona Maria Picasso y Lopez (1855-1939) heiraten in Málaga. José Ruiz Blasco, ein ehemaliger Schüler der regionalen Kunstakademie von Málaga, erteilt in dieser Stadt seit 1879 Zeichenunterricht und ist seit Juni 1880 Konservator des Städtischen Museums.
1881
Pablo Ruiz Picasso wird am 25 Oktober in Málaga in Andalusien geboren im Haus Plaza de la Merced 36. Pablo ist der Erstgeborene von José Ruiz Blasco aus Kastilien und Maria Picasso y Loopez aus Andalusien. Der Vater lehrt ihn Zeichnen und Malen in der Escuela de San Telmo, einer Provinzschule für Kunst und Handwerk.
1884
Am 20. Dezember wird Pablos erste Schwester Dolorès, genannt Lola (1884-1958), geboren.
1887
Am 30. Oktober wird seine zweite Schwester Concepción oder Conchita (1887-1895) geboren.
1888/89
Unter der Anleitung seines Vaters fängt Picasso an zu malen.
1891
Don José nimmt eine Lehrstelle am Instituto de Guarda in La Coruna, einem Hafen am Atlantik. Im Oktober folgt die Familie auf dem Seeweg und zieht in die Calle de Payo Gómez 14. Pablo wird in die höhere Schule (Gymnasium) eingeschrieben.
1892
Pablo tritt in die Kunstschule von La Coruna ein und besucht die Kurse in Ornamentzeichnung (Verzierung, Verzierungsform), die sein Vater unterrichtet.
1893
Im Oktober wechselt er in die Klasse für Figurenzeichnung. Er schreibt und zeichnet eine Zeitschrift: "Azul y Blanco", deren erste Nummer aud den 8. Oktober datiert ist.
1894
Der Vater hört auf zu malen, da er die außergewhnliche Begabung Picassos erkennt und übergibt Pinsel und Farben seinem Sohn und selbst nie wieder malen. Picasso beginnt mit der Verwendung von Zeichenalben mit genauer Datierung. 16.September: erste Nummer der handschriftlichen Zeitschrift "La Coruna" mit Porträt- und Karikaturillustrationen, signiert "P.Ruiz".
1895
Im März wird Don José zum Lehrer an der Kunstakademie La Lonja von Barcelona ernannt und begibt sich sofort an Ort und Stelle und lässt seine Familie bis zum Ende des Schuljahres in La Coruna.
Picasso lernt im Juli auf dem Weg nach Málaga, wo er seine Ferien verbringt, Madrid und den Prado kennen. Er reist dann per Schiff nach Barcelona und malt unterwegs kleine Seestücke.
Im September zieht die Familie in den Carrer Cristina 3 ( an der Ecke des Carrer de Llauder) in die Nähe von La Lonja.
Am 15. und 30. September finden die Aufnahmeprüfungen der Kunstakademie statt, an denen auch Picasso teilnimmt. Er überspringt die ersten Klassen und besteht die Prüfung für die Oberstufe, Abteilung klassische Kunst und Stillleben, mit Glanz. Gleich in den ersten Kursen von La Lonja befreundet er sich mit dem sechs Jahre älteren Manuel Pallarès. Er fertigt mehrere Porträts seines neuen Freundes an.
1896
Die erste Kommunion wird in der Kunst- und Gewerbeausstellung von Barcelona vom 23.April bis zum 26.Juli gezeigt.
Im Juni kommt er nach Málaga und malt dort Landschaften und das Bildnis von Tante Pepa.
Während des Sommers zieht die Familie in den Carrer de la Mercè 3. Im Carrer de la Plata 4 hat Picasso zusammen mit Pallarès sein erstes Atelier. Die Kurse von La Lonja besucht er weniger regelmäßiger.
1897
Am Anfang des Jahres malt er Wissenschaft und Barmherzigkeit, ein Bild, das er im Mai zur Allgemeinen Kunstausstellung in Madrid schickt; es erhält dort am 8.Juni eine Auszeichnung. Bei der Ausstellung von Málaga erhält es die Goldmedaille.
12. Juni: Eröffnung von Els Quatre Gats, einem Kabarett im Stil des Pariser Chat Noir.
Sommer: Ferien in Málaga.
September-Oktober: Abreise nach Madrid. Er wohnt in der Calle de San Pedro Mártir 5. Besteht die Aufnahmeprüfung der San Fernando-Akademie. Immatrikuliert sich in den Klassen für Landschaftsmalerei, Zeichnung nach antiken Modellen und Drapierung. Besuch bei Prado.
Während des Winters gibt er die Akademie auf.
1898
Frühjahr: ein Scharlachfieber schwächt Pablo. Im Mai kehrt er nach Barcelona zurück. Im Juni fährt er nach Horta d'Ebre zusammen mit Pallarès, der aus diesem Dorf stammt. Er hält sich kurz bei den Pallarès auf; Ausflug nach dem Santa Barbara-Gebirge. Er macht auch Landschaftsstudien.
Etwa Mitte August Rückkehr nach Horta.
1899
Mitte Februar: Rückkehr nach Barcelona. Er zieht in ein Atelier im Carre d'Escudellers Blancs 2. Er besucht El Circulo Artistico, wo er akademische Zeichnungen ausführt.
Die erste Nummer der Zeitschrift "Quatre Gats", die von Pere Romeu geleitet wird, erscheint im Februar. Picasso wird in die Gruppe um Els Quatre Gats aufgenommen, wo er die Maler Junyer-Vidal, Sunyer und Casagemas, den Sammler Carlos Junyer-Vidal, den Bildhauer Manolo Hugué, genannt Manolo, die Brüder Fernandez de Soto, den Schriftsteller Ramón Reventos und den Dichter Sabartés kennenlernt, der später sein Sekretär und sein engster Freund wird; er lernt auch ältere Persönlichkeiten wie den Kritiker Eugenio d'Ors, den Maler und Schriftsteller Santiago Rusinol, den Kunsthistoriker Miquel Utrillo und den Maler Ramón Casas kennen. Erste Jugendstilzeichnungen. Er entdeckt durch Casas die Kunst von Steinlen und von Toulouse-Lautrec.
3.Juni: erste Nummer der von Utrillo und Casas gegründeten Zeitschrift "Rèl y Ploma".
Er gestaltet seine erste Radierung, El picador, die wegen des eitenverkehrten Resultats unter dem Namen "Der Linkshänder" (El zurdo) bekannt ist.
Am Ende des Jahres kündigt "Pèl y Ploma" in der Nummer 30 die Ausschreibung eines Plakatwettbewerbs für den Karneval von 1900 an. Picasso nimmt daran teil. Der Entwurf stellt ein Pierrot dar.
1900
Anfang des Jahres: Picasso zieht mit Casagemas in ein Atelier, Riera de Sant Joan 17.
1.Februar: Eröffnung einer Ausstellung mit etwa 150 Zeichnungen von Picasso in Els Quatre Gats. Es handelt sich zumeist um Porträtzeichnungen seiner Freunde. Rezensionen in "La Vanguardia" vom 3.Februar und in>Diario de Barcelona< vom 7.Februar.
Er malt Stierkampfszenen.
Das Bild Die letzten Augenblicke (übermalt durch das 1903 entstandene Werk Das Leben) wird für die Pariser Weltausstellung ausgewählt, die am 14. April eröffnet wird.
Die Zeitschrift "Joventut" veröffentlicht in der Nummer 22 vom 12. Juli und in der Nummer 27 vom 16. August zur Illustration von zwei Gedichten von Joan Oliva Bridgman zwei Zeichnungen Picassos.
Im September veröffentlicht "Catalunya artistica" zwei weitere Zeichnungen.
Oktober: Abreise nach Paris zusammen mit Casagemas. Sie ziehen nach Montmartre, Rue Gabrielle 49 in ein Atelier, das Nonell aufgegeben hat.
Er besucht die Malereiabteilung der Weltausstellung; er verkehrt mit der spanischen Kolonie, insbesondere mit Paco Durio und Manolo. Der katalonische Kunsthändler Pedro Manach bietet ihm 150 Francs pro Monat gegen einige Werke und macht ihn mit Berthe Weill bekannt, die ihm sofort drei Stierkampfpastelle abkauft. Der Sammler Olivier Sainsère beginnt, Zeichnungen von ihm zu kaufen. Er malt Le Moulin de la Galette. Casagemas, der in das Modell Laure Gargallo (genannt Germaine) verliebt ist, kehrt nur widerwillig zusammen mit Picasso nach Spanien zurück.
20.Dezember: Abfahrt nach Barcelona.
Ende des Jahres in Málaga. Casagemas kehrt nach Paris zurück, und Picasso beschließt, nach Madrid zu ziehen.
1901
Mitte Januar: Abreise nach Madrid. Kurze Reise nach Toledo.
17.Februar: Selbstmord von Casagemas in Paris.
28.Februar: Nachruf auf Casagemas in "Catalunya artistica" mit einer Porträtzeichnung von Picasso.
Er lernt den Schriftstelller Francisco de Asis Soler kennen, mit dem zusammen er die Zeitschrift "Arte Joven" gründet. Die erste der vier veröffentlichten Nummern erscheint am 31.März. Er kündigt hier die Geburt einer neuen Zeitschrift mit dem Titel "Madrid, Notas d'Arte" an (die nie erscheint). Gegen Ende seines Madrider Aufenthalts signiert er bald "P.Ruiz Picasso", bald "Picasso".
Ende April: Abreise nach Barcelona.Er entwickelt einen Pointillismus mit breiten Pinselstrichen. Gemälde und Pastelle von Damen von Welt. Die Frau in Blau wird zur Madrider nationalen Kunstausstellung geschickt, die am 29.April eröffnet wird.
Mai: Abreise mit Jaime Andreu nach Paris, wo er am Boulevard de Clichy 130ter wohnt; in diesem Haus hatte Casagemas sein Atelier gehabt.
Juni: Miquel Utrillo stellt Pastelle von Picasso in der Sala Parès in Barcelona aus. Der Katalog wird mit einem Text von Utrillo in "Pèl y Ploma" veröffentlicht.
17.Juni: Artikel von Gustave Coquiat in "Le journal", in dem die Ausstellung der Werke von Picasso und Iturrino in der Galerie Vollard angekündigt wird.
24.Juni: Eröffnung der von Manach organisierten Ausstellung. Picasso zeigt hier 64 Gemälde, darunter das Selbstbildnis Yo Picasso, das Bildnis von Manach, Kabarettszenen, Trinkerinnen, Landschaften und Stilleben sowie Zeichnungen. Bei dieser Gelegenheit lernt Picasso den fünf Jahre älteren Max Jacob kennen.
Juli: lobender Artikel von Félicien Fagus in "La Revue Blanche".
August: Thema des Todes von Casagemas, darunter Das Begräbnis von Casagemas und Evokation.
September-November: Einfluß des am 9.September getorbenen Toulouse-Lautrec.
Im Herbst Übergang zur blauen Monochromie. Serie von Bildern mit Mutter und Kind, Der Dichter Sabartés oder Der Bierkrug und Selbstbildnis.
1902
Januar: Bruch des Vertragsverhältnisses mit Manach. Rückkehr nach Barcelona.
Picasso mietet ein Atelier in der Calle Nueva 6. Er entwickelt die blaue Monochromie in Szenen mit Mutter und Kind oder Figuren schmerzensreicher Frauen. Ihm gelingen bedeutende Werke mit Die Unterredung oder Die beiden Schwestern.
Er lernt Julio Gonzáles kennen.
1.-15-April: Ausstellung von Bildern und Pastellen von Louis Bernard-Lemaire und Picasso in der Galerie Berthe Weill.
Oktober: Abreise nach Paris, wohl mit Sebastian Junyer. Er wohnt im Hôtel des Ecoles in der Rue Champollion, dann in der Rue de Seine im Hôtel du Maroc in der Mansarde des Bildhauers Agero. Er teilt dann mit Max Jacob dessen Zimmer, Boulevard Voltaire 87. Da er zu arm ist, um Leinwände zu kaufen, zeichnet er viel.
15.November: Ausstellung mit Pichot, Girieud und Launay bei Berthe Weill. Die blauen Bilder gelangen hier an die Öffentlichkeit. Begeisterter Artikel von Charles Morice im>Mercure de France< vom Dezember. Picasso lernt ihn kennen. Der Kritiker, ein Freund von Gauguin, gibt ihm ein Exemplar von "Noa-Noa".
1903
Januar: Rückkehr nach Barcelona. Wieder im Atelier der Riera de Sant Joan. Sehr ergiebige Periode.
Beginn der Umarmungsdarstellungen.
Mai: die Studien über die Umarmungen finden ihre Krönung in der großen allegorischen Komposition Das Leben. Die männliche Figur, die auf den Skizzen häufig die Züge Picassos hatte, ähnelt in der endgültigen Komposition Casagemas.
Sommer-Herbst: Serie von Porträts der Familie Soler. Mit ihrer manieristischen Länglichkeit erinnern Die Mahlzeit des Blinden, Der alte Gitarrenspieler und Der alte Jude an die Verformungen von El Greco. Die intensiven Blautöne drücken das körperliche Elend des Alters, der Armut und der Gebrechlichkeit aus.
Ende des Jahres: Picasso zieht in ein Atelier im Carrer Comerc 28, das ihm der spanische Bildhauer Pablo Gargallo überlässt.
1904
Er malt La Célestine und ein Protrait de Sabartés.
April: Abreise nach Paris, wo er ins Bateau-Lavoir, Place Ravignan in ein Atelier zieht, das ihm Paco Durio überlässt. Er schließt sich wieder der spanischen Kolonie, insbesondere Ricardo Canals und seiner Frau, Manolo und Totote, Ramón Pichot und Germaine an.
Max Jacob stellt ihn André Salmon vor. Er verkehrt im Lapin Agile und im Zirkus Médrano.
Fortsetzung der blauen Malerei. Serie von erotischen Zeichnungen.
Sommer: Liebesverhältnis mit Madeleine, die wahrscheinlich das Modell der Frau mit dem Haarhelm ist. Er lernt Fernande kennen, die er Ende des Jahres in einem Aquarell mit dem Titel Kontemplation:Meditation darstellt.
Herbst: er lernt Guillaume Apollinaire kennen.
Auf Anregung von Ricardo Canals versucht es Picasso wieder mit der Radierung. So entsteht Die frugale Mahlzeit.
24.Oktober: Eröffnung einer Gruppenausstellung, Galerie Berthe Weill. Picasso zeigt hier ein Dutzend Werke aus den drei letzten Jahren.
Er gibt allmählich die blaue Monochromie auf.
Der Schauspieler bildet den Ãœbergang zur rosa Periode.
1905
25.Februar-6.März: zusammen mit Albert Trachsel und Auguste Géradin stellt er in der Galerie Serruier Zirkusthemen aus. Charles Morice schrieb das Geleitwort zum Katalog. Illustrierte Rezension von Apollinaire in "La Plume" vom 15. Mai.
Er verkehrt in der Closerie des Lilas, einem Restaurant des Montparnasse-Viertels, wohin ihn André Salmon und Apollinaire mitnehmen und wo Maler und Schriftsteller um Paul Fort und Jean Moréas zusammenkommen.
Van Gogh- und Seurat-Retrospektive im Salon des Indépendants. Er gestaltet den Narr und er den Vollard in Bronze gießen lässt.
Er arbeitet an der Gauklerfamilie.
Sommer: Aufenthalt in Schoorl in Holland, wohin ihn ein junger Schriftsteller, Tom Schilperoort, eingeladen hat. Hier malt er Die drei Holländerinnen.
Oktober: Salon d'Automne mit dem "Cage aux Fauves" und der Ingres-Retrospektive, bei der das Türkische Bad zu sehen ist.
Herbst: er lernt Gertrude und Leo Stein durch die Vermittlung des Kunsthändlers Clovis Sagot kennen und verkehrt in ihrem Salon.
Winter: Der Tod des Harlekin, das erste Werk, das ihm einige Monate später Wilhelm Uhde abkauft.
Beginn des Portrait de Gertrude Stein.
Winter 1905-1906: Ausstellung von kürzlich ausgegrabenen iberischen Skulpturen aus Osuna und Cerro de los Santos im Louvre.
1906
Picasso fertigt eine Serie von Zeichnungen, Aquarellen und Gemälden über das Thema der Tränke an.
Anfang März: Manet-Ausstellung bei Durand-Ruel.
Vollard kauft die meisten rosa Bilder für zweitausend Goldfranken und verschafft Picasso damit einen materiellen Wohlstand, der ihm das Reisen ermöglicht.
Gertrude Stein stellt ihn Matisse vor, der im Salon des Indépendants Die Lebensfreude ausstellt. Wenig später lernt er Derain kennen.
Fortsetzung des Porträts von Gertrude Stein; Schwierigkeiten bei der Wiedergabe des Gesichtes.
Beginn mit dem Thema des Kämmens.
Anfang Mai: Reise nach Barcelona mit Fernande. Kurzer Aufenthalt in der Familie; Zusammentreffen mit Freunden.
Mitte Mai: Reise nach Gósol, einem abgeschiedenen Dorf im Norden Kataloniens, zusammen mit Fernande.
Unter dem Eindruck der Atmosphäre und der Landschaft entwickelt Picasso eine Monochromie mit Ockerdominante über das Thema der Beiden Brüder. Die Toilette und Der Harem, eine Parodie des Türkischen Bades, nehmen das Thema des Kämmens wieder auf. Bauerstudien. Auch Fernandes Gesicht wird auf seinen Werken sichtbar.
Unberstürzte Abreise aus Gósol aud Furcht vor einer Typhusepidemie.
Herbst: Abschluß des Porträts von Gertrude Stein. Das Gesicht zeigt die archaisierende Stilisierung, die sich Picasso nach dem Aufenthalt in Gósol und unter dem Eindruck der iberischen Skulpturen zu eigen machte.
Serie von Selbstbildnissen, bei denen sich diese Tendenz verstärkt.
22.Oktober: Tod Cézannes, von dem zehn Werke im Salon d'Automne ausgestellt werden.
Zwei Aktfiguren, die Krönung einer Serie, verbindet alle diese Elemente.
Winter 1906-1907: Beginn der Studien zu Les Demoiselles d'Avignon.
1907
Anfang März: Picasso kauft Géry-Piéret, dem Sekretär Apollinaires, zwei iberische Kopfskulpturen ab, ohne zu wissen, dass sie im Louvre gestohlen worden sind.
Das Thema der Demoiselles d'Avignon verwandelt sich zu einer Bordellszene; fünf nackte Frauen mit einem in der Mitte sitzenden Matrosen und einem Studente, der auf den ersten Studien einen Totenkopf, später ein Buch in der Hand hält.
20.März: Salom des Indépendants. Matisse stellt hir Blaue Aktfigur, Erinnerung an Biskra (Nu bleu) aus, Derain Badende Frauen.
Ende April- Anfang Mai: Beginn der Arbeit an den Demoiselles d'Avignon auf großer Leinwand. Auf dem endgültigen Aquarellmodell ist der Matrose verschwunden, und der Student ist durch eine nackte Frau ersetzt, die einen Vorhang aufzieht.
Mitte Mai: erster Zustand der Demoiselles.
Juni: in diesem Monat soll Picasso das Musée du Trocadéro und die afrikanische Akulpture entdeckt haben.
17.-29.Juni: Ausstellung von 79 Aquarellen Cézannes, Galerie Bernheim-Jeune.
Ende Juni- Anfang Juli: endgültiger Zustand der Demoiselles d'Avignon.
Sommer: erster Besuch Kahnweilers im Bateau-Lavoir. Er hat eben seine Galerie in der Rue Vignon 28 eröffnet. Er sieht das vollendete Bild mit Verblüffung. Die wenigen Freunde Picassos, die es auch zu sehen bekommen, geben ihm seinen Titel, der auf einem Witz über Bordelle der Calle Avignon in Barcelona beruht. Erstmals gezeigt wird das Werk erst 1916 bei einer Ausstellung im Salon d'antin über "L'art moderne en France".
September: Vollendung der Aktfigur mit Drapierung, das im Sommer begonnen worden war; das Bild wird zusammen mit den Vorstudien sofort von den Stein gekauft.
Oktober: Cézanne-Präsentation im Salon d'Automne: 56 Werke. Apollinaire bringt Braque ins Bateau-Lavoir mit: Aufgrund der Aktfigur mit Drapierung malt er das Bild Große Aktfigur, das auch auf der vorherigen Entdeckung Cézannes und des Nu bleu von Matisse beruht.
Winter 1907- 1908: Die Freundschaft.
1908
Frühjahr: er malt die rhythmische Fassung der Drei Frauen.
Juni: Selbstmord des deutschen Malers Wiegels im Bateau-Lavoir. Komposition mit Totenkopf.
Stilleben. Beginn der Arbeit an Die drei Frauen.
August: er hält sich zusammen mit Fernande in Rue-des-Bois, etwa sechzig Kilometer nördlich von Paris, auf. Von dort bringt er Figuren und eine Reihe von Landschaften mit, die in der Art Cézannes die Perspektive umstürzen.
Ende September: Zusammentreffen mit Braque, desen sechs aus L'Estaque mitgebrachten Landschaftsbilder vom Salon d'Automne abgelehnt worden sind.
Oktober: endgültige Fassung der Drei Frauen.
9.November: Ausstellung Braques in der Galerie Kahnweiler. Apollinaire leitet den Katalog ein. Im "Gil Blas" vom 14.November spricht Louis Vauxcelles von "Kuben". Gegen Ende des Jahres wird der Ausdruck bereits von den meisten Künstlern verwendet.
Die Verbindung zu Braque wird enger.
November: Bankett zu Ehren des "Zöllners" Rousseau, von Picasso und Fernande im Bateau-Lavoir veranstaltet. Zu den teilnehmenden Freunden gehören: Apollinaire, Marie Laurencin, Salmon, Braque und Gertrude Stein.
1909
Anfang des Jahres: das Bild Karneval im Bistro wird zum Stilleben: Brote und Obstschalen auf einem Tisch.
Frühjahr: Frau mit Fächer, Portrait de Clovis Sagot. Entwicklung in der Wiedergabe der Volumen und der Flächen: erste Verwendung der Facetten.
Mai: er reist mit Fernande nach Barcelona. Wiederbegegnung mit Familie und Freunden. Portrait de Pallarès. Nach elf Jahren neuer Aufenthalt in Horta. Die Serie von Landschaftsbilder, der Bildnisse von Fernande und der Stilleben, die er hier malt, leiten den analytischen Kubismus ein; die Werke kommen der Cézanneschen Sehweise nahe und brechen mit der traditionellen Perspektive.
September: Rückkehr nach Paris.
Umzug: Boulevard de Clichy 11, wo Picasso und Fernande sonntags empfangen.
Stilleben: das willkürliche Licht verstärkt die Facetten; die dadurch zerschnittenen Volumen erhalten mehr und mehr Relief.
Er wendet sich seinen Entdeckungen auf die Skulptur an: Gipsmodelierung eines Apfels in Facetten, dann einer Kopfskulptur von Fernande, die in Bronze gegossen wird.
Ende des Jahres: Beginn des Portrait de Vollard.
1910
Portrait de Vollard und Portrait de Wilhelm Uhde, ein Bildnis des jungen Sammlers und Kritikers. Die Fragmentierung der Bildebenen beeinträchtigt die Ähnlichkeit mit den Modellen nicht.
Mai: Ausstellung in der Galerie Notre-Dame des Champs, insbesondere Bilder von 1908-1909.
Ende Juni: er reist mit Fernande nach Barcelona, dann nach Cadaquès, wo er ein Haus mietet.
Juli: Derain und seine Frau schließen sich ihnen an.
Arbeit an den Radierungen für "Saint-Matorel" von Max Jacob; vier davon werden für die Veröffentlichung ausgewählt, die Kahnweiler im folgenden Jahr vornimmt.
September: Rückkehr nach Paris. Er malt das Portrait de Kahnweiler.
8.November- 15.Januar 1911: Teilnahme an der von Roger Fry in den Grafton Galleries in London veranstalteten Ausstellung "Manet and the post-impressionist".
1911
Januar- Februar: er sendet zwei Werke zu einer Gruppenausstellung in der Galerie Paul Cassirer, Berlin.
28.März- 25.April: Ausstellung von 83 Aquarellen und Zeichnungen auf der New Yorker Photo Secession Gallery. Stieglitz kauft hier eine Zeichnung.
1.Mai: Eröffnung der Berliner Secession. Picasso zeigt hier vier Werke, darunter Das Kämmen von 1906.
Anfang Juli: auf Manolos Einladung fährt Picasso allein nach Céret und zieht in das Haus Delcros.
Anfang August: Braque und Fernande schließen sich ihm an; hinzu kommt Max Jacob. Die Zusammenarbeit mit Braque wird sehr eng. Er malt L'Indépendant: Zu dem Thema des Cafétisches voller Gegenstände kommen durch die Darstellung der Zeitung Buchstaben in die Komposition.
Anfang September: überstürzte Rückkehr nach Paris wegen der Affäre der iberischen Kopfskulpturen.
6.September: Picasso und Apollinaire übergeben "Paris-Journal" die beiden 1907 gekauften iberischen Kopfskulpturen.
7.-12.September: Verhaftung Apollinaires.
21.September: Reportage von André Salmon über Picasso in>Paris-Journal<.
1.Oktober: Saal der Kubisten im Salon d'Automne. Wie beim letzten Salon des Indépendants fehlen auch hier Picasso und Braque.
Herbst: Beginn der Liebesbeziehung zu Eva Gouel, der Gefährtin von Louis Marcoussis, die er bei den Stein kennengelernt und nach dem Refrain eines Liedes auf seinen Bildern "Ma Jolie" nennt.
Er malt Mann mit Mandoline, eine der neun Monumentalkompositionen der Serie.
1912
Im Januar Teilnahme an der Ausstellung des "Valet de Carreau" in Moskau, im Februar an der zweiten Ausstellung des "Blauen Reiter" in München, dann im Frühjahr an der Berliner Secession.
18.Mai- 21.Juni: er hält sich mit Eva in Céret auf.
25.Mai- 30.Sepember: Teilnahme an der Ausstellung des Kölner "Sonderbundes".
21.Juni: er reist mit Eva von Céret nach Avignon.
25.Juni: er zieht in die Villa Les Clochettes in Sorgues (nördlich von Avignon).
Juli: Braque und seine Frau schließen sich ihnen an.
Anfang September: Picasso kommt nach Paris, um aus seinem Atelier im Bateau-Lavoir in ein neues, von Kahnweiler gefundenes Atelier am Boulevard Raspail 242 umzuziehen.
In seiner Abwesenheit gestaltet Braque das erste Papier collé.
Rückkehr am 18. September.
Während der letzten Tage seines Aufenthalts in Sorgues malt er eine Serie von Figurebildern, deren Krönnung L'aficionado ist.
Oktober: Rückkehr nach Sorgues und Einrichtung am Boulevard Raspail. Die Ausstellung von "La Section d'Or" in der Galerie de la Boétie versammelt die Kubisten der Indépendants und des Salon d'Auomne seit 1911. Dabei fehlen Picasso und Braque.
18.Dezember: Vertragsbrief für drei Jahre zwischen Picasso und Kahnweiler; er verliert seine Gültigkeit im August 1914, als Kahnweiler, der deutscher Staatsbürger ist, außerhalb Frankreichs leben muss.
Im Laufe des Jahres entsteht die erste Konstruktion: Kartongitarre, dann Blechgitarre. Erste Collage: Stilleben mit Rohrstuhl mit einem Stück Wachstuch, das das Rohrgeflecht eines Stuhles imitiert, und erstes Papier collés.
1913
Kubistische Porträt Guillaume Apollinaires für das Frontispiz der ersten Ausgabe von "Alcools", deren Druck am 20.April abgeschlossen wird.
17.Februar- 15.März: "International Exhibition of Modern Art", New York, Armory Show. Hier werden acht Werke von Picasso gezeigt.
Mitte März: er fährt mit Eva nach Céret; Max Jacob folgt nach.
17.März: Veröffentlichung von "Les Peintres Cubistes:Méditations Esthétiques" von Apollinaire bei Eugène Figuière.
2.Gruppe der abstrakteren, farbigeren Papiers collés. Äußerste Vereinfachung bei Gitarre oder Kopf.
Mit der flächigen Farbbehandlung, die der Technik der Collagen entlehnt ist, kündigt Der Mann mit Gitarre die neuen, abstrakten, geometrischen Kompositionen der Jahre 1915-1916 an.
20.Juni: Eva und Picasso kommen krank nach Paris zurück.
22.Juli: sie fahren wieder nach Céret.
19.August: Rückkehr nach Paris, Umzug in die Rue Schoelcher 5bis.
Herbst: er malt Frau mit Hemd auf einem Sessel, wofür er zahlreiche Skizzen ausführt und humorvoll dieses Thema wieder aufnimmt, das für die vorhergehenden Jahre so charakteristisch ist.
Er gestaltet eine Serie von Konstruktionen. Apollinaire bildet sie in der ersten Nummer der neuen Serie der "Soirées de Paris" ab, die am 15.November erscheint.
1914
Winter: dritte Serie von Papiers collés.
14.Januar: Kahnweiler veröffentlicht "Le siège de Jérusalem" von Max Jacob mit drei Radierungen von Picasso.
Frühjahr: neue Konstruktionen. Er gestaltet das Absinthglas. Kahnweiler bestellt bei ihm sechs Bronzefassungen mit verschiedener Bemalung.
Juni: er fährt mit Eva nach Avignon. Nach einem Aufenthalt im Hotel zieht er in die Rue Saint-Bernard 14. Die Braque sind während des Sommers in Sorgues, die Derain in Montfavet. Auf den Stilleben und Porträts kommen mit Humor und Lyrik behaftete Farben und Kurvenformen zum Ausbruch: Mädchenbildnis.
August: Apollinaire, Braque und Derain werden mobilgemacht. Kahnweiler setzt sich nach Italien ab; seine Galerie in der Rue Vignon wird beschlagnahmt.
Ende November: Rückkehr nach Paris. Die Farben seiner Gemälde werden dunkler und spiegeln die traurigen Empfindungen dieser Zeit wider.
1915
Januar: Max Jacob sitzt Modell für sein naturalistisches Bleistiftporträt.
18.Februar: Taufe Max Jacobs, Picasso ist sein Pate.
Sommer: Erkrankung Evas.
Porträtzeichnung von Vollard.
Herbst: Harlekin, schmucklose Komposition mit großen geometrischen Farbflächen auf schwarzem Hintergrund.
In Abwesenheit von Kahnweiler verkauft Léonce Rosenberg einige Bilder.
Besuch Cocteaus, den Egar Varèse mitbringt.
November: Eva wird ins Krankenhaus aufgenommen.
14.Dezember: Tod Evas.
1916
Liebesbeziehung zu Gaby, Madame L...
17.März: Apollinaire wird verwundet.
Mai Cocteaus stellt Diaghilew in der Rue Schoelcher Picasso vor. Projekt eines Balletts mit Eric Satie; so entsteht "Parade".
Juli: erste Ausstellung der Demoiselles d'Avignon im Salon d'Antin, den André Salmon veranstaltet. In Wirklichkeit findet die Ausstellung bei Paul Poiret statt.
24.August: Picasso sagt seine Beteiligung an dem Projekt "Parade" zu.
Während des Sommers Umzug nach Montrouge, Rue Victor Hugo 22.
19.November-5.Dezember: Ausstellung mit Matisse, Modigliani und Ortiz de Zarate in der Salle Huyghens, von Cocteau veranstaltet.
31.Dezember: Bankett zu Ehren Apollinaires und der Veröffentlichung des>Poète assasiné<. Picasso ist das Modell für die Gestalt des Künstlers, des "Vogels des Benin".
1917
Januar: kurze Riese zur Familie in Barcelona.
Arbeit an dem Bühnenbild für "Parade".
17.Februar: er reist zusammen mit Cocteau nach Rom, um mit Diaghilew und dem Russischen Ballet zu arbeiten. Der Aufenthalt dauert acht Wochen. In seinem Atelier in der Via Margutta gestaltet Picasso Bühnenbild und Kostüme für "Parade"; er zeichnet Karikaturen und Porträts seiner engsten Freunde. Er lernt Strawinsky und Olga Kochlowa, eine der Tänzerinnen der Truppe kennen.
Ende März: er besucht Neapel und Pompeji.
Ende April: Rückkehr nach Paris.
18.Mai: Erstaufführung von "Parade" im Châtelet-Theater; das Ballet wird vom Publikum schlecht aufgenommen; man reagiert heftig und spricht von Provokation.
Anfang Juni: er reist mit dem Russischen Ballet nach Madrid und Barcelona. Die Truppe fährt dann nach Südamerika. Olga bleibt mit Picasso zurück.
12.Juli: Bankett für Picasso, gegeben von den mit ihm befreundeten Maler Miquel Utrillo, Angel de Soto, Ricardo Canals und Iturrino. Er malt im realistischen Stil das Bildnis Olgas mit Mantille und La Salchichona, wobei er die pointillistische Technik verwendet.
Ende November: Rückkehr nach Paris. Er zieht mit Olga nach Montrouge.
Die Rückkehr von der Taufe nach Le Nain ist eine gänzlich pointillistische Paraphrase.
1918
23.Januar-15.Februar: Ausstellung von Matisse und Picasso in der Galerie Paul Guillaume. Geleitwort von Apollinaire.
Frühjahr: er zieht mit Olga ins Hotel Lutetia.
Veränderung seines Lebensstils: er verkehrt in den Kreisen um das Russische Ballet.
2.Mai: zusammen mit Vollard ist er Trauzeuge bei Apollinaires Hochzeit mit Jaqueline Kolb.
18.Mai: bei einem Diner zu Ehren des Russischen Ballets trifft Picasso mit Proust und Joyce zusammen.
12.Juli: er heiratet Olga in der russischen Kirche in der Rue Daru. Trauzeugen sind Cocteau, Max Jacob und Apollinaire. Sofortige Abreise nach Biarritz zu Eugenia Errazuriz, Villa La Mimoseraie. Er verkehrt dort mit Paul Rosenberg und Geogres Wildenstein und zeichnet Porträts ihrer Frauen. Malt Badende Frauen.
Ende September: Rückkehr nach Paris. Paul Rosenberg wird sein Kunsthändler.
9.November: Tod Guillaume Apollinaires.
Ende November: Umzug in die Rue La Boétie 23bis. Das Atelier liegt im Stockwerk über dem Appartement, das von Olga wohnlich eingerichtet wird.
1919
Er malt Kleines Mädchen mit Reif und Stilleben un synthetisch-kubistischem Stil.
Frühjahr: Besuch von Joan Miró, den Picasso bei seiner Ankunft in Paris aufnimmt und ermutigt.
Anfang Mai: Diaghilew ruft ihn nach London, um an einen neuen Ballet mitzuarbeiten: "Le Tricorne" nach einer Musik von Manuel de Falla und mit einer Choreographie von Massine. Er bleibt drei Monate in London. Mit Hilfe von Wladimir Polunin malt er selbst den Bühnenvorhang. Er zeichnet Porträts von Massine, Diaghilew und den Ballettänzern.
22.Juli: Premiere des "Le Tricorne" im Londoner Alhambra-Theater.
Ab August: er hält sich mit Olga im Hôtel Continental und dann im Hôtel des Bains von Saint-Raphael auf. Durch den Fensterblick auf Licht und Meer angeregt, entstehen zahlreiche Aquarelle mit kubistischen Stilleben.
20.Oktober: diese Werke werden in der Galerie Paul Rosenberg, Rue La Boétie, ausgestellt.
November: Frontispiz für Aragons "Feu de joie"; Drucklegung am 10.Dezmeber 1919.
3.Dezember: Tod Renoirs.
Picasso malt Die Verliebten, eine Hommage an Manet, Beginn der Arbeit an "Pulcinella", einem Ballett über das Thema der Commedia dell'Arte.
1920
22 Februar: Rückkehr Kahnweilers nach Frankreich.
15.Mai: Premiere von "Pulcinella" in der Pariser Oper; Choreographie von Massine, Musik von Strawinsky nach Pergolesi, Szenario von Massine und Diaghilew nach alten neapolitanischen Texten. Die endgültige Fassung des Bühnenbildes ist kubistischen Geistes; die Kostüme nähern sich mehr der italienischen Tradition.
Mitte Juni: er reist mit Olga nach Saint-Raphael, ins Hôtel Continental, im Juli dann nach Juan-les-Pins in die Villa Les Sables. Er setzt die Arbeit an den farbigen Gouachen über Themen der Commedia dell'Arte fort, die er im Mai in Paris begonnen hatte.
Drei badende Frauen.
September: Eröffnung der neuen Galerie Kahnweiler unter dem Namen seines Teilhabers: Galerie Simon, Rue d'Astorg 29bis.
Ende September: Rückkehr nach Paris.
1921
4.Februar: Geburt Paulos.
April: erste Monographie über Picasso von Maurice Rayna, veröffentlicht in Müchen, Delphin Verlag ( erscheint 1922 in Frankreich bei den Editions Crès).
Picasso arbeitet das ursprünglich für "Pulcinella" vorgesehene Bühnenbild in aller Eile für ein neues Ballett um : "Cuadro Flamenco".
22.Mai: Premiere von "Cuadro Flamenco" im Théâtre de la Gaieté-Lyrique mit traditioneller Musik in einer Bearbeitung von Manuel de Falla.
30.Mai: Hôtel Drouot, Verkauf der Sammlung Uhde, die während des Krieges von der fränzosischen Regierung beschlagnahmt worden war. Darunter dreizehn Werke von Picasso, einschließlich des kubistichen Porträts des Kunsthändlers.
13.-14.Juni: Hôtel Drouot: erste von vier Versteigerungen von Werken der Galerie Kahnweiler, die 1914 beschlagnahmt wurden. Darunter sechsunddreißig Werke von Picasso einschließlich des kubistischen Porträts von Kahnweiler. Es geling dem Kunsthändler, einige Werke zurückzukaufen.
Juni: Max Jacob zieht sich allein nach Saint-Benoît-sur.Loire zurück.
Juli: Picasso zieht mit Olga und Paulo nach Fontainebleau in ein gemietetes Haus.
Intensive Arbeit: er malt die beiden Fassungen der Drei Musiker und der Drei Frauen am Brunnen, die den Ãœbergang zur Monumentalkomposition sowohl im kubistischen wie im traditionellen Stil bezeichnen. Im gleichen klassischen Geist entsteht in den folgenden Monaten eine Serie von Figuren in Pastell.
September: Rückkehr nach Paris.
17.-18.November: zweite Versteigerung der Sammlung Kahnweilers. Sechsundvierzig Werke von Picasso, vor allem Stilleben. (Die dritte Versteigerung findet am 4.Juli 1922, die vierte am 7. und 8.Mai 1923 mit fünfzig Gemälden von Picasso statt.)
1922
Juni-September: Aufenthalt in Dinard, Hôtel des Terrasses, dann in der Villa Beauregard.
Er malt Zwei am Strand laufende Frauen, Das Wettrennen, wobei er zugleich die Monumentalfiguren des Vorjahres idealisiert und, was neu ist, die Bewegung wiedergibt; das Bild dient als Entwurf für den Bühnenvorhang "Train bleu" im Jahre 1924.
Portrait d'Olga et de Paulo; er führt wieder die Psychologie in seine Porträts ein.
Dezember: Bühnenbild für die freie Bearbeitung des Antigone-Stoffes durch Cocteau; das Stück wird im Atelier-Theater mit Kostüme von Chanel aufgeführt.
1923
Rückkehr zum Harlekin-Thema mit vier Bildnissen des Malers Salvado in einem Kostüm, das Cocteau Picasso geschenkt hatte.
Die Bildnisse von Olga werden nachdenklicher.
19.Mai: Interview mit Picasso von Marius de Zayas in "The Arts", New York; 1925 von Florent Fels auf französisch veröffentlicht.
Im Sommer mit Olga und Paulo am Cap d'Antibes. Dort malt er Die Panflöte und zeichnet zahlreiche Studien von badenden Frauen, womit er schon in Paris begonnen hatte. Er kommt oft mit dem amerikanischen Maler Gerald Murphy und mit Etienne de Beaumont zusammen.
1924
André Breton und Aragon überzeugen Jacques Doucet, Les Demoiselles d'Avignon für 25 000 Francs zu kaufen.
Er arbeitet am Ballett>Mercure<. Die weichen Formen, die er dabei verwendet, gehen aus dem fließenden Kubismus hervor, wie er für die großen Stilleben der gleichen Periode kennzeichnend ist.
18.Juni: Im Rahmen der von Etienne de Beaumont veranstalteten Soirées de Paris Premiere von "Mercure" mit Musik von Satie und Choreographie von Massine im Théâtre de la Cigale. Das Ballett wird vom Publikum und von der Kritik schlecht aufgenommen; unterstütz wird Picasso nur durch die Gruppe der Surrealisten, die am 20.Juni im "Paris-Journal" eine Hommage an den Künstlern veröffentlicht.
20.Juni: Erstaufführung des "Train Bleu" mit einem Bühnenvorhang von Picasso (einer Vergrößerung der 1922 in Dinard gemalten Gouache), ein Szenario von Cocteau und Musik von Darius Milhaud.
Sommer: Juan-les-Pins, Villa La Vigie.
Oktober: Veröffentlichung von André Bretons "Manifeste du Surréalisme".
1925
15.Januar: zwei Seiten mit abstrackten Zeichnungen aus einem Carnet, das im vorangegangenen Sommeer in Juan-les-Pins entstanden ist, werden in der zweiten Nummer von "La Révolution Surréaliste" veröffentlicht.
März-April: Aufenthalt in Monte-Carlo mit Olga und Paulo während der Saison des Russischen Balletts. Realistische Skizzen der Tänzer.
Juni: Vollendung von Der Tanz, der am 15.Juli in der Nummer 4 von "La Révolution surréaliste" abgebildet wird. Ende Juni: Umzug nach Juan-les-Pins, Villa Belle-Rose. Dort malt er Das Atelier mit dem Gipskopf und der Kuß.
14.November: Eröffnung der ersten Gruppenausstellung der Surrealisten, "La Peinture Surréaliste", in der Galerie Pierre, Picasso nimmt daran teil.
1926
Januar: erste Nummer der von Christian Zervos gegründeten>Cahiers d'Art<.
Den Bildern Der Maler und sein Modell und Das Modistinnenatelier liegt ein aus dem Kubismus hervorgegangenenes geometrisches Schema in Grisaile und Kurvenformen zugrunde.
Frühjahr: Serie von Gitarren aus agressiven Assemblagen mit Stoffen, gespannten Bindfäden, Nägel oder Stricknadeln: der surrealistische Abschluß eines kubistischen Themas. Eine dieser Gitarren wird in der Nummer 7 von "La Révolution Surréaliste" abgebildet.
Juni-Juli: eine Ausstellung in der Galerie Paul Rosenberg gibt einen Überblick über die Arbeit der letzten Jahre.
Sommer: Aufenthalt in Juan-les-Pins und Antibes.
Oktober: er reist mit Olga nach Barcelona.
1927
Januar: er lernt die siebzehnjährige Marie-Thérèse Walter kennen.
Mai: Tod von Juan Gris.
Sommer: Ferien in Cannes, Chalet Madrid, mit Olga und Paulo.
Carnet der Metamorphosen, Tuschezeichnungen: monströse badende Frauen und aggressive sexuelle Themen.
Herbst: Rückkehr nach Paris.
Ende des Jahres: Atelier-Themen in Radierungen; diese Blätter sind die ersten der Serie für "Le Chef-d'oeuvre inconnu" von Balzac, wozu ihn Vollard 1926 um Illustrationen gebeten hatte, die 1931 erscheinen.
1928
1.Januar: große Collage des Minotauros; das Thema tritt hier zum ersten Mal auf.
Er modelliert die Metamorphosen I und II nach den Zeichnungen des Vorjahres, die in den "Cahiers d'Art" abgebildet waren.
Der Maler und sein Modell entstehen im Zusammenhang mit dem Atelier.
März: er nimmt wieder Kontakt zu González auf.
April-Mai: vorbereitende Zeichnungen für die Drahtskulpturen.
Sommer: Ferien in Dinard, Hôtel des Terrasses und Villa Les Roches mit Olga und Paulo, heimlich auch mit Marie-Thérèse.
Herbst: Eisenskulpturen in Zusammenarbeit mit Julio González: Kopf und Figuren, die als Entwürfe für ein Apollinaire-Denkmal vorgeschlagen werden.
1929
Frühjahr: Beginn der Arbeit an der Frau im Garten, wieder in Zusammenarbeit mit Gonzáles; das Format ist größer und der Stil den gleichzeitigen Malereien verwandelt.
Serie aggressiver Gemälde, darunter im Mai Große Aktfigur im roten Sessel; darin kommt die Verschlechterung der Beziehungen zu Olga zum Ausdruck.
Sommer Ferien in Dinard, im Hôtel Gallic.
1930
7.Februar: er vollendet Die Kreuzigung.
In "La Peinture au défi" würdigt Aragon Picasso.
April: Sondernummer der "Documents" über Picasso.
Juni: Kauf des Château de Boisgeloup bei Gisors.
Sommer in Juan-les-Pins, wo er eine Reihe von Sandreliefs gestaltet.
Er illustriet für den jungen Verleger Albert Skira die "Metamorphosen" von Ovid; zwischen dem 13.September und dem 25.Oktober entstehen dreißig Radierungen nach dem Gesicht von Marie-Thérèse. Diese zieht im Herbst in die Rue La Boétie 44.
Oktober: er erhält den Carnegie-Preis für das Bildnis von Olga im Profil.
1931
2.März: er vollendet Großes Stilleben mit Tischchen, insgeheim ein Bildnis von Marie-Thérèse.
Mai: Einrichtung eines Bildhauerateliers in Boisgeloup. Serie der großen Kopfskulpturen, Variationen über das Gesicht von Marie-Thérèse.
Sommer in Juan-les-Pins. Er arbeitet an einer Serie von Radierungen, die später Teil der Suit Vollard werden.
Herbst: Fortsetzung der bildhauerischen Arbeit; auf dem Gemälde Der Bildhauer, das auf den 7.Dezember 1931 datiert ist, betrachtet der Künstler eine Büste von Marie-Thérèse.
In diesem Jahr erscheinen zwei illustrierte Bücher "Les Métamorphoses d'Ovide" und "Le Chef-d'oeuvre inconnu" von Balzac.
1932
Januar-März: er malt eine Serie schlafender Frauengestalten, deren Vorbild Marie-Thérèse ist; sie findet ihre Krönung in Mädchen vor dem Spiegel vom 14.märz.
16.Juni- 30.Juli: erste Präsentation in der Galerie Georges Petit; 236 vom Künstler ausgewählte Werke von 1901 bis zu den jüngsten Arbeiten.
Juni: Sondernummer der "Cahiers d'Art" über Picasso.
15.Juni: Interview mit Tériade im "Intransigeant".
Sommer in Boisgeloup; Olga und Paulo sind wahrscheinlich alleinin Juan-les-Pins.
11.September-30.Oktober: erweiterte Fassung der Ausstellung der Galerie Georges Petit im Kunsthaus Zürich. Artikel von Carl G.Jung in der Nr. 13 der "Neuen Zürcher Zeitung".
Oktober: erster Band des systematischen Katalogs der Jahre 1895-1906 von Christian Zervos.
Serie von zeichnungen nach der Kreuzigung von Grünewald.
1933
März: in Paris; Graphik-Serie über das Thema des Bildhauerateliers; 41 Blätter, zumeist Radierungen, entstehen bis Anfang Mai. Marie-Thérèse ist darin allgegenwärtig.
17.Mai: an der Stelle des Bildhauers erscheint der Minotauros.
1.Juni: erste Nummer der von Tériade herausgegebenen Zeitschrift Albert Skiras, "Minotaure". Picasso gestaltet eine Collage für den Umschlag.
Sommer: Ferien mit Olga und Paulo im Hôtel Majestic in Cannes.
Zweite Augusthälfte: Reise mit Olga und Paulo nach Barcelona. Sie wohnen im Ritz.
Er kommt wieder mit seinen katalonischen Freunden und seiner Familie zusammen.
Anfang September: Rückkehr nach Paris.
September: er malt zwei Stierkampfszenen.
Herbst: Veröffentlichung der Erinnerungen von Fernande Olivier, "Picasso et ses amis"; Picasso, der Olgas Eifersuchtsreaktionen fürchtet, versuchte, die Publikation des Buches zu verhindern.
In diesem Jahr erscheint in Bern der erste Band von Bernhard Geisers "Picasso, peintre-graveur, catalogue raisonné des gravures et des lithographies, 1899-1931".
1934
Fortsetzung des Bildhaueratelier-Themas in den Graphiken. In Boisgeloup entstehen die Skulpturen Frau mit Blattwerk und Frau mit Orange.
Juni-September: neue Serie von gemalten, gezeichneten und radierten Stierkampfszenen.
Zweite Augusthälfte: Reise nach Madrid. Zusammen mit Olga und Paulo besucht er den Escorial, Toledo und Saragossa.
Anfang September: Aufenthalt in Barcelona; er besucht das Museum für kataloische Kunst, wo er die romanischen Malereien bewundert, die kurze Zeit voher aus Kirchen in das Museum gebracht worden sind.
Mitte September: Rückkehr nach Paris mit Olga und Paulo.
September-November: vier Radierungen über das Thema des blinden Minotauros, der von einem Mädchen geführt wird.
In diesem Jahr erscheint "Lysistrata" nach Aristophanes in der Ãœbersetzung von Gilbert Seldes.
1935
Anfang des Jahres: Marie-Thérèse erwartet ein Kind.
20.Februar-20.März: Ausstellung von Papier collés aus den Jahren 1912-1914 in der Galerie Pierre; Katalog von Tristan Tzara.
März-April: Ausstellung "Les Créateurs du Cubisme" in der Galerie des Beaux-Arts; Geleitwort von Maurice Raynal, Katalog von Raymond Cogniat.
Frühjahr: Minotauromachie-Radierung.
Mai: Abbruch der Malerei bis Februar 1936. Picasso beginnt, surrealistische Gedichte zu verfassen, was er bis zum Krieg fortführt.
Juni: Trennung von Olga, die in das Hôtel California in der Rue Berri zieht.
Juli: er bittet Sabartés, der zu jener Zeit in Südamerika lebt, zu ihm zu kommen und seine Geschäfte zu führen.
Sommer in Paris und Boisgeloup.
5.Oktober: Geburt von Maria de la Concepción, die ihren Namen nach Picassos in La Coruna gestorbenen Schwester trägt; sie erhält den Rufnamen Maya.
13.November: Sabartés kommt in Paris an.
1936
Sondernummer der "Cahiers d'Art", Bd.x, Nr. 7-10, 1935,>Picasso1930-1935<, mit surrealistischen Texten, Gedichten und Illustrationen.
8.Januar: Porträtzeichnung von Paul Eluard; die beiden Männer kennen sich seit der Mitte der zwanziger Jahre; erst vom Ende des Jahres 1935 an entsteht jedoch zwischen ihnen eine dauerhafte Freundschaft.
13.Januar: Eluard eröffnet die vond der ADLAN (Freunde der Neuen Künste) veranstaltete Picasso-Ausstellung in Barcelona und hält hier am 17. einen Vortrag.
25.März: Picasso fährt mit Marie-Thérèse und Maya nach Juan-les-Pins.
April: Beginn einer Serie von Zeichnungen, Aquarellen und Gouachen über das Thema des Minotauros, die er nach seiner Rückkehr am 14. Mai in Paris fortsetzt.
Zusammenarbeit mit Lacourière an den Illustrationen zu Buffons "Histoire Naturelle", die erst 1942 erscheint.
14.Juli: Aufführung des "14.Juli" von Romain Rolland in der Alhambra mit einem Bühnenvorhang von Picasso nach einer Gouache der Minotauros-Serie.
18.Juli: Ausbruch des Bürgerkrieges in Spanien.
Picasso wird zum Leiter des Prado ernannt.
Anfang August: Abreise nach Mougins auf den Hügeln hinter Cannes, wo er wieder mit Paul und Nusch Eluard zusammentrifft. Ihnen schließen sich die Zervos, Man Ray und René Char an. Dora Maar, die er im Frühjahr durch Eluard und die Surrealisten kennengelernt hat, hält sich in Saint-Tropez, dann in Mougins auf. Beginn ihrer Liebesbeziehung.
Picasso entdeckt Vallauris, das seit der Antike eine Töpfersiedlung ist.
Herbst: er muss Olga Boisgeloup überlassen und zieht mit Thérèse und Maya nach Tremblay-sur-Mauldre in ein von Vollard geliehenes Atelier. In diesem Jahr erscheinen zwei Bücher Paul Eluards mit Illustrationen von Picasso: "La Barre d'appui" und "Les yeux fertiles".
1937
8.-9.Januar: Radierungen und Gedicht über Sueno y mentria de Franco. Er zieht in ein neues Atelier, Rue des Grands-Augustins 7.
Februar-Anfang März: er arbeitet in Tremblay-sur-Mauldre an einer Porträtserie von Marie-Thérèse.
Die republikanische Regierung Spaniens fordert Picasso auf, eine Wandmalerei für den spanischen Pavillon der Pariser Weltausstellung zu gestalten.
26.April: Bombadierung von Guernica. "Ce Soir" und "L'Humanité" veröffentlichen in den Tagen nach dem Ereignis Photographien der Bombadierung.
1.Mai: Picasso geht in seinem neuen Atelier an die Arbeit. Er fertigt mehr als fünfzig Studien für Guernica an.
11.Mai: Beginn der Komposition auf der Leinwand. Dora Maar photographiert das entstehende Werk.
Mitte Juni: das Werk wird in den spanischen Pavillon gebracht.
Juni: Eröffnung der Ausstellung "Les Maitres de L'Art Indépendant", Petit Palais; 32 Werke von Picasso.
12.Juli: Eröffnung des spanischen Pavillons auf der Weltausstellung. Neben Guernica werden zwei Skulpturen ausgestellt: Frauenkopf von 1931 und Frau mit Vase von 1933.
Juli: er fährt mit Dora Maar nach mougins, wo sie im Hôtel Vaste Horizon mit Paul und Nusch Eluard zusammentreffen. Bildnisse von Dora und Nusch.
Ende September: Rückkehr nach Paris.
Mitte Oktober: Schweizreise. In Bern trifft Picasso mit Paul Klee zusammen.
Oktober-Dezember: er malt Die weinende Frau und Die Flehende, mit denen er die Werkserie im Zusammenhang mit Guernica anschließt.
1938
Januar: er malt zwei Versionen von Maya mit Puppe.
15.Februar: Frau mit Hahn.
März: das Motiv des Hahns erscheint auf Zeichnungen und Pastellen.
Frühjahr: große Collage: Frau bei ihrer Toilette.
In seiner Malerei und seinen Zeichnungen werden Riefen und Zickzacklinien in engen Netzen, die manchmal an Korbflechterei erinnern, ein systematisches Verfahren.
Juli: er fährt mit Dora Maar nach Mougins ins Hôtel Vaste Horizon. Sie treffen dort wieder mit Paul und Nisch Eluard zusammen. Picasso malt Matrosenfiguren und den Mann mit Strohhut und Eishörnchen.
Ende September: Rückkehr nach Paris.
Oktober: Aufenthalt bei den Zervos in Vézelay.
1939
13.Januar: Tod von Picassos Mutter in Barcelona.
21.Januar: er malt am selben Tage Dora Maar und Marie-Thérèse in der gleichen Pose.
26.Januar: Barcelona wird eingenommen.
28.Januar: Madrid wird eingenommen.
5.-29.Mai: Guernica und die Studien zu dem Bild werden in New York in der Valentine Gallery gezeigt. Die Werke werden danach in der Stendhal Gallery in Los Angeles, im Arts Club von Chicago und im Museum of Fine Arts in San Francisco ausgestellt.
Eine Reihe von Frauen mit Hut entstehen im Mai-Juni in Paris, im Herbst dann in Royan.
Anfang Juli: er fährt mit Dora Maar nach Antibes. Sie wohnen bei Man Ray.
22.Juli: Tod Ambroise Vollards. Kurze Reise nach Paris zu dem Begräbnis.
28.Juli: Sabartés begleitet ihn nach Südfrankreich.
Ausgust: Nächtliches Fischen in Antibes.
25.August: Picasso, Sabartés und Dora Maar kehren nach Paris zurück.
1.September: sie fahren nach Royan. Aufenthalt im Hôtel du Tigr, Marie-Thérèse und Maya sind schon da und wohnen in der Villa Gerbiers-de-Joncs.
7.September: Rückkehr nach Paris für einen Tag, um eine Aufenthaltserlaubnis für Royan zu erhalten.
Mitte Oktober: zwei Wochen in Paris. Brassai photographiert ihn für die Zeitschrift>Life< in den Cafés und in seinem Atelier.
22.Oktober: Rückkehr nach Royan.
15.November-7.Januar 1940: Picasso-Ausstellung: "Forty Years of his art" im Museum od Moderen Art in New York, veranstaltet von Alfred H. Barr, Jr.; 344 Werke, darunter Guernica und die Studien.
5.Dezember: Rückkehr nach Paris.
21.Dezember: er reist wieder nach Royan.
1940
In Royan hat er ein Atelier im vierten Stock der Villa Les Voiliers.
5.-29.Februar: Aufenthalt in Paris.
4.-14.März: in Royan entsteht ein Skizzenheft für Sich kämmende nackte Frau.
Mitte März: Rückkehr nach Paris.
16. Mai: mit Dora Maar nach Royan.
Juni: neue Studienzeichnungen für Sich kämmende nackte Frau. Er vollendet das Gemälde.
25.August: Rückkehr nach Paris.
Herbst: während des Krieges gibt er seine Wohnung in der Rue La Boétie auf und zieht in sein Atelier in der Rue des Grands-Augustins, das weitläufig genug ist, um sich wieder der Skulptur zu widmen.
Paul Rosenberg ist in den Vereinigten Staaten, und Kahnweiler verlässt Paris, um sich in der "freien" Zone niederzulassen. In diesem Jahr erscheint das erste der neun von Picasso illustrierten Bücher von Iliazd: "Afat".
1941
14.-17.Januar: Picasso schreibt "Le désir attrapé par la queue" und illustriert das Stück mit drei Zeichnungen und einem Titelblatt. Der in "écriture automatique" verfaßte Sechsakter wird 1945 und 1973 bei Gallimard veröffentlicht.
Fühjahr: Marie-Thérèse und Maya, die wieder in Paris sind, ziehen an den Boulevard Henri IV. Picasso besucht sie jedes Wochenende.
Während des Sommers malt er Frau mit Artischocke.
Kopf von Dora Maar in Bronze (seit 1959 steht zu Ehren Apollinaires ein Exemplar dieser Bronze in der Grünanlage neben der Kirche Saint-Germain-des-Prés in Paris):
1942
27.März: Tod von Julio González.
Frühjahr: Assemblage: Stierkopf.
5.April: er malt Stilleben mit Stierkopf.
4.Mai: Vollendung von Das Ständchen.
6.Juni: Vlaminck denunziert Picasso in "Comoedia"; infolgedessen erklären sich die jungen Maler und die Intellektuellen des Widerstandes mit ihm solidarisch.
Juli: erste Zeichnungen über das Thema des Mannes mit dem Schaf.
Sommer: Eluard, der zu Anfang des Jahres seine Wiederaufnahme in die Kommunistische Partei beantragt hat, geht in den Untergrund.
9.Oktober: Bildnis von Dora Maar mit gestreifter Bluse. In diesem Jahr erscheinen zwei illustrierte Bücher: "Non vouloir" von Georges Hugnet und die "Histoire Naturelle" mit Texten von Buffon.
1943
Januar: er schenkt Dora Maar ein Exemplar von Buffons "Histoire Naturelle" mit vierzig zusätzlichen Zeichnungen.
Zeichnungen über das Thema des Mannes mit dem Schaf.
Februar oder März: er modeliert den Mann mit dem Schaf in Lehm um eine Eisenarmatur; die Figur wird dann in Bronze gegossen.
Skulptur: Totenkopf.
Mai: er lernt Francoise Gilot kennen. Rückkehr zur Malerei.
Ende Juni: Sequenz des Vert-Galant-Platzes auf der Pariser Ile de la Cité.
August: In einem Schaukelstuhl sitzende Frau.
1944
28.Februar: Verhaftung Max Jacobs in Saint-Benoît-sur-Loire. Er stirbt am 5.März im Konzentrationslager Drancy.
19.März: bei den Leiris lesung von "Le désir attrapé par la queue" unter Mitwirkung von Albert Camus, Zanie und Jean Aubier, Louise und Michel Leiris, Simone de Beauvoir, Jean-Paul Sartre, Dora Maar, Germaine Hugnet, Raymond Queneau, Jacques-Laurent Bost. Georges Hugnet sorgt für die musikalische Begleitung. Zu den Zuschauern gehören Brassai, Braque und seine Frau, Valentine Hugo, Jacques Lacan, Paul Eluards Tochter Cécile und Sabartés.
Francoise Gilot wird auf den Zeichnungen sichtbar.
Mitte August: während des Pariser Aufstands wohnt Picasso bei Marie-Thérèse.
25.August: Berfreiung von Paris; Rückkehr in die Rue des Grands-Augustins.
Herbst: zahlreiche Atelierbesucher, darunter viele Amerikaner und Engländer.
September: Besuch von Geneviéve Laporte, einer jungen Studentin und Präsidentin des Front National Etudiant. Ihr Buch "Si tard le soir, le soleil brille, Pablo Picasso", das 1973 bei den Editions Plon erscheint, berichtet von ihrer Liebesbeziehung zu Picass.
5.Oktober: in "L'Humanité" wird Picassos Beitritt zur KPF angekündigt.
6.Oktober: Eröffnung des Salon d'Automne mit einer Picasso-Präsentation (74 Gemälde und 5 Skulpturen), der ersten Ausstellung des Künstlers in einem "Salon" in Frankreich. Es kommt zu heftigen Äußerungen gegen sein Werk und gegen sein politisches Engagement. Das Comité National des Ecrivains unterstüzt ihn mit einer Petition.
Im Novermeber kehrt er mit einer Serie von Stilleben zur Malerei zurück. In diesem Jahr erscheinen "Contrée" von Robert Desnos und "Au Rendez-vous allemand" von Paul Eluard.
1945
Februar: Beginn der Arbeit an Das Beinhaus; Zervos macht Aufnahmen von den Zwischenzuständen des Bildes.
16.Februar: Der emaillierte Topf.
April-Mai: endgültige Komposition des Beinhauses.
23.Mai: drei realistische Porträtzeichnungen von Maurice Thorez; damit bekräftigt er politisch seine Zugehörigkeit zur Kommunistischen Partei.
Juni: 10. Kongreß der KPF; Picasso wird wilkommen geheißen, jedoch in dem Referat über die Intellektuellen, das Roger Garaudy hält, in Frage gestellt; somit sollen die offiziellen Maler der Partei beruhigt werden.
Juli: er reist mit Dora Maar zu seinen Freunden Cuttoli zum Cap d'Antibes. Für Francoise mietet er ein Zimmer bei dem Graphiker Louis Fort in Golfe-Juan; sie verbringt jedoch ihre Ferien in der Bretagne.
Kauf eines Hauses in Ménerbes in der Vaucluse-Gegend; er schenkt es Dora Maar.
August: Rückkehr nach Paris.
2.November: er wendet sich im Atelier von Fernand Mourlot, den er durch Braque kennenlernt, wieder der Lithographie zu. Seine ersten Versuche sind Kopf von Francoise. Sie kommt am 26.November zu ihm zurück.
Dezember: Gemäldeausstellung von Picasso und Matisse im Victoria und Albert Museum, London: 26 Gemälde Picassos aus den Jahren 1939 bis 1945, darunter Nächtliches Fischen in Antibes.
In diesem Jahr erscheint "A Pabloa Picasso" von Paul Eluard. 1944 war das Buch in normalem Druck in Genf erschienen.
1946
Er vollendet Hommage an die Spanier, die für Frankreich starben. Das Bild ist zusammen mit dem Beinhaus in der Ausstellung "Art at Résistance" vom 15.Februar bis zum 15.März im Musée National d'Art Moderne zu sehen.
In seiner Malerei taucht das Thema des Uhus auf einem Stuhl mit einem Schädel oder Blumen und einem Spiegel auf.
Mitte März: er trifft bei Louis Fort in Golfe-Juan wieder mit Francoise Gilot zusammen; sie besuchen Matisse in Nizza.
Ende April: Rückkehr nach Paris. Francoise beginnt bei ihm zu wohnen.
Sequenz von Gemälden mit Francoise; das berühmteste ist die Blumenfrau vom 5.Mai.
14.-15.Juni: elf Lithographien, Bildnissen von Francoise, werden bei Mourlot gedruckt.
Anfang Juli: er fährt mit Francoise nach Ménerbes, in das Haus, das er Dora Maar geschenkt hatte. Dort malt er Landschaften und eine Hirtenszene, in der wieder Mittelmeerthemen hervortreten.
Ende Juli: sie fahren nach Cap d'Antibes zu den Cuttoli, dann Anfang August nach Golfe-Juan zu Louis Fort.
Francoise ist schwanger.
Ölmalerei auf Papier: Frauenköpfe und Stilleben.
August: Veröffentlichung von "Picasso: Fifty Years of his Art" von Alfred H. Barr, Jr., New York, The Museum of Modern Art, eine erweiterte Ausgabe des Buches, das anläßlich der Ausstellung "Picasso: Forty Years of his Art" 1939 erschienen war.
September: Romuald Dor de la Souchère, Konserator des Château d'Antibes, den Picasso durch den Photographen Michel Sima kennengelernt hatte, lässt ihm freie Verfügung über Räume des Schlosses, um darin zu arbeiten. Picasso richtet sich ein provisorisches Atelier ein und malt mit Schiffsfarbe auf Faserzement- und Sperrholzplatten, da traditionelles Material schwer zu finden ist.
Anfang Oktober-Ende November: in diesem Atelier entstehen etwa zwanzig Werke mit Mittelmeerthemen: Stilleben mit Fischen, Seeigeln, Tintenfischen, Wassermelonen; Figuren nach typischen Gestalten der Gegend: Fischer, Der Seeigelesser; mythologische Kompostionen: Die Lebensfreude unf Frauengestalten.
Er verkehrt mit Nusch und Paul Eluard, die in Cannes sind, und mit Breton, der aus seinem Exil in den Vereinigten Staaten zurückgekehrt ist.
Ende November: Rückkehr nach Paris.
28.November: plötzlicher Tod von Nusch während der Reise von Paul Eluard in die Schweiz.
Veröffentlichung von "Picasso: Portraits et souvenirs" von Jaime Sabartés.
1947
Stilleben mit Uhu auf einem Stuhl in Malerei und Lithographie. Faune, Kentaurn und Bacchanten erinnern an die Sequenz von Antibes. Tauben erscheinen im Werk und kündigen die Friedenstaube an. In der Lithographie Rückkehr zum Thema der sitzenden Frau, die über einen Schlafenden oder eine Schlafende wacht.
30.März: Beginn der lithographischen Variationen über David und Bathseba nach Lucas Cranach.
Frühjahr: Veröffentlichung von "Dos Contes" von Ramon Reventos. Die auf den 4., 5. und 6.Februar datierten Kupferstiche nehmen die Mittelmmerthemen von Antibes wieder auf. Die Kaltnadelradierungen der französischen Ausgabe "Deux contes" entstehen erst im Februar 1948.
Mai: auf eine Anregung von Georges Salles und Jean Cassou hin schenkt Picasso dem Musée National d'Art Moderne zehn bedeutende Bilder, darunter Das Modistinnenatelier von 1926, Das Ständchen von 1942, eine Serie von Stilleben mit Der emaillierte Topf von 1945, die In einem Schaukelstuhl sitzende Frau von 1943 und Bildnisse von Dora Maar. Das Portrait de Gustav Coquiot der Auslandsgalerien des Pariser Jeu de Paume und die zwei Werke des Museums von Grenoble waren bis zu diesem Zeitpunkt die einzigen Besitztümer französischer Museen.
15.Mai: Geburt von Claude.
Juni: Picasso reist mit Francoise und dem Kind nach Golfe-Juan.
August: er geht wieder nach Vallauris in die Töpferei Ramié, wo er im Vorjahr mit Keramik experimentiert hat. Beginn seiner intensiven Keramikertätigkeit: innerhalb weniger Monate entstehen etwa 2000 Werke, die in Form, Technik und Farbverwendung Neuerungen darstellen.
Mit Ausnahme eines kurzen Aufenthaltes in Paris verbringt er die Wintermonate in Südfrankreich.
Dezember: "OEdipus Rex" von Sophokles im Théâtre des Champs-Elysées mit einem Bühnenbild von Picasso und Kostümen von Francoise Ganeau. In diesem Jahr erscheint das Buch von Juan Larrea mit seiner Einleitung von Alfred H. Barr, Jr.: "Guernica: Pablo Picasso" mit Photographien von Dora Maar.
1948
Der Film "Visite à Picasso" des belgischen Filmemachers Paul Haesarts wird in Vallauris und im Museum von Antibes gedreht. Er bildet ein wertvolles Zeugnis über die Tätigkeit des Künstlers.
März: Mourlot bringt ihn Kupferstichplatten, mit denen er die Illustrationen zu Pierre Reverdys "Chant des Morts" vollenden kann. Jede Seite des von Reverdy kalligraphisch geschrieben Textes ist mit abstrakten Zeichen ausgemalt, die an die orientalische Kalligraphie erinnern und zwischen Januar 1946 und März 1948 entstanden.
Sommer: Francoise und Picasso ziehen in eine Villa, La Galloise, auf den Hügeln von Vallauris.
25.August: er fährt mit Eluard nach Wroclaw zum Friedenskongreß der Intellektuellen; er fordert die Freiheit von Pablo Neruda, der zu jener Zeit in Chile verfolgt wird. Er besucht Krakau und begibt sich nach Auschwitz.
Anfang September: Rückkehr nach Vallauris.
Oktober: Rückkehr nach Paris. Francoise ist wieder schwanger.
November: Ausstellung von 149 Keramiken in der Maison de la Pensée Francaise in Paris.
Stilisierte Porträts von Francoise in Malerei und Lithographie.
Er malt die beiden Fassungen von Die Küche; diese farblosen Werke sind auf Rhythmen und Kraftlinien aufgebaut.
In diesem Jahr erscheint das Buch "Vingt Poèmes" von Gongora.
1949
Januar: Veröffentlichung von "Les Sculpture de Picasso" mit einem Text von Daniel-Henry Kahnweiler und Photographien von Brassai.
8.Januar: Lithograpihe Die Taube.
Februar: Aragon wählt Die Taube für das Plakat des im April stattfindenen Friedenskongresses.
19.April: Geburt von Paloma, was auf spanisch "Taube" heißt.
20.April: Eröffnung des Friedenskongresses im Pariser Salle Pleyel.
Frühjahr: Rückkehr nach Vallauris. Er erwirbt die Ateliers du Fournas, ehemalige Lagerräume, in denen er ein Atelier für Malerei, ein weiteres für Bildhauerei und Räume für seine Keramiker einrichtet.
Er beginnt, Fertigmaterialien und Abfallgegenstände zu sammeln, um sie wiederzuverwende.
Die Arbeit an der Skulptur, die er im Vorjahr teilweise wiederaufgenommen hatte, wird intensiver. Es entstehen Schwangere Frauen und naturalistische Werke.
Juli: er stellt 64 neue Werke in der Pariser Maison de la Pensée Francaise aus.
Herbst: er konzentriert sich auf die Skulptur.
1950
Die schwangere Frau, 1959 in Bronze gegossen.
Februar: in der Malerei entstehen zwei Paraphrasen: : Die Mädchen vom Seineufer nach Courbet und Bildnis eines Malers nach El Greco.
Er gestaltet eine Serie von großen Skulpturen: Seilspringendes kleines Mädchen, Frau mit Kinderwagen, Die Ziege, wofür er mit Humor und Phantasie bunt zusammengewürfelte oder Abfallelemente verwendet.
Er setzt seine Keramikarbeit insbesondere mit Eulen fort.
25.Juni: Beginn des Koreakrieges.
6.August: Laurent Casanova enthüllt Der Mann mit dem Schaf auf dem Marktplatz von Vallauris.
Oktober: Francoise bleibt in Vallauris, während Picasso sich zur zweiten Friedenskonferenz nach Sheffield in Großbritanien begibt. Das Plakat dazu nimmt wieder das Bild der Taube, diesmal jedoch im Fluge auf (nach einer Lithographie vom 9.Juli).
November: er erhält den Lenin-Friedenspreis.
November 1950-Januar 1951: Ausstellung von Skulpturen und Zeichnungen in der Pariser Maison de la Pensée Francaise; das Geleitwort des Katalogs stammt von Aragon.
1951
12.Januar: Rauch über Vallauris. Sequenz von ironischen Lithographien über Ritter und Pagen.
18.Januar: Massaker in Korea; mit seinem zeitgeschichtlichen Thema und seinem Realismus stellt dieses Gemälde einen Versuch dar, den Erwartungen der Kommunistischen Partei zu entsprechen.
Ende Februar: Rückkehr nach Paris.
Mai: Massaker von Korea wird im Salon de Mai ausgestellt; das Bild findet nur ein schwaches Echo.
14.Juni: Paul Eluard heiratet Dominique Lemor; Picasso und Francoise kommen zu der Feier nach Saint-Tropez.
25.Juni: Eröffnung der von Matisse gestalteten Kapelle in Vence. Picasso besucht Matisse zusammen mit Francoise.
Sommer: er wird aus der Wohnung in der Rue La Boétie verwiesen; er kauft zwei Appartements in der Rue Gay-Lussac.
Rückkehr nach Valluris.
Oktober: Die Äffin und ihr Junges, Gießkanne mit Blumen, Ziegenschädel, Flasche und Kerze.
Anfang des Winters: Rückkehr nach Paris.
Veröffentlichung von Paul Eluards "Le Visage de la Paix"; es ist dies das letzte Werk in Zusammenarbeit mit Eluard vor dem Tod des Dichters. Die auf den 29.September 1951 daterte Lithographie stellt eine Taube dar, die ein Frauengesicht umschließt.
1952
31.März: Hinrichtung von Beloyannis, einem griechischem Widerstandskämpfer, der auf einer Zeichnung mit dem Titel Der Mann mit der Nelke dargestellt ist.
April: Picasso beschließt, eine unbenutzte Kapelle aus dem 14.Jahrhundert in der Nähe des Marktplatzes von Valluris zu dekorieren. Die Idee dieses "Friedenstempels" ist wohl im Zusammenhang mit Matisse'Kapelle in Vence zu sehen.
Ende April: Vorzeichnung für die beiden Tafelbilder Der Krieg und Der Frieden.
Sommer: er malt in Vallauris das Portrait d'Hélène Parmelin, ein Bildnis der Frau des mit ihm befreundeten Malers Edouard Pignon.
Ende Oktober: er kommt allein nach Paris. Seine Beziehungen zu Francoise verschlechtern sich.
18.November: Tod Paul Eluards. Picasso kommt zur Beerdigung nach Paris.
25.November: Serie von lithographischen Bildnissen Balzacs. Eine davon wählt er für die Ausgabe des "Père Goriot". 1957 verwendet Michel Leiris die sieben auf den 25.11.52 und die eine auf den 7.12.52 datierten Lithographien für "Balzacs en bas de casse et picassos sans majuscule".
Anfang Dezember: Rückkehr nach Vallauris. Er vollendet die beiden großen Tafelbilder Der Krieg und Der Frieden. In der Villa La Galloise schließt er den Sechsakter "Quatre Petites Filles" ab, dessen erste Fassung zwischen November 1947 und August 1948 in Golfe-Juan und in Vallauris entstand und der 1968 bei Gallimard veröffentlicht wird.
Serie von Lithographien von Claude, Paloma und Francoise in Haltungen voller Zärtlichkeit.
1953
Mitte Januar: Rückkehr nach Paris.
30.Januar-9.April: Ausstellung "Le Cubisme, 1907-1914", Paris Musée National d'Art Moderne. Dabei werden Les Demoiselles d'Avignon gezeigt.
Mitte Februar: Rückkehr nach Vallauris.
5.März: Tod Stalins. Aragon bittet Picasso, für "Les Lettres francaise" ein Stalinproträt anzufertigen. Das Bildnis, dem eine alte Lithographie von 1903 zugrunde liegt, wird in der Nummer vom 12.März veröffentlicht. Diese Jugenddarstellung schockiert die führenden Köpfe der Kommunistischen Partei, die ein Altersbild gewünscht hätten. Ihre Mißbilligung wird politisch und tritt eine Woche später in einem Kommuniqué zutage. Picasso verhält sich von nun an distanziert zur Kommunistischen Partei.
Ende März: Francoise fährt mit den Kindern nach Paris.
Mai-5.Juli: bedeutende Präsentation in der Galleria Nazionale d'Arte Moderna in Rom; Katalog von Lionello Venturi. Hier werden die Tafelbilder Der Krieg und Der Frieden gezeigt.
Juni: Präsentation im Museum von Lyon (179 Werke).
Sommer: Serie von Köpfen und Büsten nach Francoise, die mit den Kindern nach Vallauris zurückkehrt.
Mitte August: er fährt auf Einladung der Lazerme, die mit Manolo befreundet sind, mit Maya nach Perpignan. Kurzer Aufenthalt in Paris; zusammen mit Maya, Paulo und Javier Vilato kehrt er nach Perpignan zurück.
5.September: die Kommunisten von Céret geben ihm zu Ehren ein Fest. Er nimmt mit Paulo, Edouard Pignon und Hélène Parmelin daran teil.
19.September: Rückkehr nach Vallauris. Francoise und die Kinder fahren Ende des Monats nach Paris und ziehen in die Rue Gay-Lussac.
23.September-31.Dezember: die römische Retrospektive kommt in erweiterter Form nach Mailand. Katalog von Franco Russoil.
Ende November: Beginn der Zeichnungen über Der Maler und sein Modell.
13.Dezember-20.Februar 1954: Retrospektive im Museum für moderne Kunst von Sao Paulo. Guernica wird hier gezeigt. Katalog von Maurice Jardot.
1954
Die Serie von Zeichnungen Der Maler und sein Modell wird bis zum 3. Februar fortgesetzt; durch traditionelle Themen wie Zirkus, Harlekine und Mythologie wird sie komplexer gestaltet.
10.Februar: Picasso liefert eine Lithographie zur Illustration des Buches von Claude Roy, "La Guerre et la Paix", eine vollständige Dokumentensammlung über die Entstehung der Malerei und der Gespräche mit Picasso, mit dem der Schriftsteller seit Anfang der fünfziger Jahre verkehrt.
April: er lernt Sylvette David, ein zwanzigjähriges Mädchen, kennen, das ihm Modell steht. Innerhalb eines Monats entstehen von ihr etwa vierzig Zeichnungen und Malereien, dann bemalte Blechplatten.
2.-3.Juni: drei Bildnisse von Madame Z...; Jacqueline Roque, einer jungen Frau, die er bei Madoura kennengelernt hat.
Juli: Picasso-Ausstellung "Deux périodes, 1900-1914, 1950-1954" in der Pariser Maison de la Pensée Francaise. Die Gemälde der Sammlung Schtschukin, die zum ersten Mal aus den sowjetrussischen Museen gekommen sind, werden eine Woche nach der Eröffnung der Ausstellung wieder von der UdSSR zurückverlangt und abtransportiert. Picasso ersetzt die Bilder durch andere, darunter Portrait de Madame Z.
5.-8.Juli: Aufenthalt mit Paulo und Maya bei den Lazerme in Perpignan.
6.August-September: mit Paulo, dessen künftige Frau Christine und Maya wieder in Perpignan. Porträtzeichnungen von Madame de Lazerme. Neben Francoise und den Kindern halten sich hier Jacqueline Roque und ihre Tochter Catherine auf. Zahlreiche Freunde Picassos besuchen das Haus in der Rue de l'Ange: Kahnweiler, die Leiris, die Ramié, Roland Penrose, die Vilato, die Pignon, die Manolo, Douglas Cooper...
19.September: Francoise und die Kinder fahren nach Paris. Picasso fährt mit Jacqueline Roque am 25.September nach Vallauris und zieht dann mit ihr in die Rue des Grands-Augustins in Paris.
11.Oktober: er malt Jacqueline mit schwarzem Halstuch.
3.November: Tod von Matisse.
13.Dezember: Beginn der Variationen über Die Frauen von Algier von Delacroix. Bis zum 14.Februar 1955 entstehen über dieses Thema fünfzehn Gemälde und zwei Lithographien. Zwischen Jacqueline und der Frau rechts auf dem Bild von Delacroix besteht eine merkwürdige Ähnlichkeit.
1955
11.Februar: Tod Olgas in Cannes.
Mai: Aufenthalt bei den Lazerme in Perpignan mit Jacqueline, Paulo und Maya. Zusammenkunft mit den Leiris und Jean Cocteau. Sie fahren zum Pfingststierkampf nach Céret.
Juni-Okober: bedeutende Präsentation im Pariser Musée des Arts Décoratifs: "Picasso: Peintures, 1900-1955"; Katalog von Maurice Jardot; dabei wird Guernica gezeigt. Nach Paris kommt die Ausstellung nach München, Köln und Hamburg (bis April 1956).
Juni: Kauf einer neuen Residenz in Südfrankreich; es handelt sich um ein großes Gebäude aus der Zeit um 1900, La Californie genannt, das auf den Anhöhen von Cannes liegt und über Golfe-Juan und Antibes blickt. Das Haus hat einen großen Garten mit Palmen und Eukalyptusbäumen, in dem bald Skulpture aufgestellt werden.
Sommer: der Film von Henri-Georges Clouzot "Le Mystère Picasso" wird im Nizzaer Studio de la Victorine gedreht. Der Cineast hält das malerische Schaffen in actu fest, indem er die Kamera von hinten auf die Bilder richtet, durch die die Farbe durchscheint. So lässt sich die Entstehung des Gemäldes Der Strand La Garoupe verfolgen.
Die weitläufigen Räume von La Californie, die zu Ateliers verwandelt worden sind, geben Anlass zu einer Serie von "Interieurlandschaften". Picasso empfängt zahlreiche Freunde und fährt häufig zu den Stierkämpfen nach Arles oder Nîmes; er befreundet sich mit Luis-Miguel Dominguin. Claude und Paloma besuchen ihn.
20.November: er malt Jacqueline im türkischen Kostüm.
In diesem Jahr erscheint "A Haute Flamme" von Tristan Tzara.
1956
4.Januar: er malt Frauen bei der Toilette.
16.Februar: er malt Zwei Frauen am Strand, womit das Thema der badenden Frauen wieder auftaucht.
Sommer: das gleiche Thema wird in der Skulptur bearbeitet: Die Badenden, die Holzassemblagen werden dann in Bronze gegossen.
Picassos fünfundsiebzigster Geburtstag wird bei Madoura zusammen mit den Töpfern von Vallauris gefeiert.
22.November: zusammen mit Edouard Pignon, Hélène Parmelin und sieben weiteren Parteimitgliedern unterzeichnet Picasso einen Brief an das Zentralkomitee der KPF, in dem Besorgnis über die Lage in Ungarn zum Ausdruck gebracht wird.
In diesem Jahr erscheinen die Bücher "Chevaux de Minuit" von Roch Grey und "Nuit" von René Crevel. Im Frühjahr 1956 schickt Pierre-André Benoît Picasso ein Stück Zelluloid für eine Illustration des Gedichts von Crevel. Damit beginnt eine mehr als zehnjährigen Zusammenarbeit mit Pierre-André Benoît.
1957
4.Mai-8.September: Ausstellung "Picasso: 75th Anniversary Exhibition", New York, Museum of Modern Art, dann Chicago, Art Institute, 29.Oktober-8.Dezember, und Philadelphia, 6.Januar-23.Februar 1958.
17.August: in einem Atelier im obersten Stockwerk von La Californie beginnen die Variationen über Las Meninas von Velázquez, die bis zum 30.Dezember weitergeführt werden.
Herbst: er erhält den Auftrag für eine Wanddekorationim neuen
UNESCO-Gebäude in Paris.
6.Dezember: eine Gouache mit einer Atelieransicht und einer Aktfigur sowie ein Gemälde über ein Thema in Zusammenhang mit den Badenden sind die Ausgangsideen zu dieser Arbeit.
Ab 15.Dezember: zwei Carnets für das UNESCO-Projekt zeigen ein Schwanken zwischen den Badenden und der Aktfigur; neben dem Modell erscheint der Maler, verschwindet dann aber wieder.
In diesem Jahr erscheinen die ersten Betonreliefs von Carl Nesjar nach Zeichnungen von Picasso: drei Wanddekorationen in einem Osloer Regierungsgebäude (Strandszene, Fischer, Faun und Satyr) und erste Entwürfe in Holz oder Blech mit Bemalung: Kopfdarstellungen, die für monumentale Vergrößerungen bestimmt sind.
1958
18.Januar: das Thema der Wandmalerei für die UNESCO verändert sich: an die Stelle der Atelieransicht tritt ein Springer, der von anderen Badenden beobachtet wird. Picasso heftet die verschiedenen Teile auf eine Vorlage für das Gesamtbild. Arbeitsabschluß: 29.Januar. Serie von Skulpturen im Stil der Badeneden: Assemblage aus gefundenen Holzstücken.
19.April-9.Juni: er malt Die Bucht von Cannes, wie man sie von La Californie aus überblickt.
In der Malerei kommt er zum Thema des Ateliers von La Californie mit Fenstern in barocken Rhytmen zurück.
September: Anbringung des Wandgemäldes in der UNESCO. Georges Salles, der das Bild im Namen der UNESCO entgegennimmt, schlägt den Titel La Chute d'Icare vor.
Die Stadt Cannes dehnt sich aus; neue Bauten entstehen im Umkreis der Villa. Picasso sucht einen ruhigeren Ort zum Arbeiten und kauft das Schloß Vauvenargues aus dem 14.Jahrhundert, das am Fuße der Montagne
Sainte-Victoire bei Aix-en-Provence und in der Nähe von Cézanneschen Landschaften liegt.
1959
Januar: er schreibt ein langes, spanisches Gedicht, "Trozo de piel", das 1961 von dem Dichter Camilo José Cela in Spanien veröffentlicht wird.
Die Linolschnittechnik, die er einige Jahre zuvor bei einem jungen Drucker von Vallauris, Arnera, entdeckt hatte, hatte es ihm ermöglicht, Plakate für eine Keramikausstellung und 1956 ein Stierkampfplakat zu gestalten. Von nun an verwendet er sie wie andere Stichtechniken: ein technisches Virtuosenstück ist Frauenbüste nach Cranach dem Jüngeren mit sechs Blättern in verschiedenen Farben.
Er malt mehrere große, skulpturartige Aktfiguren.
Februar: erster Aufenthalt in Vauvenargues.
Bei seiner Rückkehr nach La Californie beginnt er am 23.März Das Büfett von Vauvenargues.
Stilleben; Parodie von El Bobo nach Murillo. Mehrere Bildnisse von Jacqueline, darunter am 20.April das Porträt Jacqueline de Vauvenargues.
5.Juni: Enthüllung des Apollinaire-Denkmals am Square Saint-Germain-des-Prés, mit dem Bronzekopf von Dora Maar aus dem Jahre 1941.
August: er beginnt in Vauvenargues die Variationen über Manets Déjeuner sur l'herbe, die sich in etwa zehn Arbeitsperioden von August 1959 bis Dezember 1961 aufteilen und in drei Ateliers entstehen: Vauvenargues, La Californie und Mougins.
19.September: offizielle Einweihung der Kapelle von Vallauris mit den Tafelbildern Der Krieg und Der Frieden; die Kapelle wird zum staatlichen Museum erklärt.
Es enstehen Linolschnitte mit Mittelmeerthemen: Bacchanale, Kentaurn, Faune. In diesem Jahr erscheint "La Tauromaquia o arte de torear" von José Delgado alias Pepe Illo.
1960
Zeichnungen und Gemälde mit Frauen beim Baden oder Fußwaschen.
Februar: neue Arbeitsperiode an den Déjeuners sur l'herbe.
6.Juli-18.September: Retrospektive 1895-1959 in der Tate Gallery: 270 Werke, Katalog von Roland Penrose.
20.August: er vollendet in Vauvenargues eine Fassung des Déjeuner sur l'herbe, die er am 3.März begonnen hatte.
15.Oktober: er beginnt die Entwürfe für die Wanddekoration des Colegio Oficial de los Arquitectos in Barcelona. Die Betonreliefvergrößerungen werden 1960 und 1961 von Carl Nesjar ausgeführt: außen zwei Friese, innen zwei Wanddekorationen; eine davon stellz eine Sardane, einen beliebten katalonischen Tanz, dar.
1961
2.März: er heiratet Jacqueline Roque in Vallauris.
Er arbeitet in Cannes augeschnittene und bemalte Blechstücke: Der Stuhl, Frau mit ausgebreiteten Armen, Frau mit Hut, Frau mit Kind, Sitzender Pierrot, Fußballspieler.
Juni: er zieht in das Bauernhaus Notre-Dame-de-Vie in Mougins oberhalb von Cannes.
25.Oktober: in Vallauris wird Picassos 80.Geburtstag gefeiert.
1961-1962
Picasso malt Jacqueline in einem Sessel.
1962
2.Januar: er malt Sitzende Frau mit gelb-grünem Hut.
1.Mai: er erhält zum zweiten Mal den Lenin-Friedenspreis.
Fortsetzung der Arbeit an Blechköpfen.
In diesem Jahr entstehen siebzig Darstellungen von Jacqueline: Gemälde, Zeichnungen, Keramikkacheln, Stiche; 22 allein im November und Dezember.
August: Serge Lifar schlägt Picasso vor, ein Bühnenbild für das Ballett>Icare< zu entwerfen, das in der Pariser Oper aufgeführt wird. Picasso malt am 28. August eine Gouache dafür.
November: Der Raub der Sabinerinnen.
Frau mit ausgebreiteten Armen, Betonvergrößerung von Carl Nesjar, wird in diesem Jahr für Kahnweilers Garten in Chalo-Saint-Mars ausgeführt.
1963
In den ersten Tagen dieses Jahres entstehen dreizehn Variationen über das Porträt von Jacqueline.
Februar: in der Malerei beginnt die Sequenz über den Maler und sein Modell.
9.März: Eröffnung des Picasso-Museums in Barcelona, in der Calle Montcada, im Aguilar-Haus, in einem Gebäude aus dem 15.Jahrhundert.
26.Mai: er malt Sitzende Frau.
31.August: Tod Braques.
11.Oktober: Tod Cocteaus.
Oktober: im Bereich der Druckgraphik arbeitet er eng mit den Brüdern Aldo und Piero Crommelynck zusammen, die ihr Kupferstichatelier in Mougins einrichten. Picasso hatte Aldo in den vierziger Jahren kennengelernt, als der Kupferstecher bei Lacourière arbeitete. Die Stiche der großen Serien aus den letzten Jahren werden ihnen abgezogen. Picasso bringt zwei Serien, der Folge der Umarmungen und Der Maler und sein Modell zahlreiche technische Kühnheiten und Mischverfahren zur Anwendung.
In diesem Jahr wird im Schloß von Castille in Remoulins eine Gruppe von Wandgraphiken von Nesjar angebracht; das Schloß wird von Douglas Cooper bewohnt, dem Sammler, Kunsthistoriker und Freund von Picasso.
1964
Januar-Mai: Sequenz von zwanzig Gemälden über das Thema der Frau mit Katze; auf den meisten dieser Bilder hat die Frau das Gesicht Jacquelines.
Ein ganzer Band des Katalogs von Christian Zervos, der Band XXIV, ist dem Jahre 1964 gewidmet; darunter Gesichter und weibliche Akte, Farbstiftzeichnungen von Männerköpfen, vier gezeichnete Selbstbildnisse. Die etwa hundert Gemälde der letzten Monate des Jahres nehmen das Thema des Malers und seines Modells, des Männerkopfes oder der sitzenden Aktfigur wieder auf.
Die am 8.Februar abgebrochene Druckgraphik wird im August unter Verwendung von weichen farbigen Lacken wieder aufgenommen. Er gestaltet den Entwurf der Monumentalskulptur für das neue Geschäftsviertel Chicagos nach einem Frauenkopf von 1962. Die endgültige Stahlfassung (zwanzig Meter hoch) wird 1965 abgeschlossen und 1967 enthüllt.
In diesem Jahr erscheint das Buch von Brassai, "Conversations avec Picasso" mit Photos des Verfassers.
1965
Februar: Sequenz unruhiger Landschaftsbilder.
Fortsetzung des Themas des Malers und seines Modells. Im März entstehen dreißig Gemälde mit diesem Motiv.
Neue Themen in der Malerei: der Mann, der ein Kind trägt, die Familie, der Wassermelonenesser. Im Frühjahr entstehen gleichzeitig Gemälde und Druckgraphiken.
Mai: neue Sequenz von Landschaftsbildern.
Oktober: er geht von der Sequenz der Männerköpfe zu einer von Mutter und Kind über, die durch eine Krankheit im Zusammenhang mit einer persönlichen Krise abgebrochen wird. Sein Versuch, die Veröffentlichung der französischen Ausgabe von Francoise Gilots Buch "Vivre avec Picasso" zu verhindern, hatte dem Buch nur als Werbung gedient. Claude und Paloma werden in Notre-Dame-de-Vie nicht mehr empfangen.
November: Picasso wird im amerikanischen Krankenhaus von Neuilly operiert.
1965-1966
Betonvergrößerung der Gestalten des Déjeuner sur l'herbe; sie werden im Park des Stockholmer Moderna Museet aufgestellt.
1966
Frühjahr: er beginnt wieder zu zeichnen, später auch zu malen. Die "Musketiere", eine Art von Edelmännern des spanischen Goldenen Zeitalters, tauchen auf.
Flötenspieler, Wassermelonenesser und Musketiermaler sind durch Phantasie, Humor und Heiterkeit gekennzeichnet.
August: Rückkehr zur Druckgraphik. Bis zum Frühjahr 1967 entstehen etwa sechzig Blätter von großer Virtuosität. Sie werden erst 1970 gedruckt.
19.November: Eröffnung der Ausstellung "Hommage à Picasso" im Grand Palais und im Petit Palais von Paris durch André Malraux, der seit 1959 Kultusminister ist. Die von Jean Leymarie geleitete Ausstellung hat einen großen Erfolg und macht das Publikum mit der gesamten Bildhauerarbeit des Künstlers bekannt; zahlreiche vom Künstler aufbewahrte Skulpturen sind nie zuvor ausgestellt worden.
In diesem Jahr erscheint "Sable Mouvant" von Pierre Reverdy. "Sable Mouvant" ist das letzte Gedicht von Pierre Reverdy, der am 17.Juni 1960 in Solesmes gestorben ist. Picasso illustriert das posthume Ausgabe zu Ehren des Dichters. Die zehn Aquatinten stammen aus der großen graphoschen Serie Der Maler und sein Modell aus dem Winter 1963-1964 und aus der Periode von Februar-März 1965.
1967
Abweisung der Ehrenlegion.
Frühjahr: Picasso wird aus seinem Atelier in der Rue des Grands-Augustins verwiesen. Rückkehr zur Malerei.
21.Mai: erste Aktfigur in verkürzter Perspektive von vorn; die Sequenz von Bildern dieser Art wird bis Oktober fortgesetzt.
Nachdrückliche Selbstbildnisse.
1968
13.Februar: Tod von Jaime Sabartés (geboren 1881). Ihm zu Ehren schenkt Picasso die Serie von 58 Bildern nach Las Meninas und ein Bildnis von Sabartés aus der blauen Periode dem Picasso-Museum in Barcelona. Sabartés hatte 1953 seine Bibliothek dem regionalen Kunstmuseum von Málaga geschenkt und seine Werksammlung dem Picasso-Museum in Barcelona gegeben, womit er zum Grundbestand des Museums beitrug.
16.März-5.Oktober: in einem "tour de force" entstehen in dieser Periode die 347 Stiche, die im Dezember in der Galerie Leiris gezeigt werden.
Es handelt sich um ein komplexes Ganzes mit verschiedenen, ineinander verschachtelten Themen: Zirkus, Stierkampf, Theater, Commedia dell'Arte; die Serie gipfelt in humorvollen erotischen Szenen. Gedruckt werden die Stiche von den Brüdern Crommelynck in ihrer Werkstatt in Mougins.
Veröffentlichung des Buches von Fernand Crommelynck, den Vater der Graphiker, "Le Cocu magnifique". Das Buch erscheint zwei Jahre vor dem Tode des Dramatikers; die Illustrationen gehören zu der Serie der 65 zwischen dem 6.November und dem 19.Dezember entstandenen Stiche.
Eine Monumentalbüste von Sylvette wird in der New Yorker Universität aufgestellt.
1969
In diesem Jahr ist das malerische Schaffen sehr bedeutend: Gesichter mit intensivem Blick, Paar (das Thema des Kusses steht im Vordergrund), Aktfiguren, Männer mit Degen, Raucher, Stilleben...
April: Veröffentlichung von "El Entierro del Conde de Orgaz", Prolog von Rafael Alberti (ein Kupferstich, 12 Radierungen und 3 Aquatinten). Diese "literarische Phantasie" schrieb Picasso in der Zeit vom 6.Januar 1957 bis zum 20.August 1959; die Stiche wurden unter den Werken aud den Jahren 1966 und 1967 ausgewählt.
Oktober: nach einem Besuch in Mougins beschließen Yvonne und Christian Zervos, eine Ausstellung der neueren werke zu veranstalten; sie findet im folgenden Jahr im Palais des Papes von Avignon statt.
1970
Januar: er schenkt dem Picasso-Museum in Barcelona die Werke, die er bei seiner Familie in Spanien gelassen hatte: Jugendwerke aus La Coruna und Barcelona, sowie Werke aus dem Jahre 1917, als er mit dem Russischen Ballett zusammen war.
20.Januar: Tod von Yvonne Zervos. Christian Zervos schreibt das Geleitwort des Kataloges zur Ausstellung im Palais des Papes in Avignon, die am 1.Mai mit 67 Gemälden und 45 Zeichnungen eröffnet wird. Er stirbt am 12.September.
Picasso malt am 30.September Die Familie, am 4.Oktober Der Matador.
1971
Winter: Picasso schenkt dem New Yorker Museum of Modern Art die in Blech gearbeitete Gitarre von 1912, die erste Metallkonstruktion.
25.Mai: dem Musée Réattu in Arles, einer Stadt, deren Stierkämpfe er schätzt, schenkt er 57 zwischen dem 31. Dezember 1970 und dem 4.Februar 1971 entstandene Zeichnungen.
30.August: Mutter und Kind.
25.Oktober: Picassos 90.Geburtstag. Aus diesem Anlass wird eine Auswahl aus den Werken der öffentlichen französischen Sammlungen in der Grande Galerie des Louvre gezeigt.
Veröffentlichung von Fernando de Rojas "La Célestine". Dieser dramatische Roman in 21 Akten, 1499 in Burgos erschienen, ist eines der Hauptwerke der spanischen Literatur. Die Stiche, die auf die Zeit vom 11.April bis zum 18.August 1968 datiert sind, stammen aus der Suite 347.
1972
31.März: Landschaft
Juni-Juli: Serie von gezeichneten Selbstbildnissen. Der Kopf wird manchmal zur Totenmaske mit hervortretenden Augen.
1973
24.Januar-24.Februar: Ausstellung von 156 zwischen Ende 1970 und März 1972 entstandenen Radierungen in der Galerie Louise Leiris, die seit 1953 Picassos Werke unmittelbar nach ihrer Entstehung gezeigt und eine entscheidende Rolle bei ihrer Verbreitung gespielt hat.
8.April: er stirbt im Haus Notre-Dame-de-Vie in Mougins.
10.April: Picasso wird im Garten des Schlosses Vauvenargues beigesetzt; seine Frau lässt auf sein Grab die Frau mit Vase, die Bronzefigur aus dem Jahre 1933, stellen.
23.Mai-23.September: in der Ausstellung "Pablo Picasso, "1970-1972", die im Palais des Papes in Avignon stattfindet, sind die letzten Werke zu sehen, die der Künstler selbst für diese Ausstellung ausgewählt hatte.
Der Kubismus
1907-1917
Das Selbstbildnis mit Palette entstand im Herbst 1906. Der Anfang des Kubismus stand kurz bevor, doch kaum eine Andeutung darauf findet sich im Bild. Der sie Palette haltende Daumen gleicht einem Bekenntnis, zu welchem Werkabschnitt dieses Gemälde noch gehört. Er ist Finger und Farbfleck zugleich, er ist Teil des Malers und Teil seiner Malerei, er ist rosa. Allein das Gesicht wirkt bereits maskenhaft, die Schatten unter dem Kinn oder auf der Wange brechen abrupt ab. Die Linie gewinnt an Bedeutung für die Bildorganisation, und darin liegt der Hinweis auf Kommendes.
Im Selbstbildnis, das kurz darauf im Frühjahr 1907 entstand, ist die Linie jetzt das dominierende Gestaltungsmittel. Die breiten, schnell ausgeführten Pinselstriche markieren die Gesichtszüge. Sie umgrenzen auch die übrigen Flächen im Bild, die fast ohne Modellierung mit Farbe ausgefüllt sind. An mehreren Stellen bleibt die Leinwand sogar unbemalt. Zur gleichen Zeit feilt Picasso an den Entwürfen zu dem Gemälde Les Demoiselles d'Avignon. Aber nicht nur die Darstellungsform, auch der Blick Picassos auf sich selbst hat sich gewandelt. Nur wenige Monate liegen zwischen den beiden Selbstbildnissen, das eine aber zeigt noch den jugendlichen, das andere bereits den reifen Picasso.
In einem Entwurf zu den Demoiselles d'Avignon blieb die untere Bildhälfte unvollendet. Hier offenbart sich Picassos Arbeitsweise: Er umreißt zunächst mit Pinselstrichen die Konturen, erst danach werden die vorgegebenen Flächen mit grellen Farben ausgefüllt und schließlich die eckigen Umrißlinien noch einmal schwarz nachgezogen. Nach jedem Strich setzt er den Pinsel ab. Körper und Kopf werden in kantigen Stücke zergliedert. Dabei entlehnte Picasso die ihre Arme hinter dem Kopf verschränkende Nackte bei Jean Auguste Dominique Ingres' Gemälde Das türkische Bad, in dem dieser ausgerechnet den sanft geschwungenen, wohlgerundeten weiblichen Formen huldigt.
Für die endgültige Fassung der Demoiselles d'Avignon hat Picasso das Motiv dieser Studie für die Frau in der Bildmitte übernommen. Der Kontrast zu Ingres' vor Sinnlichkeit und Erotik dampfendem Bad könnte freilich kaum größer sein. Die aufreizende Pose wird durch die unförmigen Arme, die spitzen Ellbogen und den vom Fleisch eingekeilten Kopf in ihr Gegenteil verkehrt. Dabei ist sie und ihre Nachbarin zur Linken - in ihrer warmtonigen Monochromie rufen sie sogar die Erinnerung an die Rosa Periode wach - noch eine Schönheit im Vergleich zu den übrigen weiblichen Figuren, deren deformierte Köpfe und Körper "wie mit der Axt behauen" wirken. Bei der Figur im Vordergrund rechts ist die genaue Haltung des aufgestützten Armes nicht einmal mehr zu rekonstruieren. Körper und Kopf sind völlig unterschiedlich gestaltet, Rücken und Gesicht gleichzeitig zu sehen, Augen und Mundpartie widersprechen allen Naturgesetzen. Hinter ihr betritt eine weitere Frau den Raum, den blauen Vorhang beiseite schiebend. Ihr Kopf ist zur Hundeschnauze deformiert, das Gesicht in grün-rote Schraffuren zerlegt, der Körper in miteinander unvereinbare Partikel zerhackt. Die fünfte Frau schließlich, am linken Bildrand, ist ohne Bewegung, das Gesicht zur Maske versteinert.
Jede einzelne Figur ist also aus gänzlich unterschiedlichen Bestandteilen zusammengefügt. Aber auch die Figuren untereinander gehorchen nochmals gegensätzlichen Gestaltungsprinzipien. Sie alle übergreift eine radikale Geometrisierung, die zum einen den natürlichen Proportionen ihr eigenes Gesetz aufzwingt und sie damit nach Belieben verformt, zum anderen aber auf das engste mit dem ebenfalls zerklüfteten Hintergrund verschmilzt; der Bildraum erscheint zusammengepreßt. Die fehlende Modellierung der Körper durch Licht und Schatten und die Kombination mehrerer Blickwinkel in einem Bild tragen weiterhin zur Verunklärung des Raumes bei.
Picasso wollte alles zugleich zerstören. Der Mythos von der Schönheit der Frau war dabei noch das Geringste. Er revoltierte gegen das Bild, das man sich von ihm als Maler bisher gemacht hatte, und er revoltierte mit diesem Bild gegen die gesamte abendländische Kunst seit der Frührenaissance. Das Gemälde war freilich keine Schöpfung aus dem Nichts. Picasso hatte zuvor iberische und afrikanische Skulpturen gesehen. Sie bargen jene archaischen Formen in sich, die ihn zur Stilisierung der natürlichen Formen. Zur rigorosen Geometrisierung und schließlich zur radikalen Deformation anregten.
Andere Künstler hatten sich schon vor Picasso für die Kunst der "Primitiven" interessiert, verwendeten sie aber nicht mit der Rückhaltlosigkeit wie er. Henri Matisse und André Derain stachelten mit ihrem im "Salon des Indépendants" ausgestellten Aktdarstellungen vor allem den Ehrgeiz des jungen Spaniers an. Selbst Apollinaire, der mittlerweile zu den Anhängern Picassos zählte, und auch Georges Braque, den Picasso erst seit kurzem kannte, lehnten anfangs das ihnen Unbegreifliche ab. Sie sahen ihn in eine "entsetzliche Einsamkeit" versetzt oder fürchteten gar, wie Derain, er werde sich eines Tages hinter seiner Leinwand aufhängen. Doch die verbalen Attacken der Kollegen verstummten rasch und wandelten sich alsbald in eine künstlerische Aufarbeitung der neuen Prinzipien. Der Kubismus war geboren.
Picasso bekam Gesellschaft. Braque war es vor allen anderen, der mit ihm um die Entwicklung der neuen Malerei wetteiferte. Über ihre künstlerische Rivalität fanden die beiden zur Freundschaft. Während mehrerer Jahre sollten sie die Möglichkeiten des Kubismus gemeinsam ausloten. Zunächst fuhren sie im Sommer 1908 aufs Land, um nach der Rückkehr festzustellen, dass ihre unabhängig voneinander entstandenen Gemälde sich verblüffend glichen.
Noch ganz diesem frühen, monumentalen Kubismus verpflichtet ist das Gemälde Obstschale und Brot auf einem Tisch. Zwischen heruntergeklappter Tischoberfläche und grünem Vorhang ist das karge Stilleben im komprimierten Bildraum ausgebreitet. Ein Brot, dessen Schnittfläche mit dem Halbrund des Tisches korrespondiert, eine Obstschale und eine umgekehrte Tasse sowie verschiedene Früchte, allesamt Dinge des täglichen Lebens, die eines jedoch besonders auszeichnet: Bereits in ihrer natürlichen Erscheinung gehorchen sie geometrischen Grundformen. Damit kann Picasso zum einen Cézannes Forderung nach Vereinfachung der Formen auf Kreis, Oval und Rechteck genügen und zum anderen seine neue Konzeption des Bildraumes geradezu schulmeisterlich an Zitronen und Birnen demonstrieren. Der Bildraum wird nicht mehr einheitlich mittels der Zentralperspektive organisiert, sondern jeder Gegenstand einzeln aus einem jeweils veränderten Blickwinkel wiedergegeben. So kann man beispielsweise zwar von oben in die Fruchtschale blicken, der Boden der Tasse bleibt dem Betrachter aber verborgen.
Nach dem weltabgeschiedenen Horta de Ebro, wohin sich Picasso in seiner Studienzeit einmal zurückgezogen hatte, um seine Zukunft zu überdenken, kehrte er im Frühling 1909 zurück. Es sollte einer der produktivsten Abschnitte in seinem Leben werden. Dort entstand auch das Porträt von Fernande, Frau mit Birnen, das eine weitere Entwicklungsstufe des analytischen Kubismus markiert. Jetzt kommen die Studien der primitiven Skulpturen zur Entfaltung. Picasso hatte sich nie für deren ethnologischen Gehalt interessiert, dafür aber um so eingehender ihre formale Gestaltung untersucht, als deren Kern er das Aneinanderreihen einzelner Volumina erkannte. Entsprechend dieser Beobachtungen werden im Gemälde Augenhöhlen, Nase, Wangen, Lippen usw. als gewölbte Körper aufgefaßt, die das Gesicht in voneinander abgetrennte Partien zergliedert. Das mehrperspektivische System ist jetzt nicht mehr auf mehrere Gegenstände verteilt, sondern auf einen einzigen konzentriert.
Die Geometrisierung, die zuvor einfache Gegenstände wie Tassen oder dergleichen in ihrer typischen Form erfaßte, also das Erkennen des Gegenstandes geradezu förderte, steht jetzt der Identifizierung der Person eher entgegen. Die Wiedergabe individueller Gesichtszüge als unverzichtbare Forderung an das Porträt und die Vereinheitlichung der Formen, wie sie die zunehmende Geometrisierung mit sich bringt, scheinen einander auszuschließen. Gleichwohl halten sich zu jener Zeit die beiden Hauptstränge in Picassos Werk, der Naturalismus und die Abstraktion, die Orientierung an der Wirklichkeit und das Bemühen um die Autonomie der Kunst, die Waage. Nie trat einer der beiden Pole ohne den anderen in Erscheinung. Picasso malte kein ausschließlich naturalistisches Gemälde, aber auch kein vollkommen abstraktes. Innerhalb der kubistischen Stilphase war damit der Scheidepunkt erreicht. Zuvor hatte der Naturalismus überwogen, danach übernahm die Abstraktion die Vorherrschaft in seinen Bildern.
Das Porträt von Picassos Kunsthändler Ambroise Vollard gibt es nur noch in geometrischen Kürzeln Auskunft über die Erscheinung, gleichwohl ist der Porträtierte zu erkennen. Die geometrischen Formen lösen die Umrißlinien auf, vereinnahmen die wenigen realistischen Bruchstücke. Die Linien erhalten eine doppelte Lesbarkeit. Sie sind Bestandteil einer autonomen Bildgeometrie, lassen sich aber gleichzeitig auch als Revers des Anzuges, als Taschentuch in der Brusttasche oder als Arm verstehen. Der Bildraum ist nun bestenfalls noch ein flaches Relief, die ausgeprägten Wölbungen sind geglättet, es wird nicht mehr kantig Volumen neben Volumen gesetzt, vielmehr sind die Übergänge zwischen den kleinen Flächen geschmeidig. Die prismatischen Partikel überziehen das ganze Bild mit einem Muster.
Die Zerstückelung der Bildgegenstände nahm in den folgenden Jahren noch zu. Picasso malte jetzt vor allem Stilleben mit Motiven, die er in seinem Atelier fand, deren Gestalt bereits durch geometrische Formen bestimmt ist und die auch dem Betrachter in ihrer Erscheinung bekannt sind. So war gewährleistet, dass trotz Verzerrung der Proportionen und trotz Zerstückelung der Gesamtform der Bildgegenstand noch erkennbar blieb. Durch die freie Verfügbarkeit über die Bruchstücke war der Weg zum Klebebild geebnet, dem "Papier collé". Im Bild Gitarre werden Tapetenreste, Zeitungsseiten und Buntpapiere als vorgefertigte dekorative Bruchstücke auf die Leinwand montiert und mit Kohle, Bleistift und Tusche übermalt. Hier lagert sich die Zerlegung des Bildgegenstandes in Einzelteile und seine Wiedergabe mittels Realitätsfragmente. Damit konkurrieren auch zwei Bildsysteme, das bedruckte Papier verweist auf eine Zeitung in die Realität und bildet gleichzeitig das Schalloch der Gitarre ab. Mittels typischer Merkmale wird der Gegenstand charakterisiert. Die bauchige Form seines Schallkörpers, der Hals mit den darübergespannten Saiten und die Metallbünde genügen als realistische Überbleibsel, um die Abstraktheit des Bildes abzuwenden.
Sein Höhepunkt aber findet der synthetische Kubismus nicht in dem aus Realitätsabfällen montierten Klebebildern, sondern in Picassos Malerei, indem er die verschiedenen Farbflächen wie ausgeschnittene Papierstücke gegeneinandersetzt. Im 1915 gemalten Harlekin, einem beliebten Motiv aus alten Tagen, taumeln die bunten Flächen ohne jede Verbindung mit dem schwarzen Bildgrund, der sie umrahmt. Selbst eine Verankerung durch Beschneidung des Bildrandes ist sogar vermieden. Der Spaßmacher ist nicht als solcher zu identifizieren, weil ein Rest an Naturalismus den abstrakten Formen trotzt, sondern weil das rautenförmige Gewand, an dem man ihn erkennt, auch in Wirklichkeit ein abstraktes Muster ist.
Analytischer Kubismus - zerlegender Kubismus
Synthetischer Kubismus - aufbauender Kubismus
Die Blaue und Rosa Periode
1901-1906
Am Anfang war ein Meisterwerk. Die Blaue Periode begann mit dem Bild Evokation- Das Begräbnis Casagemas. Es markiert das Ende einer Freundschaft und den Beginn einer neuen Schaffensphase von Picasso. Nicht mehr sollte in den nächsten sechs Jahren an die Begeisterung für das freizügige Pariser Leben erinnern. Damals, als Picasso gemeinsam mit seinem Freund Carlos Casagemas Paris zum erstenmal besuchte, wirkten die sich in aller Öffentlichkeit umarmenden Liebespaare, die leichtfertigen Tänze, die zügellosen Sitten auf die beiden Maler schockierend und befreiend zugleich. Dergleichen war im konservativen Spanien zu jener Zeit noch nicht einmal vorstellbar gewesen. Damals also ließen sie sich vom zügellosen Leben der Weltstadt verführen. Jetzt, bei seiner Rückkehr ohne den Freund, war der Rausch verflogen, die Euphorie der Nüchternheit gewichen.
Der Freund hatte sich aus verschmähten Liebe zu Germaine, einem Modell, in einem Pariser Café erschossen. Das geschah im Februar 1901, die Blaue Periode begann aber erst im Sommer desselben Jahres. In der Zeit dazwischen näherte sich Picasso dem Tod seines Freundes in Bildern. Malerei war für ihn eben nicht nur die Sprache, in der er sich ausdrückte- und Picasso sprach viel, mit ihrer Hilfe nahm er auch umgekehrt die Welt in sich auf, verarbeitete sie, suchte sie zu verstehen. Und Verstehen hieß für ihn Beobachten, hieß Wahrnehmen. Nur vor diesem Hintergrund erschließt sich sein : "Ich begann Blau zu malen, als ich wahrnahm, dass Casagemas gestorben war." Der Tod des Freundes löste die Blaue Periode aus. Sie konnte aber erst beginnen, als Picasso das Unbegreifliche als wahr, als wirklich erkannt hatte. Am Ende dieses Erkenntnisvorgangs mittels Malerei standen drei Porträts des aufgebahrten Casagemas. Es waren die letzten farbdurchglühten Bilder für viele Jahre. In ihnen zitiert Picasso den Malstil der großen tragischen Gestalten der Malerei des 19.Jahrhunderts, er zitiert Vincent van Gogh, der wie Casagemas Selbstmord verübt hatte.
Unmittelbar nach den Porträts beginnt Picasso mit den Entwürfen zum Gemälde Casagemas'Begräbnis. Für seinen Freund arrangiert er eine Grablegung, die einem Heiligen alle Ehre gemacht hätte. Seine Version geriet allerdings etwas weltlicher, um nicht zu sagen, sie sei atheistisch. Statt Engelschören, die die vom Schimmeln entführte Seele für gewöhnlich umkränzen, tummeln sich Prostituierte auf den ehemals heiligen Wolken, mit nichts mehr bekleidet als ihren Strümpfen. Picasso gönnt des Freundes Seele in der himmlischen Sphäre, was ihm auf Erden an paradiesischen Freuden vorenthalten worden war. Unterdessen klagen die Zurückgebliebenen am Leib des Verstorbenen mit übertriebenen feierlichen Gebärden ihr Leid; zu ihnen gehört auch Picasso. Aus Trauer schuf er dieses Bild. Der Tod war die einschneidende Erfahrung für ihn, unterschwellig bildet er das Thema aller Bilder der Blauen Periode.
Casagemas' Tod war der konkrete Anlass zu dem Gemälde Evokation gewesen, seine vornehmlich blaue Färbung erklärt sich aus dem gewählten Thema. Gerade Blau schien Picasso geeignet, seine Gefühle von Trauer und Schmerz zu umschreiben. Er verwendete die Farbe über vier Jahre, die Bilder wurden dabei von Jahr zu Jahr monochromer (einfarbig). Nur noch leise Schimmer finden sich auf den späteren Bildern Grün und Rot. Die Farbgebung verselbständigte sich demnach, sie signalisiert zuallererst, dass die Gemälde nicht bloßes Abbild der Wirklichkeit sind. Das Dargestellte erscheint künstlich und damit vor allem als Kunst. Darüber hinaus faßt die Farbe eine größere Werkgruppe zusammen, es entstehen Anklänge an die allerdings thematisch begründeten Serien Claude Monets. Das unaufhörliche Wechseln des Stils in der Lehrzeit, als Picasso auf jeden neuen Einfluß von außen noch zu reagieren sucht, ist zu Ende. Picasso hat jetzt seinen eigenen Stil. Blau ist das unverwechselbare Merkmal seiner Bilder, ist sein erstes Markenzeichen.
Noch war es nicht soweit, noch kannte nur wenige den gerade zwanzigjährigen Spanier. Noch wohnte er ärmlich in einem Mansardenatelier, das ihm sein Galerist Manach besorgt hatte. Es war zuvor der Arbeitsraum von Casagemas gewesen, und hier entstand auch das Bild seiner Beerdigung. Zweckentfremdet diente es noch nach seiner Fertigstellung in den beengten Räumen als eine Art bemalter Wand. Dahinter verbarg sich die kreative Unordnung, mit der sich Picasso überall sofort umgab. Es war seine Art, einen Ort in Besitz zu nehmen, die sich auch nicht änderte, als er geräumige Villen bezog. Unordnung fand er als anregend, und er geriet geradezu ins Philosophieren, sprach er über die richtige Organisation eines ordentlichen Durcheinanders.
Nur wenige Bilder entstanden in jener Zeit; Picasso wurde wieder von seiner Ruhelosigkeit ergriffen. Auch später wechselte er häufig seinen Aufenthaltsort, es war aber keine Entscheidung mehr zwischen Heimat und selbstgewähltem Exil zu treffen. Er reiste erneut nach Barcelona, kehrte kurz darauf wieder zurück, um im Frühling 1903 abermals Paris in Richtung Spanien zu verlassen.
Schließlich ließ er sich für immerhin ein Jahr in Barcelona nieder und begann mit neuem Elan seine Arbeit. Eines der ersten Ergebnisse war das allegorische Bild La Vie (Das Leben). Picasso hatte es in unzähligen Skizzen vorbereitet. Hier ist nichts spontan, nichts beiläufig, alles ist im Voraus kalkuliert, aber noch lange nicht im nachhinein verstehbar. Die Sicherheit, mit der Picasso sein Thema vorträgt, wird zur Unsicherheit des Betrachters.
Die Blaue Periode begann mit dem Tod Casagemas', der Selbstmord verübte, da seine Liebe nicht erwidert worden war. Handelten die nachfolgenden Bilder nicht ausdrücklich vom Tod, so doch zumindest von der Einsamkeit, dem Mangel an Liebe. Im Bild Die Armen am Meeresstrand wird dies deutlich. Da ist eine Familie ohne alles Familiäre, da sind Menschen ohne jedes Leben. Wie Statuen verharren sie in ihrer Erstarrung. Nichts findet sich in ihrer Umgebung, das eine Hoffnung auf ein Ende ihrer Isolation begründete. Allein das Kind gestikuliert verhalten, trägt seinen Kopf noch aufrecht. Die Figuren sind verhüllt, scheinen sich in ihrem Gewändern verbergen zu wollen; was dennoch daraus hervorschaut, ist nackt, ist die nackte Armut. Picasso ist in diesen Bild ganz unverhohlen pathetisch.
Die Armut teilte Picasso selbst mit den Figuren seiner Bilder, auch die Einsamkeit, die aber wenigstens nicht mehr lange.
Das Bild Frau mit Krähe zeigt die Tochter des Wirtes Frédé. (Dieser war Wirt im Künstlerlokal "Le Lapin Agile", wo sich Picasso mit einigen Freunden meistens traf.)
Sie küßt den Vogel, und ihre dünnen, überlangen Finger liegen vor seiner Brust. Das helle Gesicht ist nur mit dem Bleistift gezeichnet, weiß schimmernd das Papier durch die Schraffuren, wird zur blasen Haut. Ein sanftes Licht scheint über das Gesicht zu streichen, die feinen Züge des Mädchens auf das vorteilhafteste modellierend. Dagegen ist der schwarze Vogel ohne jede Plastizität, nur eine dunkle Fläche, aus der die staksigen Füße ragen. Das Blau ist in den Hintergrund gewichen, statt seiner überzieht ein zartes, an manchen Stellen beinahe bernsteinfarbenes Rosa als dünnes Gewand den zierlichen Körper. In dieser Übergangsphase zur Rosa Periode kostet Picasso seine reifen malerischen Fähigkeiten aus, er zelebriert geradezu Schönheit.
Es ist nur ein Hauch von Melancholie spürbar. Der Weltschmerz ist jetzt nicht mehr bitter, viel eher schon süßlich, eben gerade so, dass man sich ihm gerne hingibt. Das gilt auch für das Bild Artisten (Betrübte Mutter mit Kind). Sie kommen gerade von ihrem Auftritt, der Sohn trägt noch sein Kostüm. Die Mutter hat sich ein Tuch übergeworfen, ihr Haar ist hochgesteckt und mit einer Blume geschmückt. Was zählt ihr Leid angesichts ihrer klassischen Gesichtszüge, was kümmert es, dass das Essen so kärglich ausfällt angesichts des Tellers, einer malerischen Delikatesse. In der Blauen Periode gab es noch ein Entsprechung von glatter, distanzierender Bildoberfläche und der Isoliertheit der Figuren. Nun ist die Farbe ganz dünn aufgetragen, aber es entsteht alles andere als der Eindruck von Kühle oder Ärmlichkeit. Die Spuren der sehr flüssig aufgetragenen Farbe verleihen dem Bild im Gegenteil Preziosität.
Der Bruch zwischen den beiden Perioden ist weit größer, als man zunächst vermuten möchte; und er beschränkt sich keineswegs auf die angewandten formalen Mittel, auch die Bildmotive erfahren eine wesentliche Veränderung. Gaukler, Seiltänzer und Harlekine lösen Bettler, Blinde und Gebrechliche ab, Armut und Depression weichen der leichten Muse. Zugegeben, es sind traurige Spaßmacher und so wurden sie von Antoine Watteau bis Paul Cézanne auch immer dargestellt. Aber sie stehen nicht nur auf der Schattenseite des Lebens, sind keine geborenen Verlierer.
Mit den Bild Die Gauklernfamilie kehren auch Gegenstände in die Bilder zurück: der ausladend schwingende Korb des Mädchens, der über die Schulter geworfene Sack des Possenreißers, die Trommel, die der Jüngling auf seiner Achsel trägt, und die Vase seitlich der Frau im Vordergrund. Es sind Requisiten, an die sich zwar keine Anekdoten knüpfen lassen, die aber zumindest die Figuren ausführlicher charakterisieren. Auch die Beziehung zwischen den Figuren ist unbeschwerter; das wird am deutlichsten in der Selbstverständlichkeit, mit der der Harlekin die Hand des Mädchens hält. Dennoch, die Figuren wie die Gegenstände verweigern alles Anekdotische, Picasso erzählt in diesen Bildern nicht, er schildert einen Zustand.
Wesentlich zu der immer noch spürbaren Kühle trägt die Diskrepanz kostümiert wie bei einer Aufführung, nur befinden sie sich nicht an ihrer Spielstätte, sondern in einer sich in die Tiefe erstreckenden, leeren Dünenlandschaft. An diesem Ort der Einsamkeit, ohne Zuschauer, erscheinen die Gaukler wie Fremdlinge. Noch etwas bringt die Kostümierung mit sich: Die Trikots liegen eng an, sie sind wie eine zweite, bunt bemalte Haut, die es erlaubt, die Plastizität der Körper herauszuarbeiten. Welch ein Unterschied zu den Gewandfiguren der vorangegangenen Stilphase. Picassos neues Interesse an der Wiedergabe dreidimensionaler Formen im Bild mag seine Ursache auch in seiner ersten Versuchen als Bildhauer haben, die in diese Zeit fallen.
Picasso nähert sich in dem Bild der Gauklerfamilie erneut klassischen Schönheitsidealen an. Die Überlänge der Figuren ist verschwunden, die Gesten besitzen nicht mehr jenes manieristische Pathos, und die kontrpostische Körperhaltung mit auffällig gespreizten Füßen scheint zur Pflicht für das Bildpersonal geworden zu sein.
Im Bild Knabe, ein Pferd führend demonstriert Picasso geradezu sein Wissen um klassische Schönheit. Was würde sich dazu besser eignen als ein Jüngling? Nackt muss er natürlich sein, so können die ausgewogenen Proportionen auch zur Schau gestellt werden. Selbst das Verhältnis der Figur zu ihrer Umgebung ist nicht mehr irritierend, Mensch und Natur befinden sich wieder in Einklang. Das zeigt schon die Farbgebung, die alle Bildelement miteinander verschmilzt, ohne dabei von der jeweiligen Farbe des Gegenstandes in der Wirklichkeit wesentlich abzuweichen. Mensch und Tier bewegen sich gemeinsam, durch ihre Schrittstellung und die Neigung der Köpfe werden sie miteinander verknüpft. Nur die unmittelbare Verbindung durch den Halfter fehlt. Damit fehlt aber eigentlich auch die Motivation aller Bewegungen im Bild, die sich erst durch die konkrete Handlung verstehen lassen. An ihre Stelle ist eine imaginäre Verbindung zwischen Mensch und Natur getreten, geknüpft durch die Harmonie ihrer Bewegungen, begründet in Armut und klassischen Proportionen. Gleich einer antiken Statue, deren empfindlichste Teile zerbrochen und verloren sind, kann nur noch Schönheit bewundert werden.
La Toilette zeigt Fernande, wie sie ihr kastanienbraunes Haar kämmt. Sie ist in jenen Tagen Picassos Göttin der Liebe, sein Inbegriff weiblicher Schönheit, seine Venus des täglichen Gebrauchs. Es lag nahe, sich antiker Venusstatuen zu bedienen und die konventionalisierten Formen ihrer Darstellung auf die eigene Schönheitsgöttin zu übertragen. Das Ergebnis ist eine Statue aus Fleisch und Blut, die man distanziert bewundert und gleichzeitig innig begehrt. Alles erscheint natürlich, die unvermeidlich kontrapostische Stellung der Beine, die über dem Kopf zusammengeführten Arme, die anmutige Neigung des Kopfes dem Spiegel entgegen- und doch ist dies nichts anderes als klassisch arrangierte Schönheit. Damit ist das eigentliche Thema des Bildes genannt.
Damit war der vorläufige Höhepunkt der Verarbeitung klassischer Motive erreicht. Picasso hatte eindrucksvoll seine Kenntnisse antiker Quellen demonstriert, hatte gezeigt, wie das überlieferte Gedankengut sich aktualisieren lässt. Und ganz nebenbei hatte er bewiesen, dass er allen Ansprüchen an maltechnisches Können mit Leichtigkeit genügen konnte. Mit dem Kubismus meldete Picasso aber nicht bloß schüchtern Zweifel an der Tradition oder weniger kontinuierliche Entwicklung der abendländischen Malerei zu Ende.
Die unverhohlene Pathetik der Blauen Periode und die einschmeichelde Ästhetik und Melancholie der Rosa Periode konnten in der kubistischen Malerei keine Fortsetzung finden. Erst nach dem Kubismus besinnt sich Picasso wieder auf überliefertes Formengut. Dann bedient er sich aber nicht mehr der antiken Plastik als Vorbild, sondern eifert vielmehr klassizistischer Malerei nach
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