Paul Klee

Inhaltsverzeichnis

Paul Klee

Biographie von Paul Klee

Paul Klee in den Augen anderer

Blauer Reiter

Das Bauhaus

Werke von Paul Klee

Namensregister

Erklärungen der Abbildungen

Quellenverzeichnis

Praktischer Teil

Paul Klee

Paul Klee wurde am 8. Dezember 1879 in Münchenbuchsee bei Bern geboren und ist am 26. September 1940 in Locarno gestorben. Er war ein deutscher Maler, Zeichner und Kunsttheoretiker. Klee, als Sohn des deutschen Musikers Hans Klee geboren, studierte in München und ließ sich nach einem kurzen Italienaufenthalt (1901) ab 1906 in München nieder. Von 1920 bis 1931 war Klee Lehrkraft am Bauhaus, von 1931 bis 1933 schließlich an der Düsseldorfer Kunst-akademie. 1933 verließ Klee aufgrund nationalsozialistischer An-feindungen Deutschland und kehrte nach Bern zurück. 1937 wurden mehrere seiner Arbeiten auf der Ausstellung "Entartete Kunst" in München gezeigt.

Klees Frühwerk wurde vor allem durch graphische Arbeiten be-stimmt, oft skurrile und phantastische Darstellungen, die Einflüsse von Goya, Blake und Ensor zeigen. Durch die Freundschaft zu Kandinsky und die Maler des "Blauen Reiters" begann die Ausein-andersetzung mit Farbe und Kontrastwirkungen. Verstärkt durch eine Begegnung mit Delaunay und die Auseinandersetzung mit dem Werk von Cézanne und van Gogh entstanden ab 1914 Bilder aus leuchtenden Farbfeldern. Klee löste die gegenständliche Darstellung von ihrer reinen Abbildfunktion und experimentierte mit irrealen Bild-zeichen, die zum Teil dem Bildverständnis des Surrealismus ent-sprachen. Entgegen den funktionalen und geometrischen Bildprinzi-pien des Bauhauses hielt Klee auch in seinen späteren Arbeiten an der Bedeutung des Unbewußten für die Kunst fest. Seine Bilder-welten und seine theoretischen Äußerungen zeigen eine gewisse Nähe zum Kunstverständnis des Expressionismus ("Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar").

Biographie von Paul Klee

1879 Paul Klee wird am 18. Dezember als Kind des deutschen Musiklehrers Hans Klee (1849-1940) und der schweizer-ischen Sängerin Ida Marie Klee, geborene Frick (1855-1921), in Münchenbuchsee bei Bern geboren

1898 Klee geht nach München, um Kunst zu studieren. Mangel-haftes figürliches Zeichnen verhindert seine Zu-lassung zur Akademie; zur Vorbereitung besucht er die private Zeichenschule des akademischen Malers Heinrich Knirr (1862-1944).

1899 Klee lernt die Technik des Radierens. Im Dezember des Jahres lernt er seine zukünftige Frau, Lily Strumpf ken-nen.

1900 Einschreibung an der Münchener Akademie in der Malklasse von Franz von Stucks, die er im März 1901 wieder verlässt.

1901-1902 Sechsmonatiger Italienaufenthalt in Mailand, Genua, Rom und Neapel. Besuch von Anatomiekursen und einer Abendklasse für Aktzeichnen in Bern.

1902 Klee verlobt sich mit der Pianistin Lily Strumpf in Mün-chen.

1904 Im Herbst besucht er München und studiert im Graphi-schen Kabinett die Werke von Goya, William Blake und Aubrey Beardsley. Auf der Rückreise begegnet er Corot in Genf.

1904-1905 Entstehung der Radierungsfolge der Inventionen. Klee besucht Paris, wo er den Louvre und das Museé du Luxembourg besucht. Die moderne französische Malerei findet in seinen Tagebüchern keine Erwähnung.

1905 Mai bis Juni. Aufenthalt in Paris zusammen mit Hans Bloesch und Louis Moilliet.

1906 April. Klee besucht Berlin und sieht die Jahrhundert-Ausstellung. Auf der Ausstellung der Münchner Sezes-sion zeigt Klee zehn seiner Inventionen. Sie werden bis-sig besprochen. Durch den Zeichner und Illustrator Jacques Ernst Sonderegger wird er auf Henri Toulouse-Lautrec, Edvard Munch und James Ensor aufmerksam gemacht. Am 15. September heiratet Klee Lily Strumpf. Umzug nach München.

1907 Die Jury zur Frühjahrsausstellung der Münchner Sezes-sion weist Klees Inventionen und Hinterglasbilder zurück, ebenso der Herausgeber der Zeitschrift Kunst und Künstler. Besuch einer Ausstellung über französische Malerei von Manet bis Monet in der Münchner Galerie Heinemann. Am 30. November 1907 wird sein Sohn Felix geboren.

1908 Arbeiten Klees werden in der Sezession in München und Berlin sowie im Glaspalast in München gezeigt.

Die Van Gogh-Ausstellung in den Münchner Galerien Zimmermann und Brakl machen ebenso wie die Hans von Marées-Ausstellung in der Sezession einen großen Ein-druck auf Klee.

1909 Die Jury für die Ausstellung der Münchner Sezession weist fünf seiner Zeichnungen zurück. Auf eben dieser Ausstellung sieht Klee acht Gemälde von Paul Cézanne, den er seinen Lehrmeister par excellence nennt. Pablo Picasso nannte Cézanne le père de nous tous. Auf der XIX. Ausstellung>Zeichende Künste< der Berliner Se-zession werden zwei Zeichnungen Klees ausgestellt.

1910 Erst Einzelausstellung mit mehr als fünfzig Werken aus den Jahren 1907 bis 1910 in Bern, Zürich, Winterthur und Basel.

1911 Anlage eines Werkkataloges der bisherigen und aller neuen Werke, den er bis zu seinem Tod fortführt. Klee beginnt die Illustrationen zu Voltaires Candide, die 1920 im Münchner Verlag Kurt Wolff erscheinen. Heinrich Thannhauser stellt in seiner Modernen Galerie in München dreißig Werke von Klee aus. Bekanntschaft mit August Macke, Wassily Kandinsky, Alexej Jawlensky, Franz Marc, Gabriele Münter, Marianne von Werefkin und Heinrich Campendonk. Klee besucht in der Galerie Thannhauser die erste Ausstellung des>Blauen Rei-ters<.

1912 Klee schließt sich dem>Blauen ReiterModernen BundDer Sturm< in Berlin.

Veröffentlichungen Klees über Kunst, Musik und Theater in der Zeitschrift seines Freundes Hans Bloesch,>Die Alpen<, 1911-1912 Bern. Hier seine erste Würdigung als Graphiker.

1913 Klees Übersetzung von Robert Delauneys Essay>La LumièreÜber das Licht Der Sturm< sind 22 seiner Werke zu sehen.

1914 Mit Louis-René Moilliet und Macke verbringt Klee zwei Wochen in Tunis und Kairuan. Das klare Licht Nordafri-kas weckt Klees Farbgefühl, und er fühlt sich zum ersten Mal als Maler. Ausstellung gemeinsam mit Marc Chagall in der Galerie>Der SturmNeuen Münchner Sezession< und von 1918 bis 1920 ihr Sekretär. Am 1. August Beginn des Ersten Weltkrie-ges. Marc, Macke und Heinrich Campendonk werden eingezogen; Kandinsky, Werefkin, Gabriele Münter und Jawlensky verlassen Deutschland.

1915 Auf der Frühjahrsausstellung der Münchner Sezession sind vierzehn Werke von Klee zu sehen. Die Werke sind nun völlig abstrakt. Reise in die Schweiz.

1916 Ausstellung in der Galerie>Der Sturm<. Auf der Som-merausstellung der Neuen Sezession sind acht Arbeiten von ihm zu sehen. Paul Klee muss den Militärdienst ab-solvieren. Versetzung zum Zweiten Reserve-Infanterie-regiment nach München. Abkommandierung zur Werftkompanie der Fliegerersatzabteilundin Schleiß-heim. Malt und repariert Zeichen und Zahlen auf Flug-zeugen.

1917 Klee wird der Fliegerschule in Gersthofen bei Augsburg zugeteilt und erhält den Posten eines Schreibers in der Zahlmeisterei. In seiner Freizeit malt und zeichnet er. Ausstellung in der Galerie>Der Sturm<, viele Arbeiten werden verkauft. Weitere Ausstellungen in Zürich und München.

1918 24 Zeichnungen bilden den dritten Band der Sturm-Bil-derbücher, der im Februar erscheint. Im November schreibt Klee die Endfassung eines Artikels, der 1920 in der Anthologie von Künstleressays, Schöpferische Kon-fession, als dreizehnter Band der Kunstbuchreihe Tri-büne der Kunst und Zeit erscheint. Bis zu seiner endgül-tigen Entlassung im Februar 1919 wird Klee vom Militär-dienst beurlaubt.

1919 Klee arbeitet in Öl. Er schließt einen Dreijahresvertrag mit Hans Goltz ab, der 1922 um drei weitere Jahre ver-längert wird. Klee tritt in Kontakt mit der Dada-Gruppe, wo er Hans Arp, Hans Richter und Tristan Tzara trifft. Die Staatliche Graphische Sammlung in München kauft fünf von Klees Inventionen ab. Der Architekt Walter Gropius gründet in Weimar das Bauhaus und verpflichtet Lyonel Feininger, Johannes Itten und Gerhard Marcks als Lehrer.

1920 Große Werkschau mit 362 Arbeitern von Klee in Hans Goltz' Galerie>Neue KunstDer AraratFarbe als Wissenschaft<. Am 25. November wird Klee von Gropius ins Bauhaus berufen.

1921 Klee beginnt seine Lehrtätigkeit am Bauhaus am 10. Januar. Er unterrichtet in München und Weimar. Im Mai beginnt er seine Vorlesung über Komposition vor unge-fähr dreißig Studenten. Beginn des Unterrichts der>Bei-träge zur bildnerischen FormenlehreKairuan oder eine Geschichte vom Maler Klee< erscheint.

1922 Klee unterrichtet>Farbenlehre< und wird Formmeister in der Werkstatt für Glasmalerei.

1923 Bauhaus-Ausstellung und Bauhaus-Fest. Klees Essay>Wege des NaturstudiumsElementaren Gestal-tungsunterricht<.

1924 Erste Einzelausstellung in den Vereinigten Staaten bei der Société Anonyme in New York. Im Museum von Jena hält Paul Klee seine berühmten Vortrag>Über die moderne KunstDie Blauen Vier<, mit dem Ziel, ihr Werk in den Vereinigten Staaten zu zeigen. Am 26. Dezember kündigen die Lehrer des Bauhauses an, das Bauhaus in Weimar mit dem Aus-laufen ihrer Verträge am 1. April 1925 zu schließen.

1925 Neueröffnung des Bauhauses In Dessau. Die Lehrer, darunter Klee, erhalten den Professorentitel. Zweite große Retrospektive in der Galerie Hans Goltz. In der Reihe der Bauhausbücher erscheint als zweiter Band Klees Pädagogisches Skizzenbuch, ein Auszug aus sei-ner Vorlesung>Beiträge zur bildnerischen FormlehreElementaren GestaltungsunterrichtSonder-klasseSCISKI<).

1926 Aufenthalt mit der Familie in Italien, Besuch der Städte Genua, Elba, Pisa, Florenz, Ravenna und Mailand. Klee siedelt nach Dessau über. Am Bauhaus hält Klee ein Seminar über Skulptur und Malerei, einen Abendkurs in Aktzeichnen und>Grundlehre<.

1927 Unterrichtet>Gestaltungslehre für WebereiForm-lehre< und eine Malklasse.

1927-1928 Sommeraufenthalte in Frankreich und Italien.

1928 Klee verkauft seine Werke jetzt überwiegend durch Alfred Flechtheim, der Galerien in Berlin und Düsseldorf betreibt. Er stellt Klees Werke in seiner Berliner Galerie aus. Reise nach Ägypten und Italien. Besucht Alexandria, Kairo, Luxor und Assuan. Ausflüge führen ihn zu den Pyramiden nach Gize, nach Luxor zu den Tempeln von Karnak und ins Tal der Könige. Rückreise über Syrakus, Neapel, und Mailand. Klees Essay>Ex-akte Versuche im Bereich der KunstTheorie der FormenTextile Komposi-tionGrundlegende Kom-position<.

1929 Klee tritt dem Deutschen Künstlerbund bei. Sein fünfzigs-ter Geburtstag wird durch Ausstellungen in ver-schiedenen bedeutenden Galerien gefeiert. In den Cahiers d'Art erscheint Will Grohmanns Klee-Monogra-phie.

1930 Dritte Einzelausstellung in der Berliner Galerie Alfred Flechtheim und im "Museum of Modern Art" in New York.

1931 Klees Vertrag mit dem Bauhaus endet. Er wird Professor für Malerei und Mitglied der Fakultät der Düsseldorfer Akademie. Er unterrichtet Maltechnik und hat nur wenige Studenten. Sommerreise an die Biskaya. Das Dezem-berheft der Bauhaus-Zeitschrift für Gestaltung ist Klee gewidmet.

1932 In Düsseldorf malt Klee pointillistische, heitere, mosaik-artige Bilder, während er in Dessau konstruktivistisch weiterarbeitet. Er besucht die Picasso-Ausstellung im Kunsthaus Zürich.

1933 Hitler wird deutscher Reichskanzler. Während Klees Abwesenheit wird Ende März sein Haus in Dessau von den Nationalsozialisten durchsucht. Klee, als>entarteter Künstler< klassifiziert, wird fristlos seines Amtes an der Düsseldorfer Akademie enthoben. Daniel-Henry Kahnweiler, der in Paris die Galerie Simon leitet, wird von Flechtheim, der Deutschland verlässt, dazu angeregt, einen Generalvertrag mit Klee abzuschließen. Klee be-sucht in Paris Picasso. Ende Dezember emigriert er mit Lily in die Schweiz. Intensive Schaffensperiode trotz be-ginnender Krankheit.

1934 Erste Ausstellung in England in der Mayor Gallery in London. Ausstellung in der Galerie Simon, Paris. Begeg-net Ernst Ludwig Kirchen. Will Grohmanns Werk>Paul Klees Handzeichnungen< wird von der Gestapo be-schlagnahmt.

1935 Die Kunsthalle Bern stellt 273 seiner Werke aus, die Ausstellung geht - in vermindertem Umgang - an die Kunsthalle Basel. Beginn einer ernsten Krankheit. Will Grohmanns Buch über Klees Zeichnungen von 1921 bis 1930 erscheint und wird während der Auslieferung an die deutschen Buchhandlungen von den Nationalsozialisten konfisziert.

1936 Klees Zustand verschlechtert sich, sein Leiden wird als Sklerodermie diagnostiziert, eine unheilbare Krankheit. Er begibt sich zu einer Kur. Es entstehen nur 25 Werke.

1937 17 Arbeiten von Klee sind auf der Ausstellung>Entartete Kunst< in München zu sehen, 102 Werke von Klee wer-den in öffentlichen deutschen Sammlungen beschlag-nahmt. Die Beschlagnahmung erfolgt ohne rechtliche Grundlage. Curt Valentin von der Buchholz Gallery in New York verstärkt die Kontakte zu Klee in der Hoffnung, ihn in Amerika vertreten zu können. Klee erholt sich so gut, dass er wieder arbeiten kann; in diesem Jahr entste-hen 264 Werke. Picasso, Braque und Kirchner besuchen Klee in Bern.

1938 Ausstellung in Paris in der Galerie Simon und in der Ga-lerie Balay et Carré. Im Frühjahr unterzeichnet Klee einen Kontrakt mit Karl Nierendorf in New York. Teil-nahme an der Bauhaus-Ausstellung im Museum of Modern Art.

1939 Bewirbt sich zum zweiten Mal um die schweizerische Staatsbürgerschaft, nachdem ein früherer Antrag aus technischen Gründen abgelehnt worden war. Es ent-stehen um die 1300 Arbeiten, zumeist Zeichnungen.

1940 Ausstellung von Werken Klees aus der Zeit von 1933 bis 1940 im Kunsthaus Zürich aus Anlass seines im Jahr zu-vor begangenen sechzigsten Geburtstages. Im Mai zieht sich Klee in ein Sanatorium zurück, im Juni geht er in ein Hospital in Muralto-Locarno im Tessin, wo er am 29. Juni stirbt. Sein Antrag, Schweizer Staatsbürger zu werden, wird erst nach seinem Tode genehmigt.

Paul Klee in den Augen anderer

Oskar Schlemmer:

Klee ist der feinste bekannte, moderne Geist, und seine plumpsten Nachahmer finden bei den Kunstschreibern eher Verständnis als er, der Echte. Klees Tat ist ganz wunderbar. In einem Minimum von Strich kann er seine ganze Weisheit offenbaren. So zeichnet ein Buddha. Ruhig, in sich ruhend, von keiner Leidenschaft bewegt, der unmonumentalste Strich, weil suchend und kindlich, um Größe zu offenbaren. Er ist alles; innig, zart und vieles andere Beste, und dies vor allem: er ist neu. Hier ist, wie Blake sagt, Größe der Idee, weil Präzision der Idee. Die Taten aller bedeutenden Menschen haben ihre Wurzel in einer einfachen, aber alles umfassenden Erkenntnis. Diese gefunden zu haben, bedeutet, sich selbst gefunden zu haben und damit die Welt und alle Dinge.

Tagebuch, September 1916

Theodor Däubler:

Alles, was Klee gibt, muss vollgekonnte männliche Kunst genannt werden. Die obere Einfachheit liegt nur darin, dass seine ganze Schulung und kräftige Überlieferung, kurz die verblüffende Virtuosität des Künstlers, ins Nervische übergegangen ist. Folglich hat Klee in einem entscheidenden Augenblick gewußt, sich von allerhand herkömmlichem Können freizumachen, das bereits Geleistete durch genialen Entschluß zu beflügeln... Sein Erinnern war abgründig geworden: es braucht keine Lehrer mehr, wer den Wächter in sich selbst aufgerufen hat.

Der neue Standpunkt. 1916

Adolf Behne:

Die kleinen libellenhaften Bilder Paul Klees sind so erschütternd, weil sie in einer rührenden Unpathetik die Welt des Größten in sich tragen. Sie sind Keime eines kommenden herrlichen Jahrhunderts, unendlich zarte, unendlich reiche Keime. Behutsam gehen wir mit ihnen um, wie mit eingerollten Zauberformeln.

Paul Klee. In: Die weißen Blätter. 1917

Wilhelm Hausenstein:

Vielleicht ist Klees Einstellung überhaupt nur dem musikalischen Menschen begreiflich - wie Klee selbst einer der köstlichsten Geiger von Bach und Händel ist, die je über die Erde gingen. Musik ist nicht darstellend; sie ist Figur; von den Dingen gibt sie nicht die Mitte, das Dasein, die Plastik, sondern das Citra und Ultra. Bei Klee, dem deutschen Klassiker des Kubismus, ist das Musikalische der Welt also Begleiter, vielleicht sogar Gegenstand einer Kunst geworden, die einer in Noten geschriebenen Komposition nicht unähnlich scheint. Dabei bleibt aber wesentlich, dass alles Musikalische an Klee, wie immer es mit seiner Malerei verknüpft sein mag, klassischen und romantischen, nicht wagnerisch naturalistischen Geistes ist.

Ãœber Expressionismus in der Malerei.1919

Paul Westheim:

Paul Klee ist kein Maler für viele, sondern für die wenigen, die -man verzeihe den Ausdruck - Musik in den Augen haben. Wenn er Märchen erzählt, so sind es Abenteuer der Linie, der Farben, nicht Geschichten, die aus der Literatur ins Bild übertragen sind. Eine Linie steigt an und plötzlich kommt da wie ein Hai eine andere, größere Linie angefahren und kappt sie weg. Eine Tragödie in Tusche und Aquarell, atemlos spannend für den, der so was zu lesen versteht... Nun gibt es ja eine Unmenge prosaischer Naturen, die keine Phantasie und kein Organ für das Poetische haben. Alles, was über das Wahrscheinliche hinausgeht, ist für sie Hirngespinst, dummes Zeug. Ihnen ist natürlich nicht zu helfen, man kann sie nur bedauern. Wir anderen aber lieben Paul Klee... Bei ihm liegt das Märchenhafte im künstlerischen Sehen, in dem Spiel der Linien, in dem Zauber der Farben, im Wunder einer schöpferischen Phantasie. Er ist ein Malpoet, und es ist etwas Bestrickendes in den Visionen dieses Malpoeten, der in der Empfindung, in der Gestuftheit des Empfindens vergleichbar ist mit Hölderlin.

Helden und Abenteuer. 1931

Will Grohmann:

Die Größe Klees liegt in der Unbeirrbarkeit und der Treue zu seinem Ich. Er forderte von sich das Letzte und opferte auf jeder Stufe der Entwicklung, sogar den Erfolg. Er schritt über ihn hinweg, ließ sich von seinem Ruhm nicht einholen und dachte nur daran, wie er es besser machen könne. Diese Zielstrebigkeit hinderte ihn aber nicht, heiter z sein. Er nahm die erregendsten Dinge mit Gelassenheit auf und wandte sie ins Sinnvolle. War heiter auch in der Arbeit, denn sie erweckte seine stärksten Kräfte; indem er sich auf der bildnerischen Ebene immer intensiver orientierte, antworteten ihm immer tiefere Geheimnisse.

Vielleicht werden viele Freunde der Kunst Klees die Arbeiten zwischen 1920 und 1930 den späten Realisierungen vorziehen und nicht ganz verstehen, warum die Preisgabe so vieler>SchönheitStirb und Werde<. Er verleugnete damit nichts von dem, was er je geschaffen hatte, auch die Anfänge nicht, er hatte Stein auf Stein gesetzt, und sie waren alle notwendig und richtig gewesen, das Werk war mit ihm gewachsen. Ob er 1940 fertig war, wer wagte das zu entscheiden; der Metamorphosen gab es bei ihm viele, aber vielleicht übersprang Klee nahe dem Ende eine Anzahl solcher Übergänge, um mit dem Tode ganz im Einklang zu sein.

Paul Klee. 1954

Blauer Reiter

Im Jahre 1912 schließt sich Paul Klee dem Blauen Reiter an. "Der Blauer Reiter" nannte sich eine Gruppe von Malern unterschiedlicher Strömungen wie Abstraktion und Expressionismus, die sich 1911 in München zusammenschloß und eine zentrale Bedeutung für die Entwicklung der modernen Kunst erlangte. Der Begriff leitet sich von einem gleichnamigen, 1903 entstandenen Gemälde des russischen Künstlers Wassilj Kandinsky ab. Gemeinsam mit Franz Marc organisierte er im Zeitraum von 1911 bis 1914 verschiedene Ausstellungen, in der sich die Kräfte der Avantgarde sammelten. 1912 gaben sie den Almanach "Der Blaue Reiter" mit Texten und Bildern zu Kunst, Theater und Musik heraus.

Der Gruppe lag kein festes Programm zugrunde, sondern sie hatte sich zum Ziel gesetzt "die bisherigen Grenzen des künstlerischen Ausdrucksvermögens zu erweitern" (Kandinsky). Neben Kandinsky und Marc beteiligten sich unter anderem Paul Klee, Gabriele Münter, Franz Marc, Alexej von Jawlensky und Heinrich Campendonk an den Ausstellungen und Aktivitäten des "Blauen Reiter". Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs zerfiel die Gruppe 1914. Verschiedene künstlerische Ansätze und Ideen brachten Kandinsky und Klee später als Lehrer in das Bauhaus ein.

Das Bauhaus

Im Oktober 1920 wird Paul Klee ans Bauhaus berufen, indem er von 1920 bis 1931 als Lehrkraft wirkt. Doch was ist das Bauhaus, welche Bedeu-tung hatte es?

Im April 1919 wird unter der Leitung von Walter Gropius das Bauhaus ge-gründet. Die Bauhaus-Schule residierte zunächst von 1919 bis 1925 in Weimar und vereinigte Architekten, Maler und Designer, darunter Wassilij Kandinsky, Paul Klee, Lyonel Feininger und Oskar Schlemmer. Erklärtes Ziel der Bauhaus-Bewegung war die Aufhebung der traditionellen Trennung von freier und angewandter Kunst.

Der erste Rektor des Bauhauses, Walter Gropius entwarf selbst die innovativen Gebäude in Dessau, in die die Schule von 1925-1932 übersiedelte. 1932 wurde das Bauhaus nach Berlin verlegt und dort 1933 aufgelöst. Der letzte Direktor des Bauhauses war Ludwig Mies van der Rohe.

Die neue Architektur bewies ihre Leistungsfähigkeit in den neuen Siedlungen von Berlin und Frankfurt. Die in der 1927 gebauten Weißenhofsiedlung zusammengestellten Hausentwürfe von Ludwig Mies van der Rohe, Walter Gropius, dem Holländer J. J. P. Oud und dem Schweizer Le Corbusier markieren den Wendepunkt zu einer Ausrichtung der Architektur auf ein besseres Leben für den Durchschnittsbürger.

Ein weiteres Beispiel für die Bauhausarchitektur war der deutsche Pavillion auf der Weltausstellung in Barcelona 1929. Er bestand aus eher traditionellen Materialien wie Travertin, Marmor und Onyx in Kombination mit modernen Materialien wie verchromtem Stahl.

Nachdem die Gestapo das Bauhaus im April 1933 geschlossen hatte, beschloß das Lehrerkollegium im Sommer des gleichen Jahres die Auflösung des Instituts. Ludwig Mies van der Rohe und Walter Gropius siedelten in die USA über. Le Corbusier setzte den Einfluß des Bauhauses bei Bauvorhaben in Frankreich, der Schweiz und in Indien weiter fort.

Quellenverzeichnis

1. Paul Klee Autor: Carola Giedion-Welcker Verlag: Rowohlt Taschenbuch

2. Die Zwitschermaschine Verlag: Eulenspiegel Verlag Berlin

3. Paul Klee - Die Zeit der Reife Autor: Manfred Fath

4. Das Grosse Lexikon 1998 CD Firma: Data Becker

5. Internet

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